Vertex–Operatoren,
Darstellungen der Virasoro–Algebra
und konforme Quantenfeldtheorie
Dissertation
zur Erlangung des Doktorgrades
der Naturwissenschaften
vorgelegt beim Fachbereich Mathematik
der Johann Wolfgang Goethe–Universität
in Frankfurt am Main
von
Wolfram Boenkost
aus Frankfurt Frankfurt 1994
(D F 1)
vom Fachbereich Mathematik der
Johann Wolfgang Goethe–Universität als Dissertation angenommen.
Dekan: Prof. W. Schwarz
Gutachter: Prof. F. Constantinescu und Prof. H. F. de Groote
Datum der Disputation: 11.7.1994
Zusammenfassung
In dieser Arbeit werden die mathematischen Grundlagen zur Konstruktion der
primären Felder der minimalen Modelle der konformen Quantenfeldtheorie
beschrieben.
Wir untersuchen Verma– und Fock–Moduln der Virasoro–Algebra und
klassifizieren diese Moduln bezüglich der Struktur der (ko–) singulären
Vektoren. Wir definieren die Vertex–Operatoren zwischen gewissen
Fock–Moduln (die eine kanonische Hilbertraumstruktur besitzen) und
beweisen verschiedene Eigenschaften dieser Operatoren: Unter bestimmten
Voraussetzungen sind Vertex–Operatoren dicht definierte, nicht
abschlie\3bare Operatoren zwischen den Fock–Moduln. Radialgeordnete
Produkte von Vertex–Operatoren existieren auf einem dichten Teilraum. Wir
beweisen Kommutatorrelationen zwischen Vertex–Operatoren und den
Generatoren der Virasoro–Algebra. Dann definieren wir die integrierten
Vertex–Operatoren und zeigen, da\3 diese Operatoren im wesentlichen wieder
die Eigenschaften der nichtintegrierten Vertex–Operatoren haben. Gewisse
integrierte Vertex–Operatoren können mit konformen Felder identifiziert
werden. Ein unter den Vertex–Operatoren invarianter Unterraum der
Fock–Moduln kann mit dem physikalischen Zustandsraum identifiziert
werden.
Inhaltsverzeichnis
toc
Einleitung
Physikalischer Hintergrund
Systeme der klassischen statistischen Mechanik am kritischen Punkt besitzen keine natürliche Längenskala, sie sind skaleninvariant. Nach der Wilson’schen Idee der Renormierungsgruppe wird das Verhalten des Systems am kritischen Punkt durch einen Fixpunkt der Renormierungsgruppe beschrieben.
Man kennt verschiedene Beispiele, in denen Modelle der klassischen statistischen Mechanik im Kontinuumlimes euklidischen Quantenfeldtheorien entsprechen. Falls das System an einem kritischen Punkt ist, so entspricht der Renormierungsgruppenfixpunkt nach einer Vermutung von Polyakov einer nicht nur skaleninvarianten, sondern sogar konform invarianten euklidischen Quantenfeldtheorie. Von dieser konformen Quantenfeldtheorie kann man Osterwalder–Schrader–Positivität annehmen, falls das statistische System eine lokale Wechselwirkung hat (z. B. nächste Nachbarn) und eine selbstadjungierte Transfermatrix besitzt.
Eine weitere Hypothese in der Theorie der kritischen Phänomene besagt, da\3 die “kritischen Exponenten”, die das Verhalten der sogenannten Ordnungsparameter in der Nähe des kritischen Punktes beschreiben, nicht mehr von speziellen Eigenschaften des Systems wie z. B. der genauen Form der Wechselwirkung abhängen, vielmehr haben ganze Klassen von Modellen die gleichen kritischen Exponenten und damit das gleiche Verhalten am kritischen Punkt. Dies wird mit der Universalität der kritischen Exponenten bezeichnet.
Der springende Punkt ist nun, da\3 der Formalismus der konformen Quantenfeldtheorie in zwei Dimensionen es erlaubt, die kritischen Exponenten zu berechnen, man kann auf diese Weise bestimmte konforme Theorien mit Modellen der statistischen Mechanik, deren kritische Exponenten bekannt sind, identifizieren. Hier seien dabei das Isingmodell, das trikritische Isingmodell und das 3—state Potts–Modell genannt [Car, ZZ]. Aus diesem Grund gab (und gibt) es ein gro\3es Interesse an der Klassifikation aller konformen Theorien, auf diesem Wege lie\3en sich dann auch alle kritischen Punkte klassifizieren. Diese Klassifikation aller konformen Quantenfeldtheorien ist bis heute nicht vollendet, es wurden aber eine ganze Reihe von Serien konformer Theorien gefunden, siehe z. B. [BG]. Die erste Serie von konformen Modellen, die von A. Belavin, A. Polyakov und A. B. Zamolodchikov [BPZ] entdeckte Serie der minimalen Modelle, ist der Gegenstand dieser Arbeit.
Einen weiteren Grund für das Interesse an konformer Quantenfeldtheorie in zwei Dimensionen ist die Stringtheorie. Man erhofft sich, durch die Untersuchung von konformen Quantenfeldtheorien einen Überblick über mögliche Stringmodelle zu verschaffen. Jede konforme Quantenfeldtheorie liefert einen möglichen Grundzustand für ein Stringmodell. Bemerkenswerterweise spielen auch hier die zweidimensionalen Theorien eine entscheidende Rolle; die Weltfläche eines Strings ist eine zweidimensionale Mannigfaltigkeit mit einer komplexen Struktur, d. h. eine Riemannsche Fläche. Auch die Feynman–Graphen werden in der String–Theorie durch Riemannsche Flächen ersetzt. Deshalb interessiert man sich in diesem Rahmen insbesondere für konforme Theorien auf Riemannschen Flächen von beliebigem Geschlecht. Wir werden aber nur Theorien in der komplexen Ebene bzw. auf betrachten.
Wir wollen nun etwas genauer auf die konforme Invarianz einer Theorie eingehen, vgl. hierzu [SA, Car, Gin]. Ein Diffeomorphismus einer (Pseudo–) Riemannschen Mannigfaltigkeit hei\3t konform, wenn er die Metrik nur um einen –Faktor ändert. Deshalb enthalten die konformen Transformationen auch die Poincarè–Transformationen, da diese die Metrik invariant lassen. Für , mit kanonischer Metrik der Signatur hat die Gruppe der (globalen) konformen Transformationen die Dimension , ist also insbesondere endlichdimensional. mit der euklidischen Metrik ist von besonderer Bedeutung, die konformen Transformationen entsprechenden dann den holomorphen und antiholomorphen Funktionen, die Symmetriegruppe ist also unendlichdimensional. Nur die Moebius–Transformationen (und ihre antiholomorphen Partner) erzeugen globale konforme Transformationen, jede (anti–)holomorphe Funktion erzeugt aber eine lokale konforme Transformation.
Um den Unterschied zwischen lokalen und globalen Transformationen zu eliminieren, geht man zu den infinitesimalen Generatoren konformer Transformationen über, die durch für gegeben sind. definieren meromorphe Vektorfelder auf und erfüllen die Witt–Algebra
(1) |
sind die infinitesimalen Generatoren der Moebius–Transformationen, sie bilden eine –Unteralgebra. Analog erzeugen die antiholomorphen Funktionen eine Witt-Algebra, deren Generatoren wir mit bezeichnen.
Auf dem Quantenlevel erhält man als Symmetriealgebra die Virasoro–Algebra, die die eindimensionale zentrale Erweiterung der Witt-Algebra ist. Die zentrale Erweiterung kann man als Schwinger–Term oder Anomalie interpretieren, bei der Quantisierung wird die klassische Symmetrie zerstört. Die Relationen der Virasoro–Algebra sind
(2) |
Die komplexe Lie–Algebra, erzeugt durch und bezeichnen wir mit Vir. Bemerkenswerterweise bilden wieder eine –Unteralgebra, die globale konforme Symmetrie wird also durch den Schwinger–Term nicht beeinflu\3t. Die volle Symmetrie–Algebra ist (bei den von uns untersuchten Modellen) die direkte Summe .
Konforme Quantenfeldtheorie Mathematik
Der Zustandsraum der konformen Quantenfeldtheorie ist ein
Virasoro–Modul.
Aus physikalischen Gründen untersucht man graduierte Höchstgewichtsmoduln
von Vir, denn es soll im Zustandsraum einen zyklischen Vektor (den
Vakuumvektor) minimaler Energie geben. Die Graduierung wird von
–Eigenräumen erzeugt.
Die geeignete Klasse von Darstellungen von Vir liefern die Verma–Moduln für , wobei durch dargestellt wird und für gilt. Moduln mit diesen Eigenschaften hei\3en Moduln vom Typ . haben die Dimension , wobei die Partitionsfunktion ist. Die Bausteine des Zustandraumes sind die irreduziblen Quotienten von Verma–Moduln, diese Moduln bezeichnen wir mit . ist durch das Modell festgelegt, der Zustandsraum hat also die Form
(3) |
Für Modelle ohne Spin (wie wir sie hier ausschlie\3lich betrachten) gilt . Eine der Eigenschaften der konformen Quantenfeldtheorie ist es, da\3 zu jedem Summand in (3) ein spezielles “primäres” Feld assoziert ist. Ein primäres Feld ist dabei über eine spezielle Form des Kommutators mit den Elementen von Vir charakterisiert. Die primären Felder kann man analog zu (3) zerlegen, die Faktoren, die man dabei erhält, nennt man konforme Felder. A. Belavin, A. Polyakov und A. B. Zamolodchikov lösten in der bahnbrechenden Arbeit [BPZ] das Problem, für bestimmte Werte von endliche Indexmengen zu finden, so da\3 die von den primären Feldern erzeugte Operatoralgebra schlie\3t. Diese so erhaltenen Modelle sind genau die minimalen Modelle.
Aus der vorhergegangenen Diskussion ergeben sich zwei Aufgaben für die
mathematische Behandlung der konformen Quantenfeldtheorie:
Man mu\3 die Darstellungstheorie der Symmetrie–Algebra, in diesem Fall der
Virasoro–Algebra untersuchen, und danach mu\3 man die konformen Felder
zwischen bestimmten Moduln der Virasoro–Algebra konstruieren.
Zunächst zur Darstellungstheorie von Vir:
Auf den Verma–Moduln gibt es eine kanonische kontravariante Form, die Shapovalov–Form. Diese Form zerfällt in eine direkte Summe von Formen auf . Aussagen über die Irreduzibilität der Verma–Moduln lassen sich auf Aussagen über die Shapovalov–Form zurückführen. Diese Form induziert eine Form auf und somit auch auf . Eine Frage, die in [BPZ] nicht beantwortet wurde war die, ob diese Form positiv definit ist und man damit zu einem Hilbertraum machen kann. In diesem Fall wäre die konforme Quantenfeldtheorie auch positiv im Sinne von Osterwalder–Schrader.
Gerade diese Bedingung der Unitarität hat die Entwicklung der konformen Quantenfeldtheorie im Sinne der axiomatischen Feldtheorie verzögert [Mack], es ist ein hochgradig nichttriviales Problem, unitäre Darstellungen der Virasoro–Algebra zu finden. Dieses Problem wurde erst von [GKO, FQS] gelöst. Es zeigte sich, da\3 die unitären Modelle eine Teilmenge der minimalen Modelle sind. Die erwähnten Modelle der statistischen Mechanik lassen sich mit bestimmten unitären Modellen identifizieren.
V. Kac stellte in [Kac1] eine Vermutung über die Determinanten der Shapovalov–Form als Funktion von auf. Aufgrund der nichtlinearen Abhängigkeit von im Kommutator (2) treten in dieser Determinante kompliziertere Terme auf als in vergleichbaren Determinantenformeln für Kac–Moody–Algebren [Kac2].
B. Feigin und D. Fuks gelang in [FF] ein Beweis dieser Determinantenformel. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Beweisen für diese Formel [KR, TK]. Wir geben einen von [TK, RC1, Th] motivierten Beweis unter Verwendung von Ergebnissen aus Kapitel 4. (Die Ergebnisse dieses Kapitels sind selbstverständlich unabhängig von der Kac–Formel.)
Zur Konstruktion der konformen Felder:
V. Dotsenko und V. Fateev gelang es in [DF1], die konformen Felder zu realisieren. Dabei gingen sie vom freien bosonischen Feld aus und fanden, da\3 die Korrelationen von denen der konformen Theorie mit entsprechen. (: : bezeichnet die Wick–Ordnung, ohne die das Exponential nicht existiert.) bezeichnet man als (freien) Vertex–Operator. Durch geeignete Abschirmungen der Vertex–Operatoren konnten sie Realisierungen der Korrelationen konformer Felder für alle minimalen Modelle finden. In [DF2] verwendeten sie diese Realisierung, um Integraldarstellungen für die Vierpunktfunktionen der minimalen Modelle anzugeben.
G. Felder ging in [Fe1] weiter und realisierte die Vertex–Operatoren im bosonischen Fock–Raum, wie es üblicherweise in der Stringtheorie gemacht wird. Auch die Virasoro–Algebra lä\3t sich im Fock–Raum über Erzeuger– und Vernichter–Operatoren realisieren, man kann auf diese Weise Fock–Moduln vom Typ definieren. Es liegt nun nahe, die Fock–Moduln als Ersatz von zu verwenden.
Der Vorteil dieser Moduln ist, da\3 man eine kanonische Hilbertraumstruktur geschenkt bekommt und deshalb die Frage der Unitarität von Darstellungen zunächst keine Rolle spielt. Andererseits sind die Fock–Moduln komplizierter als die Verma–Moduln, sie sind i. A. auch keine Höchstgewichtsmoduln.
Bestimmte abgeschirmte Vertexoperatoren erfüllen dieselben Kommutatoren mit den Elementen von Vir wie die konformen Felder. Der entscheidende Fortschritt von G. Felder war nun, da\3 er die Beziehung zwischen den Verma–Moduln (oder den Moduln ) und den Fock–Moduln der minimalen Modelle auf elegante Weise klären konnte: Er konnte zeigen, da\3 ein Ko–Rand–Operator zwischen bestimmten Fock–Moduln existiert, so da\3 eine Kohomologiegruppe einer Sequenz von Fock–Moduln ist. wird auch als BRST–Operator bezeichnet (BRST steht für Becchi, Rouet, Stora und Tyupin), in der Stringtheorie werden BRST–Operatoren verwendet um den Zustandsraum frei von “Ghost–Zuständen” zu machen [Kaku]. Formal hat auch hier genau diese Funktion, aber nicht die physikalische Interpretation aus der Stringtheorie.
Weiter konnte G. Felder zeigen, da\3 die abgeschirmten Vertex–Operatoren Ketten–Abbildungen sind und sie damit Abbildungen auf induzieren, die mit den konformen Feldern identifiziert werden können.
Zur mathematischen Genauigkeit der Arbeiten von V. Dotsenko, V. Fateev und G. Felder ist folgendes zu sagen: Die Arbeiten [DF1, DF2] sind physikalischer Natur, die erwähnte Identifizierung verwendet zur Berechung von Korrelationen von Vertex–Operatoren das Funktionalintegral. In der Arbeit [Fe1] wird auf das Funktionalintegral zugunsten der Realisierung der Vertex–Operatoren auf Fock–Moduln verzichtet. Die Vertex–Operatoren selber werden aber nur auf formale Weise behandelt.
Dies war der Ansatzpunkt und die Motivation dazu, die Vertex–Operatoren als Operatoren im Hilbertraum zu untersuchen und allgemeine Eigenschaften dieser Operatoren zu beweisen, die es unter anderem erlauben, die von G. Felder angegebene Konstruktion auf mathematisch korrekte Weise durchzuführen.
Wir beschreiben nun kurz den Inhalt der einzelnen Kapitel.
In Kapitel 1 führen wir die Verma– und Fock–Moduln ein. Wir definieren die Shapovalov–Form und geben Determinantenformeln an und geben einen Beweis, der Ergebnisse aus Kapitel 4 verwendet. Au\3erdem behandeln wir kurz die Ergebnisse über die Unitarität von Vir–Moduln.
In Kapitel 2 verwenden wir die Kac–Determinantenformel, um die Verma–
und Fock–Moduln genauer zu analysieren. Es gibt in diesen Moduln eine
ausgezeichnete Menge von Vektoren, die (ko–)singulären Vektoren. Im
Falle der Verma–Moduln, die nur singuläre Vektoren enthalten, erzeugt
jeder singuläre Vektor einen Untermodul, der wieder isomorph zu einem
Verma–Modul ist. Mit Hilfe der Jantzen–Filtration klassifizieren wir die
Verma–Moduln nach der Struktur der singulären Vektoren, gleichzeitig
erhält man die Charakterisierung aller Untermoduln von und Homomorphismen
zwischen Verma–Moduln.
Danach untersuchen wir die Fock–Moduln. Hier ist die Situation
komplizierter, da die Fock–Moduln auch ko–singuläre Vektoren enthalten
können und i. allg. auch keinen zyklischen Vektor besitzen. Auch die
Fock–Moduln können wir nach der Struktur der (ko–)singulären Vektoren
klassifizieren.
Die Ergebnisse von Kapitel 2 sind bis auf einen Fehler in der
Klassifikation der Fock–Moduln in [FF] enthalten. Der Beweis der
Klassifikation der Verma–Moduln verwendet aber andere (elementare)
Methoden, die von [RCW] motiviert sind. Bei der Klassifikation der
Fock–Moduln verwenden wir die Ideen aus [FF]. Diesen Teil kann man
als Ausarbeitung von [FF] sehen.
In Kapitel 3 definieren wir die Vertex–Operatoren als unbeschränkte
Operatoren im Fock–Raum. Wir zeigen, da\3 diese Operatoren unter gewissen
Voraussetzungen dicht definiert sind und Produkte dieser Operatoren auf
dichten Teilmengen existieren. Die Beziehung zur Virasoro–Algebra
entsteht, wenn wir Kommutatoren zwischen (Produkten von)
Vertex–Operatoren und Elementen der Virasoro–Algebra beweisen.
Dann zeigen wir eine nützliche Faktorisierung der Vertex–Operatoren in
einen Hilbert–Schmidt–Operator und einen diagonalen, selbstadjungierten
Operator. Damit können wir die Vertex–Operatoren auf einen einfach zu
charakterisierenden Definitionsbereich fortsetzen. Wir beenden dieses
Kapitel mit einem Beweis, da\3 die Vertex–Operatoren nicht abschlie\3bar
sind.
Die Ergebnisse von Kapitel 3 sind teilweise veröffentlicht in
[BC, Boe].
In Kapitel 4 führen wir die integrierten Vertex–Operatoren ein, die auch als abgeschirmt bezeichnet werden. Zunächst konstruieren wir so einen nichttrivialen Intertwiner zwischen gewissen Fock–Moduln; die Existenz dieses Intertwiners erlaubt den Beweis der Kac–Determinantenformel. Dann führen wir allgemeinere integrierte Vertex–Operatoren ein und zeigen, da\3 das Produkt von abgeschirmten Vertex–Operatoren unter bestimmten Voraussetzungen existiert.
In Kapitel 5 kommen wir zur Anwendung unserer Ergebnisse auf die minimalen Modelle der konformen Quantenfeldtheorie. Nach einer kurzen Einleitung über die konforme Quantenfeldtheorie und die minimalen Modelle definieren wir die konformen Felder zwischen den Fock–Moduln. Dann definieren wir den Ko–Rand–Operator , der im wesentlichen der Intertwiner aus Kapitel 4 ist. Wir zeigen, da\3 eine Sequenz von Fock–Moduln existiert, deren Kohomologiegruppe der entsprechende irreduzible Vir–Modul ist. Wir definieren eine Hilbertraumstruktur auf der Kohomologiegruppe und zeigen, da\3 die konformen Felder mit kommutieren und dicht definierte Operatoren in den Kohomologiegruppen induzieren. Diese können wir mit den physikalischen konformen Feldern identifizieren, wir haben somit die primären Felder konstruiert.
Kapitel 1 Die Virasoro–Algebra
1 Definitionen
Die Virasoro–Algebra wurde von Physikern in der String–Theorie als die Moden–Algebra des Energie–Impuls Tensors entdeckt, vgl. S. Mandelstam, [Man]. Genau diese Rolle spielt sie auch in der konformen Quantenfeldtheorie. Konkret ist die Virasoro–Algebra die (eindimensionale) zentrale Erweiterung der Witt–Algebra, der Lie–Algebra der polynominalen Vektorfelder auf . Die Virasoro–Algebra ist die komplexe Lie–Algebra gegeben durch
(1) |
Mit und haben wir eine Cartan–Zerlegung . Vir wird eine (–)graduierte Lie–Algebra, wenn wir und setzen.
Wir wiederholen nun einige Begriffe der Darstellungstheorie.
Sei ein Vir–Modul. hei\3t graduiert, wenn
mit gilt. Ein graduierter Modul hei\3t von
endlichem Typ, falls für alle gilt. Zu jedem Modul
von endlichem Typ definieren wir den dualen Modul durch und den kontragredienten Modul
durch .
Sei die universelle einhüllende Algebra von Vir. hei\3t ein Höchstgewichtsmodul, wenn ein Vektor mit und existiert. wird als Höchstgewichtsvektor oder Vakuumvektor bezeichnet.
Seien . Ein graduierter Vir–Modul hei\3t vom Typ , wenn für alle und für gilt. Jeder irreduzible graduierte Vir–Modul von endlichem Typ ist ein Modul vom Typ für geeignete . Ein von Null verschiedener Vektor hei\3t singulärer Vektor (vom Typ ), falls , und gilt. Dual dazu hei\3t ein Vektor vom Grad kosingulärer Vektor, falls gilt.
2 Die Verma–Moduln und die Kac–Formel
Wir definieren nun Verma–Moduln: Für ist der Modul vom Typ , der als –Modul ein freier Modul mit einem erzeugendem Element ist. Die Vektoren , , bilden dann eine Basis von . Es gilt , wobei die Partitionsfunktion ist. Die Verma–Moduln haben die bemerkenswerte Eigenschaft der Ko–Universalität, d.h zu jedem Modul mit einem singulären Vektor vom Typ gibt es genau einen Vir–Homomorphismus , der auf abbildet. Dual dazu sind die kontragredienten Verma–Moduln universell, d.h. zu jedem Modul mit einem singulären Vektor vom Typ gibt es genau einen Homomorphismus , der auf abbildet.
Es gibt genau einen irreduziblen Höchstgewichtsmodul vom Typ , diesen Modul bezeichnen wir mit . Mit Hilfe der Verma–Moduln können wir diesen Modul konstruieren: Die Verma–Moduln sind, da sie von einem zyklischen Vektor erzeugt werden, unzerlegbar. Man überlegt sich leicht, da\3 einen grö\3ten echten Untermodul enthält, der durch
gegeben ist. Es gilt dann .
Das wichtigste Hilfsmittel zur Untersuchung der Verma–Moduln ist die Shapovalov–Form bzw. die Shapovalov–Abbildung. Letztere ist einfach die kanonische Abbildung . Setzen wir diese Abbildung in die (bilineare) duale Paarung ein, erhalten wir eine symmetrische Bilinearform , die Shapovalov–Form, die wir ebenfalls mit bezeichnen. Die fundamentale Eigenschaft der Shapovalov–Form ist
(2) |
zerfällt in eine direkte Summe von Bilinearformen auf , die wir mit bezeichnen. Wegen (2) ist es äu\3erst interessant, genaue Information über zu bekommen. Kac gelang es in [Kac1], die Determinante der Shapovalov–Formen als Funktion von und anzugeben, der erste Beweis der Formel stammt von [FF]. Im Gegensatz zu dem “fermionischen” Beweis von [FF] werden wir einen “bosonischen” Beweis der Kac–Formel führen, der von [TK], [RC2] und [Th] motiviert ist. Es gibt zwei Varianten dieses Theorems.
Satz 2.1
Es gilt mit Konstanten
(3) |
mit
(4) | |||||
Die Variante ist:
Satz 2.2
Die gemeinsame Idee der Beweise zu Satz 2.1 bzw. 2.2 ist die Konstruktion von Intertwinern zwischen gewissen Vir–Moduln. Der Beweis, den wir angeben werden, fällt mehr oder weniger aus den Resultaten aus Kapitel 3 und 4 ab. Insbesondere die Frage nach der Nichttrivialität der konstruierten Intertwiner ist im Vergleich zu [TK] einfacher beantwortet. Wir werden eine weitere Klasse von Vir–Moduln benötigen, die wir nun einführen.
3 Fock–Darstellungen der Virasoro–Algebra
Sei
die Heisenbergalgebra. hat irreduzible, unitäre Darstellungen auf Hilberträumen mit folgenden Eigenschaften ([Put]):
-
(i)
Alle () werden dargestellt durch unbeschränkte, abgeschlossene, dicht definierte Operatoren, die wir wieder mit bezeichnen. Es gibt einen dichten Teilraum , der invariant unter allen Elementen von ist.
-
(ii)
Es existiert ein zyklischer Vektor mit und .
-
(iii)
Die Vektoren
für die Multiindizes mit und bilden eine Orthonormalbasis von . Dabei haben wir und gesetzt.
-
(iv)
Es gilt für und
-
(v)
(7)
Als Hilberträume unterscheiden sich die nicht, der einzige Unterschied liegt in der Darstellung von und auf , die durch Multiplikation mit bzw. gegeben ist. Das ist auch der Grund, weshalb das Skalarprodukt in nicht mit und indiziert ist.
Wir setzten . besitzt eine kanonische Graduierung und durch wird zu einem graduierten –Modul. Es gilt und . wird als Fockraum bezeichnet. Wir definieren nun auf jedem eine Darstellung der Virasoro–Algebra (damit wird die Bedeutung der bis jetzt unwichtigen Parameter und klar). Wir setzen und
(8) |
ist invariant unter allen Operatoren . Die Abbildung , liefert eine graduierte Darstellung von Vir vom Typ
(9) |
was zum Beispiel in [KR] nachgerechnet wird. Der nichttriviale Anteil von , , ist nichts anderes als der Teilchenzahloperator in , es gilt für und ist selbstadjungiert [Put], wobei den Abschlu\3 von als Operator in bezeichnet. Wir werden im folgenden kurz für schreiben, wenn klar ist, in welchem der Räume sie operieren.
Bei den folgenden darstellungstheoretischen Untersuchungen der Vir–Moduln werden wir uns meist auf den dichten Teilraum einschränken. Es gilt wie bei den Verma–Moduln , trotzdem besteht ein wesentlicher Unterschied zu den Verma–Moduln: Es ist nicht klar (und im allgemeinen auch falsch), da\3 ein Höchstgewichtsvektor für Vir ist, d.h da\3 gilt. Wir werden diese Fragen noch im Detail untersuchen. Obwohl diese Moduln also i. allg. keine Höchstgewichtsmoduln für Vir sind, haben wir, falls und durch (9) verknüpft sind, auf Grund der Ko–Universalität der Verma–Moduln kanonische Homomorphismen , die durch für gegeben sind. Aus der Universalität von erhalten wir Homomorphismen . Die Komposition ist ein Homomorphismus mit der Eigenschaft , es gilt folglich die Faktorisierung der Shapovalov–Abbildung
(10) |
Wenn wir im folgenden von sprechen, meinen wir dabei die Determinante der Matrix, der bezüglich der Basen von und von entspricht. Es gelten die folgenden Determinantenformeln.
Satz 3.1
Es gilt mit Konstanten
(11) | |||||
(12) | |||||
(13) | |||||
(14) |
wobei die Lösungen der Gleichung sind.
4 Unitäre Darstellungen
Aus physikalischen Gründen ist man an unitären Darstellungen der
Virasoro–Algebra interessiert. In diesem Fall ist der
Energie–Impuls–Tensor
für hermitesch und für beliebige gilt
. (Diese Gleichung stimmt natürlich nur im
Sinne der graduierten Moduln, im Rahmen der Hilbertraumtheorie gilt
i. allg.
nur “”. Es ist auch a priori nicht klar, ob für überhaupt einen dicht definierten Operator in definiert.)
Wir definieren eine anti–lineare Anti–Involution auf
durch und
.
Definition 4.1
Eine sesquilineare Form auf einem –Moduln hei\3t kontravariant (bzgl. ), wenn
(15) |
gilt. Falls zusätzlich für alle gilt, hei\3t unitärer –Modul.
Die Unitarität einer Darstellung kann aus zwei Gründen verletzt sein:
-
(i)
Es existiert ein mit .
-
(ii)
Es existiert ein mit .
Existieren in nur Vektoren des zweiten Typs, so ist
ein unitärer Modul. hei\3t dann unitarisierbar. Wir können auf triviale
Weise die bilineare Shapovalov–Form zu einer Sesquilinearform machen,
indem wir der kanonischen Abbildung die von erzeugte
antilineare
Involution vorschalten. Die so erzeugte Form auf bezeichnen wir
mit . Die Frage, ob die Verma–Moduln unitär bzw.
unitarisierbar sind, ist nicht ganz einfach zu beantworten. Elementar
können wir sehen, da\3 für und
positiv–semi–definit ist:
Es gilt, wenn wir in als direkte Summe endlich
dimensionaler Vektorräume adjungieren,
(16) |
d.h. falls ist, gilt
. In diesem Fall ist eine kontravariante Form und ein unitärer –Modul.
Das folgende Diagramm ist kommutativ:
(17) |
definiert
eine weitere kontravariante Form auf , da diese aber (bis auf
Normierung) eindeutig ist und gilt, müssen
beide Formen übereinstimmen. Da gilt,
folgt für , , d.h. für und .
Dies sind aber nicht alle unitarisierbaren Verma–Moduln:
Sei für ,
(18) |
Es gilt der
Satz 4.2
ist genau dann unitär bzw. unitarisierbar, wenn entweder oder von der Form (18) ist.
Es ist offensichtlich und eine notwendige Bedingung für Unitarisierbarkeit, denn ist nur unter dieser Bedingung positiv für alle . Da\3 alle Verma–Moduln vom Typ unitarisierbar sind, haben wir bereits gesehen.
Im Falle folgt aus einer detaillierten Untersuchung der Kac–Determinantenformel in einer Arbeit von D. Friedan, Z. Qiu und Z. Shenker [FQS], da\3 alle Moduln, deren Typen nicht in (18) vorkommen, Vektoren negativer Länge enthalten .
Die Unitarisierbarkeit der Moduln vom Typ (18) folgt aus der Goddard–Kent–Olive–Konstruktion [GKO],[KR]. Dort werden mit Hilfe der Sugawara Konstruktion aus unitären Darstellungen von affinen Algebren unitäre Darstellungen von vom Typ (18) konstruiert. Diese Konstruktion spielt aber für unsere weiteren Untersuchungen keine Rolle, wir werden sie deswegen hier nicht genauer beschreiben.
Wenden wir uns nun den Fock–Moduln zu, die (18) entsprechen, d.h.
insbesondere . In diesem Fall ist keine kontravariante Form für . Wir können aber eine
kontravariante Form auf folgenderma\3en
einführen:
Sei der selbstadjungierte idempotente Operator definiert durch
(wobei wie üblich
ist). Wir definieren eine neue Sesquilinearform
auf durch
(19) |
ist zwar nicht positiv definit, aber
immerhin nicht ausgeartet, d.h. falls für alle
. ist ein Krein–Raum ([Bo]), denn es gilt
, wobei und
ist.
Wir können leicht den –adjungierten Operator von , den wir mit
bezeichnen, berechnen. Es gilt ([Bo], Lemma VI 2.1)
für und .
Damit folgt , d.h. für reelle ist
kontravariant.
Wenn wir mit die Höchstgewichtskomponente von
, d.h. bezeichnen, gilt für alle , die
(18) entsprechen,
da wir wieder ein kommutatives Diagramm wie in (17) erhalten. Diese Eigenschaft ist allerdings schwer zu verwenden, da wir keine handliche Beschreibung von durch die Heisenbergalgebra besitzen. Diese Beschreibung werden wir erst in Kapitel 5 erhalten, wenn wir die Konstruktion von Felder vorstellen.
An dieser Stelle sei noch angemerkt, da\3 wir, wie das folgende Beispiel zeigt, für nicht unitarisierbare Verma–Moduln i. allg. keine Krein–Raum Struktur bezüglich der Shapovalov–Form erwarten können.
Beispiel 4.3
Sei und . Dann gilt
und
ist folglich nicht zerlegbar in die orthogonale Summe der Unterräume positiver bzw. negativer Vektoren.
5 Beweise der Determinantenformeln
Wir werden die Formeln (2.1), (2.2), (11)
und
(12) mit dem folgenden Satz beweisen, der ein Ergebnis aus
Kapitel 4 ist, und die wesentliche Schwierigkeit im Beweis der
Determinantenformel darstellt.
Sei , . Es gibt Operatoren zwischen den
Fockräumen
vom Grad , es gilt also genauer
Wir werden in Kapitel 4 eine explizite Konstruktion dieser Operatoren angeben und den folgenden Satz beweisen.
Satz 5.1
Sei mit . Für setze , . Dann ist
ein nichttrivialer Intertwiner vom Grad , und
ein nichttrivialer Intertwiner vom Grad .
Aus Satz 5.1 folgt, da\3 unter den genannten Voraussetzungen und einen singulären Vektor
vom Grad enthalten.
Den konkreten Nutzen von Satz 5.1 für die Verma–Moduln zeigt:
Lemma 5.2
Seien und durch (9) verknüpft. Die folgenden Aussagen sind äquivalent.
-
(i)
ist irreduzibel.
-
(ii)
enthält keinen singulären Vektor von positivem Grad.
-
(iii)
Die Shapovalov–Abbildung ist ein Isomorphismus.
-
(iv)
enthält keinen kosingulären Vektor von positivem Grad.
-
(v)
Es gilt für alle .
-
(vi)
Die Abbildungen und sind Isomorphismen.
-
(vii)
Es gilt und für alle .
-
(viii)
Es gibt keine singulären oder kosingulären Vektoren in .
-
(ix)
ist irreduzibel.
Der Beweis von Lemma 5.2 ist eine einfache Folgerung aus
und
(2).
Nun ist klar, da\3 wir Nullstellen in der Kac–Determinante aller
Verma–Moduln finden, die den Fockmoduln aus Satz 5.1
entsprechen.
Beweis der Determinantenformeln.
Da die Methoden, um aus Satz 5.1 die Determinantenformeln zu
beweisen, bekannt sind, werden wir die Beweise hier nur skizzieren.
Ausführlichere Beweise findet man in [KR], [TK] oder
[CdG].
Zunächst sind die Sätze 2.1 und 2.2 äquivalent wegen
(20) |
und
Es gibt auch eine Relation zwischen Satz 2.1 und Satz 3.1, es gilt
(21) |
Satz 2.1 würde also aus Satz 3.1 folgen. Leider wird aber Satz 2.1 zum Beweis von Satz 3.1 benötigt.
Beweis von Satz 2.2.
Zunächst mu\3 man sich überzeugen, da\3 beide Seiten von (5)
den gleichen Grad als Polynom in und haben. Den Grad der rechten
Seite von (3) bzw. (5) kann man unmittelbar
ablesen.
Die folgende Überlegung liefert die Grade der linken Seite: Die
Shapovalov–Form von zwei Basisvektoren
und vom gleichen Grad in ist der
Eigenwert von . Um den
Eigenwert zu berechnen, mu\3 man die Operatoren mit
(1) nach rechts bringen. Ein Faktor bzw. entsteht nur
aus . Deshalb hat die
Shapovalov–Matrix auf der Diagonalen die Einträge mit dem höchsten Grad
in und . Diese Grade kann man angeben, und eine einfache Rechnung
zeigt, da\3 sie mit den Graden der rechten Seite übereinstimmen.
Es reicht also zu zeigen, da\3 in (5) die linke Seite durch
die rechte Seite teilbar ist.
Als nächstes bestimmt man die Werte , die den Werten von und aus Satz 5.1 entsprechen. Man erhält genau die Ausdrücke (6). Da dann einen singulären Vektor vom Grad enthält, mu\3 nach Lemma 5.2 dies auch für gelten, und es mu\3 sein, d.h. es mu\3 durch teilbar sein. Der singuläre Vektor in erzeugt einen Untermodul mit . Wegen (2) gilt , folglich mu\3 durch teilbar sein (vgl. [KR], Lemma 8.4). Da beliebig waren, folgt schon die Behauptung.
Beweis von Satz 3.1.
Wir folgen hier [TK]. Wähle ein .
seien die Lösungen von
und es gelte . Dann hat für beliebige die Gleichung
höchstens eine Lösung . Sei nun und setze
, und . Dann besitzt eine einfache Nullstelle und wegen der Vorbemerkung ist
damit schon klar, da\3 nur von einem einzigen singulären Vektor
vom Grad erzeugt wird.
Es gilt also .
Aus Satz 5.1 erhalten wir einen Intertwiner vom Grad
mit . Wir erhalten die Sequenz
denn es gilt und deswegen . Da nichttrivial ist, kann kein Isomorphismus sein, und es mu\3 gelten. Es folgt und folglich ist durch teilbar. Durch Dualisierung folgt, da\3 durch teilbar ist, denn es gilt
Wegen(21) ist klar, da\3 wir damit schon alle Teiler gefunden haben
und Satz 3.1 ist bewiesen.
Kapitel 2 Singuläre Vektoren in Virasoro–Moduln
In diesem Abschnitt wollen wir die Determinantenformeln verwenden, um tiefergehende Eigenschaften der Verma– und Fockmoduln zu beweisen. Das Hauptresultat ist dabei die Klassifikation der Moduln bezüglich der Struktur der singulären bzw. kosingulären Vektoren. Dazu verwenden wir Filtrationstechniken, die es erlauben, die Moduln immer weiter zu reduzieren.
In Höchstgewichts–Moduln der Virasoro–Algebra können entweder singuläre oder kosinguläre Vektoren auftreten. Verma–Moduln enthalten nur singuläre Vektoren und kontragrediente Verma–Moduln nur kosinguläre Vektoren. In Fock–Moduln treten dagegen im allgemeinen beide Typen auf. Die Kenntnis der Struktur der singulären Vektoren erlaubt zum einen die Konstruktion der irreduziblen Moduln, zum anderen die Klassifikation der Homomorphismen zwischen den Moduln.
1 Allgemeines
Zunächst möchten wir einige allgemeine Aussagen über singuläre Vektoren beweisen. Wir führen eine Parametrisierung von ein: Für und sei
(1) |
Eine einfache Rechnung zeigt, da\3 für gilt und da\3 umgekehrt alle Punkte mit auf einer solchen Kurve liegen. Wir werden gleich sehen, da\3 dann einen singulären Vektor vom Grad enthält, was zunächst nur klar ist, falls die Shapovalov–Form in den Graden nicht ausgeartet ist, d. h. falls für gilt.
Zunächst stellen wir uns eine andere Frage: Wann kann eine weitere Kurve mit und
existieren? Es ist leicht aus (1) zu sehen, da\3 dann
rational sein mu\3.
Wir unterscheiden zwei Fälle: Sei für und
und relativ prim. Wir erhalten
(2) |
(3) |
d.h. es mu\3 dann insbesondere entweder oder gelten. Bemerkenswerterweise treten in der zweiten Version der Kac–Determinantenformel (5) genau die Terme auf, wenn man dort in durch aus (3) ersetzt. Damit ist die Kac–Determinante von gegeben durch
(4) |
Genauso können wir die Kac–Determinante von schreiben als
(5) |
Dies wird im folgenden sehr nützlich sein, da wir nun die Nullstellen in der Kac–Determinante für Moduln mit mehr als einem singulären Vektor explizit angeben können.
Für die Fock–Moduln gilt Analoges zu dem eben gesagten, auch hier können wir eine Parametrisierung der singulären Vektoren einführen, die aus der entsprechenden Determinantenformel entspringt: Für und sei
(6) |
Die Determinanten der kanonischen Abbildungen und sind parametrisiert durch mit . Es gilt . Wir können durch eine einfache Rechnung die Punkte bestimmen, die im Schnittpunkt mehrerer Kurven der Form (6) liegen. Wir erhalten für die Lösungen und mit relativ primen und völlig analog zu obigen Fällen:
(7) |
(8) |
Diese Fälle entsprechen genau denen für die Verma–Moduln mittels der Beziehungen und . Diese Nullstellen in den Determinanten entsprechen singulären Vektoren in den Moduln.
Lemma 1.1
-
(i)
Ist für ein und , so enthält einen singulären Vektor vom Grad .
-
(ii)
Ist für ein und , so enthält einen singulären Vektor vom Grad .
Beweis. (i):
Wir definieren durch . ist definiert auf , denn für jedes gilt .
ist offensichtlich genau dann ein singulärer Vektor, wenn und gilt. Weiter hängt stetig (sogar polynominal) von und ab. Wir betrachten nun
mit der Parametrisierung (1). Nach dem oben Gesagten gilt für alle mit
Das mu\3 dann aber auch für gelten, denn die Injektivität von für ein mü\3te auf einer ganzen Umgebung von gelten.
(ii) Der Beweis verläuft im wesentlichen analog, wenn man Folgendes berücksichtigt: Wir verwenden die Faktorisierung der Shapovalov–Abbildung über die Fock–Moduln
wobei ein Modul vom Typ ist. Wir müssen nach Nullstellen in suchen, um singuläre Vektoren in zu finden, denn in diesem Fall ist und enthält nach (i) einen singulären Vektor, der durch auf einen singulären Vektor in abgebildet wird.
Genau wie in (i) funktioniert das bis auf eine Ausnahmemenge, die auf der reellen und komplexen Achse liegt, und mit der entsprechenden Abbildung
erschlagen wird.
Interessanterweise gibt es in einem Fock-Modul nie zwei linear unabhängige singuläre Vektoren desselben Grades, es gilt genauer:
Lemma 1.2 ([TK])
ist eine algebraische Menge der Dimension .
Beweis.
Wir verwenden die kanonische Basis von . Um die Wirkung von auf der Basis
einfacher hinzuschreiben, führen wir zunächst in den Ausdrücken für
eine Wick–Ordnung durch (d.h. Erzeugeroperatoren
links von Vernichteroperatoren) und erhalten für
(9) |
Für kann man einen ähnlichen Ausdruck herleiten, den wir aber hier nicht benötigen. Es folgt
(10) | |||||
Daraus folgt für mit
(11) | |||||
woran wir explizit sehen, da\3 eine algebraische Menge ist. Im folgenden werden wir die Abhängigkeit von Räumen und Operatoren von nicht mehr mitführen.
Wir führen die folgenden Bezeichnungen ein: Sei , , und
Es ist , d.h . Au\3erdem ist . Es reicht also zu zeigen, da\3 injektiv ist. Wie man an (11) und
(12) |
erkennt, reicht es sogar zu zeigen, da\3
(13) |
für injektiv ist:
Sei mit
ist injektiv als Abbildung , denn dort stimmt sie genau mit überein, und es folgt
. Wir erhalten also und
. Die Abbildung in den dritten
Summanden ist , aus deren Injektivität folgt damit
. Induktiv erhalten wir aus diesen Argumenten .
Es bleibt also die Injektivität von zu zeigen. Sei . Es gilt
(14) |
Jeder Basisvektor in tritt höchstens im Bild eines Basisvektors aus auf, denn ist und , so gilt und Damit mu\3 injektiv sein.
Die Aussage von Lemma 1.2 gilt in äquivalenter Form auch für die Verma–Moduln, es gibt aber keinen so elementaren Beweis für diese Behauptung, da die Kommutatoren der Virasoro–Algebra viel komplizierter sind als die der Heisenbergalgebra. Deshalb folgt das erst aus der Klassifizierung der Verma–Darstellungen.
Wir beschlie\3en diesen Abschnitt mit einer elementaren Dualitätsaussage für Vir–Moduln und ihre kontragredienten Moduln:
Lemma 1.3
Sei ein –graduierter Vir–Modul von endlichem Typ (d.h. und ), und sein kontragredienter Modul. Dann sind äquivalent:
-
(i)
enthält einen singulären Vektor vom Grad ,
-
(ii)
enthält einen kosingulären Vektor vom Grad .
Beweis.
Seien die Generatoren von Vir in der Darstellung auf und
die entsprechenden Generatoren auf .
Sei
und
Die Abbildungen und sind zueinander dual, woraus die Behauptung folgt.
Aus Lemma 1.3 folgt sofort, da\3 die kontragredienten Verma–Moduln abgesehen von dem Höchstgewichtsvektor keine singulären, sondern nur kosinguläre Vektoren enthalten, da Verma–Moduln nur singuläre und keine kosinguläre Vektoren enthalten. Insbesondere besitzen reduzible Moduln keinen zyklischen Höchstgewichtsvektor.
2 Die Struktur der Verma–Moduln
2.1 Die Jantzen–Filtration in
Wir verwenden hier [RC1] und [RCW]. Sei die Shapovalov Form auf und sei fest gewählt. Sei und seien die Elemente vom Grad in der kanonischen Graduierung von . Für jedes existiert ein Vektorraumisomorphismus
wobei der Höchstgewichtsvektor von ist. Wir definieren eine Vir–Modulstruktur auf durch
(15) |
für Vir, . Es ist offensichtlich als Vir–Moduln. Wir definieren die Shapovalov–Form auf durch
für . sei die Einschränkung von auf .
Sei die Menge aller Keime in Null analytischer Funktionen mit Werten in einem endlichdimensionalen Teilraum von und sei die Menge der Keime in Null analytischer Funktionen mit Werten in .
Wir definieren für
(16) |
(17) |
und .
Es gilt und
, denn ist für jedes
ein Polynom in und .
Au\3erdem ist jedes ein Untermodul, denn
ist , Vir, so existiert zu ein Keim mit , und wegen für alle folgt
oder .
ist damit eine absteigende Filtration in , die Jantzen–Filtration. Wir wollen diese Filtration nun etwas genauer untersuchen.
2.2 Hilfsmittel
Sei ein endlichdimensionaler Vektorraum über und . Für definieren wir
als die Keime, die unter mit der Ordnung in Null verschwinden, und
Für , sei . Wir bestimmen zuerst eine Normalform für .
Lemma 2.1
Sei eine Basis von . Weiter sei und es existiere ein so, da\3 bijektiv für ist. Dann gibt es , so da\3 und konstant und ungleich Null sind und bezüglich der Basis durch die Diagonalmatrix
mit gegeben ist.
Beweis.
Sei
,
und
.
(Linksmultiplikation mit vertauscht -te und -te Zeile,
Rechtsmultiplikation mit die entsprechenden Spalten, es ist
und .)
Wir führen den Beweis durch Induktion nach n: Für ist nichts zu
zeigen. Sei und seien die Matrixelemente von
bezüglich der Basis . Es existieren mit
für alle . Die Matrix
hat in der ersten Zeile und Spalte.
Für die Matrixelemente von gilt
. Wir multiplizieren
von links mit
und von rechts mit
Die resultierende Matrix hat in der ersten Zeile und Spalte bis auf
nur Nullen als Einträge, wir können also auf die Abbildung
, die durch Streichen der ersten Zeile und Spalte entsteht, die
Induktionsvoraussetzung anwenden, und erhalten
Wir erhalten insgesamt
als Normalform für , die alle gewünschten Eigenschaften
hat.
Damit können wir die folgende wichtige Beziehung beweisen:
Lemma 2.2
Sei und für . Dann gilt
(18) |
Beweis.
Nach Lemma 2.1 existieren und mit
und mit gilt . Weiter ist
denn . Wir haben damit gezeigt, da\3 gilt. Wir wählen nun für mit . Es folgt und . Wir erhalten und schlie\3lich
Sei weiter eine nichtdegenerierte, symmetrische Bilinearform auf
mit für alle .
Wir möchten nun eine Form auf definieren. Dazu setzen wir
. Es ist offensichtlich .
Für setzen wir , und für
setzen wir .
hängt nur von und ab: Für mit , und deshalb für ein folgt
(19) | |||||
Damit ist für , und
(20) |
wohldefiniert, und, wie man an (19) sieht, gilt . Konsequenterweise induziert eine symmetrische Bilinearform auf , die wir ebenfalls mit bezeichnen.
Lemma 2.3
Sei wie vorher. Dann ist nichtdegeneriert auf , d.h. es gilt .
Beweis.
Wir verwenden dieselben Bezeichnungen wie im vorherigen Lemma.
Sei und . Dann ist
.
Ist nun und für ein , dann gilt
(21) | |||||
wobei wir gesetzt haben. Mit folgt , und für ist . Da ist folgt insgesamt, da\3 die Matrix die Form
hat. Da nicht ausgeartet ist, folgt und deshalb , falls . Insgesamt gilt, wenn wir als Form auf auffassen, falls .
Kommen wir nun zurück zur Shapovalov-Form: Für jedes ist eine symmetrische Bilinearform. Sei das kanonische Skalarprodukt auf . Es gibt genau ein mit für alle . Weiter haben wir . Wir können also die Lemmata 2.1, 2.2 und 2.3 auf für jedes anwenden und erhalten für die Jantzen–Filtration von :
Satz 2.4
Die Jantzen–Filtration der Verma–Moduln hat folgende Eigenschaften:
-
(i)
Die Shapovalov–Form definiert eine invariante, nicht–degenerierte Form auf den irreduziblen Quotienten–Moduln .
-
(ii)
Sei und . Dann gilt für alle
(22)
Beweis.
Die Invarianz von folgt sofort aus (20)
und der Invarianz der Shapovalov–Form. Es bleibt zu zeigen, da\3
irreduzibel ist. Ist , so folgt das genau
wie für und , wo man zeigt, da\3 der grö\3te echte
Untermodul genau ist. Hier erhalten wir als grö\3ten
echten Untermodul von genau . Die übrigen Aussagen folgen
direkt aus Lemma 2.2 und Lemma 2.3.
2.3 Der Klassifikationssatz für Verma–Moduln
Wir haben nun die nötigen Hilfsmittel bereit, um die Verma–Moduln zu klassifizieren. Dazu benötigen wir die folgende Fallunterscheidung, die sich an [FF] anlehnt. Seien beliebig. Wir unterscheiden:
-
hat keine ganzzahlige Lösung .
-
hat eine ganzzahlige Lösung mit () oder ().
-
hat unendlich viele ganzzahlige Lösungen, d.h es ist entweder () oder () und und sind durch (1) gegeben.
Wir unterscheiden weiter
: und ,
: oder .
Das Ziel dieses Abschnittes ist der folgende Satz:
Satz 2.5
Die Verma–Moduln sind im Fall und irreduzibel, und enthalten im Fall genau einen singulären Vektor, der den grö\3ten echten Untermodul erzeugt. Für die anderen Fälle gilt:
Dabei entsprechen Punkte singulären Vektoren in dem Modul, und ein Pfeil geht von einem Punkt zu einem zweiten Punkt, wenn der zweite Vektor in dem vom ersten Vektor erzeugten Untermodul liegt. Der grö\3te echte Untermodul ist im Fall und von einem, im Fall und von zwei singulären Vektoren erzeugt.
Bemerkung 2.6
Im Fall mit und kann man die Gewichte
und Grade der singulären Vektoren explizit angeben. Mit dem Gewicht eines
Vektors meinen wir den –Eigenwert von , den wir mit wt bezeichnen. Aus diesen Moduln ist der Zustandsraum der minimalen
Modelle der konformen Quantenfeldtheorie zusammengesetzt.
Die singulären Vektoren numerieren wir wie im Bild
angegeben. Wir erhalten dann für und :
(23)
Die Grade sind gegeben durch
(24) | |||||
Wir bezeichnen mit den von erzeugten Untermodul. Aus den
Gleichungen (2.6) folgt (analog für die anderen singulären Vektoren),
denn jeder durch einen singulären Vektor erzeugte Untermodul ist frei über
und somit wieder ein Verma–Modul. An Gl. (2.6) erkennen
wir, da\3 die Vektoren für und für
nicht auf Kurven der Form (1) durch
liegen, da die entsprechenden Grade nicht faktorisieren. Diese Vektoren
entstehen als singuläre Vektoren von Untermoduln, z.B. liegen sie auf
Kurven der Form (1) durch .
Feigin und Fuks haben in [FF] einen Beweis für Satz 2.5
angegeben, der Methoden der algebraischen Geometrie verwendet. Wir werden
im folgenden sehen, da\3 man Satz 2.5 auch mit elementaren
Methoden beweisen kann, wenn man konkrete Eigenschaften der und
die Aussagen über die Jantzen–Filtration von Satz 2.4
verwendet. Da die Fälle und trivial sind, können wir in den
verbleibenden Fällen die Determinantenformeln (4) und
(5) verwenden. Damit sind die Aussagen über singuläre
Vektoren auf einfache Aussagen über zurückgespielt. Wir
müssen dazu einfach feststellen, auf welchen Levels in der
Kac–Determinante neue Nullstellen auftauchen. Anders gesagt, wir müssen
bestimmen, wann gilt.
Lemma 2.7
(25) |
(26) |
Der Beweis ist eine triviale Rechnung.
Beweis von Satz 2.5
Da gilt, können wir uns im Fall
o.B.d.A auf und für ein beschränken. Weiter sehen wir, da\3
wegen (2.6) die Moduln mit und
als Untermoduln von auftreten, es reicht also den Fall
für diese Werte von und für beliebige, relativ prime
und zu beweisen.
Ist z.B , was wir wegen auf
und beliebig zurückführen können, sieht man leicht, da\3
(zunächst für ) nur die Vektoren des
Diagrammes für den Fall übrigbleiben, die ein Diagramm vom Typ
bilden, die übrigen Nullstellen verschwinden (d. h. sie haben
Grad in den entsprechenden Moduln).
Auch hier treten die Fälle mit als Untermoduln auf.
Ein interessanter Spezialfall ist und . Hier erhält man durch Entartung doppelte Nullstellen, d. h. die
entsprechenden singulären Vektoren liegen auf zwei Kurven der Form
(1). Für und erhält man wt und
. Die Vektoren und liegen auf keiner
Kurve der Form (1), deshalb liegen nur auf
dem Schnittpunkt zweier Kurven.
Eine analoge Überlegung kann man für die
Fälle und anstellen, dazu aber später.
Beweis für den Fall mit und :
Sei kurz . Wir wollen (2.6)
durch Induktion beweisen.
Wenn wir Lemma 2.7 anwenden, erhalten wir einfache Nullstellen in
der Kac–Determinante von V für und
. Diese Nullstellen erzeugen nach Lemma
1.1 singuläre Vektoren und . Man
überzeugt sich leicht, da\3 weder noch
gilt, da wir sonst Nullstellen in den entsprechenden Determinanten finden
mü\3ten. Wir haben also das Diagramm
(27) |
bewiesen. Das ist auch der Induktionsanfang. Wir untersuchen nun . hat in den Grad , und die Kac–Determinante von liefert singuläre Vektoren der Grade bzw. für . Diese Vektoren haben in den Grad , was genau bzw. entspricht. Damit haben wir, wie sich später zeigen wird, bereits alle singulären Vektoren in gefunden. In finden wir singuläre Vektoren der Grade und für . Es gilt , d.h. die singulären Vektoren von und haben in denselben Grad.
Wir führen folgende Sprechweise ein: Zwei Teilräume von hei\3en bis zum Grad gleich, falls für gilt. Wir haben bis jetzt gezeigt, da\3 bis unterhalb des Grades des nächsten singulären Vektors gilt, der z. B. sei.
könnte im Prinzip zwei linear unabhängige singuläre Vektoren vom Grad enthalten, denn sowohl als auch enthalten einen solchen Vektor. Diese Vektoren fallen in aber zusammen: Sei , und seien die von und induzierten singulären Vektoren in vom Grad . Aus Satz 2.4 folgt, da\3 gelten mu\3. Aus der Dimensionsformel von Satz 2.4 folgt
Wären und linear unabhängig, so wäre die Summe bis zum Grad direkt, und wir würden erhalten, was einen Widerspruch ergibt. Es folgt also bis zum Grad : , und . Analog zeigt man , d.h bis zum Grad . Wir haben damit bis jetzt das Diagramm
(28) |
bewiesen.
Der Induktionsschritt: Wir nehmen an, da\3 wir das folgende Diagramm
bewiesen haben,
(29) |
wobei die Aussagen über die Jantzen–Filtration bis zum höchsten Grad der im Bild auftretenden singulären Vektoren gelten sollen.
Lemma 2.7 liefert für und singuläre Vektoren der Grade . Jedes der Untermoduln und enthält einen singulären Vektor vom Grad . Für folgt ganz analog zum Induktionsanfang aus (22), da\3 und in und linear abhängig sind. Dies gilt dann natürlich auch in . Falls ein existiert, so da\3 oder zwei linear unabhängige singuläre Vektoren vom Grad enthält, wenden wir auf diesen Modul die Dimensionsformel an. Durch Umnumerierung können wir erreichen, da\3 dieser Modul durch erzeugt wird, d.h. wir erhalten genau das Bild aus der Induktionsannahme, wobei auf dem Level zwei linear unabhängige singuläre Vektoren enthält. Wir erhalten aus (4)
(30) | |||||
wobei wir für gesetzt haben. Andererseits wissen wir über die Dimensionen der Jantzen–Filtration gemä\3 Induktionsanahme
(31) | |||||
Analog können wir die Dimensionen von , als alternierende Summen angeben. Dort tritt der Faktor bei wegen der Wahl von nicht auf. Es folgt
(32) | |||||
was im Widerspruch zu (30) steht. Genauso folgt das für die singulären Vektoren vom Grad , es folgt damit insgesamt . Der gleiche Beweisschritt, angewendet auf und , liefert die Behauptung für und , und damit folgt der Induktionsschritt. Damit ist der Fall bewiesen.
Beweis für den Fall :
Wir werden den Beweis hier nur skizzieren, da er im wesentlichen aus
denselben Methoden wie im Fall folgt.
Wir haben die Symmetrien und können
uns deswegen wieder auf die Fälle und für ein beschränken. Wir behaupten für diese Moduln das folgende
Diagramm:
(33)
Alle oben genannten Moduln tauchen in diesem Diagramm auf. Dieses Diagramm
können wir durch Induktion “von unten nach oben” beweisen. Zunächst
stellt man fest, da\3 die Kac–Determinante von keine Nullstelle hat, was den Induktionsanfang
darstellt.
Nun untersucht man und und stellt fest, da\3 beide genau
einen singulären Vektor, nämlich enthalten. So fährt man fort, wobei
man wieder zeigen mu\3, da\3 keine verschiedenen singulären Vektoren des
gleichen Gewichtes auftauchen, was genau wie im Fall aus Formel
(22) für die Jantzen–Filtration folgt.
Wir können nun mit Hilfe von Satz 2.5 und Lemma 1.3 auch die kontragredienten Verma–Moduln klassifizieren. Wir erhalten die gleichen Typen von Darstellungen . Jeder singuläre Vektor ungleich dem Höchstgewichtsvektor in einem Verma–Modul entspricht einem kosingulären Vektor in dem kontragredienten Modul. Die Diagramme für erhalten wir einfach aus den entsprechenden Diagrammen für , indem wir alle Pfeile umdrehen, denn dies bedeutet genau, da\3 der Punkt von dem der Pfeil ausgeht, einem kosingulären Vektor entspricht.
Korollar 2.8
Die kontragredienten Verma–Moduln sind im Fall irreduzibel. Im Fall enthält genau einen kosingulären Vektor. Für die Fälle erhalten wir die Diagramme der kosingulären Vektoren nach obiger Vorschrift. In jedem Fall erzeugt der Höchstgewichtsvektor einen irreduziblen Untermodul.
Für zwei Vir–Moduln sei der Raum der Intertwiner zwischen und . Eine direkte Folgerung aus Satz 2.5 ist, da\3 für zwei Verma–Moduln stets gilt. Insbesondere gibt es genau dann einen nichttrivialen Intertwiner , wenn einen singulären Vektor mit dem Gewicht des Höchstgewichtsvektors von enthält. ist dann sogar eine Einbettung.
Im Fall der kontragredienten Verma–Moduln ist die Situation noch einfacher, es gilt, falls , immer .
3 Die Struktur der Fock–Moduln
Wir werden uns nun den Fock–Moduln zuwenden und ein Analogon zu Theorem 2.5 für die Fock–Moduln beweisen. Zunächst müssen wir aber die Begriffe aus Abschnitt 2.1 verallgemeinern.
3.1 Die Jantzen–Filtrationen von Fock–Moduln
Sei ein Fock–Modul vom Typ . Dann haben wir kanonische Vir–Homomorphismen
(34) |
deren Zusammensetzung gerade die Shapovalov–Abbildung ist.
Wir haben für Vektorraumisomorphismen
(35) | |||||
(36) | |||||
(37) |
und erhalten folgendes kommutative Diagramm:
\xext=3000\yext=1000
haben wir bereits in Abschnitt 2.1 auf natürliche Weise zu einem Vir–Modul gemacht, und analog setzen wir
Es gilt und . Die induzierten Abbildungen und sind Intertwiner, denn
Per Definition gilt, d.h für alle gilt für und daher faktorisiert auch als Abbildung über . Sei
(38) |
(analog für ) und . Es gilt
Bemerkung 3.1
Ist und , dann gilt mit , da\3 ist.
Wir wollen nun Abbildungen definieren, wobei der Bildraum noch zu bestimmen ist; die einfachste Wahl liefert i. allg. keine wohldefinierten Abbildungen. Dazu sei . Es existiert ein mit . Wir definieren
kann aber von der Wahl von abhängen, was wir nun induktiv bereinigen.
-
(i)
ist wohldefiniert.
-
(ii)
Sei mit . Wir können also für ein schreiben. Es folgt
und
Damit ist
wohldefiniert.
-
(iii)
Sei wohldefiniert und mit . Wir erhalten . Da der Grenzwert auf der linken Seite existiert, ist und es folgt weiter, wenn wir im Bild auf projizieren,
Folglich ist
wohldefiniert.
Wenn wir die gleiche Prozedur auf und anwenden, erhalten wir drei Folgen von Abbildungen
, | (39) | ||||
, | (40) | ||||
, | (41) |
Sei die kanonische Projektion. Wir definieren zwei Filtrationen in durch
(42) | |||||
(43) |
Lemma 3.2
und sind Untermoduln von . Es gilt
-
(i)
und ,
-
(ii)
und .
Beweis.
Man sieht wie in Abschnitt 2.1, da\3 und gilt, da\3 also eine
absteigende Filtration von ist. Wir wollen nun zeigen, da\3 eine aufsteigende Filtration von ist. Zunächst folgt
wegen
(44) |
da\3 (die Summe ist wohldefiniert, da wohldefiniert modulo ist), und da\3 gilt. Zu zeigen bleibt . Seien die homogenen Elemente vom Grad in , . Wegen folgt, da\3 existieren mit und . Wir erhalten als Isomorphie der Vektorräume
Au\3erdem gilt wegen (44)
Wir erhalten insgesamt:
\xext=3000\yext=700
ist trivial, denn da ist, ist und deswegen . Es folgt also , was beweist.
3.2 Der Klassifikationssatz für Fock–Moduln
Wir wollen nun unser Wissen über die Struktur der Verma–Moduln verwenden, um die Struktur der Fock–Moduln zu beweisen. Wir haben aus , und drei Folgen von Abbildungen , und konstruiert. Den Zusammenhang zwischen diesen Abbildungen klärt das nächste Lemma.
Lemma 3.3 ([FF])
Sei und . Dann gilt:
-
(i)
Es existiert mit , wobei die kanonische Projektion ist.
-
(ii)
Ist , dann ist auch .
Beweis.
Es existiert ein mit und , . Wir setzen
womit folgt. Es gilt , denn
Ist , so folgt , und wegen ist , und deshalb ist .
Bei der Klassifikation der Fock–Moduln tritt eine weitere Aufspaltung der bei der Klassifikation der Verma–Moduln aufgetretenen Fälle auf. Zum einen rührt das daher, da\3 die kontragredienten Fock–Moduln wieder Fock–Moduln sind. Wegen der Beziehungen und gibt es vier Fock–Moduln vom Typ . Wie man aber leicht an (3) sieht, sind und isomorph, und es gilt . In den Diagrammen unterscheiden sich diese Moduln einfach durch die Vertauschung von singulären und kosingulären Vektoren und der entsprechenden Pfeile. Wir erhalten deshalb die Fälle . Es tritt aber noch ein zusätzlicher Fall auf, der aus entsteht, wenn und gilt. Die doppelten Nullstellen in der Kac–Determinante führen zu gleichzeitigen Nullstellen sowohl in als auch in , im Unterschied zu den Fällen mit einfachen Nullstellen in der Kac–Determinante (vergl. Beweis von Satz 2.5). Wir bezeichnen diesen Fall mit (bzw. , aber diese Moduln sind isomorph).
Im folgenden sei für einen Vektor mit der von erzeugte Untermodul in bezeichnet. Das folgende Theorem wurde bis auf einen Fehler in der Klassifizierung der Moduln vom Typ “+” zuerst von Feigin und Fuks in [FF] bewiesen.
Satz 3.4
Die Fock–Moduln vom Typ sind irreduzibel. Im Fall enthält genau einen singulären Vektor mit irreduziblem Quotienten (es gilt ), im Fall enthält genau einen kosingulären Vektor, und es gilt .
Die Moduln vom Typ enthalten endlich oder unendlich viele singuläre (und gleichzeitig kosinguläre) Vektoren , und es gilt , wobei irreduzible Moduln sind.
Die Moduln vom Typ und sind isomorph zu den
entsprechenden Verma–Moduln, die vom Typ und
sind isomorph zu den entsprechenden kontragredienten
Verma–Moduln.
Wir erhalten für die Fälle die folgenden Diagramme:
Dabei entsprechen singulären Vektoren, kosingulären Vektoren und Vektoren, die nach der Faktorisierung des Moduls durch den von den singulären Vektoren erzeugten Untermodul singulär werden. Im Fall erhalten wir folgende Struktur: enthält unendlich viele singuläre Vektoren (“”), genauer die direkte Summe der durch “” erzeugten Untermoduln. Der Quotientenmodul von mit dieser direkten Summe enthält die singulären Vektoren “”. Wenn wir wieder den Quotienten durch den von diesen singulären Vektoren erzeugten Untermodul bilden, erhalten wir einen Modul, der die direkte Summe von durch die singulären Vektoren “” erzeugten irreduziblen Moduln ist.
Die Strukturbeweise in den Fällen sind für die Fock–Moduln deutlich komplizierter als für die Verma–Moduln, denn dort waren alle Untermoduln wieder (Summen von) Verma–Moduln. Dies ist im Fall der Fock–Moduln nicht so einfach, die singulären Vektoren in einem Fock–Modul erzeugen i. allg. keinen Fock–Modul.
Eine weitere Schwierigkeit liegt darin, da\3 die Abbildungen nur projektiv in die Fock–Moduln abbilden. Diese Schwierigkeit wird nur teilweise von Lemma 3.3 behoben.
Beweis.
Die Fälle und sind klar. Im Fall bzw.
hat entweder () oder ()
genau eine Nullstelle. Es folgt aus Lemma 1.1, da\3 (bzw.
) genau einen singulären und (bzw.
) genau einen kosingulären Vektor enthält.
Wir werden den Fall ausführlich beweisen, da dieser Fall der komplizierteste und der im Weiteren für uns interessanteste ist. Im Fall haben die Verma–Moduln die folgende Struktur:
Im folgenden werden kurz mit und mit bezeichnet. Für einen kosingulären Vektor sei , wobei der zu duale singuläre Vektor in ist. ist kein Untermodul, sondern ein Quotientenmodul von .
Wir werden nun die Kerne von in und die Kokerne von in bestimmen. Das wird den Beweis des entsprechenden Teils von Satz 3.4 erlauben.
Lemma 3.5
Für die Abbildungen und gilt:
-
(i)
und damit
-
(ii)
und deshalb
Die Aussage von Lemma 3.5 ist äquivalent zu dem folgenden Diagramm:
Dabei sind die Vektoren in , die in dem Diagramm auftauchen, nach Lemma 3.3 nur bis auf Äquivalenz bezüglich der bereits erwähnten Projektionen festgelegt. Die Abbildungen und , die im Bild eingezeichnet sind, sind natürlich erst nach der entsprechenden Projektion wohldefiniert, z.B. mu\3 man als Abbildung auffassen. Aus der Gültigkeit dieses Diagrammes folgt die Behauptung des Satzes 3.4 für den Fall .
Beweis von Lemma 3.5.
Wir wissen aus Lemma 1.1 und Lemma 1.3, da\3 singuläre Vektoren der Grade und kosinguläre Vektoren der Grade für enthält. Aus der Determinantenformel von folgt, da\3 gilt, d.h. wir haben. Da , mu\3 sein (sonst wäre von der Ordnung und ). Wegen Lemma 3.3 mu\3 ein mit und existieren. Au\3erdem gilt wegen und in , da gilt. Es folgt . Das liefert den Induktionsanfang.
Sei die Behauptung für alle bewiesen. Wir haben
Weiter gilt
Wir müssen die folgende Aussagen über , , und beweisen.
-
(i)
Da , mu\3 sein.
-
(ii)
Da und , mu\3 gelten.
-
(iii)
Es kann nicht gelten, denn sonst mü\3te ein für ein mit existieren. Das ist aber nach der Induktionsannahme ausgeschlossen. Das gleiche Argument funktioniert für .
-
(iv)
Es mu\3 und gelten.
-
(v)
enthält keinen singulären Vektor vom Grad :
Es mü\3te sonst ein existieren, so da\3 gleich diesem singulären Vektor ist. Es gilt aber für alle .
Da aber einen singulären Vektor diesen Grades enthält, folgt, da\3 auch einen singulären Vektor diesen Grades enthält.
mu\3 gleich diesem Vektor sein:
Sonst mü\3te das für ein gelten, und damit würde folgen, da\3 ist und ein singulärer Vektor in ist. Es gibt dort aber keinen singulären Vektor diesen Grades. -
(vi)
Es mu\3 sein, d.h. . Weiter mu\3 wegen gelten.
-
(vii)
Es mu\3 gelten, denn ansonsten würde einen singulären Vektor diesen Grades enthalten, der sogar schon in singulär sein mü\3te. enthält aber einen kosingulären Vektor diesen Grades, der dann für keine in liegen würde, was einen Widerspruch bedeuten würde. Es folgt damit .
-
(viii)
Aus (vii) folgt weiter und . Insgesamt mu\3 gelten oder äquivalent .
Lemma 3.5 ist bewiesen.
Der Beweis von Fall folgt nun aus folgender Überlegung: Wir erfahren aus Lemma 3.5, da\3 Isomorphismen von nach sind. Das Urbild ist der von dem Vektor erzeugte Modul mit drei singulären Vektoren und der Struktur:
(45) |
Dasselbe gilt natürlich dann auch für das Bild. Da wir die Abbildungen aber nach Lemma 3.3 “liften” können, wählen wir beliebige Elemente in , die unter der Projektion auf das Bild auf die entsprechenden Vektoren in abgebildet werden. Diese Vektoren sind (bis auf das Bild von ) sicherlich nicht mehr singulär, aber dennoch überträgt sich die obige Struktur auf diese Vektoren, d.h. wir erhalten in Vektoren mit der obigen Struktur. Analog sieht man, da\3 aus den Aussagen über Diagramme der Form
(46) |
in folgen. Diese beiden Diagramme zusammengefügt ergeben das Diagramm von . Die verschiedenen Typen von Vektoren in ergeben sich direkt aus der Lage der singulären Vektoren in und den Richtungen der Pfeile. Damit erhalten wir insgesamt die behauptete Struktur von . Der Fall ist bewiesen.
Einige Bemerkungen zum Beweis der restlichen Fälle:
Die aufmerksame Leserin hat im Beweis von Lemma 3.5 bemerkt, da\3
es letztendlich entscheidend war, wo singuläre und kosinguläre Vektoren in
den Fock–Moduln liegen; sie markieren die Extremalpunkte in den
Diagrammen (45) und (46). Man mu\3 also wieder einige
kleine Rechnungen mit den entsprechenden Determinantenformeln ausführen,
um diese Vektoren zu finden. In den Fällen “+”, d.h erhalten wir als Ergebnis, da\3 alle
Nullstellen von entweder ausschlie\3lich in oder liegen. Damit ist entweder oder ein Isomorphismus, und die
Struktur des Moduls entspricht einem (kontragredienten) Verma–Modul.
Im Fall erhalten wir abwechselnd Nullstellen in und , die abwechselnd singuläre und kosinguläre Vektoren in erzeugen. Im Fall schlie\3lich erhalten wir Nullstellen gleichzeitig in und , was zu zugleich singulären und kosingulären Vektoren führt. Man kann leicht die entsprechende Form von Lemma 3.5 aus diesen Überlegungen extrahieren und einen Beweis analog zu dem Beweis von Lemma 3.5 führen. Dies liefert dann den Beweis der entsprechenden Behauptung von Satz 3.4.
Kapitel 3 Vertex–Operatoren
In diesem Kapitel werden wir die Vertex–Operatoren einführen. Sie sind
die wichtigsten Objekte zur Konstruktion von Modellen der konformen
Quantenfeldtheorie und zum Beweis der Determinantenformeln. Wir werden
sie als Operatoren in den Hilberträumen
definieren und nicht nur als formale Exponentiale, wie es üblicherweise
in der konformen Quantenfeldtheorie gemacht wird. Wir werden dann
Produkte von Vertex–Operatoren untersuchen und zeigen, da\3 sie als
Operatorprodukte auf einem dichten Teilraum existieren.
Die Berührung mit der Virasoro–Algebra kommt durch die Tatsache, da\3 wir
trotz der komplizierten Struktur der Vertex–Operatoren ihre Kommutatoren
mit der Virasoro–Algebra berechnen können. Dies wird der erste Schritt
sein, um die im Satz 5.1 beschriebenen Intertwiner zu
konstruieren, und ebenso auf dem Weg zur Konstruktion der primären Felder
für die minimalen Modelle der konformen Quantenfeldtheorie.
Wir werden danach die Vertex–Operatoren noch etwas eingehender
untersuchen und eine Faktorisierung in einen Hilbert–Schmidt und einen
Diagonal–Operator beweisen. Wir werden aber auch beweisen, da\3 die
Vertex–Operatoren, wie sie in der konformen Quantenfeldtheorie benutzt
werden, nicht abschlie\3bare
Operatoren in sind.
1 Das freie Feld
Vertex–Operatoren entstehen formal als Wick–geordnete Exponentiale des freien Feldes, genauer des euklidischen, freien, masselosen Feldes, da\3 in radialer Quantisierung in folgenderma\3en gegeben ist (vgl. [GSW]). Für sei
(1) |
wobei gilt. ( und sind also ein Schrödinger–Paar, sie repräsentieren Ort und Impuls des freien Feldes.) Die Variable beschreibt die Raum–Zeit, der Winkel ist die Ortskoordinate und ist die Zeitkoordinate. Der Einheitskreis in ist also die “Welt” zur Zeit . Mit und gilt
(2) |
und für
(3) |
Aus (2) und (3) folgt unmittelbar für
(4) |
Gleichung (4) rechtfertigt die Bezeichnung “freies Feld” für . erfüllt formal
(5) |
insbesondere gilt also für . Es gibt noch eine weitere interessante formale Relation
(6) |
die das euklidische Heisenberg–Bild darstellt. kann also als
Hamiltonoperator interpretiert werden, dessen Halbgruppe sowie
die Zeitentwicklung liefern. Man sieht hier schon ein Handikap
der euklidischen Felder und eine der Ursachen für unsere Schwierigkeiten,
die Zeitentwicklung wird nicht durch unitäre Operatoren beschrieben.
Die Gleichheit in (5) kann man für die Operatoren natürlich nicht
erwarten, man verlangt hier nur “”. Wir werden sehen, da\3 auch
diese Relation nur trivial erfüllt ist, denn wir werden beweisen, da\3
für
gilt, da\3 also das freie Feld für nicht definierbar ist. Für
sieht man dagegen schnell, da\3 im
Definitionsbereich von liegt, (1) definiert also für
immerhin einen dicht definierten Operator.
Bevor wir weiter fortfahren, noch einige Bemerkungen zu den bereits erwähnten Schwierigkeiten mit dem freien Feld und den Vertex–Operatoren. Es gibt zumindest zwei Gründe, weshalb die zu definierenden Operatoren schlechte Eigenschaften haben können: Zum einen haben wir eine masselose Theorie, die bekannterma\3en singulärer als eine massive Theorie ist. Zum anderen sind Quantenfelder oft nur nach einer “Verschmierung” wohldefiniert, d.h. wir müssen die Felder als operatorwertige Distribution über einem geeigneten Testraum interpretieren.
Es ist bekannt, da\3 man die freien Felder in lokalisieren kann [RSII], es reicht also, im Ortsraum, d.h. in zu verschmieren.
Sei und , so da\3 für ein und Konstanten . Den linearen Raum aller mit dieser Eigenschaft bezeichnen wir mit . Wegen für und der Bedingung an entstehen die Elemente von als Einschränkung in analytischer Funktionen auf . Deshalb enthält natürlich keine nichttrivialen Funktionen mit kompaktem Träger. Trotzdem können wir in “lokalisieren”, d.h. wir finden Funktionen, die ihren Träger bis auf einen beliebig kleinen Rest in einer beliebig kleinen Umgebung eines Punktes haben. Als Beispiel können wir an Partialsummen denken, wegen der Poisson–Formel haben diese Partialsummen die gewünschte Eigenschaft und liegen natürlich in . Wir definieren für
(7) |
als das verschmierte freie Feld zur Zeit . Mittels (6) definieren wir für beliebige Zeiten durch
(8) |
Im Sinne der Poisson–Formel ist eine mögliche Verschmierung (d.h. Regularisierung) des freien Feldes durch
(9) |
gegeben. Aus unseren Voraussetzungen an folgt, da\3 existiert und damit folgt schnell, da\3 dicht definiert ist.
2 Definition der Vertex–Operatoren
Formal sind Vertex–Operatoren definiert durch
(10) |
wobei , und die Wick–Ordnung (Erzeuger links von Vernichteroperatoren) bezeichnet. Die Wick–Ordnung lä\3t sich leicht ausführen, wir erhalten
(11) |
Der Operator bewirkt wegen , da\3 gilt. Wir werden kurz für schreiben. erfüllt analoge Relationen zu (5) und (6), wir haben
(12) | |||||
(13) |
Wir setzen , wir haben also . und sind als Operatoren äquivalent, wir werden im folgenden oft die zunächst unwichtigen Faktoren ignorieren, beziehungsweise werden wir gegebenenfalls auch andere Potenzen von wählen.
Formal können wir auch als unendliches Produkt schreiben (da und für vertauschen), wir erhalten
(14) |
Unsere erste Aufgabe wird es sein, zu zeigen, da\3 (11) bzw. (14) für einen dicht definierten Operator definiert. Zur Definition von wollen wir Matrixelemente berechnen. Die lassen sich einfach berechnen, wenn wir kennen. Es reicht dazu den Kommutator mit dem entsprechenden Faktor in (14) zu berechnen. Es gilt für (natürlich immer noch formal)
Analog erhält man . Weiter gilt . Es folgt insgesamt für
(15) |
Der einzige Unterschied zu ist, da\3 gilt. Nun ist es eine leichte Übung, die Matrixelemente von anzugeben, es folgt
(16) | |||||
mit
(17) |
Das unendliche Produkt in (16) entspricht dem Produkt in (14) und macht keine Probleme, da und nur für endlich viele gilt und ist.
Natürlich lä\3t sich durch bekannte Polynome ausdrücken, z.B. über Charlier–Polynome, die durch
definiert sind, es gilt [Chi].
Analog zu (8) können wir verschmierte Vertex–Operatoren definieren, für sei
(18) |
Die Matrixelemente von sind gegeben durch
(19) |
Es wird sich zeigen, da\3 die Verschmierung leider entscheidende Eigenschaften der Vertex–Operatoren zerstört, verschmierte Vertex–Operatoren sind keine “primären Felder”. Deshalb sind sie für die konforme Quantenfeldtheorie nicht von gro\3em Nutzen. Zunächst können wir jedoch die verschmierten Vertices mitbehandeln. Dazu untersuchen wir im folgenden allgemeiner Operatoren
(20) |
für , ist durch die Matrixelemente
(21) |
definiert. Wir haben also die Beziehungen
(22) |
und
(23) |
Im Weiteren werden wir, wenn die Abhängigkeit der auftretetenden Operatoren von und trivial ist, oft kurz für und für schreiben. Mit Hilfe der Matrixelemente können wir nun einen Operator in definieren durch [Wd]
(24) | |||||
und
(25) |
Wir möchten nun untersuchen, wann dicht definiert ist. Dazu verwenden wir die folgende Identität, die man als Verallgemeinerung der Orthogonalitätsrelation für die Charlier–Polynome interpretieren kann ([Chi], Ch. VI.1).
Lemma 2.1
Für und gilt
(26) |
Satz 2.2
-
(i)
Sei . Dann gilt , ist also insbesondere dicht definiert.
-
(ii)
Sei . Dann ist abgeschlossen und dicht definiert.
Beweis.
(i): Es gilt , falls , es reicht also, die Konvergenz dieser
Summe für alle zu zeigen. Wegen und können wir mit Lemma
2.1 folgenderma\3en abschätzen:
falls , da das übrigbleibende
Produkt für jeden Multiindex mit endlich ist.
(ii): Völlig analog zu (i) können wir durch
(28) |
abschätzen. Damit folgt die Behauptung unmittelbar aus Satz 6.20,
[Wd].
Für die verschiedenen Typen von Vertex–Operatoren bedeutet das: Die
verschmierten Vertex–Operatoren sind abgeschlossene
Operatoren in . Für die nichtverschmierten Vertex–Operatoren
erhalten wir aus Satz 2.2: Ist , so ist dicht
definiert. Ist , so ist abgeschlossen. Für
ist weder (i) noch (ii) aus Satz 2.2 anwendbar.
3 Produkte von Vertex–Operatoren
Als nächsten Schritt möchten wir Produkte von Vertex–Operatoren einführen. Da wir keinen unter den Vertex–Operatoren invarianten Teilraum zur Verfügung haben, auf dem Produkte der Vertex–Operatoren existieren, müssen wir uns anderer Methoden bedienen. Die Rettung wird eine explizite Konstruktion der Produkte sein. Sei
(29) |
und
(30) |
Mit Hilfe der Campbell–Baker–Hausdorff–Formel
falls erhalten wir formal
(31) | |||||
Damit erhalten wir die folgende Funktionalgleichung für die Produkte von Vertex–Operatoren:
(32) | |||||
Wir können also, falls endlich ist, das Produkt von zwei Vertex–Operatoren und einfach durch die rechte Seite von (32) definieren. Dies ist für die verschmierten Operatoren immer der Fall, da dann schnellfallend sind. Für die lokalisierten Operatoren mit ist , falls gilt. Diese Einschränkung ist ein aus der euklidischen Quantenfeldtheorie bekannter Effekt, nur “zeitgeordnete” Produkte von Feldern sind definiert. Für das Produkt müssen wir die Relation beachten. Die zusätzlichen Terme liefern bei der Produktbildung, da in der Wick–Ordnung rechts von stehen soll,
(33) | |||||
Damit erhalten wir in diesem Fall aus (32), falls ,
(34) | |||||
und
(35) |
Interessanterweise spielt auf der rechten Seite von (34) und (35) die Zeitordnung keine Rolle mehr, sie ist für beliebige mit definiert. Die rechte Seite stellt also eine analytische Fortsetzung der linken Seite dar. Dafür haben wir uns allerdings eine Mehrdeutigkeit durch die Funktion eingehandelt. Wir werden die folgende Konvention verwenden: Für soll reell sein.
Damit haben wir eine Möglichkeit gefunden, Produkte von Vertex–Operatoren wieder durch Vertex–Operatoren darzustellen. Wir können also das Produkt einfach durch die rechte Seite von (32) bzw. (34) definieren. Für die auf der rechten Seite stehenden Operatoren ist Satz 2.2 anwendbar (falls er es für die Faktoren war), und wir erhalten wieder dicht definierte Operatoren. Wir werden aber zeigen, da\3 (32) und (34) mehr als formale Relationen sind, eine Anwendung von Lemma 2.1 wird zeigen, da\3 diese Gleichungen sogar stark auf gelten.
Satz 3.1
Sei (r=1,2), und weiter existiere . Dann gilt
-
(i)
(36) und
-
(ii)
(37)
Beweis.
Nehmen wir an, wir könnten zeigen, da\3 unter den Voraussetzungen des
Satzes
(38) |
gilt. (Dabei und im folgenden soll immer die Summe über alle Indizes endlicher Länge bedeuten.) Dann folgt mit , da\3 gilt, denn aus (38) folgt schnell, da\3 die Bedingungen in (24) erfüllt, und weiter folgt aus (25)
(39) | |||||
Es reicht also, (38) zu zeigen. Wir haben
(40) |
Wir möchten nun in (40) die Summe und das Produkt vertauschen. Als Abschätzung haben wir diesen Schritt bereits im Beweis von Satz 2.2 durchgeführt. Diese Vertauschung entspricht der Gleichung
(41) |
für . Im Grenzfall stehen aber auf der linken Seite von (41) weniger Summanden als auf der rechten Seite, da wir nur über Multiindizes endlicher Länge summieren. Da und fest sind, gilt ab einem für alle . Dann ist . Für die endlich vielen Faktoren können wir (41) anwenden und es bleibt zu zeigen, da\3
(42) |
gilt. Wegen folgt , also haben wir für jeden Multiindex mit , da\3 . Also ist
(43) | |||||
Wir können also in (40) weiterschreiben und erhalten unter Anwendung von Lemma 2.1
(44) | |||||
Satz 3.1 ist bewiesen.
Eine triviale Verallgemeinerung von Satz 3.1 erlaubt es,
beliebige Produkte von Vertex–Operatoren zu bilden, wir erhalten dann
(45) |
Diese Gleichung gilt ebenfalls stark auf . Für das Produkt der Operatoren erhalten wir aus Satz 3.1 unter der Voraussetzung
(46) | |||||
(vgl. (34), natürlich gilt auch eine Verallgemeinerung von (35)). Auch diese Gleichung gilt unter den angegebenen Bedingungen stark auf .
4 Kommutatoren
Wir haben bis jetzt gesehen, da\3 Vertex–Operatoren unter bestimmten Bedingungen dicht definierte Operatoren sind. Zur Definition der Operatoren haben wir eine formale Kommutatorrelation zwischen Vertex–Operatoren und der Heisenbergalgebra verwendet (siehe (15)). Wir möchten nun als erstes beweisen, da\3 die Vertex–Operatoren Gl. (15) stark auf erfüllen.
Lemma 4.1
Sei . Dann gilt:
-
(i)
Für jedes Monom ist .
-
(ii)
Für alle und
(47) -
(iii)
für .
Beweis.
(ii):
Da wir zur formalen Berechnung der Matrixelemente von
(15) bzw.
((ii)) verwendet haben, ist klar, da\3 ((ii)) schwach auf gilt. Damit reicht es (i) zu beweisen.
(i):
Wir zeigen für beliebige . (i)
ist dann eine offensichtliche Verallgemeinerung. Es gilt für
(48) | |||||
Eine einfache Überlegung zeigt
(49) |
so da\3 die Summe über existiert. Die übrigen Faktoren sind genau
die aus dem Beweis von Satz 2.2. Es folgt (da abgeschlossen
ist) . Der Beweis für geht
analog.
(iii) folgt unmittelbar aus (48), das übrigbleibende Produkt über
liefert die -abhängige Konstante.
Wir wollen uns nun die Virasoro–Operatoren etwas genauer anschauen.
Wir waren bis jetzt damit zufrieden, da\3 auf definiert sind. Da wir aber Kommutatoren berechnen wollen und die Bilder sicher nicht mehr in liegen, müssen wir den Definitionsbereich von vergrö\3ern. Zunächst ist wegen dem folgenden Lemma klar, da\3 abschlie\3bare Operatoren sind.
Lemma 4.2
In einem separablen Hilbertraum ist die direkte Summe von endlichdimensionalen Operatoren abschlie\3bar.
Beweis. Klar.
können wir als direkte Summe schreiben, da , es gilt .
Ab sofort seien also als der Abschlu\3 von
definiert. Der Definitionsbereich der
ist genügend gro\3:
Lemma 4.3
-
(i)
-
(ii)
für alle .
-
(iii)
Ist , so gilt
Beweis.
(i) ist offensichtlich, da .
(ii): Wir schreiben für in der Wick–Ordnung, dann gilt
für
(50) |
und
(51) |
Die endlichen Summen in (50) und (51) sind auf definiert, da gilt, es reicht also, jeweils die Anteile
(52) |
zu untersuchen. Es gilt mit und für
(53) |
und deshalb
(54) | |||||
Analog können wir durch
(55) |
abschätzen. Damit folgt, da\3 und damit auch auf
definiert sind.
(iii): Zunächst zeigen wir, da\3 gilt. Aus der
Form der Matrixelemente von (21) folgt, da\3
(56) |
gilt. Wir müssen also abschätzen.
Wegen folgt
(57) | |||||
denn das Produkt existiert nach Voraussetzung. Wir wissen also, da\3 gilt. Es reicht nun zu zeigen, da\3 für jedes Monom gilt , denn wegen ((ii)) können wir als Linearkombination solcher Ausdrücke schreiben. Das folgt aber schnell, nach Lemma 4.1 ist z.B.
(58) |
Analog können wir die Wirkung beliebiger Monome auf
hinschreiben. Mit den Koeffizienten aus (58) können wir auf die
gleiche Weise wie in (57) verfahren, nur endlich viele der
Faktoren aus (56) werden gestört, die Konvergenz des Produktes
bleibt dabei unberührt.
Wir kommen nun zum wichtigsten Punkt in diesem Abschnitt, den
Kommutatoren zwischen den Virasoro–Operatoren und den
Vertex–Operatoren. Zunächst gilt ganz allgemein:
Lemma 4.4
Sei . Setze , . Dann gilt stark auf :
(59) | |||||
Beweis.
Sei . Weiter sei .
Aus Lemma 4.1 folgt stark auf
(60) | |||||
und
(61) | |||||
Für den Kommutator, also die Differenz von (60) und (61) ergibt sich
(62) | |||||
Zu zeigen bleibt nur die Konvergenz des ersten Terms. Für gilt nach Lemma 4.1, (iii)
für beliebige , falls gilt. Die Fälle bzw. gehen analog unter Verwendung
von (3) bzw. (51).
Nun werden wir zum ersten Male sehen, wieso die nichtverschmierten
Operatoren für uns interessanter sind. Für bzw.
gilt:
Lemma 4.5
Sei . Dann ist für holomorph in und es gilt
(63) | |||||
Für die Aussage von Lemma 4.5 benötigen wir wesentlich die Form von
, wodurch von der Form sein
mu\3.
Beweis.
Wir beweisen nur den Fall , die Verallgemeinerung auf beliebiges
ist offensichtlich.
Sei . Nach Satz 2.2,
(2) ist lokal gleichmä\3ig beschränkt in dem
gelochten Einheitskreis. Deshalb reicht es, die Differenzierbarkeit von
für nachzuweisen, denn
für gilt dann
lokal gleichmä\3ig. ist dann folglich schwach holomorph und damit auch (stark) holomorph. Es reicht demnach, (63) schwach auf nachzuweisen, da\3 hei\3t für die Matrixelemente von . Wir erhalten aus (16)
Wir haben dabei die gewöhnliche Produktregel angewendet, denn alle auftretenden Produkte und Summen brechen nach endlich vielen Termen ab. Durch eine einfache Rechnung erhält man die folgende Identität:
Es folgt also insgesamt
Damit erhalten wir für folgende schöne Form des Kommutators
mit :
Korollar 4.6
Es gilt für :
(64) | |||||
Beweis.
Aus Lemma 4.4 und Lemma 4.5 folgt mit
Eine besonders einfache Form hat der Kommutator zwischen
und , wir erhalten
dann:
Korollar 4.7
Es gilt stark auf
(65) |
Beweis.
enthält nach der Produktregel den zusätzlichen Term
der
(64) entsprechend modifiziert, es gilt
Definition 4.8
Ein Quantenfeld (eine operatorwertige Funktion), das für ein
für alle erfüllt, hei\3t konformes Feld vom Gewicht
ist also ein konformes
Feld vom Gewicht . Man bemerke, da\3 wir
im Fall den Kommutator als eine Ableitung schreiben können,
es gilt dann . Diese Gleichung wird für die integrierten (“abgeschirmten”)
Vertex–Operatoren sehr wichtig werden.
Wir möchten nun Kommutatoren zwischen der Virasoro–Algebra und Produkten
von Vertex–Operatoren angeben. Wir verwenden dabei die folgende Form des
Vorfaktors von : Sei
Dabei wählen wir den Zweig von aus, der durch folgende
Bedingung festgelegt ist:
Für sollen alle Logarithmen reell sein. Dieser Bereich ist genau dann der, auf dem
existiert. Für andere Bereiche
ist natürlich nur festgelegt, wenn wir den Pfad der
analytischen Fortsetzung angeben.
Was uns für den Kommutator zwischen und noch fehlt, ist die
passende Form von . Dazu verwenden
wir das folgende Lemma.
Lemma 4.9
Für gilt
(66) | |||||
Beweis.
Nachrechnen.
Damit können wir den folgenden Satz beweisen.
Satz 4.10
Sei kurz , und . Dann gilt stark auf :
(67) |
Beweis.
Aus Lemma 4.4 folgt mit stark auf
Nun können wir Lemma 4.5 und Lemma 4.9 anwenden und erhalten | ||||
Uns werden dabei insbesondere zwei Wahlen von interessieren:
Setzen wir , so erhalten
wir
(68) | |||||
und für den Fall und erhalten wir
(69) | |||||
Gleichung (68) ist eine natürliche Verallgemeinerung von Korollar 4.7 auf Variable.
5 Faktorisierung von Vertex–Operatoren
Wir haben bis jetzt Vertex–Operatoren im Wesentlichen auf definiert und nicht untersucht, wie gro\3 der Definitionsbereich der Vertex–Operatoren wirklich ist. Natürlich können wir aus der Produktformel für Vertex–Operatoren im Prinzip eine solche Aussage extrahieren, denn wir haben gezeigt, da\3 unter bestimmten Voraussetzungen auf existiert, da\3 hei\3t . Da wir aber die Menge nicht kennen, ist das wenig hilfreich. Wir werden nun unter gewissen zusätzlichen Bedingungen eine Faktorisierung von Vertex–Operatoren beweisen, wobei ein Hilbert–Schmidt–Operator ist, der Teilchenzahloperator und . Damit sehen wir, da\3 der Definitionsbereich von deutlich grö\3er als ist.
Satz 5.1
Sei für ein und für ein und . Weiter sei . Dann ist
(70) |
ein Hilbert–Schmidt–Operator. Für dieses gilt
(71) |
auf . Wir können also durch die rechte Seite von (71) auf definieren.
Beweis.
Wir müssen zeigen, da\3 für geeignetes
gilt. Wir setzen . Zunächst summieren wir über . Aus dem Beweis von Satz 2.2 erhalten wir die Abschätzung
(72) | |||||
Bis jetzt war beliebig. Nach Voraussetzung können wir abschätzen
(73) | |||||
Für die Summierbarkeit für alle benötigen wir für alle . Man überlegt sich leicht, da\3 falls oder
(74) |
gilt, aus den Voraussetzungen des Satzes folgt.
Wir wählen ein das (74) erfüllt und können so
weiter abschätzen
da ist. Damit ist ein Hilbert–Schmidt–Operator. Es ist klar, da\3 (71) auf gilt, denn es ist
Weiter ist, da und als
Matrixoperator definiert wurde, “abgeschlossen auf ” in dem folgendem Sinne:
Für und gilt . Damit folgt für :
[1‘0‘0‘1;1000‘400] \square[V(ω) Φ_L‘V(ω) Φ (L→∞)‘B(ω)c^-N Φ_L‘B(ω)c^-N Φ (L→∞),;‘∥“]
da abgeschlossen ist.
Konkret für bzw.
mit erhalten wir
wegen bzw. die
folgende Bedingung für aus (74):
(75) |
Eine analoge Ungleichung erhalten wir für . Wichtig an (75) ist, da\3 unabhängig von ist, wir können eine Faktorisierung von finden, so da\3 für alle für ein festes gilt. Eine analoge Aussage gilt für .
In Abschätzung (73) sieht man, da\3 für jedes ein existiert mit für alle . Anders gesagt, bedeutet das (vgl. (14)):
Korollar 5.2
Sei
(76) |
und erfülle die Voraussetzungen von Satz 5.1. Dann gibt es für jedes ein , so da\3 für alle die Matrixelemente von einen Hilbert–Schmidt–Operator in definieren.
Wir vermuten, da\3 die Bedingung die natürliche Voraussetzung für die Gültigkeit von Satz 5.1 ist. Das formulieren wir folgenderma\3en:
Vermutung 5.3
Für jedes definieren die Matrixelemente von
(77) |
einen beschränkten Operator in .
Wäre diese Vermutung wahr, so wäre für jedes der Operator Hilbert–Schmidt, denn lie\3e sich dann als ein Produkt eines Hilbert–Schmidt–Operators aus Korollar 5.2 mit endlich vielen beschränkten Operatoren darstellen. Im Falle von würde folgen, da\3 für jedes ein Hilbert–Schmidt–Operator ist. In [Fe2] wurde die (etwas schwächere) Behauptung aufgestellt, da\3 unter den genannten Voraussetzungen ein kompakter Operator ist.
Eine Bemerkung zum Beweis der Vermutung: Sei und . Dann gilt . Es reicht zu zeigen, da\3
ein beschränkter Operator ist, denn dann ist ebenfalls beschränkt.
6 Die Nichtabschlie\3barkeit von und
Nach dem positiven Ergebnis des letzten Abschnittes wollen wir uns nun
einem negativen Resultat
zuwenden, der bereits erwähnten Nichtabschlie\3barkeit des freien Feldes
und der nicht verschmierten Vertex–Operatoren.
Man bemerke, da\3 auch bei der Faktorisierung die rechte Seite trotz ihrer schönen Faktoren Hilbert–Schmidt
Selbstadjungiert i. allg. nicht abschlie\3bar sein mu\3 (und auch
nicht
sein kann).
Zum Beweis der Nichtabschlie\3barkeit benötigen wir eine neue Menge von
Elementen in , die sogenannten kohärenten Zustände. Kohärente
Zustände sind verwandt mit dem Vertex–Operatoren, denn wie wir gleich
sehen werden, ergibt ein Vertex–Operator, angewendet auf den
Grundzustand in , einen kohärenten Zustand. Eine gute
Einführung findet
man in dem Buch von J. Klauder und E. Sudarshan “Quantum Optics”
[KS] in Chapter 7.
Wir geben nun einen kurzen Überblick über die Eigenschaften kohärenter
Zustände mit abzählbar unendlich vielen Freiheitsgraden, soweit wir sie
benötigen.
Für sei
(78) | |||||
(79) |
mit .
Das Exponential in (79) ist über die Potenzreihe definiert. Die
normierten Vektoren hei\3en kohärente Zustände, da sie
Eigenvektoren der Vernichteroperatoren sind. Das können wir entweder durch
eine explizite Rechnung sehen oder durch Anwendung von Lemma 4.1:
Wie (79) und (20) zeigen, entsteht durch
Anwendung des Vertex–Operators mit
auf . Nach Lemma 4.1 ist , und es gilt für
(80) |
Es folgt also
(81) |
Sei . Nach Satz 2.2 existiert für der Grenzwert . Wiederum aus Lemma 4.1 folgt, da\3 für alle gilt. Eine wichtige Eigenschaft der kohärenten Zustände ist:
Lemma 6.1
Die Abbildung mit ist stetig, es gilt
Einen Beweis findet man in [KS].
Au\3erdem werden wir die folgende Aussage benötigen:
Lemma 6.2
Für jedes ist die Menge der kohärenten Zustände
(82) |
total in .
Beweis.
Sei beliebig und fest gewählt. Wir zeigen:
Falls für alle , folgt
. Wähle und .
Weiter sei . Für beliebige gibt es
ein , so da\3
wobei in der Position stehen soll, das hei\3t
(83) |
Da in , folgt nach Lemma 6.1 und folglich
Dieses Skalarprodukt lä\3t sich aber explizit angeben.
Zunächst sei mit ein Basisvektor. Dann gilt
(84) | |||||
Die Kronecker–Deltas entstehen, da falls gilt
und das hier immer der Fall ist, falls ist. Es ist
also , falls ein mit
existiert.
Damit ergibt sich für
(85) | |||||
Dies ist aber eine ganze Funktion in den Variablen . Ist
nun für alle , so
folgt für alle
und damit impliziert (85) für alle der Form
. Da aber und
beliebig waren, und alle von dieser Form für
geeignete und sind, folgt für alle
und damit .
Da wir Vertex–Operatoren auf kohärente Zustände anwenden wollen,
benötigen wir noch das folgende Lemma:
Lemma 6.3
Sei . Dann gilt
-
i)
und
-
ii)
, wobei ein kohärente Zustand ist, der durch
festgelegt ist. Für erhalten wir
wobei wir für gesetzt haben.
Beweis.
Eine direkte Anwendung von Satz 3.1, wenn wir
nach (79) durch einen Vertex–Operator erzeugt denken.
Wir können nun ein Komplement zu Satz 2.2 beweisen, hierzu
benötigen wir aber noch das folgende technische Lemma:
Lemma 6.4
Sei . Ist , so existiert ein mit und für alle .
Beweis.
Eine einfache Übung.
Ist , so gilt .
Wir wollen nun die Nichtabschlie\3barkeit dieses Operators, falls
gilt, beweisen. Die Abschlie\3barkeit
eines Operators hängt im allgemeinen vom Definitionsbereich des Operators
ab. Da wir als den maximalen Operator definiert haben, könnte
eine Einschränkung von abschlie\3bar sein, obwohl
nicht abschlie\3bar ist. Deshalb führen wir auch einen “minimalen
Operator” ein,
(86) |
mit . Es ist klar, da\3 jede Fortsetzung von nicht abschlie\3bar ist, wenn nicht abschlie\3bar ist.
Satz 6.5
Sei , aber . Dann sind und nicht abschlie\3bare (nicht abgeschlossene) Operatoren.
Eine direkte Folgerung aus dem Beweis von Satz 6.5 ist:
Korollar 6.6
, . Dann ist
und trivialerweise abgeschlossen.
Beweis.
Es gilt ([Wd] Satz 6.20).
Zusammenfassend erhalten wir aus Satz 2.2, Satz 6.5 und
Korollar 6.6:
Korollar 6.7
-
i)
Sei . Dann ist genau dann dicht definiert, wenn .
-
ii)
Sei . Dann ist genau dann abgeschlossen, wenn
Beweis von Satz 6.5.
Wir beweisen zunächst die Nichtabschlie\3barkeit von . Sei also
fest gewählt mit
,
.
Nach Lemma 6.4 existiert eine Folge
mit
und folglich
auch .
Sei nun beliebig. Wir wollen zeigen, da\3 gilt. Dazu zeigen wir, da\3 eine Folge
, existiert mit
Nach Lemma 6.3 gilt mit
Weiter existiert nach Lemma 6.2 ein mit
Damit folgt
denn und konvergieren für gegen endliche Zahlen und ist
divergent mit . Es folgt also und die Nichtabschlie\3barkeit von
.
Zu zeigen bleibt die Nichtabschlie\3barkeit von . Dazu
approximieren wir durch Elemente aus :
Sei für
(87) |
Es gilt und wie wir schon im Beweis von Satz 5.1 bemerkt haben, folgt aus Satz 3.1, da\3 sogar
(88) |
gilt.
Wir können also eine Folge wählen,
so da\3
gilt, woran die Nichtabschlie\3barkeit von folgt.
Als letztes in diesem Abschnitt wollen wir den Beweis der
Nichtabschlie\3barkeit des
freien Feldes für skizzieren.
Dazu sei , und .
Dabei haben wir im Vergleich zu (1) die unwesentlichen Terme
weggelassen.
Die Nichtabschlie\3barkeit von können wir in folgenden
Schritten zeigen:
-
i)
ist nicht abschlie\3bar:
Dazu berechnet man . Zu jedem gibt es ein mitEs folgt und deshalb .
-
ii)
Es gilt unabhängig von und deshalb können wir abschätzen
Damit folgt auch die Nichtabschlie\3barkeit von .
Kapitel 4 Abgeschirmte Vertex–Operatoren
1 Der Ladungsoperator
Als erstes Beispiel eines “abgeschirmten” Vertex–Operators definieren
wir den Ladungsoperator . Damit werden wir in der Lage sein, den Beweis
der Kac–Determinantenformel zu vervollständigen und die in Satz
5.1 behaupteten Intertwiner zu konstruieren.
Sei die positiv orientierte Kurve aus Abbildung 1, die in
startet und wieder endet.
Sei und
(1) |
Für und sei
(2) |
Das Integral ist dabei als ein –faches Kurvenintegral zu verstehen,
die Integrale sind in der bezeichneten Reihenfolge auszuführen. Nach dem
Satz von Fubini können wir aber die Integrationsreihenfolge von
beliebig vertauschen. Die Integrationsmenge liegt nicht
in (1), ist aber (um die Phasen festzulegen) als Grenzwert aus
(1) zu verstehen.
Da wir verlangen, existiert das Integral (1) für
beliebige , d. h. (1) definiert eine Form
mit .
Es gibt verschiedene Möglichkeiten zu sehen, da\3
einen Operator zumindest auf
definiert. Wir werden zeigen, da\3 (1) “fast immer” Null ist,
weshalb die Form ohne weitere Probleme einen Operator auf
definiert. Wir könnten natürlich auch die Ergebnisse aus Kapitel 3,
Satz 2.2 oder Satz 5.1 anwenden, aber für wäre das
nicht angemessen. Auf diese Methode werden wir im nächsten Abschnitt
zurückgreifen.
Lemma 1.1
Seien . Dann gilt
-
(i)
(3) falls .
-
(ii)
(4) ist holomorph in .
Beweis.
-
(i)
Sei mit , und mit und . Wir haben zu berechnen
Sammeln der –Terme ergibt:
Das –Integral faktorisiert und wir erhalten
(5) Das Integral über ist Null, falls . Damit ist (i) bewiesen.
-
(ii)
Der Fall ist klar, wir setzen deshalb voraus. ist analytisch für . Zu zeigen ist noch, da\3 kein Verzweigungspunkt von ist, sondern höchstens eine isolierte Singularität. Für jedes definieren wir als Integral über die Konturen aus Abbildung 2.
Wir haben also Es gilt . Wie aus einem –Argument folgt, kann keinen Verzweigungspunkt in Null haben, falls keinen hat.
Den Integranden von können wir in binomischen Reihen entwickeln, d. h. jeder Faktor wird in eine binomische Reihe entwickelt. Da die Reihen auf der Integrationsmenge gleichmä\3ig konvergieren, können wir gliedweise integrieren.
Wir erhalten für den Integranden(6) wobei ist.
Das Produkt kann man (im Prinzip) ausmultiplizieren und erhält eine Entwicklung der Formgültig in . Nun gilt
und folglich bleibt der nichtganzzahlige Anteil bei den Integrationen erhalten. Wir erhalten also, da\3
bis auf eine Laurententwicklung in Null nur noch den Term
enthält, also eine echte Laurententwicklung in Null besitzt und folglich analytisch in ist.
Mit Hilfe von Lemma 1.1 können wir nun zeigen, da\3 die Matrixelemente (1) zu einem dicht definierten Operator gehören.
Satz 1.2
-
(i)
Es ist , falls .
-
(ii)
ist ein Operator vom Grad , d. h. es gilt . ist (als Matrixoperator) abgeschlossen.
-
(iii)
Es gilt stark auf
(7)
Bemerkung 1.3
-
(i)
Im Falle schreiben wir für .
-
(ii)
Wählt man und , so ist , d. h. ist ein Intertwiner zwischen den Fock–Moduln und .
Beweis von Satz 1.2 (i).
(8) | |||||
Sei , dann gilt
und deshalb
Das Produkt in hat also den Grad . Aus Lemma 1.1, (i) folgt darum
,
falls
oder äquivalent .
(ii) folgt unmittelbar aus (i), die Abgeschlossenheit folgt aus Lemma
4.2.
(iii): Da wir als ein Integral über die Matrixelemente von
definiert haben, ist sind die Matrixelemente
von als das schwache Integral von gegeben. Wir
erhalten mit
Wir können in partiell integrieren und da in den Endpunkten eine Nullstelle hat, treten keine Randterme auf. In können wir wegen Lemma 1.1 (ii) ohne Randterme partiell integrieren. Insgesamt ergibt sich:
Diese Gleichung gilt aber sogar stark auf , da für jedes
nur für endlich viele ist.
Zum Beweis von Satz 5.1 fehlt nur
noch die folgende Aussage über die Nichttrivialität von .
Lemma 1.4
Sei . Ist , so ist nicht die Nullabbildung, insbesondere ist für . Weiter ist für .
Damit erhalten wir:
Korollar 1.5
Sei und und .
-
(i)
Sei weiter . Dann ist ein singulärer Vektor vom Grad in .
-
(ii)
Ist , so gibt es einen Vektor vom Grad in mit .
Satz 5.1 ist bewiesen.
Beweis von Lemma 1.4.
Sei .
Wir werden ein bestimmtes Skalarprodukt
explizit
berechnen können. Dazu wählen wir ein so, da\3 der Integrand möglichst
einfach wird. Zunächst ist
(9) | |||||
ist ein Polynom in vom Grad , falls wir wieder setzen. Die Polynome vom Grad bilden einen –dimensionalen Raum. Deshalb gibt es ein , so da\3
(10) |
gilt. Mit diesem gilt dann
Wir können nun Lemma 1.1 anwenden und das Integral über faktorisieren und erhalten aus (5)
Wir ersetzen , aus der Definition von folgt weiter
(11) |
Dieses Integral ist zu berechnen. Wir betrachten statt (11) allgemeiner für ,
(12) |
mit , wobei für
alle auftretenden Logarithmen ihren Hauptwert
annehmen sollen. Sei , , . Dann
existiert (12).
Zum Glück können wir (12) auf ein bekanntes Integral zurückführen.
A. Selberg [Se] berechnete das folgende Integral.
Satz 1.6
Seien mit , und , , . Dann konvergiert das folgende uneigentliche (reelle) Integral und ist
(13) | |||||
Für ist (13) nichts anderes als die Integraldarstellung der Beta–Funktion
Wir möchten nun (12) auf (13) zurückführen. Das ist eine
Verallgemeinerung der bekannten Tatsache, da\3 das Integral einer
symmetrischen Funktion von Variablen über den Einheitswürfel das
–fache des Integrals über dem Einheitssimplex ist. Wir haben hier
keine symmetrische Funktion als Integrand, aber eine bis auf Phasen
symmetrische Funktion.
Zunächst können wir (12) zu einem reellen Integrand machen, indem
wir die Integrationswege von unten und oben auf die reelle Achse, genauer
gegen das Intervall drücken. Dabei verlassen wir den Sektor
.
Jeder Konfiguration der reellen Variablen im
Intervall können wir eine
Phase zuordnen, so da\3 der Integrand entlang der auf die Achse gedrückten
Integrationsweg analytisch ist. Das Integral über eine vorgegebene
Konfiguration ist bis auf diese Phase gleich dem Integral über dem
Einheitssimplex. Diese Phasen können wir aufsummieren und erhalten
folgenden Zusammenhang zwischen (12) und (13):
(14) |
mit
(15) |
Ist nun , so folgt wegen ,
, da\3 (14) nicht verschwinden
kann, denn weder (13) noch (15) können dann Null sein.
Im Falle betrachten wir das Skalarprodukt für . Die Argumentation verläuft dann völlig
analog zu dem Fall .
2 Abgeschirmte Vertex–Operatoren
Wir wollen nun etwas allgemeiner als im letzten Abschnitt Vertex–Operatoren integrieren. Diese Operatoren werden in bestimmten Fällen weitere primäre Felder definieren. Im Gegensatz zum letzten Abschnitt, wo wir von Lemma 1.1 ohne weitere Funktionalanalysis geschenkt bekommen haben, da\3 vernünftige Operatoren sind, müssen wir hier etwas mehr arbeiten, um die integrierten Vertex–Operatoren zu definieren. Sei und zunächst für alle . Weiter sei . Wir wollen
(16) |
als Operator einen Sinn geben. Wir können auf drei Arten versuchen,
(16) einen Sinn zu geben. Das Integral kann schwach, stark oder
im Operatorsinne interpretiert werden, wir werden es meist stark
interpretieren.
Sei . Dann ist nach Satz 2.2
(17) |
die Norm des Integranden in (16), angewendet auf , ist also gleichmä\3ig beschränkt auf dem Integrationsgebiet. Au\3erdem ist nach Lemma 4.5 eine holomorphe Funktion. Folglich definiert
(18) |
einen linearen Operator auf . Das Integral kann dabei als Riemann– oder als Bochner–Integral aufgefa\3t werden.
Wir können aber auch die Ergebnisse über die Faktorisierung von Vertex–Operatoren anwenden. Wie wir in Abschnitt 3.5 gezeigt haben, gilt
(19) |
für ein hinreichend kleines für alle . Da die Hilbert–Schmidt–Norm von entlang der Integrationswege gleichmä\3ig beschränkt ist (und separabel ist), sind die Abbildungen holomorph und Bochner–integrierbar ([DU]) und wir können alternativ mittels
(20) |
die integrierten Vertex–Operatoren mit definieren. Wegen (71) gilt
(21) |
für alle .
Leider ist die Bedingung eine Einschränkung, die wir bei der Anwendung auf die konforme Quantenfeldtheorie nicht aufrecht erhalten können, dort treten notwendigerweise auch negative Exponenten in auf. Deshalb wollen wir (18) analytisch in den Exponenten fortsetzen. Wir verwenden die folgende einfache Methode, bekannt von der Beta–Funktion, indem wir die Konturen durch Pochhammer–Konturen ersetzen. Dazu sei die Pochhammer–Kontur um Null und . Weiter seien und . Dann gilt für
(22) |
Dabei sollen die noch nicht integrierten Variablen
bei der Integration von au\3erhalb der Pochhammer–Kontur liegen.
Gl. (22) liefert eine analytische Fortsetzung von (18)
und existiert unter den genannten Voraussetzungen an die Exponenten. Wir
können natürlich auch die Konturen und mischen, falls die
Exponenten geeignete Bedingungen erfüllen.
Genauso können wir in (20) die Konturen durch
Pochhammer–Konturen in der Form von Abbildung 3
ersetzen. Wir erhalten
den gleichen Zusammenhang wie in (22).
Insgesamt haben wir gezeigt:
Satz 2.1
Als nächstes möchten wir den Kommutator zwischen und angeben. Wir erhalten:
Satz 2.2
Unter den Voraussetzungen von Satz 2.1 an gilt für
(23) | |||||
Ist insbesondere für erhalten wir
(24) |
ist in diesem Fall ein konformes Feld vom Gewicht .
Man kann sich nun fragen, was wir in (24) im Vergleich zu (65) gewonnen haben, dort haben wir ebenfalls konforme Felder mit denselben Gewichten erhalten, ohne integrieren zu müssen. Der entscheidende Unterschied ist, da\3 (24) im Vergleich zu (65) zwischen anderen Fock–Moduln abbilden, es gilt
wogegen gilt. ist ein weiterer Baustein zur Konstruktion der konformen Felder im physikalischen Hilbertraum. Zu diesen Fragen kommen wir im nächsten Kapitel.
Beweis.
Formal ist (23) klar, die Gleichung entsteht durch Integration von
(68) und partiellen Integrationen analog zum Beweis von
(7). Dabei entstehen keine Randterme, da wir entweder zwischen
Nullstellen des Integranden oder auf einer geschlossenen Kontur
integrieren. Es bleibt zu zeigen, da\3 für (in
Kurzschreibweise) gilt. Es ist
zunächst wegen klar, da\3
existiert. Da die abgeschlossene Operatoren sind, folgt aus dem Satz
von Hille, Thm. 6, Chapter II [DU] (die Me\3barkeit aller zu
integrierenden Abbildungen ist dabei trivial), da\3 gilt. Wir erhalten also
3 Produkte abgeschirmter Vertex–Operatoren
Wir wollen nun untersuchen, unter welche Vorausetzungen wir Produkte abgeschirmter Vertex–Operatoren bilden können. Da wir nur auf definiert haben, ist klar, da\3 das Produkt dieser Operatoren i. allg. nicht existiert, denn man kann nicht erwarten, da\3 gilt. Deshalb kann nur
(25) |
Sinn machen. Wir machen zunächst eine einfache Beobachtung.
Lemma 3.1
Sei . Dann gilt .
Beweis. Eine einfache Variante vom Beweis von Satz 2.2.
Falls nun gleichzeitig die Voraussetzungen von Lemma 3.1 und
von Satz 5.1 erfüllt, ist (25) gut definiert, denn es ist
leicht zu sehen, da\3 auch gilt.
Dazu müssen allerdings und “weit genug” auseinander sein,
wir erhalten so also eine stärkere Bedingung an und als die
radiale Ordnung , wie wir sie von den Produkten der freien
Vertex–Operatoren kennen.
Seien die Integranden von und kurz mit und
bezeichnet. Weiter sei . Es folgt dann weiter
denn alle Integrale existieren nach Voraussetzung, und eine zweimalige Anwendung des Satzes von Hille liefert (3). Andererseits existiert die rechte Seite von (3) für beliebige , nur können wir ohne die Faktorisierung von (3) nicht beweisen, denn der Satz von Hille ist wegen der Nichtabschlie\3barkeit des Integranden nicht anwendbar. Würde aber Vermutung 5.3 gelten, so würde für alle die Faktorisierung
(27) |
gelten und könnten wir wieder (3) beweisen. Zusammenfassend haben wir:
Satz 3.2
Au\3erhalb der Gültigkeit von Satz 3.2 definieren wir, falls das Produkt der Integranden existiert, das Produkt der abgeschirmten Vertex–Operatoren über die rechte Seite von (3).
Kapitel 5 Konforme Quantenfeldtheorie
1 Einleitung
In diesem nichtmathematischen Abschnitt wollen wir kurz die von uns benötigten Begriffe und Sprechweisen aus der konformen Quantenfeldtheorie in zwei Dimensionen einführen, um danach zu zeigen, wie die bisher eingeführten Operatoren bei der Konstruktion von konkreten Modellen nützlich sind. Eine ausführliche Einleitung findet man z. B. in [Gin, SA]. Ganz allgemein ist zu sagen, da\3 die im folgenden aufgestellten Behauptungen aus der axiomatischen Quantenfeldtheorie (d. h. entweder den Wightman–Axiomen und konformer Invarianz oder den Osterwalder–Schrader–Axiomen und konformer Invarianz) folgen, falls man Unitarität der Theorie verlangt, vgl. dazu [FFK] bzw. [Mack]. Diese Forderung wird aber meist nicht gestellt. Für masselose Theorien (wie es die konformen Theorien sind) ist es nützlich, Lichtkegelkoordinaten , zu verwenden. Im Falle euklidischer Theorien können wir die Koordinaten und verwenden. Es ist ein Charakteristikum der konformen Theorien und bei konkreten Rechnungen äu\3erst nützlich, die Variablen und als unabhängige komplexe Variable zu interpretieren. Zur physikalischen Interpretation können und wieder auf den entsprechenden Unterraum in eingeschränkt werden.
Da masselose Theorien typischerweise infrarot divergent sind, wird der Raum kompaktifiziert, was wir durch die Periodizitätsbedingung , ausdrücken. ist also eine Koordinate von einem Zylinder, wobei die Kurven =const. einem Gro\3kreis auf dem Zylinder entsprechen. Mit Hilfe der konformen Abbildung , führen wir den Zylinder in die komplexe Ebene über, die Kurven const. sind nun konzentrische Kreise mit Radius . Die Operation der Zeitumkehr entspricht nun und der Generator der Dilatationen (d. h. ) entspricht dem Hamiltonoperator des Systems. Diese Beschreibung der Theorie wird radiale Quantisierung genannt.
Die wichtigste Observable ist der Noethersche Strom, der zur Invarianz unter der Poincaré-Gruppe assoziert ist, der Energie–Impuls Tensor mit vier Komponenten. Aus der konformen Invarianz und der Kontinuitätsgleichung für folgt, da\3 Spur Null und nur zwei unabhängige Komponenten und hat, wobei und gilt. ist also analytisch und antianalytisch. Das Theorem von Lüscher und Mack [Mack] sagt nun, da\3 die folgende “Operatorproduktentwicklung” für gilt. ( ist der Vakuumerwartungswert.)
(1) | |||||
(2) |
wobei ein modellabhängiger Parameter ist. Wie man sieht, unterscheiden sich (1) und (2) nur dadurch, da\3 ein Querstrich über (fast) alles gezogen wird, oft werden wir deshalb nur eine der Gleichungen aufschreiben. Man führt nun eine operatorwertige Laurententwicklung
(3) |
ein, dann sind (1) und (2) äquivalent dazu, da\3 und Darstellungen der Virasoro–Algebra sind, wobei der zentrale Term aus (1) durch bzw. dargestellt wird. In einer unitären Theorie sollen die euklidischen Felder zur Zeit symmetrisch sein, hier würde diese Forderung bedeuten für oder äquivalent . Die Operatoren müssen also eine unitären Darstellung von Vir sein. Diese Forderung werden wir nicht stellen. Die Klasse der minimalen Modelle, die wir untersuchen werden, enthält aber die unitären Modelle. ist der konforme Hamiltonoperator.
Wenn wir annehmen, da\3 der Energie–Impuls–Tensor die einzige Observable ist, folgt, da\3 die Observablenalgebra erzeugt und diese als die universelle einhüllende Algebra von Vir gewählt werden kann. Der Raum der physikalischen Zustände zerfällt dann in “Superauswahlsektoren”, die eine irreduzible Darstellung von tragen. Für die bereits erwähnten minimalen Modelle verlangt man, da\3 es nur endlich viele Superauswahlsektoren gibt. Der physikalische Hilbertraum ist dann
(4) |
wobei und irreduzible Vir–Moduln sind. Wir werden der Einfachheit halber nur Modelle mit Spin Null, d. h. und damit betrachten. Da nach unten halbbeschränkt sein soll und einen zyklischen Vakkuumvektor besitzen soll, sind Höchstgewichtsmoduln, d. h. irreduzible Vir–Moduln von einem Typ . ist ja bereits durch festgelegt und ist ein weiterer Parameter, der durch parametrisiert wird.
In [BPZ] wurde eine weitere Forderung aufgestellt: Es sollen Felder existieren, die sich tensoriell unter konformen Transformationen und nahe der Identität transformieren, d. h. es soll
(5) |
für unitäres gelten. Ein solches Feld wird primäres Feld vom Gewicht genannt. Für Felder von Spin 0 gilt . Die infinitesimale Variante von (5) ist
(6) |
und eine analoge Gleichung für den Kommutator mit . Aus (6) folgt, da\3 ( sei der Vakuumvektor) ein Höchstgewichtsvektor für mit und ist. Der von diesem Vektor erzeugte irreduzible Höchstgewichtsmodul bezeichnen wir mit . Eine Theorie hei\3t nun minimal, wenn
Die übrigen Felder werden aus den primären Feldern auf die folgende Weise erzeugt: Sei
(7) |
und
(8) |
Die Felder in (8) werden sekundäre Felder genannt. Es reicht, die Korrelationsfunktionen der primären Felder zu kennen, die der sekundären Felder ergeben sich dann durch die Anwendung eines zu assozierten Differentialoperators auf die Korrelation der zugehörigen primären Felder.
Die Bestimmung der Korrelationen der primären Felder für die minimalen Modelle über die sogenannte Feigin–Fuks–Integraldarstellung geht auf Dotsenko und Fateev ([DF1, DF2]) und G. Felder [Fe1] zurück. Dazu ist es wesentlich, die Bausteine des physikalischen Hilbertraumes durch einen (Subquotienten eines) Fock–Raum(es) zu ersetzen. Die sogenannte Coulomb–Gas–Konstruktion erlaubt es dann die primären Felder zu konstruieren.
2 Die minimalen Modelle
Um die Notationen zu fixieren wiederholen wir kurz die für den nächsten
Abschnitt relevanten Daten.
Die minimalen Modelle leben in Vir–Moduln vom Typ , deshalb sind
sie
fixiert durch die Wahl von mit relativ prim. Dadurch
ist durch
(9) |
festgelegt. Weiter ist
(10) |
und
(11) |
mit dem eindeutigen
irreduziblen Vir–Modul vom Typ .
ist der maximale nichttriviale Untermodul von
und nach Satz 2.5 von zwei singulären Vektoren
erzeugt.
Die direkte Summe in (11)
geht über , und .
sind nach Satz 4.2 nur im Fall
unitäre Vir–Moduln, in den anderen Fällen ist die
Shapovalov–Form auf zwar nicht ausgeartet, aber nicht
positiv
definit. Leider ist versehen mit der Shapovalov–Form
i. allg. kein (Prä–)Krein–Raum, denn zerfällt nicht in eine
direkte Summe von Vektoren positiver bzw. negativer Länge. Siehe dazu
Beispiel 4.3. Obwohl wir also vom “physikalischen
Hilbertraum” gesprochen haben, ist zunächst nicht klar, wie wir
in einen Hilbertraum einbetten können. Da wir aber sehen
werden, da\3 als Vir–Modul zu einem Unterraum gewisser
Fock–Moduln isomorph ist, können wir auf diese Weise eine
Vervollständigung von angeben.
Zu jedem Summand in (11) gibt es ein primäres Feld
vom Gewicht , das
die Gleichung (6) erfüllt.
Wir haben die folgende Zerlegung von
gemä\3 (11).
Sei die
kanonische Projektion. Wir können schreiben
(12) |
mit . Wir können auch als Abbildung
zwischen und auffassen. Die Strukturkonstanten
sind eindeutig durch die Normierung festgelegt.
wird als konformes Feld bezeichnet und ist
eine i. allg. vieldeutige operatorwertige Funktion.
erfüllt entsprechend zu (6)
(13) |
Mit Hilfe von (12) können wir natürlich auch Korrelationen von primären Feldern auf Korrelationen von konformen Feldern zurückführen. Dazu sei . Es gilt
(14) |
mit
(15) |
wird als konformer Block bezeichnet, entstehen als Produkte der Strukturkonstanten.
3 Die Konstruktion der primären Felder im Fock–Raum
Wir wollen nun die konformen Blöcke mit Hilfe der Ergebnisse aus Kapitel 3 und 4 explizit konstruieren, d. h. wir definieren Operatoren, die (13) erfüllen. In einem zweiten Schritt zeigen wir dann, da\3 diese Operatoren auch auf den irreduziblen Höchstgewichtskomponenten der beteiligten Fock–Räume wohldefiniert sind.
Wir setzen und
. Es gilt .
Weiter setzen wir ,
und
(vgl. dazu (8)). Dann sind Fock–Moduln vom Typ
und vom Typ der Feigin–Fuks Klassifikation Satz 3.4
und es gilt und
.
Sei
(16) | |||
(17) |
Die Exponenten erfüllen die Voraussetzungen von Satz 2.1, folglich können wir für und
(18) |
definieren. Die Bedingungen an die Anzahl der Integrale bzw. in (16) entstehen aus den sogenannten Fusionsregeln für die minimalen Modelle, siehe dazu [Fe1, Mat]. Nach Satz 2.2 erfüllen
(19) |
und es gilt . Damit erfüllt die richtigen Vertauschungsrelationen mit Vir zwischen Vir–Moduln vom richtigen Typ. Es bleibt zu zeigen, da\3 wir von den Fock–Räumen zu den irreduziblen Höchstgewichtsmoduln übergehen können. Dazu wird uns wieder der in Abschnitt 4.1 eingeführte Ladungsoperator nützlich sein. Sei dazu für
(20) |
(zur Schreibweise siehe Bemerkung 1.3). Nach Konstruktion ist ein Intertwiner vom Grad zwischen Fock–Moduln; es gilt
ist ein abschlie\3barer Operator, den Abschlu\3 bezeichnen wir ebenfalls mit .
Wir betrachten nun die folgende Sequenz von Fock–Moduln
(21) |
Diese Sequenz kann in eine beidseitig unendliche Sequenz eigebettet werden,
wir benötigen hier aber nur diesen Ausschnitt.
Wir beweisen:
Lemma 3.1
-
(i)
-
(ii)
(22) als Vir–Moduln. Es gilt .
Beweis.
Aus Satz 3.4 kennen wir die Struktur der Fock–Moduln. Da die
Kerne und Bilder von Untermoduln sind, müssen sie von einer Teilmenge
der Vektoren der Diagramme aus Satz 3.4 erzeugt werden. Wir
werden die folgenden Abbildungseigenschaften von und
beweisen.
(23) |
Wir bemerken zunächst, da\3 die Gewichte der Vektoren nach (2.6) zusammenpassen, es gilt u.s.w. Die Behauptung aus Diagramm (23) ist mit anderen Worten:
-
(i)
wird von erzeugt.
-
(ii)
wird von erzeugt.
-
(iii)
wird von und erzeugt.
-
(iv)
wird von und erzeugt.
Damit folgt unmittelbar Behauptung (i) und weiter
(24) |
Die Aussage über die Formen und
folgt unmittelbar aus der Vir–Invarianz
beider Formen. Zu zeigen bleibt nur (23).
Wir untersuchen zunächst und .
Analog zu Korollar 1.5 ist zu zeigen, da\3 diese Vektoren nicht Null
sind. Korollar 1.5 lä\3t sich aber nicht direkt anwenden, denn es
ist . Wir müssen also in (13),
(14) und (15) noch einmal etwas genauer hinschauen.
Korollar 3.2 (zu Lemma 1.4)
Sei wie im Beweis von Lemma 1.4 und . Dann gilt
(25) | |||||
Dieser Ausdruck ist insbesondere nicht Null, falls gilt.
Damit folgt unmittelbar, da\3 ein singulärer Vektor in ist und damit proportional zu sein mu\3. Weiter mu\3 ein Vektor existieren mit .
Nun können wir uns in (23) auf folgende einfache Weise weiterhangeln. Wir beschränken uns nun auf die Aussagen über , die Aussagen über folgen analog.
Da die Vektoren für singulär sind, ist klar, da\3
gelten mu\3, denn im Bild gibt es keine
singulären Vektoren mit den entsprechenden Graden.
Wir untersuchen nun . Aus würde wegen folgen, ein Widerspruch. Wir setzen . (Erinnern wir uns dabei daran, da\3 die Vektoren in diesen
Diagrammen nur bis auf Äquivalenzklassen eindeutig sind; ist
in der selben Äquivalenzklasse wie , da beide Vektoren singulär
werden, wenn wir den Quotienten mit bilden.)
Weiter gilt , es gibt demnach ein mit . Da ein Intertwiner ist, folgt weiter
Wir setzen . Au\3erdem folgt , denn im
Bild gibt es keinen Vektor mit entsprechenden Eigenschaften.
Diese Schritte induktiv fortgesetzt beweisen (23) und damit Lemma
3.1.
Die Sequenz (21) liefert damit eine Auflösung der irreduziblen
Höchstgewichtsmoduln durch bestimmte Fock–Moduln. Als nächsten Schritt
möchten wir zeigen, da\3 die von uns konstruierten konformen Felder
(18) auch auf wohldefiniert sind. Zunächst
vervollständigen wir , diese Vervollständigung können wir
identifizieren mit . Da aus dem Vakuumvektor in durch die Virasoro–Algebra erzeugt wird und gilt, ist dicht in
. Wir werden zeigen, da\3
Kettenabbildungen sind, d. h. da\3 sie mit vertauschen.
Lemma 3.3
Es gilt das folgende bis auf Phasen kommutative Diagramm. Sei und .
\xext =3200\yext=1100 | (26) |
Genauer gilt für
(27) |
Die Phase in (27) können wir eliminieren, indem wir die Operatoren
mit der Phase multiplizieren.
Beweis.
Das Diagramm (26) beweisen wir in zwei Schritten, wir behaupten für
(28) |
und
(29) |
Diese beiden Gleichungen implizieren (27) und damit (26). Wir nehmen an, da\3 die beteiligten Operatoren durch (18) bzw. durch (20) definiert sind, d. h. da\3 für alle Exponenten gilt. Aus der Gültigkeit von (28) und (29) in diesem Fall folgt, da\3 auch die analytisch in den Exponenten fortgesetzten Operatoren diese Gleichungen erfüllen.
Das Produkt der Operatoren ist im Sinne von Abschnitt 4.3 zu verstehen. Nach Lemma 1.1 können wir in (28) den Punkt als Start– und Endpunkt der letzten Integration von durch einen beliebigen Punkt in der komplexen Ebene ersetzen. Wir wählen als diesen Punkt; die Integrationskonturen von sollen innerhalb denen von liegen, um die radiale Ordnung zu gewährleisten. Genauso lassen wir die Konturen von in (29) von au\3en gegen schrumpfen.
Es reicht zu zeigen, da\3 (28) und (29) schwach auf gelten. Nach Definition der Produkte der abgeschirmten Vertex–Operatoren ist klar, da\3 die Integranden von (28) und (29) bis auf die Normierungskonstante von aus (20) übereinstimmen; diese Konstante wurde eingeführt, damit (28) und (29) in der behaupteten Form stimmen. Wir konzentrieren uns nun auf den Fall (28).
Sei . Dann sind die Matrixelemente von und endliche Summen von Integralen über
(30) |
gegeben. Der einzige Unterschied besteht in den Integrationskonturen, die von sind in Abbildung 1 und die von sind in Abbildung 2 angedeutet.
Wir haben damit zu zeigen
(31) | |||||
Zum Beweis von (31) verwendet man dieselbe Technik, die wir schon im Beweis von Lemma 1.4 nur angedeutet haben. Auf beiden Seiten werden die Integrationskonturen auf die Gerade durch und gedrückt und dann die Integrale zerlegt in Beiträge über geordnete Konfigurationen der Variablen . Diese Beiträge können bis auf eine Phase auf das Integral über das “Einheitssimplex” zurückgeführt werden. Die Phasen können aufsummiert werden und liefern so den Zusammenhang zwischen den Integralen, wie er in (31) behauptet wird.
Beim Beweis von (29) ist zusätzlich noch zu beachten, da\3 auf der
linken Seite von (29) die Integrale nicht in der gleichen Ordnung
wie auf der rechten Seite stehen. Die Umordnung der Integrale auf der
linken Seite liefert genau den Phasenfaktor in
(29).
Mit Lemma 3.3 folgt insgesamt:
Satz 3.4
-
(i)
ist ein irreduzibler Höchstgewichtsmodul, es gilt .
-
(ii)
Die Operatoren induzieren dicht definierte Operatoren zwischen und mit , die wieder konforme Felder vom Gewicht sind.
Beweis.
Aus Lemma 3.3 folgt, da\3
gilt. Weiter folgt aus , da\3 ein mit existiert. Es folgt demnach
Damit induziert einen Operator
mit ,
sind also dicht definiert. Da
ein Untermodul ist, erfüllen die Operatoren (19) stark auf
, sie sind damit konforme Felder vom Gewicht
.
Also sind
für proportional. Die Proportionalitätskonstanten wurden in [Fe1] angegeben. In [DF1] wurden die Strukturkonstanten berechnet, wir haben also unter Verwendung dieser Ergebnisse die primären Felder
in
explizit konstruiert. Bei der Bildung der konformen Blöcke (15) ist zu beachten, da\3 wir zur Berechnung der Korrelationen konformer Felder die Form verwenden müssen.
Ausblick
Ausgangspunkt dieser Arbeit waren die Arbeiten von V. Dotsenko und V. Fateev [DF1, DF2] und G. Felder [Fe1], in denen die sogenannten Feigin–Fuks–Integraldarstellungen für die Korrelationen primärer Felder für Vir–minimale Modelle gefunden wurden.
In diesen Arbeiten wird die “Coulomb–Gas–Darstellung” der primären Felder, d. h. die Fock–Raum–Realisierung der primären Felder über abgeschirmte Vertex–Operatoren, auf einer formalen Ebene verwendet. In [DF1] wird des weiteren der Unterschied zwischen irreduziblen Höchstgewichtsmoduln und den Fockmoduln der Virasoro–Algebra ignoriert. Felder korrigierte dies durch seine Einführung des BRST–Operators , die es erlaubt einen invarianten Unterraum in den Fock–Moduln zu finden, den wir mit den irreduziblen Vir–Moduln identifizieren können.
Der Beweis dieser Eigenschaften von verwendet tiefliegende Eigenschaften der Fock–Moduln, die wir wegen der Unzugänglichkeit der Originalliteratur [FF] in Kapitel 2 noch einmal aufbereitet haben.
Ein Ziel dieser Arbeit war es, zu zeigen, da\3 sich die Behandlung der beteiligten Operatoren auf mathematisch rigorose Weise durchführen lä\3t. Dazu war es notwendig, Vertex–Operatoren im Fock–Raum zu untersuchen. Mit Hilfe der Ergebnisse aus Kapitel 3 und 4 ist es uns gelungen, die primären Felder der minimalen Modelle der konformen Quantenfeldtheorie im Hilbertraum zu konstruieren.
Ein wesentliches Hilfsmittel, die Konstruktion der BRST–Symmetrie, also
von Fock–Raum Auflösungen der irreduziblen Vir–Moduln, ist inzwischen
in verschieden Arbeiten verallgemeinert worden. Hier sei insbesondere die
Arbeit von P. Bouwknegt, J. McCarthy und J. Pilch [BMP1] erwähnt, in
der Fock–Raum–Auflösungen für alle Moduln mit bewiesen wurden.
Der Unterschied zu dem von uns betrachteten Fall besteht im
wesentlichen darin, da\3 man die Integrationswege geeignet variieren mu\3,
um die Nichttrivialität der Intertwiner zu garantieren.
Die Autoren untersuchen allerdings nicht die Konstruktion der primären
Felder, hier wird man i. allg. Satz 2.1 nicht anwenden können, da
die Exponenten die Voraussetzungen nicht immer erfüllen werden.
Eine andere Verallgemeinerung beschäftigt sich mit den WZNW–Modellen, die konforme Quantenfeldtheorien sind, wobei dann die Symmetriealgebra ein semidirektes Produkt einer Kac–Moody–Algebra und der Virasoro–Algebra ist. Die Observablen–Algebra ist dann von und einem weiteren Strom erzeugt.
In [BMP2] und [Kur] werden Fock–Raum–Darstellungen von Kac–Moody–Algebren, die Wakimoto–Moduln [Wak] eingeführt und Intertwiner zwischen diesen Moduln mit Hilfe von Vertex–Operatoren eingeführt. In den genannten Arbeiten werden die Vertex–Operatoren allerdings nur über formale Potenzreihen definiert. Die dort verwendeten Vertex–Operatoren haben gro\3e Ähnlichkeit mit den von uns untersuchten, insbesondere in Hinsicht auf die funktionalanalytischen Eigenschaften (siehe [Boe]), es sollte möglich sein die von uns bewiesenen Eigenschaften auf die dort verwendeten Vertex–Operatoren zu verallgemeinern.
Ein Punkt, der in dieser Arbeit überhaupt nicht auftaucht, ist die Störungstheorie von konformen Quantenfeldtheorien. Dies ist ein recht neues und noch wenig homogenes Forschungsgebiet. In einer Arbeit von V. Yurov und Al. Zamolodchikov [YZ] wurde ein Wechselwirkungs–Hamilton–Operator der Form
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für das konforme Modell untersucht, wobei ist und ein primäres Feld ist. M. Lässig e.a. [LMC] haben diese Arbeit verallgemeinert und das Modell untersucht. Die Vermutung der Physiker ist, da\3 die konforme Invarianz zwar zerstört wird, aber da\3 unter diesen Störungen das gestörte System integrabel ist. Beide Autorengruppen legen die Vermutung nahe, (1) sei mit analytischer Störungstheorie zu behandeln. Wir haben zwar nicht die Nichtabschlie\3barkeit der Störung in (1) zeigen können, aber immerhin die Nichtabschlie\3barkeit des Integranden der Störung von (1). Dieses und auch die Aussagen über den Definitionsbereich von Vertex–Operatoren (wir können im wesentlichen die Störung auf definieren) lassen zum jetzigen Zeitpunkt eine mathematische Behandlung von (1) im Hilbertraum nicht zu. Als positives Ergebnis sei hier die Arbeit von F. Constantinescu und R. Flume [CF] erwähnt, in der ein positiver Konvergenzradius der Gell–Mann–Low–Reihe für das Modell gestört durch bewiesen wird. Was diese Aussage allerdings für die entsprechende Störungstheorie für (1) bedeutet, ist nicht klar.
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