Das Pontrjaginsche Maximumprinzip für nichtlineare
Steuerungsprobleme mit unendlichem Zeithorizont
unter Zustandsbeschränkungen
Nico Tauchnitz

Vorwort
In der vorliegenden Ausarbeitung stelle ich notwendige und hinreichende Optimalitätsbedingungen für starke lokale Extrema in Aufgaben mit unendlichem Zeithorizont vor. Im Vergleich zu den klassischen Steuerungsproblemen besitzen Aufgaben mit unendlichem Zeithorizont ihren eigenen Charakter, da durch das unbeschränkte Zeitintervall die Aufgabenstellung eine Singularität beinhaltet. Die Lösungsmethoden, die für die klassischen Aufgaben entwickelt wurden, können für die Situation des unendlichen Horizontes nicht einfach übernommen werden.
Mit der vorliegenden Arbeit präsentiere ich Ergebnisse, die die Verfahren von Dubovitskii & Milyutin und Ioffe & Tichomirov an die Probleme der Optimalen Steuerung mit unendlichem Zeithorizont anpassen. Als Herausforderungen erweisen sich neben dem unbeschränkten Zeitintervall die Einführung mehrfacher Nadelvariationen und die Behandlung einer lokal unbeschränkten Verteilungsfunktion, wie z. B. eine Weibull-Verteilung, im Integranden. Zur Untersuchung von Zustandsbeschränkungen führe ich den Raum der stetigen Funktionen, die im Unendlichen einen Grenzwert besitzen, ein. Die erzielten Resultate weisen eine direkte Verwandtschaft zu den Ergebnissen zu den Steuerungsproblemen mit endlichem Zeithorizont auf. Dadurch wird eine Einordnung der Aufgabenklassen zueinander möglich.
Die vorliegende überarbeitete Version behandelt Steuerungsprobleme unter restriktiven Annahmen an die Daten der Aufgabe. Einen alternativen Zugang zu schwachen lokalen Minimalstellen in Steuerungsproblemen mit unendlichem Zeithorizont im Rahmen gewichteter Funktionenräume sind in der Arbeit [16] angegeben. Eine umfassendere Darstellung kann man [17] entnehmen. Bei näherer Betrachtung der Ergebnisse in [16] zeigen sich aber die Schwierigkeiten und Pathologien, die sich im Rahmen gewichteter Funktionenräume ergeben können. Diesbezüglich habe ich ausführliche Bemerkungen in [16] aufgeführt.
Juli 2018

1 Starkes lokales Minimum über unendlichem Zeithorizont

Die Optimale Steuerung mit unendlichem Zeithorizont liefert die wesentliche Grundlage zur Formulierung und Untersuchung von Aufgaben in der Ökonomischen Wachstumstheorie. Im Rahmen der Ökonomischen Wachstumstheorie werden z. B. die Interaktionen sich überschneidender Generationen oder die Determinanten des wirtschaftlichen Wachstums, insbesondere unter sich ändernden Umweltbedingungen wie globaler Erwärmung oder erschöpfenden natürlichen Ressourcen, untersucht. Aufgrund der Langlebigkeit der wirtschafts- und sozialpolitischen Entscheidungen muss dabei die Frage nach einem geeigneten Planungszeitraum aufgeworfen werden: Jeder endliche Zeithorizont stellt die Forderung nach einer adäquaten Ausgangslage für die nachfolgenden Generationen. Um die Beachtung aller nachfolgenden Generationen zu gewährleisten, wird der Zeitrahmen in Form des unendlichen Zeithorizontes idealisiert (Arrow & Kurz [1]).
Der erste mathematische Beitrag zu einem Problem mit unbeschränktem Zeitintervall besteht in einer Aufgabe der Variationsrechnung, in der die Frage nach der optimalen Sparquote einer Gesellschaft behandelt wird (Ramsey [13]). Bei näherer Betrachtung entsteht in diesem Problem nicht nur die Aufgabe die Optimalitätsbedingungen über dem unendlichen Zeithorizont zu formulieren, sondern insbesondere die Gestalt der Transversalitätsbedingungen im Unendlichen zu charakterisieren. Diese Fragestellung stellt allerdings eine schwerwiegende Herausforderung dar, denn die bekannten Resultate können nicht einfach übernommen und die bekannten Methoden können nicht unmittelbar an das unbeschränkte Intervall angepasst werden.
Von den wenigen uns bekannten Resultaten, die den unendlichen Zeithorizont nicht auf ein endliches Intervall reduzieren, zählen wir die Arbeiten von Brodskii [6] und Pickenhain [12] auf. In diesen Beiträgen werden auf der Basis von schwachen lokalen Variationen und der Anwendung geeigneter funktionalanalytischer Methoden notwendige Optimalitätsbedingungen für Steuerungsprobleme mit unendlichem Zeithorizont erzielt. In [6] wird eine sehr allgemeine Aufgabenklasse mit Zustandsbeschränkungen und Randbedingungen im Unendlichen betrachtet. Aufgrund der Wahl des Raumes der messbaren und beschränkten Funktionen führt der funktionalanalytische Rahmen allerdings zu keiner “ästhetischen” Darstellung der Adjungierten. Demgegenüber bezieht sich die Arbeit [12] auf Aufgaben mit eindimensionalen linearen Nebenbedingungen und mit freiem rechten Endpunkt. Der innovative Beitrag in [12] ist die Wahl des gewichteten Sobolev-Raumes, in dessen Rahmen die “natürlichen” Transversalitätsbedingungen in gewisser Weise Eigenschaften der Elemente dieser Räume sind. An der Arbeit [12] ist jedoch anzumerken, dass sich die angewandte Beweismethode auf linear-quadratische Aufgaben fokussiert. Die Anwendbarkeit der Beweisstrategie im Fall von Aufgaben mit einer nichtlinearen Dynamik ist offen.
In dieser Arbeit präsentieren wir das Pontrjaginsche Maximumprinzip für Steuerungsprobleme mit unendlichem Zeithorizont. Dabei erweitern wir die mehrfachen Nadelvariationen nach Ioffe & Tichomirov [10] für das unbeschränkte Zeitintervall. Weiterhin gehen wir auf Randbedingungen im Unendlichen und auf Zustandsbeschränkungen über dem unendlichen Zeithorizont ein. Zur Aufgabenklasse mit Zustandsbeschränkungen existieren bisher nur sehr wenige Beiträge. Wir erarbeiten einen Zugang im Rahmen der stetigen Funktionen, die im Unendlichen einen Grenzwert besitzen. Die Anforderung, die wir dabei an die Aufgabe stellen, sind verwandt mit denen bei Brodskii [6]. Die Darstellung der notwendigen Optimalitätsbedingungen besitzen wegen diesem Zugang eine enge Verwandtschaft mit dem Maximumprinzip für Aufgaben mit endlichem Zeitintervall.
Ein sehr wichtiges und zentrales Anliegen dieser Arbeit ist die Einordnung der Aufgabe mit unendlichem Zeithorizont in die Theorie der Optimalen Steuerung. Wir gehen dazu auf die häufig angewandte Approximation mit endlichem Zeithorizont und auf die Rückführung auf ein endliches Zeitintervall mittels der Substitution der Zeit ein. Es zeigt sich, dass einerseits bei der Approximation der vollständige Satz an notwendigen Optimalitätsbedingungen verloren geht und andererseits die Substitution der Zeit den unendlichen Zeithorizont in eine Singularität in der Aufgabe mit endlichem Zeitintervall überführt. Umgekehrt können wir wiederum zeigen, dass das Pontrjaginsche Maximumprinzip im Kapitel zu starken lokalen Minimalstellen über einem endlichen Zeitintervall eine direkte Konsequenz der Ergebnisse dieses Kapitels darstellt. Somit sind die Steuerungsprobleme über endlichem Zeithorizont eine echte Unterklasse der Steuerungsprobleme mit unendlichem Zeithorizont. Die Untersuchungen liefern damit nicht nur technisch bezüglich der Nadelvariationsmethode und der Behandlung der Zustandsbeschränkungen innovative Beiträge, sondern es zeigt sich viel mehr die besondere Qualität der Aufgabe mit unendlichem Zeithorizont als eine echte Verallgemeinerung der Aufgabenklasse mit endlichem Zeithorizont.

2 Die Aufgabenstellung

In diesem Kapitel betrachten wir starke lokale Minimalstellen der Aufgabe

J(x(),u())=0ω(t)f(t,x(t),u(t))𝑑tinf,𝐽𝑥𝑢superscriptsubscript0𝜔𝑡𝑓𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡differential-d𝑡infimum\displaystyle J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{\infty}\omega(t)f\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}\,dt\to\inf, (2.1)
x˙(t)=φ(t,x(t),u(t)),˙𝑥𝑡𝜑𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡\displaystyle\dot{x}(t)=\varphi\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}, (2.2)
h0(x(0))=0,limth1(t,x(t))=0,formulae-sequencesubscript0𝑥00subscript𝑡subscript1𝑡𝑥𝑡0\displaystyle h_{0}\big{(}x(0)\big{)}=0,\qquad\lim_{t\to\infty}h_{1}\big{(}t,x(t)\big{)}=0, (2.3)
u(t)Um,U,formulae-sequence𝑢𝑡𝑈superscript𝑚𝑈\displaystyle u(t)\in U\subseteq{\mathbb{R}}^{m},\quad U\not=\emptyset, (2.4)
gj(t,x(t))0für alle t+,j=1,,l.formulae-sequencesubscript𝑔𝑗𝑡𝑥𝑡0formulae-sequencefür alle 𝑡subscript𝑗1𝑙\displaystyle g_{j}\big{(}t,x(t)\big{)}\leq 0\quad\mbox{f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle }t\in{\mathbb{R}}_{+},\quad j=1,...,l. (2.5)

Dabei ist ω()L1(+,+)𝜔subscript𝐿1subscriptsubscript\omega(\cdot)\in L_{1}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}_{+}) und es gelten für die eingehenden Abbildungen

f:×n×m,φ:×n×mn,gj:×n,:𝑓superscript𝑛superscript𝑚𝜑:superscript𝑛superscript𝑚superscript𝑛subscript𝑔𝑗:superscript𝑛f:{\mathbb{R}}\times{\mathbb{R}}^{n}\times{\mathbb{R}}^{m}\to{\mathbb{R}},\qquad\varphi:{\mathbb{R}}\times{\mathbb{R}}^{n}\times{\mathbb{R}}^{m}\to{\mathbb{R}}^{n},\qquad g_{j}:{\mathbb{R}}\times{\mathbb{R}}^{n}\to{\mathbb{R}},

sowie für die Randbedingungen

h0:ns0,h1:×ns1.:subscript0superscript𝑛superscriptsubscript𝑠0subscript1:superscript𝑛superscriptsubscript𝑠1h_{0}:{\mathbb{R}}^{n}\to{\mathbb{R}}^{s_{0}},\qquad h_{1}:{\mathbb{R}}\times{\mathbb{R}}^{n}\to{\mathbb{R}}^{s_{1}}.

Wir nennen die Trajektorie x()𝑥x(\cdot) eine Lösung des dynamischen Systems (2.2), falls x()𝑥x(\cdot) auf +subscript{\mathbb{R}}_{+} definiert ist und auf jedem endlichen Intervall die Dynamik mit Steuerung u()𝑢u(\cdot) im Sinn von Carathéodory löst.
Zu x()𝑥x(\cdot) bezeichne Vγsubscript𝑉𝛾V_{\gamma} die Menge Vγ={(t,x)¯+×n|xx(t)γ}subscript𝑉𝛾conditional-set𝑡𝑥subscript¯superscript𝑛norm𝑥𝑥𝑡𝛾V_{\gamma}=\{(t,x)\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}\times{\mathbb{R}}^{n}\,|\,\|x-x(t)\|\leq\gamma\}. Dann gehören zur Menge LipsubscriptLip\mathscr{B}_{\rm Lip} diejenigen x()W1(+,n)𝑥subscriptsuperscript𝑊1subscriptsuperscript𝑛x(\cdot)\in W^{1}_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}), für die es zu jeder kompakten Menge U1msubscript𝑈1superscript𝑚U_{1}\subseteq{\mathbb{R}}^{m} eine Zahl γ>0𝛾0\gamma>0 derart gibt, dass auf der Menge Vγ×U1subscript𝑉𝛾subscript𝑈1V_{\gamma}\times U_{1} die Abbildungen

  1. (B)

    f(t,x,u)𝑓𝑡𝑥𝑢f(t,x,u), φ(t,x,u)𝜑𝑡𝑥𝑢\varphi(t,x,u), gj(t,x)subscript𝑔𝑗𝑡𝑥g_{j}(t,x) und h0(x)subscript0𝑥h_{0}(x), h1(t,x)subscript1𝑡𝑥h_{1}(t,x) gleichmäßig stetig und gleichmäßig stetig differenzierbar bezüglich x𝑥x sind.

Der Steuerungsprozess (x(),u())W1(+,n;ν)×L(+,U)𝑥𝑢subscriptsuperscript𝑊1subscriptsuperscript𝑛𝜈subscript𝐿subscript𝑈\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\in W^{1}_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n};\nu)\times L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},U) heißt zulässig in der Aufgabe (2.1)–(2.5), falls (x(),u())𝑥𝑢\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)} dem System (2.2) genügt, die Randbedingungen (2.3) und Restriktionen (2.4) erfüllt, sowie das Lebesgue-Integral in (2.1) endlich ist. Die Menge admsubscriptadm\mathscr{B}_{\rm adm} bezeichnet die Menge der zulässigen Steuerungsprozesse der Aufgabe (2.1)–(2.5).
Der zulässige Steuerungprozess (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} ist eine starke lokale Minimalstelle in der Aufgabe (2.1)–(2.5), falls eine Zahl ε>0𝜀0\varepsilon>0 derart existiert, dass die Ungleichung

J(x(),u())J(x(),u())𝐽𝑥𝑢𝐽subscript𝑥subscript𝑢J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\geq J\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}

für alle (x(),u())adm𝑥𝑢subscriptadm\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\in\mathscr{B}_{\rm adm} mit x()x()εsubscriptnorm𝑥subscript𝑥𝜀\|x(\cdot)-x_{*}(\cdot)\|_{\infty}\leq\varepsilon gilt.

3 Das Pontrjaginsche Maximumprinzip

3.1 Notwendige Optimalitätsbedingungen

Im Weiteren bezeichnet H:×n×m×n×:𝐻superscript𝑛superscript𝑚superscript𝑛H:{\mathbb{R}}\times{\mathbb{R}}^{n}\times{\mathbb{R}}^{m}\times{\mathbb{R}}^{n}\times{\mathbb{R}}\to{\mathbb{R}} die Pontrjagin-Funktion

H(t,x,u,p,λ0)=p,φ(t,x,u)λ0ω(t)f(t,x,u).𝐻𝑡𝑥𝑢𝑝subscript𝜆0𝑝𝜑𝑡𝑥𝑢subscript𝜆0𝜔𝑡𝑓𝑡𝑥𝑢H(t,x,u,p,\lambda_{0})=\langle p,\varphi(t,x,u)\rangle-\lambda_{0}\omega(t)f(t,x,u).
Theorem 3.1 (Pontrjaginsches Maximumprinzip).

Es sei (x(),u())admLipsubscript𝑥subscript𝑢subscriptadmsubscriptLip\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}\in\mathscr{B}_{\rm adm}\cap\mathscr{B}_{\rm Lip}. Weiterhin nehmen wir an, dass

0φ(t,x(t),u(t))𝑑t<,0φx(t,x(t),u(t))dt<conditionalsuperscriptsubscript0norm𝜑𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡brasuperscriptsubscript0subscript𝜑𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑑𝑡\int_{0}^{\infty}\big{\|}\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\|}\,dt<\infty,\qquad\int_{0}^{\infty}\big{\|}\varphi_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\|}\,dt<\infty (3.1)

ausfallen und es möge zu jedem δ>0𝛿0\delta>0 ein T>0𝑇0T>0 existieren mit

Tφ(t,x(t),u(t))φ(t,x(t),u(t))φx(t,x(t),u(t))(x(t)x(t))𝑑tsuperscriptsubscript𝑇norm𝜑𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝜑𝑡superscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡subscript𝜑𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑥𝑡superscript𝑥𝑡differential-d𝑡\displaystyle\int_{T}^{\infty}\big{\|}\varphi\big{(}t,x(t),u_{*}(t)\big{)}-\varphi\big{(}t,x^{\prime}(t),u_{*}(t)\big{)}-\varphi_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{(}x(t)-x^{\prime}(t)\big{)}\big{\|}\,dt
δx()x()absent𝛿subscriptnorm𝑥superscript𝑥\displaystyle\hskip 56.9055pt\leq\delta\|x(\cdot)-x^{\prime}(\cdot)\|_{\infty} (3.2)

für alle x(),x()W1(+,n)𝑥superscript𝑥subscriptsuperscript𝑊1subscriptsuperscript𝑛x(\cdot),x^{\prime}(\cdot)\in W^{1}_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) mit x()x()<γsubscriptnorm𝑥subscript𝑥𝛾\|x(\cdot)-x_{*}(\cdot)\|_{\infty}<\gamma, x()x()<γsubscriptnormsuperscript𝑥subscript𝑥𝛾\|x^{\prime}(\cdot)-x_{*}(\cdot)\|_{\infty}<\gamma.
Ist (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} ein starkes lokales Minimum der Aufgabe (2.1)–(2.4), dann existieren nicht gleichzeitig verschwindende Multiplikatoren λ00subscript𝜆00\lambda_{0}\geq 0, p()W1(+,n)𝑝subscriptsuperscript𝑊1subscriptsuperscript𝑛p(\cdot)\in W^{1}_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) und lisisubscript𝑙𝑖superscriptsubscript𝑠𝑖l_{i}\in{\mathbb{R}}^{s_{i}}, i=0,1𝑖0.1i=0,1, derart, dass

  1. (a)

    die Funktion p()𝑝p(\cdot) fast überall der adjungierten Gleichung

    p˙(t)=φxT(t,x(t),u(t))p(t)+λ0ω(t)fx(t,x(t),u(t))˙𝑝𝑡superscriptsubscript𝜑𝑥𝑇𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝜆0𝜔𝑡subscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡\dot{p}(t)=-\varphi_{x}^{T}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}p(t)+\lambda_{0}\omega(t)f_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)} (3.3)

    genügt und die Transversalitätsbedingungen

    p(0)=h0T(x(0))l0,limtp(t)=limth1xT(t,x(t))l1formulae-sequence𝑝0superscriptsuperscriptsubscript0𝑇subscript𝑥0subscript𝑙0subscript𝑡𝑝𝑡subscript𝑡superscriptsubscript1𝑥𝑇𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑙1p(0)={h_{0}^{\prime}}^{T}\big{(}x_{*}(0)\big{)}l_{0},\qquad\lim_{t\to\infty}p(t)=-\lim_{t\to\infty}h_{1x}^{T}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}l_{1} (3.4)

    erfüllt;

  2. (b)

    in fast allen Punkten t+𝑡subscriptt\in{\mathbb{R}}_{+} die Maximumbedingung gilt:

    H(t,x(t),u(t),p(t),λ0)=maxuUH(t,x(t),u,p(t),λ0).𝐻𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝜆0subscript𝑢𝑈𝐻𝑡subscript𝑥𝑡𝑢𝑝𝑡subscript𝜆0H\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t),p(t),\lambda_{0}\big{)}=\max_{u\in U}H\big{(}t,x_{*}(t),u,p(t),\lambda_{0}\big{)}. (3.5)

Im Pontrjaginsche Maximumprinzip ergibt sich aus der ersten Bedingung in (3.1), dass die Trajektorie x()subscript𝑥x_{*}(\cdot) im Unendlichen einen Grenzwert besitzt und damit dem Raum Clim(+,n)subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) angehört. Die zweite Bedingung in (3.1) stellt sicher, dass die Dynamik als Abbildung im Rahmen des Raumes Clim(+,n)subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) den Anforderungen des Extremalprinzips E.1 genügt. Für die Einführung mehrfacher Nadelvariationen über dem unendlichen Zeithorizont liefert wiederum die Bedingung (3.2) die Grundlage.
Die strengen Einschränkungen (3.1) und (3.2) haben zur Folge, dass das Pontrjaginsche Maximumprinzip nicht auf lineare Systeme mit konstanten Koeffizienten angewendet werden kann. An dieser Stelle liefert der gewichtete Rahmen mit dem Schwachen Optimalittsprinzip in der Arbeit [16] einen wesentlich besser angepassten Zugang.

Beispiel 3.2.

Wir betrachten die Aufgabe

J(x(),u())=0eϱt(1u(t))x(t)𝑑tsup,𝐽𝑥𝑢superscriptsubscript0superscript𝑒italic-ϱ𝑡1𝑢𝑡𝑥𝑡differential-d𝑡supremum\displaystyle J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{\infty}e^{-\varrho t}\big{(}1-u(t)\big{)}x(t)\,dt\to\sup,
x˙(t)=u(t)x(t),x(0)=1,limtx(t)=x1>1,u(t)[0,1],ϱ(0,1).formulae-sequenceformulae-sequence˙𝑥𝑡𝑢𝑡𝑥𝑡formulae-sequence𝑥01subscript𝑡𝑥𝑡subscript𝑥11formulae-sequence𝑢𝑡delimited-[]0.1italic-ϱ0.1\displaystyle\dot{x}(t)=u(t)x(t),\quad x(0)=1,\quad\lim_{t\to\infty}x(t)=x_{1}>1,\quad u(t)\in[0,1],\quad\varrho\in(0,1).

Wir stellen zunächst die Pontrjagin-Funktion auf:

H(t,x,z,u,p,q,1)=pux+λ0eϱt(1u)x.𝐻𝑡𝑥𝑧𝑢𝑝𝑞.1𝑝𝑢𝑥subscript𝜆0superscript𝑒italic-ϱ𝑡1𝑢𝑥H(t,x,z,u,p,q,1)=pux+\lambda_{0}e^{-\varrho t}(1-u)x.

Mit Hilfe der Bedingungen (3.3)–(3.5) können wir den Fall λ0=0subscript𝜆00\lambda_{0}=0 ausschließen. Weiterhin ergeben sich der Steuerungsprozess

x(t)={et,t[0,τ),x1,t[τ,),u(t)={1,t[0,τ),0,t[τ,),τ=lnx1formulae-sequencesubscript𝑥𝑡casessuperscript𝑒𝑡𝑡0𝜏subscript𝑥1𝑡𝜏formulae-sequencesubscript𝑢𝑡cases1𝑡0𝜏0𝑡𝜏𝜏subscript𝑥1x_{*}(t)=\left\{\begin{array}[]{ll}e^{t},&t\in[0,\tau),\\ x_{1},&t\in[\tau,\infty),\end{array}\right.\quad u_{*}(t)=\left\{\begin{array}[]{ll}1,&t\in[0,\tau),\\ 0,&t\in[\tau,\infty),\end{array}\right.\quad\tau=\ln x_{1}

und die Adjungierte

p(t)={e(1ϱ)τet,t[0,τ),ϱ1ϱeϱτ+1ϱeϱt,t[τ,).𝑝𝑡casessuperscript𝑒1italic-ϱ𝜏superscript𝑒𝑡𝑡0𝜏italic-ϱ1italic-ϱsuperscript𝑒italic-ϱ𝜏1italic-ϱsuperscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑡𝜏p(t)=\left\{\begin{array}[]{ll}e^{(1-\varrho)\tau}e^{-t},&t\in[0,\tau),\\ \frac{\varrho-1}{\varrho}e^{-\varrho\tau}+\frac{1}{\varrho}e^{-\varrho t},&t\in[\tau,\infty).\end{array}\right.

Für die Adjungierte gilt dabei im Unendlichen limtp(t)=ϱ1ϱeϱτ0subscript𝑡𝑝𝑡italic-ϱ1italic-ϱsuperscript𝑒italic-ϱ𝜏0\displaystyle\lim_{t\to\infty}p(t)=\frac{\varrho-1}{\varrho}e^{-\varrho\tau}\not=0. Damit konnten wir aus den notwendigen Bedingungen (3.3)–(3.5) des Maximumprinzips einen eindeutigen Kandidaten bestimmen. \square

Beispiel 3.3.

Wir betrachten die Aufgabe

J(x(),u())=0eϱt(1u(t))x(t)𝑑tsup,𝐽𝑥𝑢superscriptsubscript0superscript𝑒italic-ϱ𝑡1𝑢𝑡𝑥𝑡differential-d𝑡supremum\displaystyle J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{\infty}e^{-\varrho t}\big{(}1-u(t)\big{)}x(t)\,dt\to\sup,
x˙(t)=u(t)x(t),x(0)=1,u[0,1],ϱ(0,1)formulae-sequence˙𝑥𝑡𝑢𝑡𝑥𝑡formulae-sequence𝑥01formulae-sequence𝑢delimited-[]0.1italic-ϱ0.1\displaystyle\dot{x}(t)=u(t)x(t),\qquad x(0)=1,\qquad u\in[0,1],\qquad\varrho\in(0,1)

mit der Budgetbeschränkung

0eϱtx(t)𝑑t=Z,Z>1ϱ.formulae-sequencesuperscriptsubscript0superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑥𝑡differential-d𝑡𝑍𝑍1italic-ϱ\int_{0}^{\infty}e^{-\varrho t}x(t)\,dt=Z,\qquad Z>\frac{1}{\varrho}.

Bezüglich der Budgetbeschränkung führen wir die folgende Zustandsgleichung mit Randwert im Unendlichen ein:

z˙(t)=eϱtx(t),z(0)=0,limtz(t)=Z.formulae-sequence˙𝑧𝑡superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑥𝑡formulae-sequence𝑧00subscript𝑡𝑧𝑡𝑍\dot{z}(t)=e^{-\varrho t}x(t),\qquad z(0)=0,\qquad\lim_{t\to\infty}z(t)=Z.

Die Zustandsgleichung und -beschränkung für die Trajektorie z()𝑧z(\cdot) ergibt sich aus der isoperimetrischen Nebenbedingung in Form einer Budgetbeschränkung

0eϱtx(t)𝑑tZ.superscriptsubscript0superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑥𝑡differential-d𝑡𝑍\int_{0}^{\infty}e^{-\varrho t}x(t)\,dt\leq Z.

Offensichtlich ist z˙(t)>0˙𝑧𝑡0\dot{z}(t)>0 auf +subscript{\mathbb{R}}_{+} und damit z(t)𝑧𝑡z(t) streng monoton wachsend. Demzufolge kann die Beschränkung z(t)Z𝑧𝑡𝑍z(t)\leq Z erst im Unendlichen aktiv werden und greift nur durch das Verhalten in t=𝑡t=\infty in die gestellte Aufgabe ein. Da stets x˙(t)0˙𝑥𝑡0\dot{x}(t)\geq 0 ist, muss für jede zulässige Trajektorie eϱtx(t)0superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑥𝑡0e^{-\varrho t}x(t)\to 0 für t𝑡t\to\infty gelten, denn nur dann ist z(t)Z𝑧𝑡𝑍z(t)\leq Z erfüllt. Damit erhalten wir für zulässige Steuerungsprozesse zunächst im Zielfunktional

J(x(),z(),u())𝐽𝑥𝑧𝑢\displaystyle J\big{(}x(\cdot),z(\cdot),u(\cdot)\big{)} =\displaystyle= 0eϱt(1u(t))x(t)𝑑t=0z˙(t)𝑑t0eϱtx˙(t)𝑑tsuperscriptsubscript0superscript𝑒italic-ϱ𝑡1𝑢𝑡𝑥𝑡differential-d𝑡superscriptsubscript0˙𝑧𝑡differential-d𝑡superscriptsubscript0superscript𝑒italic-ϱ𝑡˙𝑥𝑡differential-d𝑡\displaystyle\int_{0}^{\infty}e^{-\varrho t}\big{(}1-u(t)\big{)}x(t)\,dt=\int_{0}^{\infty}\dot{z}(t)\,dt-\int_{0}^{\infty}e^{-\varrho t}\dot{x}(t)\,dt
=\displaystyle= 0z˙(t)𝑑t+1ϱ0eϱtx(t)𝑑t1+(1ϱ)Z.superscriptsubscript0˙𝑧𝑡differential-d𝑡1italic-ϱsuperscriptsubscript0superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑥𝑡differential-d𝑡11italic-ϱ𝑍\displaystyle\int_{0}^{\infty}\dot{z}(t)\,dt+1-\varrho\int_{0}^{\infty}e^{-\varrho t}x(t)\,dt\leq 1+(1-\varrho)Z.

Es ergibt sich also für das Zielfunktional die obere Schranke 1+(1ϱ)Z11italic-ϱ𝑍1+(1-\varrho)Z. D. h., dass jeder Steuerungsprozess (x(),z(),u())𝑥𝑧𝑢\big{(}x(\cdot),z(\cdot),u(\cdot)\big{)}, für den die Zustandsbeschränkung z(t)Z𝑧𝑡𝑍z(t)\leq Z im Unendlichen aktiv wird, global optimal ist und J(x(),z(),u())=1+(1ϱ)Z𝐽𝑥𝑧𝑢11italic-ϱ𝑍J\big{(}x(\cdot),z(\cdot),u(\cdot)\big{)}=1+(1-\varrho)Z gilt.
Die Voraussetzungen des Pontrjaginschen Maximumprinzips an einen zulässigen Steuerungsprozess sind in dem vorliegenden Beispiel genau dann erfüllt, wenn die Steuerung u()𝑢u(\cdot) dem Raum L1(+,[0,1])subscript𝐿1subscriptdelimited-[]0.1L_{1}({\mathbb{R}}_{+},[0,1]) angehört. Denn in diesem Fall gelten x()Clim(+,)𝑥subscript𝐶subscriptx(\cdot)\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}) für die korrespondierende Trajektorie und die Bedingungen (3.1), (3.2). Wir diskutieren zwei optimale Steuerungsprozesse:

  1. (A)

    In diesem Beispiel liefert der Steuerungsprozess

    x(t)=eαt,z(t)=1αϱ(e(αϱ)t1),u(t)=α,α=ϱ1Z(0,ϱ)formulae-sequencesubscript𝑥𝑡superscript𝑒𝛼𝑡formulae-sequencesubscript𝑧𝑡1𝛼italic-ϱsuperscript𝑒𝛼italic-ϱ𝑡1formulae-sequencesubscript𝑢𝑡𝛼𝛼italic-ϱ1𝑍0italic-ϱx_{*}(t)=e^{\alpha t},\qquad z_{*}(t)=\frac{1}{\alpha-\varrho}(e^{(\alpha-\varrho)t}-1),\qquad u_{*}(t)=\alpha,\qquad\alpha=\varrho-\frac{1}{Z}\in(0,\varrho)

    ein globales Maximum. Da die vorgeschlagene Steuerung u()subscript𝑢u_{*}(\cdot) über +subscript{\mathbb{R}}_{+} nicht integrierbar ist, gelten weder x()Clim(+,)subscript𝑥subscript𝐶subscriptx_{*}(\cdot)\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}) noch die Bedingungen (3.1).
    Das Maximumprinzip ist auf diesen Steuerungsprozess nicht anwendbar.

  2. (B)

    Ebenfalls stellt der Steuerungsprozess

    y(t)={et,t[0,τ),eτ,t[τ,),w(t)={1,t[0,τ),0,t[τ,)formulae-sequencesubscript𝑦𝑡casessuperscript𝑒𝑡𝑡0𝜏superscript𝑒𝜏𝑡𝜏subscript𝑤𝑡cases1𝑡0𝜏0𝑡𝜏y_{*}(t)=\left\{\begin{array}[]{ll}e^{t},&t\in[0,\tau),\\ e^{\tau},&t\in[\tau,\infty),\end{array}\right.\quad w_{*}(t)=\left\{\begin{array}[]{ll}1,&t\in[0,\tau),\\ 0,&t\in[\tau,\infty)\end{array}\right.

    mit dem Umschaltzeitpunkt τ>0𝜏0\tau>0, der der Bedingung

    e(1ϱ)τ(1ϱ+11ϱ)=Z+11ϱ,Z>1ϱ,formulae-sequencesuperscript𝑒1italic-ϱ𝜏1italic-ϱ11italic-ϱ𝑍11italic-ϱ𝑍1italic-ϱe^{(1-\varrho)\tau}\bigg{(}\frac{1}{\varrho}+\frac{1}{1-\varrho}\bigg{)}=Z+\frac{1}{1-\varrho},\qquad Z>\frac{1}{\varrho},

    genügt, ein globales Maximum dar. Die zugehörige Trajektorie z()subscript𝑧z_{*}(\cdot) lautet

    z(t)={11ϱ(e(1ϱ)t1),t[0,τ),z(τ)+1ϱ(e(1ϱ)τeτϱt),t[τ,).subscript𝑧𝑡cases11italic-ϱsuperscript𝑒1italic-ϱ𝑡1𝑡0𝜏𝑧𝜏1italic-ϱsuperscript𝑒1italic-ϱ𝜏superscript𝑒𝜏italic-ϱ𝑡𝑡𝜏z_{*}(t)=\left\{\begin{array}[]{ll}\frac{1}{1-\varrho}\big{(}e^{(1-\varrho)t}-1\big{)},&t\in[0,\tau),\\ z(\tau)+\frac{1}{\varrho}\big{(}e^{(1-\varrho)\tau}-e^{\tau-\varrho t}\big{)},&t\in[\tau,\infty).\end{array}\right.

    Da die Steuerung w()subscript𝑤w_{*}(\cdot) dem Raum L1(+,[0,1])subscript𝐿1subscriptdelimited-[]0.1L_{1}({\mathbb{R}}_{+},[0,1]) angehört, gelten sämtliche Voraussetzungen von Theorem 3.1. Mit den Multiplikatoren

    λ0=1,p(t)=eϱt,q(t)=ϱ1formulae-sequencesubscript𝜆01formulae-sequence𝑝𝑡superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑞𝑡italic-ϱ1\lambda_{0}=1,\qquad p(t)=e^{-\varrho t},\qquad q(t)=\varrho-1

    sind dann die notwendigen Bedingungen (3.3)–(3.5) erfüllt. \square

3.2 Der Nachweis der notwendigen Optimalitätsbedingungen

Es seien x()LipClim(+,n)subscript𝑥subscriptLipsubscript𝐶subscriptsuperscript𝑛x_{*}(\cdot)\in\mathscr{B}_{\rm Lip}\cap C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) und Vγ={(t,x)¯+×n|xx(t)γ}subscript𝑉𝛾conditional-set𝑡𝑥subscript¯superscript𝑛norm𝑥𝑥𝑡𝛾V_{\gamma}=\{(t,x)\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}\times{\mathbb{R}}^{n}\,|\,\|x-x(t)\|\leq\gamma\}. Wir betrachten für (x(),u())Clim(+,n)×L(+,m)𝑥𝑢subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛subscript𝐿subscriptsuperscript𝑚\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\times L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{m}) die Abbildungen

J(x(),u())𝐽𝑥𝑢\displaystyle J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)} =\displaystyle= 0ω(t)f(t,x(t),u(t))𝑑t,superscriptsubscript0𝜔𝑡𝑓𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡differential-d𝑡\displaystyle\int_{0}^{\infty}\omega(t)f\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}\,dt,
F(x(),u())(t)𝐹𝑥𝑢𝑡\displaystyle F\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}(t) =\displaystyle= x(t)x(t0)0tφ(s,x(s),u(s))𝑑s,t+,𝑥𝑡𝑥subscript𝑡0superscriptsubscript0𝑡𝜑𝑠𝑥𝑠𝑢𝑠differential-d𝑠𝑡subscript\displaystyle x(t)-x(t_{0})-\int_{0}^{t}\varphi\big{(}s,x(s),u(s)\big{)}\,ds,\quad t\in{\mathbb{R}}_{+},
H0(x())subscript𝐻0𝑥\displaystyle H_{0}\big{(}x(\cdot)\big{)} =\displaystyle= h0(x(0)),H1(x())=limth1(t,x(t)).subscript0𝑥0subscript𝐻1𝑥subscript𝑡subscript1𝑡𝑥𝑡\displaystyle h_{0}\big{(}x(0)\big{)},\qquad H_{1}\big{(}x(\cdot)\big{)}=\lim_{t\to\infty}h_{1}\big{(}t,x(t)\big{)}.

Die Abbildungen fassen wir in folgenden Funktionenräumen auf:

J𝐽\displaystyle J ::\displaystyle: Clim(+,n)×L(+,m),subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛subscript𝐿subscriptsuperscript𝑚\displaystyle C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\times L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{m})\to{\mathbb{R}},
F𝐹\displaystyle F ::\displaystyle: Clim(+,n)×L(+,m)Clim(+,n),subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛subscript𝐿subscriptsuperscript𝑚subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛\displaystyle C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\times L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{m})\to C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}),
Hisubscript𝐻𝑖\displaystyle H_{i} ::\displaystyle: Clim(+,n)si,i=0,1.formulae-sequencesubscript𝐶subscriptsuperscript𝑛superscriptsubscript𝑠𝑖𝑖0.1\displaystyle C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\to{\mathbb{R}}^{s_{i}},\quad i=0,1.

Wir setzen =(F,H0,H1)𝐹subscript𝐻0subscript𝐻1\mathscr{F}=(F,H_{0},H_{1}), sowie die Menge 𝒰𝒰\mathscr{U} gemäß

𝒰={u()L(+,U)\displaystyle\mathscr{U}=\big{\{}u(\cdot)\in L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},U) ||\displaystyle\big{|} u(t)=u(t)+χM(t)(w(t)u(t)),w()L(+,U),formulae-sequence𝑢𝑡subscript𝑢𝑡subscript𝜒𝑀𝑡𝑤𝑡subscript𝑢𝑡𝑤subscript𝐿subscript𝑈\displaystyle u(t)=u_{*}(t)+\chi_{M}(t)\big{(}w(t)-u_{*}(t)\big{)},\;w(\cdot)\in L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},U),
M+ meßbar und beschränkt}\displaystyle M\subset{\mathbb{R}}_{+}\mbox{ me\ss bar und beschr\"{a}\nobreak\hskip 0.0ptnkt}\big{\}}

und prüfen für die Extremalaufgabe

J(x(),u())inf,(x(),u())=0,u()𝒰formulae-sequence𝐽𝑥𝑢infimumformulae-sequence𝑥𝑢0𝑢𝒰J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\to\inf,\qquad\mathscr{F}\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=0,\qquad u(\cdot)\in\mathscr{U} (3.6)

im Punkt (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} die Voraussetzungen von Theorem E.1:

  1. (A1)

    Für jedes u()𝒰𝑢𝒰u(\cdot)\in\mathscr{U} ist die Abbildung x()J(x(),u())𝑥𝐽𝑥𝑢x(\cdot)\to J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)} nach Beispiel A.15 im Punkt x()subscript𝑥x_{*}(\cdot) Fréchet-differenzierbar.

  2. (A2)

    Die Abbildung F𝐹F ist die Summe der Abbildung x()x(t)𝑥𝑥𝑡x(\cdot)\to x(t) und der Abbildung

    (x(),u())0tφ(s,x(s),u(s))𝑑s.𝑥𝑢superscriptsubscript0𝑡𝜑𝑠𝑥𝑠𝑢𝑠differential-d𝑠\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\to-\int_{0}^{t}\varphi\big{(}s,x(s),u(s)\big{)}\,ds.

    Im Beispiel A.17 ist die Fréchet-Differenzierbarkeit der zweiten Abbildung im Punkt x()subscript𝑥x_{*}(\cdot) für jedes u()𝒰𝑢𝒰u(\cdot)\in\mathscr{U} nachgewiesen. Da x()subscript𝑥x_{*}(\cdot) dem Raum Clim(+,n)subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) angehört und h1(t,x)subscript1𝑡𝑥h_{1}(t,x) in t=𝑡t=\infty stetig und stetig differenzierbar bezüglich x𝑥x ist, sind die Abbildungen Hisubscript𝐻𝑖H_{i} stetig differenzierbar.

  3. (B)

    Nach Lemma B.2 besitzt der Operator x(x(),u())subscript𝑥subscript𝑥subscript𝑢\mathscr{F}_{x}\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} eine endliche Kodimension.

  4. (C)

    Der Nachweis dieser Voraussetzungen sind in Lemma D.4 und Lemma D.5 über mehrfache Nadelvariationen über dem unendlichen Zeithorizont dargestellt.

Zur Extremalaufgabe (3.6) definieren wir auf

Clim(+,n)×L(+,m)××Clim(+,n)×s0×s1subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛subscript𝐿subscriptsuperscript𝑚superscriptsubscript𝐶subscriptsuperscript𝑛superscriptsubscript𝑠0superscriptsubscript𝑠1C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\times L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{m})\times{\mathbb{R}}\times C_{\lim}^{*}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\times{\mathbb{R}}^{s_{0}}\times{\mathbb{R}}^{s_{1}}

die Lagrange-Funktion =(x(),u(),λ0,y,l0,l1)𝑥𝑢subscript𝜆0superscript𝑦subscript𝑙0subscript𝑙1\mathscr{L}=\mathscr{L}\big{(}x(\cdot),u(\cdot),\lambda_{0},y^{*},l_{0},l_{1}\big{)},

=λ0J(x(),u())+y,F(x(),u())+l0TH0(x())+l1TH1(x()).subscript𝜆0𝐽𝑥𝑢superscript𝑦𝐹𝑥𝑢superscriptsubscript𝑙0𝑇subscript𝐻0𝑥superscriptsubscript𝑙1𝑇subscript𝐻1𝑥\mathscr{L}=\lambda_{0}J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}+\big{\langle}y^{*},F\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\big{\rangle}+l_{0}^{T}H_{0}\big{(}x(\cdot)\big{)}+l_{1}^{T}H_{1}\big{(}x(\cdot)\big{)}.

Ist (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} eine starke lokale Minimalstelle der Aufgabe (3.6), dann existieren nach Theorem E.1 nicht gleichzeitig verschwindende Lagrangesche Multiplikatoren

λ00,yClim(+,n),l0s0,l1s1formulae-sequencesubscript𝜆00formulae-sequencesuperscript𝑦superscriptsubscript𝐶subscriptsuperscript𝑛formulae-sequencesubscript𝑙0superscriptsubscript𝑠0subscript𝑙1superscriptsubscript𝑠1\lambda_{0}\geq 0,\qquad y^{*}\in C_{\lim}^{*}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}),\qquad l_{0}\in{\mathbb{R}}^{s_{0}},\qquad l_{1}\in{\mathbb{R}}^{s_{1}}

derart, dass gelten:

  1. (a)

    Die Lagrange-Funktion besitzt bezüglich x()𝑥x(\cdot) in x()subscript𝑥x_{*}(\cdot) einen stationären Punkt, d. h.

    x(x(),u(),λ0,y,l0,l1)=0;subscript𝑥subscript𝑥subscript𝑢subscript𝜆0superscript𝑦subscript𝑙0subscript𝑙10\mathscr{L}_{x}\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot),\lambda_{0},y^{*},l_{0},l_{1}\big{)}=0; (3.7)
  2. (b)

    Die Lagrange-Funktion erfüllt bezüglich u()𝑢u(\cdot) in u()subscript𝑢u_{*}(\cdot) die Minimumbedingung

    (x(),u(),λ0,y,l0,l1)=minu()𝒰(x(),u(),λ0,y,l0,l1).subscript𝑥subscript𝑢subscript𝜆0superscript𝑦subscript𝑙0subscript𝑙1subscript𝑢𝒰subscript𝑥𝑢subscript𝜆0superscript𝑦subscript𝑙0subscript𝑙1\mathscr{L}\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot),\lambda_{0},y^{*},l_{0},l_{1}\big{)}=\min_{u(\cdot)\in\mathscr{U}}\mathscr{L}\big{(}x_{*}(\cdot),u(\cdot),\lambda_{0},y^{*},l_{0},l_{1}\big{)}. (3.8)

Aufgrund (3.7) ist folgende Variationsgleichung für alle x()Clim(+,n)𝑥subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛x(\cdot)\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) erfüllt:

00\displaystyle 0 =\displaystyle= λ00ω(t)fx(t,x(t),u(t)),x(t)𝑑tsubscript𝜆0superscriptsubscript0𝜔𝑡subscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑥𝑡differential-d𝑡\displaystyle\lambda_{0}\cdot\int_{0}^{\infty}\omega(t)\big{\langle}f_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)},x(t)\big{\rangle}\,dt
+0[x(t)x(0)0tφx(s,x(s),u(s))x(s)𝑑s]T𝑑μ(t)superscriptsubscript0superscriptdelimited-[]𝑥𝑡𝑥0superscriptsubscript0𝑡subscript𝜑𝑥𝑠subscript𝑥𝑠subscript𝑢𝑠𝑥𝑠differential-d𝑠𝑇differential-d𝜇𝑡\displaystyle+\int_{0}^{\infty}\bigg{[}x(t)-x(0)-\int_{0}^{t}\varphi_{x}\big{(}s,x_{*}(s),u_{*}(s)\big{)}x(s)\,ds\bigg{]}^{T}d\mu(t)
+l0,h0(x(0))x(0)+l1,limth1x(t,x(t))x(t).subscript𝑙0superscriptsubscript0subscript𝑥0𝑥0subscript𝑙1subscript𝑡subscript1𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝑥𝑡\displaystyle+\big{\langle}l_{0},h_{0}^{\prime}\big{(}x_{*}(0)\big{)}x(0)\big{\rangle}+\big{\langle}l_{1},\lim_{t\to\infty}h_{1x}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}x(t)\big{\rangle}.

Dabei ist μ(¯+)𝜇subscript¯\mu\in\mathscr{M}(\overline{{\mathbb{R}}}_{+}) und besitzt nach Satz A.8 die Darstellung μ=μ0+μ𝜇subscript𝜇0subscript𝜇\mu=\mu_{0}+\mu_{\infty} mit μ0(+)subscript𝜇0subscript\mu_{0}\in\mathscr{M}({\mathbb{R}}_{+}) und einem in t=𝑡t=\infty konzentrierten signierten Maß μsubscript𝜇\mu_{\infty}.
Wir ändern die Integrationsreihenfolge und setzen p(t)=t𝑑μ(s)𝑝𝑡superscriptsubscript𝑡differential-d𝜇𝑠p(t)=\displaystyle\int_{t}^{\infty}\,d\mu(s). Dann gilt

limtp(t)=μ.subscript𝑡𝑝𝑡subscript𝜇\lim_{t\to\infty}p(t)=\mu_{\infty}.

Aus der eindeutigen Darstellung eines stetigen linearen Funktionals im Raum Clim(+,n)subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) folgen (3.3) und (3.4).
Gemäß (3.8) gilt für alle u()𝒰𝑢𝒰u(\cdot)\in\mathscr{U} die Ungleichung

0H(t,x(t),u(t),p(t),λ0)𝑑t0H(t,x(t),u(t),p(t),λ0)𝑑t.superscriptsubscript0𝐻𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝜆0differential-d𝑡superscriptsubscript0𝐻𝑡subscript𝑥𝑡𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝜆0differential-d𝑡\int_{0}^{\infty}H\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t),p(t),\lambda_{0}\big{)}\,dt\geq\int_{0}^{\infty}H\big{(}t,x_{*}(t),u(t),p(t),\lambda_{0}\big{)}\,dt.

Daraus folgt abschließend durch Standardtechniken für Lebesguesche Punkte die Maximumbedingung (3.5). Der Beweis von Theorem 3.1 ist abgeschlossen. \blacksquare

3.3 Zur normalen Form und zu Transversalitätsbedingungen

Für die Aufgabe (2.1)–(2.4) lassen sich Aussagen über die Normalform des Pontrjaginschen Maximumprinzips und zu diversen Transversalitätsbedingungen ableiten.
Wir betrachten zunächst die Aufgabe (2.1)–(2.4) mit freiem rechten Endpunkt im Unendlichen. Dann genügt die Adjungierte p()𝑝p(\cdot) nach Theorem 3.1 dem Randwertproblem

p˙(t)=φxT(t,x(t),u(t))p(t)+λ0ω(t)fx(t,x(t),u(t)),limtp(t)=0.formulae-sequence˙𝑝𝑡superscriptsubscript𝜑𝑥𝑇𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝜆0𝜔𝑡subscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡subscript𝑡𝑝𝑡0\dot{p}(t)=-\varphi_{x}^{T}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}p(t)+\lambda_{0}\omega(t)f_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)},\qquad\lim_{t\to\infty}p(t)=0.
Folgerung 3.4.

In der Aufgabe (2.1)–(2.4) mit freiem rechten Endpunkt im Unendlichen ergeben sich aus dem Maximumprinzip unmittelbar die “natürlichen” Transversalitätsbedingungen:

limtp(t)=0,limtp(t),x(t)=0 für alle x()W1(+,n).formulae-sequencesubscript𝑡𝑝𝑡0subscript𝑡𝑝𝑡𝑥𝑡0 für alle 𝑥subscriptsuperscript𝑊1subscriptsuperscript𝑛\lim_{t\to\infty}p(t)=0,\qquad\lim_{t\to\infty}\langle p(t),x(t)\rangle=0\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle }x(\cdot)\in W^{1}_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}).

Nach Voraussetzung des Maximumprinzips ist

0φx(t,x(t),u(t))𝑑t<.superscriptsubscript0normsubscript𝜑𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡\int_{0}^{\infty}\big{\|}\varphi_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\|}\,dt<\infty.

Unter der Annahme λ0=0subscript𝜆00\lambda_{0}=0 würde die Adjungierte als Lösung der Gleichung

p˙(t)=φxT(t,x(t),u(t))p(t),limtp(t)=0,formulae-sequence˙𝑝𝑡superscriptsubscript𝜑𝑥𝑇𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝑡𝑝𝑡0\dot{p}(t)=-\varphi_{x}^{T}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}p(t),\qquad\lim_{t\to\infty}p(t)=0,

nach Folgerung B.3 im Widerspruch zu Theorem 3.1 identisch verschwinden.

Folgerung 3.5.

In der Aufgabe (2.1)–(2.4) mit freiem rechten Endpunkt im Unendlichen gilt λ00subscript𝜆00\lambda_{0}\not=0 und wir können ohne Einschränkung λ0=1subscript𝜆01\lambda_{0}=1 annehmen.

Wegen der Integrierbarkeit der Abbildung tφx(t,x(t),u(t))𝑡subscript𝜑𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡t\to\varphi_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)} über +subscript{\mathbb{R}}_{+} können wir die die in t=0𝑡0t=0 normalisierten Fundamentalmatrizen Y(t)subscript𝑌𝑡Y_{*}(t) bzw. Z(t)subscript𝑍𝑡Z_{*}(t) der homogenen Systeme

y˙(t)=φx(t,x(t),u(t))y(t),z˙(t)=φxT(t,x(t),u(t))z(t)formulae-sequence˙𝑦𝑡subscript𝜑𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑦𝑡˙𝑧𝑡superscriptsubscript𝜑𝑥𝑇𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑧𝑡\dot{y}(t)=\varphi_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}y(t),\qquad\dot{z}(t)=-\varphi_{x}^{T}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}z(t)

im Rahmen des Raumes Clim(+,n)subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) betrachten. Es bezeichne ferner yξ()Clim(+,n)subscript𝑦𝜉subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛y_{\xi}(\cdot)\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) die Funktion yξ(t)=Y(t)Y1(T)ξsubscript𝑦𝜉𝑡subscript𝑌𝑡subscriptsuperscript𝑌1𝑇𝜉y_{\xi}(t)=Y_{*}(t)Y^{-1}_{*}(T)\xi mit ξn𝜉superscript𝑛\xi\in{\mathbb{R}}^{n} und ξ=1norm𝜉1\|\xi\|=1. Dann ergibt sich auf die gleiche Weise wie in Tauchnitz [16, 17] die Beziehung

p(t),yξ(t)=p(T)+Z(T)Ttω(s)Z1(s)fx(s,x(s),u(s))𝑑s,ξ.𝑝𝑡subscript𝑦𝜉𝑡𝑝𝑇subscript𝑍𝑇superscriptsubscript𝑇𝑡𝜔𝑠superscriptsubscript𝑍1𝑠subscript𝑓𝑥𝑠subscript𝑥𝑠subscript𝑢𝑠differential-d𝑠𝜉\langle p(t),y_{\xi}(t)\rangle=\Big{\langle}p(T)+Z_{*}(T)\int_{T}^{t}\omega(s)Z_{*}^{-1}(s)f_{x}\big{(}s,x_{*}(s),u_{*}(s)\big{)}ds,\xi\Big{\rangle}.

Unter Verwendung der “natürlichen” Transversalitätsbedingungen in Folgerung 3.4 und wegen der Willkürlichkeit von ξ𝜉\xi erhalten wir daraus die Integraldarstellung der Arbeiten von Aseev & Kryazhimskii und Aseev & Veliov [2, 3, 4, 5]:

Folgerung 3.6.

Es genüge (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} den Voraussetzungen des Pontrjaginschen Maximumprinzips 3.1. Ist (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} ein starkes lokales Minimum der Aufgabe (2.1)–(2.4) mit freiem rechten Endpunkt im Unendlichen, dann besitzt die Adjungierte p()𝑝p(\cdot) die Darstellung

p(t)=Z(t)tω(s)Z1(s)fx(s,x(s),u(s))𝑑s.𝑝𝑡subscript𝑍𝑡superscriptsubscript𝑡𝜔𝑠subscriptsuperscript𝑍1𝑠subscript𝑓𝑥𝑠subscript𝑥𝑠subscript𝑢𝑠differential-d𝑠p(t)=-Z_{*}(t)\int_{t}^{\infty}\omega(s)Z^{-1}_{*}(s)f_{x}\big{(}s,x_{*}(s),u_{*}(s)\big{)}\,ds.

Dabei ist Z(t)subscript𝑍𝑡Z_{*}(t) die in t=0𝑡0t=0 normalisierte Fundamentalmatrix des linearen Systems

z˙(t)=φxT(t,x(t),u(t))z(t).˙𝑧𝑡subscriptsuperscript𝜑𝑇𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑧𝑡\dot{z}(t)=-\varphi^{T}_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}z(t).

In der Aufgabe (2.1)–(2.4) seien nun gewisse Randwerte im Unendlichen explizit gegeben, d. h. h1(t,x(t))=x(t)x1subscript1𝑡𝑥𝑡𝑥𝑡subscript𝑥1h_{1}\big{(}t,x(t)\big{)}=x(t)-x_{1}. Wir schließen dabei nicht aus, dass dabei gewisse Komponenten von x1subscript𝑥1x_{1} nicht fest vorgegeben, sondern ohne Einschränkung sind. Genauer bedeutet dies für x(t)=(x1(t),,xn(t))𝑥𝑡subscript𝑥1𝑡subscript𝑥𝑛𝑡x(t)=\big{(}x_{1}(t),...,x_{n}(t)\big{)}:

limtxi(t)=xi,limtxj(t) frei,i=1,,l,j=l+1,,n.formulae-sequencesubscript𝑡subscript𝑥𝑖𝑡subscript𝑥𝑖subscript𝑡subscript𝑥𝑗𝑡 frei𝑖1𝑙𝑗𝑙1𝑛\lim_{t\to\infty}x_{i}(t)=x_{i}\in{\mathbb{R}},\qquad\lim_{t\to\infty}x_{j}(t)\mbox{ frei},\qquad i=1,...,l,\;j=l+1,...,n.

Daher verschwinden einerseits bei expliziten Randwerten im Unendlichen die entsprechenden Komponenten xi(t)xi(t)subscript𝑥𝑖𝑡subscript𝑥𝑖𝑡x_{i}(t)-x_{i*}(t) für t𝑡t\to\infty, i=1,,l𝑖1𝑙i=1,...,l. Für diejenigen Komponenten, für die die Randwerte im Unendlichen frei sind, verschwinden die entsprechenden Komponenten pj(t)subscript𝑝𝑗𝑡p_{j}(t) der Adjungierten für t𝑡t\to\infty, j=l+1,,n𝑗𝑙1𝑛j=l+1,...,n. Damit können wir festhalten:

Folgerung 3.7.

In der Aufgabe (2.1)–(2.4) mit expliziten Randbedingungen im Unendlichen ergibt sich aus dem Maximumprinzip unmittelbar die “natürliche” Transversalitätsbedingung:

limtp(t),x(t)x(t)=0 für alle zulässigen x()W1(+,n).formulae-sequencesubscript𝑡𝑝𝑡𝑥𝑡subscript𝑥𝑡0 für alle zulässigen 𝑥subscriptsuperscript𝑊1subscriptsuperscript𝑛\lim_{t\to\infty}\langle p(t),x(t)-x_{*}(t)\rangle=0\quad\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle zul\"{a}\nobreak\hskip 0.0ptssigen }x(\cdot)\in W^{1}_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}).

In der Aufgabe (2.1)–(2.4) mit freiem rechten Endpunkt verschwinde die Verteilungsfunktion ω()L1(+,+)𝜔subscript𝐿1subscriptsubscript\omega(\cdot)\in L_{1}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}_{+}) im Unendlichen. Dann folgen aus der gleichmäßigen Stetigkeit der Abbildungen f,φ𝑓𝜑f,\,\varphi und aus der Beschränktheit des Steuerungsprozesses (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} die Grenzwerte

limtω(t)f(t,x(t),u(t))=0,limtp(t),φ(t,x(t),u(t))=0.formulae-sequencesubscript𝑡𝜔𝑡𝑓𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡0subscript𝑡𝑝𝑡𝜑𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡0\lim_{t\to\infty}\omega(t)f\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}=0,\qquad\lim_{t\to\infty}\big{\langle}p(t)\,,\,\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\rangle}=0.
Folgerung 3.8.

In der Aufgabe (2.1)–(2.4) mit freiem Endpunkt im Unendlichen besitze die Verteilungsfunktion ω()𝜔\omega(\cdot) einen Grenzwert im Unendlichen, d. h.

limtω(t)=0.subscript𝑡𝜔𝑡0\lim_{t\to\infty}\omega(t)=0.

Dann ergibt sich die Bedingung von Michel :

limtH(t,x(t),u(t),p(t),λ0)=0.subscript𝑡𝐻𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝜆00\lim_{t\to\infty}H\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t),p(t),\lambda_{0}\big{)}=0.

3.4 Hinreichende Bedingungen nach Arrow

Unser Vorgehen zur Herleitung der hinreichenden Bedingungen basiert wieder auf der Darstellung in Seierstad & Sydsæter [15] und Aseev & Kryazhimskii [2]. Wir betrachten das Steuerungsproblem

J(x(),u())=0ω(t)f(t,x(t),u(t))𝑑tinf,𝐽𝑥𝑢superscriptsubscript0𝜔𝑡𝑓𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡differential-d𝑡infimum\displaystyle J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{\infty}\omega(t)f\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}\,dt\to\inf, (3.9)
x˙(t)=φ(t,x(t),u(t)),˙𝑥𝑡𝜑𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡\displaystyle\dot{x}(t)=\varphi\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}, (3.10)
x(0)=x0,limtx(t)=x1,formulae-sequence𝑥0subscript𝑥0subscript𝑡𝑥𝑡subscript𝑥1\displaystyle x(0)=x_{0},\qquad\lim_{t\to\infty}x(t)=x_{1}, (3.11)
u(t)Um,U.formulae-sequence𝑢𝑡𝑈superscript𝑚𝑈\displaystyle u(t)\in U\subseteq{\mathbb{R}}^{m},\quad U\not=\emptyset. (3.12)

In der Aufgabenstellung schließen wir wieder den Fall nicht aus, dass durch die Randbedingungen (3.11) gewisse Komponenten der Punkte x0subscript𝑥0x_{0} und x1subscript𝑥1x_{1} nicht fest vorgegeben, sondern ohne Einschränkung sind.
Wir definieren die Mengen Vγsubscript𝑉𝛾V_{\gamma} und Vγ(t)subscript𝑉𝛾𝑡V_{\gamma}(t):

Vγ={(t,x)¯+×n|xx(t)γ},Vγ(t)={xn|xx(t)γ}.formulae-sequencesubscript𝑉𝛾conditional-set𝑡𝑥subscript¯superscript𝑛norm𝑥𝑥𝑡𝛾subscript𝑉𝛾𝑡conditional-set𝑥superscript𝑛norm𝑥subscript𝑥𝑡𝛾V_{\gamma}=\{(t,x)\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}\times{\mathbb{R}}^{n}\,|\,\|x-x(t)\|\leq\gamma\},\quad V_{\gamma}(t)=\{x\in{\mathbb{R}}^{n}\,|\,\|x-x_{*}(t)\|\leq\gamma\}.

Außerdem bezeichnet (t,x,p)=supuUH(t,x,u,p,1)𝑡𝑥𝑝subscriptsupremum𝑢𝑈𝐻𝑡𝑥𝑢𝑝.1\mathscr{H}(t,x,p)=\sup\limits_{u\in U}H(t,x,u,p,1) die Hamilton-Funktion \mathscr{H} im normalen Fall.

Theorem 3.9.

In der Aufgabe (3.9)–(3.12) sei (x(),u())Lipadmsubscript𝑥subscript𝑢subscriptLipsubscriptadm\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}\in\mathscr{B}_{\rm Lip}\cap\mathscr{B}_{\rm adm} und es sei p():+n:𝑝subscriptsuperscript𝑛p(\cdot):{\mathbb{R}}_{+}\to{\mathbb{R}}^{n}. Ferner gelte:

  1. (a)

    Das Tripel (x(),u(),p())subscript𝑥subscript𝑢𝑝\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot),p(\cdot)\big{)} erfüllt (3.3)–(3.5) in Theorem 3.1 mit λ0=1subscript𝜆01\lambda_{0}=1.

  2. (b)

    Für jedes t+𝑡subscriptt\in{\mathbb{R}}_{+} ist die Funktion (t,x,p(t))𝑡𝑥𝑝𝑡\mathscr{H}\big{(}t,x,p(t)\big{)} konkav in x𝑥x auf Vγ(t)subscript𝑉𝛾𝑡V_{\gamma}(t).

Dann ist (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} ein starkes lokales Minimum der Aufgabe (3.9)–(3.12).

Beweis Es sei t+𝑡subscriptt\in{\mathbb{R}}_{+} gegeben. Da die Abbildung x(t,x,p(t))𝑥𝑡𝑥𝑝𝑡x\to\mathscr{H}\big{(}t,x,p(t)\big{)} auf Vγ(t)subscript𝑉𝛾𝑡V_{\gamma}(t) konkav ist, ist die Menge

Z={(α,x)×n|xVγ(t),α(t,x,p(t))}𝑍conditional-set𝛼𝑥superscript𝑛formulae-sequence𝑥subscript𝑉𝛾𝑡𝛼𝑡𝑥𝑝𝑡Z=\big{\{}(\alpha,x)\in{\mathbb{R}}\times{\mathbb{R}}^{n}\,\big{|}\,x\in V_{\gamma}(t),\alpha\leq\mathscr{H}\big{(}t,x,p(t)\big{)}\big{\}}

konvex und besitzt ein nichtleeres Inneres. Ferner ist (α,x(t))subscript𝛼subscript𝑥𝑡\big{(}\alpha_{*},x_{*}(t)\big{)} mit α=(t,x(t),p(t))subscript𝛼𝑡subscript𝑥𝑡𝑝𝑡\alpha_{*}=\mathscr{H}\big{(}t,x_{*}(t),p(t)\big{)} ein Randpunkt der Menge Z𝑍Z. Daher existiert ein nichttrivialer Vektor (a0(t),a(t))×nsubscript𝑎0𝑡𝑎𝑡superscript𝑛\big{(}a_{0}(t),a(t)\big{)}\in{\mathbb{R}}\times{\mathbb{R}}^{n} mit

a0(t)α+a(t),xa0(t)α+a(t),x(t) für alle (α,x)Z.formulae-sequencesubscript𝑎0𝑡𝛼𝑎𝑡𝑥subscript𝑎0𝑡subscript𝛼𝑎𝑡subscript𝑥𝑡 für alle 𝛼𝑥𝑍a_{0}(t)\alpha+\langle a(t),x\rangle\leq a_{0}(t)\alpha_{*}+\langle a(t),x_{*}(t)\rangle\quad\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle }(\alpha,x)\in Z. (3.13)

Es ist x(t)subscript𝑥𝑡x_{*}(t) ein innerer Punkt der Menge Vγ(t)subscript𝑉𝛾𝑡V_{\gamma}(t). Weiterhin folgt aus den elementaren Eigenschaften konkaver Funktionen, dass x(t,x,p(t))𝑥𝑡𝑥𝑝𝑡x\to\mathscr{H}\big{(}t,x,p(t)\big{)} in Vγ(t)subscript𝑉𝛾𝑡V_{\gamma}(t) stetig ist, da sie auf Vγ(t)subscript𝑉𝛾𝑡V_{\gamma}(t) konkav und nach unten durch H(t,x,u(t),p(t),1)𝐻𝑡𝑥subscript𝑢𝑡𝑝𝑡.1H\big{(}t,x,u_{*}(t),p(t),1\big{)} beschränkt ist.
Deswegen existiert ein δ>0𝛿0\delta>0 mit x(t)+ξVγ(t)subscript𝑥𝑡𝜉subscript𝑉𝛾𝑡x_{*}(t)+\xi\in V_{\gamma}(t) und (α1,x(t)+ξ)Zsubscript𝛼1subscript𝑥𝑡𝜉𝑍\big{(}\alpha_{*}-1,x_{*}(t)+\xi\big{)}\in Z für alle ξδnorm𝜉𝛿\|\xi\|\leq\delta. Aus (3.13) folgt daher a(t),ξa0(t)0𝑎𝑡𝜉subscript𝑎0𝑡0\langle a(t),\xi\rangle-a_{0}(t)\leq 0 für alle ξδnorm𝜉𝛿\|\xi\|\leq\delta. Dies zeigt a0(t)>0subscript𝑎0𝑡0a_{0}(t)>0 und wir können ohne Einschränkung a0(t)=1subscript𝑎0𝑡1a_{0}(t)=1 annehmen. Wiederum (3.13) liefert damit

a(t),xx(t)(t,x(t),p(t))(t,x,p(t)) für alle xVγ(t).formulae-sequence𝑎𝑡𝑥subscript𝑥𝑡𝑡subscript𝑥𝑡𝑝𝑡𝑡𝑥𝑝𝑡 für alle 𝑥subscript𝑉𝛾𝑡\langle a(t),x-x_{*}(t)\rangle\leq\mathscr{H}\big{(}t,x_{*}(t),p(t)\big{)}-\mathscr{H}\big{(}t,x,p(t)\big{)}\quad\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle }x\in V_{\gamma}(t). (3.14)

Es sei nun t+𝑡subscriptt\in{\mathbb{R}}_{+} so gewählt, dass die Maximumbedingung (3.5) zu diesem Zeitpunkt erfüllt ist. Dann folgt aus (3.14), dass

a(t),xx(t)𝑎𝑡𝑥subscript𝑥𝑡\displaystyle-\langle a(t),x-x_{*}(t)\rangle \displaystyle\geq (t,x,p(t))(t,x(t),p(t))𝑡𝑥𝑝𝑡𝑡subscript𝑥𝑡𝑝𝑡\displaystyle\mathscr{H}\big{(}t,x,p(t)\big{)}-\mathscr{H}\big{(}t,x_{*}(t),p(t)\big{)}
=\displaystyle= supuUH(t,x,u,p(t),1)(t,x(t),p(t))subscriptsupremum𝑢𝑈𝐻𝑡𝑥𝑢𝑝𝑡.1𝑡subscript𝑥𝑡𝑝𝑡\displaystyle\sup_{u\in U}H\big{(}t,x,u,p(t),1\big{)}-\mathscr{H}\big{(}t,x_{*}(t),p(t)\big{)}
\displaystyle\geq p(t),φ(t,x,u(t))f(t,x,u(t))𝑝𝑡𝜑𝑡𝑥subscript𝑢𝑡𝑓𝑡𝑥subscript𝑢𝑡\displaystyle\big{\langle}p(t),\varphi\big{(}t,x,u_{*}(t)\big{)}\big{\rangle}-f\big{(}t,x,u_{*}(t)\big{)}
[p(t),φ(t,x(t),u(t))f(t,x(t),u(t))\displaystyle-\big{[}\big{\langle}p(t),\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\rangle}-f\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}

für alle xVγ(t)𝑥subscript𝑉𝛾𝑡x\in V_{\gamma}(t) gilt. Wir setzen

Φ(x)Φ𝑥\displaystyle\Phi(x) =\displaystyle= p(t),φ(t,x,u(t))φ(t,x(t),u(t))𝑝𝑡𝜑𝑡𝑥subscript𝑢𝑡𝜑𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡\displaystyle\big{\langle}p(t),\varphi\big{(}t,x,u_{*}(t)\big{)}-\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\rangle}
[f(t,x,u(t))f(t,x(t),u(t))]+a(t),xx(t).delimited-[]𝑓𝑡𝑥subscript𝑢𝑡𝑓𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑎𝑡𝑥subscript𝑥𝑡\displaystyle-\big{[}f\big{(}t,x,u_{*}(t)\big{)}-f\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{]}+\langle a(t),x-x_{*}(t)\rangle.

Die Funktion Φ(x)Φ𝑥\Phi(x) ist stetig differenzierbar auf Vγ(t)subscript𝑉𝛾𝑡V_{\gamma}(t). Ferner gilt Φ(x)0Φ𝑥0\Phi(x)\leq 0 für alle xVγ(t)𝑥subscript𝑉𝛾𝑡x\in V_{\gamma}(t) und Φ(x(t))=0Φsubscript𝑥𝑡0\Phi(x_{*}(t))=0. Damit nimmt die Funktion ΦΦ\Phi in dem inneren Punkt x(t)subscript𝑥𝑡x_{*}(t) der Menge Vγ(t)subscript𝑉𝛾𝑡V_{\gamma}(t) ihr absolutes Maximum an. Also gilt

0=Φ(x(t))=φxT(t,x(t),u(t))p(t)fx(t,x(t),u(t))+a(t)0superscriptΦsubscript𝑥𝑡superscriptsubscript𝜑𝑥𝑇𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑎𝑡0=\Phi^{\prime}(x_{*}(t))=\varphi_{x}^{T}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}p(t)-f_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}+a(t)

bzw.

a(t)=φxT(t,x(t),u(t))p(t)+fx(t,x(t),u(t)).𝑎𝑡superscriptsubscript𝜑𝑥𝑇𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡a(t)=-\varphi_{x}^{T}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}p(t)+f_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}. (3.15)

Die Gleichung (3.15) wurde unter der Annahme erzielt, dass die Maximumbedingung (3.5) in dem Zeitpunkt t+𝑡subscriptt\in{\mathbb{R}}_{+} erfüllt ist. Da (3.5) für fast alle t+𝑡subscriptt\in{\mathbb{R}}_{+} gilt, stimmt a(t)𝑎𝑡a(t) mit der verallgemeinerten Ableitung p˙(t)˙𝑝𝑡\dot{p}(t) überein. Also gilt auf Vγsubscript𝑉𝛾V_{\gamma} für fast alle t+𝑡subscriptt\in{\mathbb{R}}_{+} die Ungleichung

p˙(t),xx(t)(t,x(t),p(t))(t,x,p(t)).˙𝑝𝑡𝑥subscript𝑥𝑡𝑡subscript𝑥𝑡𝑝𝑡𝑡𝑥𝑝𝑡\langle\dot{p}(t),x-x_{*}(t)\rangle\leq\mathscr{H}\big{(}t,x_{*}(t),p(t)\big{)}-\mathscr{H}\big{(}t,x,p(t)\big{)}. (3.16)

Es ergibt sich also zu T+𝑇subscriptT\in{\mathbb{R}}_{+} die Beziehung

Δ(T)Δ𝑇\displaystyle\Delta(T) =\displaystyle= 0Tω(t)[f(t,x(t),u(t))f(t,x(t),u(t))]𝑑tsuperscriptsubscript0𝑇𝜔𝑡delimited-[]𝑓𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡𝑓𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡\displaystyle\int_{0}^{T}\omega(t)\big{[}f\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}-f\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{]}\,dt
\displaystyle\geq 0T[(t,x(t),p(t))(t,x(t),p(t))]𝑑t+0Tp(t),x˙(t)x˙(t)𝑑tsuperscriptsubscript0𝑇delimited-[]𝑡subscript𝑥𝑡𝑝𝑡𝑡𝑥𝑡𝑝𝑡differential-d𝑡superscriptsubscript0𝑇𝑝𝑡˙𝑥𝑡subscript˙𝑥𝑡differential-d𝑡\displaystyle\int_{0}^{T}\big{[}\mathscr{H}\big{(}t,x_{*}(t),p(t)\big{)}-\mathscr{H}\big{(}t,x(t),p(t)\big{)}\big{]}\,dt+\int_{0}^{T}\langle p(t),\dot{x}(t)-\dot{x}_{*}(t)\rangle\,dt
\displaystyle\geq p(T),x(T)x(T)p(0),x(0)x(0).𝑝𝑇𝑥𝑇subscript𝑥𝑇𝑝0𝑥0subscript𝑥0\displaystyle\langle p(T),x(T)-x_{*}(T)\rangle-\langle p(0),x(0)-x_{*}(0)\rangle.

Im Fall fester Anfangs- und Endbedingungen verschwinden die Differenzen x(0)x(0)𝑥0subscript𝑥0x(0)-x_{*}(0) und x(T)x(T)𝑥𝑇subscript𝑥𝑇x(T)-x_{*}(T) für T𝑇T\to\infty. Sind jedoch gewissen Komponenten im Anfangs- oder Endpunkt x0subscript𝑥0x_{0} bzw. x1subscript𝑥1x_{1} frei, dann liefern die Transversalitätsbedingungen, dass die entsprechenden Komponenten der Adjungierten p()𝑝p(\cdot) zum Zeitpunkt t=0𝑡0t=0 bzw. im Unendlichen verschwinden. Daher folgt die Beziehung

limTΔ(T)limTp(T),x(T)x(T)p(0),x(0)x(0)=0subscript𝑇Δ𝑇subscript𝑇𝑝𝑇𝑥𝑇subscript𝑥𝑇𝑝0𝑥0subscript𝑥00\lim_{T\to\infty}\Delta(T)\geq\lim_{T\to\infty}\langle p(T),x(T)-x_{*}(T)\rangle-\langle p(0),x(0)-x_{*}(0)\rangle=0

für alle zulässigen (x(),u())𝑥𝑢\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)} mit x()x()γsubscriptnorm𝑥subscript𝑥𝛾\|x(\cdot)-x_{*}(\cdot)\|_{\infty}\leq\gamma. \blacksquare

Bemerkung 3.10.

Die Herleitung der hinreichenden Bedingungen in Theorem 3.9 basiert im Wesentlichen auf der Konkavität der Hamilton-Funktion \mathscr{H}. Daher müssen bei der Anwendung von Theorem 3.9 die Einschränkungen (3.1) und (3.2) nicht gelten. Dies hat weiterhin zur Folge, dass im Fall des freien rechten Endpunktes die Trajektorie x()subscript𝑥x_{*}(\cdot) keinen Grenzwert im Unendlichen besitzen muss. \square

Beispiel 3.11.

Wir betrachten die Aufgabe

J(x(),u())=0eϱt(1u(t))x(t)𝑑tsup,𝐽𝑥𝑢superscriptsubscript0superscript𝑒italic-ϱ𝑡1𝑢𝑡𝑥𝑡differential-d𝑡supremum\displaystyle J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{\infty}e^{-\varrho t}\big{(}1-u(t)\big{)}x(t)\,dt\to\sup,
x˙(t)=u(t)x(t),x(0)=1,limtx(t)=x1>1,u(t)[0,1],ϱ(0,1).formulae-sequenceformulae-sequence˙𝑥𝑡𝑢𝑡𝑥𝑡formulae-sequence𝑥01subscript𝑡𝑥𝑡subscript𝑥11formulae-sequence𝑢𝑡delimited-[]0.1italic-ϱ0.1\displaystyle\dot{x}(t)=u(t)x(t),\quad x(0)=1,\quad\lim_{t\to\infty}x(t)=x_{1}>1,\quad u(t)\in[0,1],\quad\varrho\in(0,1).

Aus den notwendigen Bedingungen (3.3)–(3.5) ergeben sich

x(t)subscript𝑥𝑡\displaystyle x_{*}(t) =\displaystyle= {et,t[0,τ),x1,t[τ,),u(t)={1,t[0,τ),0,t[τ,),τ=lnx1,formulae-sequencecasessuperscript𝑒𝑡𝑡0𝜏subscript𝑥1𝑡𝜏subscript𝑢𝑡cases1𝑡0𝜏0𝑡𝜏𝜏subscript𝑥1\displaystyle\left\{\begin{array}[]{ll}e^{t},&t\in[0,\tau),\\ x_{1},&t\in[\tau,\infty),\end{array}\right.\quad u_{*}(t)=\left\{\begin{array}[]{ll}1,&t\in[0,\tau),\\ 0,&t\in[\tau,\infty),\end{array}\right.\quad\tau=\ln x_{1},
p(t)𝑝𝑡\displaystyle p(t) =\displaystyle= {e(1ϱ)τet,t[0,τ),ϱ1ϱeϱτ+1ϱeϱt,t[τ,).casessuperscript𝑒1italic-ϱ𝜏superscript𝑒𝑡𝑡0𝜏italic-ϱ1italic-ϱsuperscript𝑒italic-ϱ𝜏1italic-ϱsuperscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑡𝜏\displaystyle\left\{\begin{array}[]{ll}e^{(1-\varrho)\tau}e^{-t},&t\in[0,\tau),\\ \frac{\varrho-1}{\varrho}e^{-\varrho\tau}+\frac{1}{\varrho}e^{-\varrho t},&t\in[\tau,\infty).\end{array}\right.

Offenbar ist die Hamilton-Funktion \mathscr{H} konkav in x𝑥x und damit (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} ein starkes lokales Minimum der Aufgabe. \square

Beispiel 3.12.

Für den linear-quadratische Regler

J(x(),u())=0e2t12(x2(t)+u2(t))𝑑tinf,𝐽𝑥𝑢superscriptsubscript0superscript𝑒2𝑡12superscript𝑥2𝑡superscript𝑢2𝑡differential-d𝑡infimum\displaystyle J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{\infty}e^{-2t}\cdot\frac{1}{2}\big{(}x^{2}(t)+u^{2}(t)\big{)}\,dt\to\inf,
x˙(t)=2x(t)+u(t),x(0)=2,u(t)formulae-sequence˙𝑥𝑡2𝑥𝑡𝑢𝑡formulae-sequence𝑥02𝑢𝑡\displaystyle\dot{x}(t)=2x(t)+u(t),\qquad x(0)=2,\qquad u(t)\in{\mathbb{R}}

liefern die Bedingungen (3.3)–(3.5) den Steuerungsprozess und die Adjungierte

x(t)=2e(12)t,u(t)=2(1+2)e(12)t,p(t)=e2tu(t).formulae-sequencesubscript𝑥𝑡2superscript𝑒12𝑡formulae-sequencesubscript𝑢𝑡212superscript𝑒12𝑡𝑝𝑡superscript𝑒2𝑡subscript𝑢𝑡x_{*}(t)=2e^{(1-\sqrt{2})t},\quad u_{*}(t)=-2(1+\sqrt{2})e^{(1-\sqrt{2})t},\quad p(t)=e^{-2t}u_{*}(t).

Die Hamilton-Funktion \mathscr{H} ist konkav bezüglich x𝑥x. Damit ist (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} ein starkes lokales Minimum. \square

Beispiel 3.13.

Im Beispiel 3.3 mit Budgetbeschränkung,

J(x(),z(),u())=0eϱt(1u(t))x(t)𝑑tsup,𝐽𝑥𝑧𝑢superscriptsubscript0superscript𝑒italic-ϱ𝑡1𝑢𝑡𝑥𝑡differential-d𝑡supremum\displaystyle J\big{(}x(\cdot),z(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{\infty}e^{-\varrho t}\big{(}1-u(t)\big{)}x(t)\,dt\to\sup,
x˙(t)=u(t)x(t),x(0)=1,z˙(t)=eϱtx(t),z(0)=0,limtz(t)=Z,formulae-sequence˙𝑥𝑡𝑢𝑡𝑥𝑡formulae-sequence𝑥01formulae-sequence˙𝑧𝑡superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑥𝑡formulae-sequence𝑧00subscript𝑡𝑧𝑡𝑍\displaystyle\dot{x}(t)=u(t)x(t),\;x(0)=1,\qquad\dot{z}(t)=e^{-\varrho t}x(t),\;z(0)=0,\;\lim_{t\to\infty}z(t)=Z,
u[0,1],ϱ(0,1),formulae-sequence𝑢delimited-[]0.1italic-ϱ0.1\displaystyle u\in[0,1],\qquad\varrho\in(0,1),

ist jeder zulässige Steuerungsprozess (x(),z(),u())𝑥𝑧𝑢\big{(}x(\cdot),z(\cdot),u(\cdot)\big{)} global optimal. Die Voraussetzungen in Theorem 3.9 an einen zulässigen Steuerungsprozess sind genau dann erfüllt, wenn die Steuerung u()𝑢u(\cdot) dem Raum L1(+,[0,1])subscript𝐿1subscriptdelimited-[]0.1L_{1}({\mathbb{R}}_{+},[0,1]) angehört. Weiterhin sind für jeden zulässigen Steuerungprozess mit den Multiplikatoren

λ0=1,p(t)=eϱt,q(t)=ϱ1formulae-sequencesubscript𝜆01formulae-sequence𝑝𝑡superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑞𝑡italic-ϱ1\lambda_{0}=1,\qquad p(t)=e^{-\varrho t},\qquad q(t)=\varrho-1

die notwendigen Bedingungen (3.3)–(3.5) erfüllt. Weiterhin ist die Hamilton-Funktion \mathscr{H} offenbar konkav bezüglich (x,z)𝑥𝑧(x,z) und es gilt Theorem 3.9. \square

Beispiel 3.14 (Abbau einer erneuerbaren Ressource).

Wir betrachten die Aufgabe

J(x(),u())=0eϱt[π(x(t))κ(x(t))]u(t)𝑑tsup,𝐽𝑥𝑢superscriptsubscript0superscript𝑒italic-ϱ𝑡delimited-[]𝜋𝑥𝑡𝜅𝑥𝑡𝑢𝑡differential-d𝑡supremum\displaystyle J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{\infty}e^{-\varrho t}\big{[}\pi\big{(}x(t)\big{)}-\kappa\big{(}x(t)\big{)}\big{]}u(t)\,dt\to\sup, (3.19)
x˙(t)=G(x(t))u(t),x(0)=x0>0,u(t)[0,umax].formulae-sequenceformulae-sequence˙𝑥𝑡𝐺𝑥𝑡𝑢𝑡𝑥0subscript𝑥00𝑢𝑡0subscript𝑢\displaystyle\dot{x}(t)=G\big{(}x(t)\big{)}-u(t),\quad x(0)=x_{0}>0,\quad u(t)\in[0,u_{\max}]. (3.20)

Ökonomische Interpretation: Durch die Funktion G𝐺G wird die natürliche dynamische Entwicklung der Ressource (oder einer Population) beschrieben, wie diese sich ohne externe Einflüsse entwickelt. Diese natürliche Entwicklung wird durch die Abbaurate u𝑢u gestört. Entsprechend des Angebotes u𝑢u wird ein Gewinn in Höhe des Preises π𝜋\pi abzüglich der Kosten κ𝜅\kappa erzielt. Dabei nehmen wir, dass Preis und Kosten steigen desto seltener die Ressource ist.
In vielen Aufgaben dieser Form zeigt die Lösung ein stationäres Verhalten bzw. es tendiert die Lösung zu einem stationären Paar (x¯,u¯)¯𝑥¯𝑢(\overline{x},\overline{u}). Eine solches stationäres Paar in Verbindung mit der Adjungierten p()𝑝p(\cdot) nennen wir eine Gleichgewichtslösung. Wir identifizieren eine Gleichgewichtslösung (x¯,u¯,p())¯𝑥¯𝑢𝑝\big{(}\overline{x},\overline{u},p(\cdot)\big{)} durch folgende Eigenschaften:

φ(x¯,u¯)=0,Hu(t,x¯,u¯,1,p(t))=0,p˙(t)=G(x¯)p(t)eϱt(π(x¯)κ(x¯))u¯.formulae-sequence𝜑¯𝑥¯𝑢0formulae-sequencesubscript𝐻𝑢𝑡¯𝑥¯𝑢.1𝑝𝑡0˙𝑝𝑡superscript𝐺¯𝑥𝑝𝑡superscript𝑒italic-ϱ𝑡superscript𝜋¯𝑥superscript𝜅¯𝑥¯𝑢\varphi(\overline{x},\overline{u})=0,\quad H_{u}\big{(}t,\overline{x},\overline{u},1,p(t)\big{)}=0,\quad\dot{p}(t)=-G^{\prime}(\overline{x})p(t)-e^{-\varrho t}\big{(}\pi^{\prime}(\overline{x})-\kappa^{\prime}(\overline{x})\big{)}\overline{u}.

Aus den ersten beiden Beziehung ergeben sich für die Gleichgewichtslösung (x¯,u¯,p())¯𝑥¯𝑢𝑝\big{(}\overline{x},\overline{u},p(\cdot)\big{)}:

G(x¯)=u¯,p(t)=eϱt(π(x¯)κ(x¯)),p˙(t)=ϱp(t).formulae-sequence𝐺¯𝑥¯𝑢formulae-sequence𝑝𝑡superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝜋¯𝑥𝜅¯𝑥˙𝑝𝑡italic-ϱ𝑝𝑡G(\overline{x})=\overline{u},\qquad p(t)=e^{-\varrho t}\big{(}\pi(\overline{x})-\kappa(\overline{x})\big{)},\qquad\dot{p}(t)=-\varrho p(t).

Mit der Bezeichung γ(x)=π(x)κ(x)𝛾𝑥𝜋𝑥𝜅𝑥\gamma(x)=\pi(x)-\kappa(x) für den Gewinn pro Einheit erhalten wir ferner in der adjungierten Gleichung:

p˙(t)=ϱp(t)˙𝑝𝑡italic-ϱ𝑝𝑡\displaystyle\dot{p}(t)=-\varrho p(t) =\displaystyle= G(x¯)p(t)eϱtγ(x¯)u¯,superscript𝐺¯𝑥𝑝𝑡superscript𝑒italic-ϱ𝑡superscript𝛾¯𝑥¯𝑢\displaystyle-G^{\prime}(\overline{x})p(t)-e^{-\varrho t}\gamma^{\prime}(\overline{x})\overline{u},
ϱeϱtγ(x¯)italic-ϱsuperscript𝑒italic-ϱ𝑡𝛾¯𝑥\displaystyle-\varrho e^{-\varrho t}\gamma(\overline{x}) =\displaystyle= G(x¯)eϱtγ(x¯)eϱtγ(x¯)G(x¯),superscript𝐺¯𝑥superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝛾¯𝑥superscript𝑒italic-ϱ𝑡superscript𝛾¯𝑥𝐺¯𝑥\displaystyle-G^{\prime}(\overline{x})e^{-\varrho t}\gamma(\overline{x})-e^{-\varrho t}\gamma^{\prime}(\overline{x})G(\overline{x}),
00\displaystyle 0 =\displaystyle= (ϱG(x¯))γ(x¯)γ(x¯)G(x¯)italic-ϱsuperscript𝐺¯𝑥𝛾¯𝑥superscript𝛾¯𝑥𝐺¯𝑥\displaystyle\big{(}\varrho-G^{\prime}(\overline{x})\big{)}\gamma(\overline{x})-\gamma^{\prime}(\overline{x})G(\overline{x})

oder ausgedrückt in der Form der Gewinnelastizität

εγ,x:=x¯γ(x¯)γ(x¯)=x¯ϱG(x¯)G(x¯).assignsubscript𝜀𝛾𝑥¯𝑥superscript𝛾¯𝑥𝛾¯𝑥¯𝑥italic-ϱsuperscript𝐺¯𝑥𝐺¯𝑥\varepsilon_{\gamma,x}:=\overline{x}\frac{\gamma^{\prime}(\overline{x})}{\gamma(\overline{x})}=\overline{x}\frac{\varrho-G^{\prime}(\overline{x})}{G(\overline{x})}.

Für das logistische Wachstum G(x)=x(rKx)𝐺𝑥𝑥𝑟𝐾𝑥G(x)=x(r-Kx) ergibt sich die Gewinnelastitzität

εγ,x=(rKx¯)(ϱKx¯)rKx¯(1,0)subscript𝜀𝛾𝑥𝑟𝐾¯𝑥italic-ϱ𝐾¯𝑥𝑟𝐾¯𝑥1.0\varepsilon_{\gamma,x}=-\frac{(r-K\overline{x})-(\varrho-K\overline{x})}{r-K\overline{x}}\in(-1,0)

im Fall einer initialen Wachstumsrate G(0)=r>ϱsuperscript𝐺0𝑟italic-ϱG^{\prime}(0)=r>\varrho. \square

Bemerkung 3.15.

Die Darstellung der Pontrjagin-Funktion und der notwendigen Bedingungen im Maximumprinzip 3.1 nennt man auch Gegenwartswert-Schreibweise (“present value”). Durch die Einführung Momentanwert-Schreibweise (“current value”) mittels der Funktionen q=eϱtp𝑞superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑝q=e^{\varrho t}p und H~=eϱtH~𝐻superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝐻\tilde{H}=e^{\varrho t}H,

eϱtH(t,x,u,p,1)superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝐻𝑡𝑥𝑢𝑝.1\displaystyle e^{\varrho t}H(t,x,u,p,1) =\displaystyle= eϱt[p,φ(t,x,u)eϱtf(t,x,u)]superscript𝑒italic-ϱ𝑡delimited-[]𝑝𝜑𝑡𝑥𝑢superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑓𝑡𝑥𝑢\displaystyle e^{\varrho t}\big{[}\langle p,\varphi(t,x,u)\rangle-e^{-\varrho t}f(t,x,u)\big{]}
=\displaystyle= q,φ(t,x,u)f(t,x,u)=H~(t,x,u,q,1),𝑞𝜑𝑡𝑥𝑢𝑓𝑡𝑥𝑢~𝐻𝑡𝑥𝑢𝑞.1\displaystyle\langle q,\varphi(t,x,u)\rangle-f(t,x,u)=\tilde{H}(t,x,u,q,1),

lassen sich im letzten Beispiel die Gleichgewichtsbedingungen in folgende Form überführen:

φ(x¯,u¯)=0,H~u(t,x¯,u¯,1,q¯)=0,ϱq¯H~x(t,x¯,u¯,1,q¯)=0.formulae-sequence𝜑¯𝑥¯𝑢0formulae-sequencesubscript~𝐻𝑢𝑡¯𝑥¯𝑢.1¯𝑞0italic-ϱ¯𝑞subscript~𝐻𝑥𝑡¯𝑥¯𝑢.1¯𝑞0\varphi(\overline{x},\overline{u})=0,\quad\tilde{H}_{u}(t,\overline{x},\overline{u},1,\overline{q})=0,\quad\varrho\overline{q}-\tilde{H}_{x}(t,\overline{x},\overline{u},1,\overline{q})=0.

In der Momentanwert-Schreibweise kommt der Charakter eines Gleichgewichts vollständig zum Ausdruck. Deswegen findet man in den Untersuchungen zu Gleichgewichten in der Literatur häufig das Maximumprinzip in der Momentanwert-Schreibweise. \square

Beispiel 3.16.

Im Folgenden befassen wir uns mit einem neoklassischen Modell der ökonomischen Wachstumstheorie. Diese Problemklasse geht auf die bereits erwähnte Arbeit von Ramsey [13] zurück. Es bezeichne K()𝐾K(\cdot) das Vermögen einer Ökonomie, Y()𝑌Y(\cdot) das Nationaleinkommen und C()𝐶C(\cdot) die Konsumption. Weiterhin wird zu jedem Zeitpunkt das Nationaleinkommen Y𝑌Y in Konsumption und Investition aufgeteilt, d. h. Y(t)=C(t)+K˙(t)𝑌𝑡𝐶𝑡˙𝐾𝑡Y(t)=C(t)+\dot{K}(t). Mit der Nutzenfunktion U𝑈U ergibt sich die allgemeine Aufgabenstellung

J(K(),C())=0eϱtU(C(t))𝑑tsup,K˙(t)=Y(t)C(t).formulae-sequence𝐽𝐾𝐶superscriptsubscript0superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑈𝐶𝑡differential-d𝑡supremum˙𝐾𝑡𝑌𝑡𝐶𝑡J\big{(}K(\cdot),C(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{\infty}e^{-\varrho t}U\big{(}C(t)\big{)}\,dt\to\sup,\quad\dot{K}(t)=Y(t)-C(t).

Das Nationaleinkommen bestimmt sich durch die produzierten Gütern, die aus dem eingesetzen Kapital K𝐾K und den Arbeitsressourcen L𝐿L gewonnen werden. Mit der Cobb-Douglas-Produktionsfunktion F(K,L)𝐹𝐾𝐿F(K,L) erhalten wir die Darstellung

Y(t)=F(K(t),L(t)),F(K,L)=KαL1α,α(0,1).formulae-sequence𝑌𝑡𝐹𝐾𝑡𝐿𝑡formulae-sequence𝐹𝐾𝐿superscript𝐾𝛼superscript𝐿1𝛼𝛼0.1Y(t)=F\big{(}K(t),L(t)\big{)},\qquad F(K,L)=K^{\alpha}L^{1-\alpha},\qquad\alpha\in(0,1).

Die Verteilung des Nationaleinkommens Y𝑌Y in Investition und Konsumption beschrieben mit u[0,1]𝑢delimited-[]0.1u\in[0,1] liefert

K˙(t)=u(t)F(K(t),L(t)),C(t)=(1u(t))F(K(t),L(t)).formulae-sequence˙𝐾𝑡𝑢𝑡𝐹𝐾𝑡𝐿𝑡𝐶𝑡1𝑢𝑡𝐹𝐾𝑡𝐿𝑡\dot{K}(t)=u(t)F\big{(}K(t),L(t)\big{)},\qquad C(t)=\big{(}1-u(t)\big{)}F\big{(}K(t),L(t)\big{)}.

Mit einer logarithmischen Nutzenfunktion U𝑈U stellt sich so die Aufgabe wie folgt dar:

J(K(),C())=0eϱtln[(1u(t))F(K(t),L(t))]𝑑tsup,𝐽𝐾𝐶superscriptsubscript0superscript𝑒italic-ϱ𝑡1𝑢𝑡𝐹𝐾𝑡𝐿𝑡differential-d𝑡supremum\displaystyle J\big{(}K(\cdot),C(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{\infty}e^{-\varrho t}\ln\big{[}\big{(}1-u(t)\big{)}F\big{(}K(t),L(t)\big{)}\big{]}\,dt\to\sup,
K˙(t)=u(t)F(K(t),L(t)),L˙(t)=μL(t),u(t)[0,1].formulae-sequence˙𝐾𝑡𝑢𝑡𝐹𝐾𝑡𝐿𝑡formulae-sequence˙𝐿𝑡𝜇𝐿𝑡𝑢𝑡delimited-[]0.1\displaystyle\dot{K}(t)=u(t)F\big{(}K(t),L(t)\big{)},\qquad\dot{L}(t)=\mu L(t),\qquad u(t)\in[0,1].

Wir führen die Kapital- und Konsumintensität k=K/L𝑘𝐾𝐿k=K/L, c=C/L𝑐𝐶𝐿c=C/L und die Produktionsfunktion f(x)=F(x,1)𝑓𝑥𝐹𝑥.1f(x)=F(x,1) ein. Dann ergeben sich die Beziehungen

k˙(t)˙𝑘𝑡\displaystyle\dot{k}(t) =\displaystyle= K˙(t)L(t)K(t)L˙(t)L2(t)=u(t)Kα(t)L1α(t)L(t)K(t)L˙(t)L2(t)˙𝐾𝑡𝐿𝑡𝐾𝑡˙𝐿𝑡superscript𝐿2𝑡𝑢𝑡superscript𝐾𝛼𝑡superscript𝐿1𝛼𝑡𝐿𝑡𝐾𝑡˙𝐿𝑡superscript𝐿2𝑡\displaystyle\frac{\dot{K}(t)L(t)-K(t)\dot{L}(t)}{L^{2}(t)}=\frac{u(t)K^{\alpha}(t)L^{1-\alpha}(t)L(t)-K(t)\dot{L}(t)}{L^{2}(t)}
=\displaystyle= F(K(t)/L(t),1)L˙(t)L(t)K(t)L(t)=u(t)f(k(t))μk(t),𝐹𝐾𝑡𝐿𝑡.1˙𝐿𝑡𝐿𝑡𝐾𝑡𝐿𝑡𝑢𝑡𝑓𝑘𝑡𝜇𝑘𝑡\displaystyle F\big{(}K(t)/L(t),1\big{)}-\frac{\dot{L}(t)}{L(t)}\frac{K(t)}{L(t)}=u(t)f\big{(}k(t)\big{)}-\mu k(t),
c(t)𝑐𝑡\displaystyle c(t) =\displaystyle= (1u(t))F(K(t),L(t))L(t)=(1u(t))F(K(t)/L(t),1)=(1u(t))f(k(t)).1𝑢𝑡𝐹𝐾𝑡𝐿𝑡𝐿𝑡1𝑢𝑡𝐹𝐾𝑡𝐿𝑡.11𝑢𝑡𝑓𝑘𝑡\displaystyle\big{(}1-u(t)\big{)}\frac{F\big{(}K(t),L(t)\big{)}}{L(t)}=\big{(}1-u(t)\big{)}F\big{(}K(t)/L(t),1\big{)}=\big{(}1-u(t)\big{)}f\big{(}k(t)\big{)}.

Auf diese Weise bekommt die Aufgabe die finale Form

J(k(),c())=0eϱtln[(1u(t))f(k(t))]𝑑tsup,𝐽𝑘𝑐superscriptsubscript0superscript𝑒italic-ϱ𝑡1𝑢𝑡𝑓𝑘𝑡differential-d𝑡supremum\displaystyle J\big{(}k(\cdot),c(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{\infty}e^{-\varrho t}\ln\big{[}\big{(}1-u(t)\big{)}f\big{(}k(t)\big{)}\big{]}\,dt\to\sup,
k˙(t)=u(t)f(k(t))μk(t),u(t)[0,1].formulae-sequence˙𝑘𝑡𝑢𝑡𝑓𝑘𝑡𝜇𝑘𝑡𝑢𝑡delimited-[]0.1\displaystyle\dot{k}(t)=u(t)f\big{(}k(t)\big{)}-\mu k(t),\qquad u(t)\in[0,1].

Die Pontrjagin-Funktion der Aufgabe in der Momentanwert-Schreibweise ist

H~(t,k,u,q,1)=q[uf(k)μk]+ln[(1u)f(k)].~𝐻𝑡𝑘𝑢𝑞.1𝑞delimited-[]𝑢𝑓𝑘𝜇𝑘1𝑢𝑓𝑘\tilde{H}(t,k,u,q,1)=q[uf(k)-\mu k]+\ln[(1-u)f(k)].

Dann ergeben die Gleichgewichtsbedingungen in der Momentanwert-Schreibweise:

  1. (a)

    Das dynamische Gleichgewicht liefert

    φ(k¯,u¯)=u¯f(k¯)μk¯=0u¯=μk¯f(k¯).formulae-sequence𝜑¯𝑘¯𝑢¯𝑢𝑓¯𝑘𝜇¯𝑘0¯𝑢𝜇¯𝑘𝑓¯𝑘\varphi(\overline{k},\overline{u})=\overline{u}f(\overline{k})-\mu\overline{k}=0\qquad\Leftrightarrow\qquad\overline{u}=\mu\frac{\overline{k}}{f(\overline{k})}.
  2. (b)

    Der stabile Verteilungsparameter erfüllt die Beziehung

    H~u(t,k¯,u¯,1,q¯)=q¯f(k¯)11u¯=0u¯=11q¯f(k¯).formulae-sequencesubscript~𝐻𝑢𝑡¯𝑘¯𝑢.1¯𝑞¯𝑞𝑓¯𝑘11¯𝑢0¯𝑢11¯𝑞𝑓¯𝑘\tilde{H}_{u}(t,\overline{k},\overline{u},1,\overline{q})=\overline{q}f(\overline{k})-\frac{1}{1-\overline{u}}=0\qquad\Leftrightarrow\qquad\overline{u}=1-\frac{1}{\overline{q}f(\overline{k})}.
  3. (c)

    Für den konstanten Schattenpreis erhalten wir in der adjungierten Gleichung

    ϱq¯H~k(t,k¯,u¯,1,q¯)=ϱq¯q¯[u¯f(k¯)μ]f(k¯)f(k¯)=0.italic-ϱ¯𝑞subscript~𝐻𝑘𝑡¯𝑘¯𝑢.1¯𝑞italic-ϱ¯𝑞¯𝑞delimited-[]¯𝑢𝑓¯𝑘𝜇superscript𝑓¯𝑘𝑓¯𝑘0\varrho\overline{q}-\tilde{H}_{k}(t,\overline{k},\overline{u},1,\overline{q})=\varrho\overline{q}-\overline{q}[\overline{u}f(\overline{k})-\mu]-\frac{f^{\prime}(\overline{k})}{f(\overline{k})}=0.

    Die Division durch q¯¯𝑞\overline{q} und das Einsetzen der Beziehungen (a) und (b) liefert

    f(k¯)=ϱ+μ.superscript𝑓¯𝑘italic-ϱ𝜇f^{\prime}(\overline{k})=\varrho+\mu.

Wegen f(k¯)>μsuperscript𝑓¯𝑘𝜇f^{\prime}(\overline{k})>\mu ergibt sich u¯(0,1)¯𝑢0.1\overline{u}\in(0,1). Damit wird durch die Beziehungen (a)–(c) ein eindeutiges Gleichgewicht (k¯,u¯)¯𝑘¯𝑢(\overline{k},\overline{u}) festgelegt. Abschließend bemerken wir, dass die Hamilton-Funktion \mathscr{H} stets konkav in k𝑘k ist. \square

4 Aufgaben mit Zustandsbeschränkungen

4.1 Notwendige Optimalitätsbedingungen

Theorem 4.1 (Pontrjaginsches Maximumprinzip).

Es sei (x(),u())admLipsubscript𝑥subscript𝑢subscriptadmsubscriptLip\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}\in\mathscr{B}_{\rm adm}\cap\mathscr{B}_{\rm Lip}. Weiterhin nehmen wir an, dass

0φ(t,x(t),u(t))𝑑t<,0φx(t,x(t),u(t))dt<conditionalsuperscriptsubscript0norm𝜑𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡brasuperscriptsubscript0subscript𝜑𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑑𝑡\int_{0}^{\infty}\big{\|}\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\|}\,dt<\infty,\qquad\int_{0}^{\infty}\big{\|}\varphi_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\|}\,dt<\infty

ausfallen und es möge zu jedem δ>0𝛿0\delta>0 ein T>0𝑇0T>0 existieren mit

Tφ(t,x(t),u(t))φ(t,x(t),u(t))φx(t,x(t),u(t))(x(t)x(t))𝑑tsuperscriptsubscript𝑇norm𝜑𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝜑𝑡superscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡subscript𝜑𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑥𝑡superscript𝑥𝑡differential-d𝑡\displaystyle\int_{T}^{\infty}\big{\|}\varphi\big{(}t,x(t),u_{*}(t)\big{)}-\varphi\big{(}t,x^{\prime}(t),u_{*}(t)\big{)}-\varphi_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{(}x(t)-x^{\prime}(t)\big{)}\big{\|}\,dt
δx()x()absent𝛿subscriptnorm𝑥superscript𝑥\displaystyle\hskip 56.9055pt\leq\delta\|x(\cdot)-x^{\prime}(\cdot)\|_{\infty}

für alle x(),x()W1(+,n)𝑥superscript𝑥subscriptsuperscript𝑊1subscriptsuperscript𝑛x(\cdot),x^{\prime}(\cdot)\in W^{1}_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) mit x()x()<γsubscriptnorm𝑥subscript𝑥𝛾\|x(\cdot)-x_{*}(\cdot)\|_{\infty}<\gamma, x()x()<γsubscriptnormsuperscript𝑥subscript𝑥𝛾\|x^{\prime}(\cdot)-x_{*}(\cdot)\|_{\infty}<\gamma.
Ist (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} ein starkes lokales Minimum der Aufgabe (2.1)–(2.5), dann existieren eine Zahl λ00subscript𝜆00\lambda_{0}\geq 0, eine Vektorfunktion p():+n:𝑝subscriptsuperscript𝑛p(\cdot):{\mathbb{R}}_{+}\to{\mathbb{R}}^{n} und auf den Mengen

Tj={t¯+|gj(t,x(t))=0},j=1,,l,formulae-sequencesubscript𝑇𝑗conditional-set𝑡subscript¯subscript𝑔𝑗𝑡subscript𝑥𝑡0𝑗1𝑙T_{j}=\big{\{}t\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}\,\big{|}\,g_{j}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}=0\big{\}},\quad j=1,...,l,

konzentrierte nichtnegative reguläre Borelsche Maße μjsubscript𝜇𝑗\mu_{j} endlicher Totalvariation (wobei sämtliche Größen nicht gleichzeitig verschwinden) derart, dass

  1. (a)

    die Vektorfunktion p()𝑝p(\cdot) von beschränkter Variation ist, der adjungierten Gleichung

    p(t)𝑝𝑡\displaystyle p(t) =\displaystyle= limth1xT(t,x(t))l1+tHx(s,x(s),u(s),p(s),λ0)𝑑ssubscript𝑡superscriptsubscript1𝑥𝑇𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑙1superscriptsubscript𝑡subscript𝐻𝑥𝑠subscript𝑥𝑠subscript𝑢𝑠𝑝𝑠subscript𝜆0differential-d𝑠\displaystyle-\lim_{t\to\infty}h_{1x}^{T}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}l_{1}+\int_{t}^{\infty}H_{x}\big{(}s,x_{*}(s),u_{*}(s),p(s),\lambda_{0}\big{)}\,ds (4.1)
    j=1ltgjx(s,x(s))𝑑μj(s)superscriptsubscript𝑗1𝑙superscriptsubscript𝑡subscript𝑔𝑗𝑥𝑠subscript𝑥𝑠differential-dsubscript𝜇𝑗𝑠\displaystyle-\sum_{j=1}^{l}\int_{t}^{\infty}g_{jx}\big{(}s,x_{*}(s)\big{)}\,d\mu_{j}(s)

    genügt und die Transversalitätsbedingung

    p(0)=h0T(x(0))l0𝑝0superscriptsuperscriptsubscript0𝑇subscript𝑥0subscript𝑙0p(0)={h_{0}^{\prime}}^{T}\big{(}x_{*}(0)\big{)}l_{0} (4.2)

    erfüllt;

  2. (b)

    für fast alle t+𝑡subscriptt\in{\mathbb{R}}_{+} die Maximumbedingung

    H(t,x(t),u(t),p(t),λ0)=maxuUH(t,x(t),u,p(t),λ0)𝐻𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝜆0subscript𝑢𝑈𝐻𝑡subscript𝑥𝑡𝑢𝑝𝑡subscript𝜆0H\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t),p(t),\lambda_{0}\big{)}=\max_{u\in U}H\big{(}t,x_{*}(t),u,p(t),\lambda_{0}\big{)} (4.3)

    gilt.

Die Adjungierte p()𝑝p(\cdot) ist linksseitig stetig und es gilt im rechten Endpunkt die Transversalitätsbedingung

limtp(t)=limt[h1T(x(t))l1j=1lgjx(t,x(t))μj({})].subscript𝑡𝑝𝑡subscript𝑡delimited-[]superscriptsuperscriptsubscript1𝑇subscript𝑥𝑡subscript𝑙1superscriptsubscript𝑗1𝑙subscript𝑔𝑗𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝜇𝑗\lim_{t\to\infty}p(t)=\lim_{t\to\infty}\bigg{[}-{h_{1}^{\prime}}^{T}\big{(}x_{*}(t)\big{)}l_{1}-\sum_{j=1}^{l}g_{jx}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}\,\mu_{j}(\{\infty\})\bigg{]}.
Beispiel 4.2 (Abbau einer nicht erneuerbaren Ressource).

Wir betrachten die Aufgabe

J(x(),y(),u())=0eϱt[pf(u(t))ry(t)qu(t)]𝑑tsup,𝐽𝑥𝑦𝑢superscriptsubscript0superscript𝑒italic-ϱ𝑡delimited-[]𝑝𝑓𝑢𝑡𝑟𝑦𝑡𝑞𝑢𝑡differential-d𝑡supremum\displaystyle J\big{(}x(\cdot),y(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{\infty}e^{-\varrho t}\big{[}pf\big{(}u(t)\big{)}-ry(t)-qu(t)\big{]}\,dt\to\sup, (4.4)
x˙(t)=u(t),y˙(t)=cf(u(t)),x(0)=x0>0,y(0)=y00,formulae-sequenceformulae-sequence˙𝑥𝑡𝑢𝑡formulae-sequence˙𝑦𝑡𝑐𝑓𝑢𝑡𝑥0subscript𝑥00𝑦0subscript𝑦00\displaystyle\dot{x}(t)=-u(t),\quad\dot{y}(t)=cf\big{(}u(t)\big{)},\quad x(0)=x_{0}>0,\quad y(0)=y_{0}\geq 0, (4.5)
x(t)0,u(t)0,b,c,ϱ,q,r>0,ϱrc>0.formulae-sequence𝑥𝑡0formulae-sequence𝑢𝑡0𝑏𝑐italic-ϱ𝑞formulae-sequence𝑟0italic-ϱ𝑟𝑐0\displaystyle x(t)\geq 0,\qquad u(t)\geq 0,\qquad b,c,\varrho,q,r>0,\qquad\varrho-rc>0. (4.6)

Die Funktion f𝑓f sei zweimal stetig differenzierbar, f>0superscript𝑓0f^{\prime}>0, f(0)<superscript𝑓0f^{\prime}(0)<\infty, f′′<0superscript𝑓′′0f^{\prime\prime}<0 und es sei f(u)0superscript𝑓𝑢0f^{\prime}(u)\to 0 für u𝑢u\to\infty. In der vorliegenden Formulierung der Aufgabe wurde im Vergleich zu Seierstad & Sydsæter [15] die Restriktion lim inftx(t)0subscriptlimit-infimum𝑡𝑥𝑡0\liminf\limits_{t\to\infty}x(t)\geq 0 durch die Zustandsbeschränkung x(t)0𝑥𝑡0x(t)\geq 0 in (4.6) ersetzt.
Ökonomische Interpretation: x(t)𝑥𝑡x(t) bezeichnet die Menge einer natürlichen Ressource und u(t)𝑢𝑡u(t) ist die industrielle Abbaurate dieser Ressource. Auf Basis der Ressource werden Güter mit der Produktionsrate f(u(t))𝑓𝑢𝑡f\big{(}u(t)\big{)} hergestellt. Die Kosten der Herstellung einer Produktionseinheit ist q𝑞q und der Preis einer Gütereinheit am Markt beträgt p𝑝p. Bei der Herstellung der Güter entstehen proportional zur Produktion Abfälle, deren Gesamtmenge durch y(t)𝑦𝑡y(t) beschrieben wird. Die Kosten der Beseitigung der negativen Auswirkungen der Abfallmenge sind ry(t)𝑟𝑦𝑡ry(t). Im Weiteren gehen wir von dem Preis p=1𝑝1p=1 aus.
Wegen der Zustandsbeschränkung sind für jeden zulässigen Steuerungprozess die Beschränkungen an die Dynamik in Theorem 4.1 erfüllt. Wir stellen die Optimalitätsbedingungen von Theorem 4.1 mit λ0=1subscript𝜆01\lambda_{0}=1 auf:

  1. (a)

    Die Pontrjagin-Funktion der Aufgabe (4.4)–(4.6) lautet

    H(t,x,y,u,p1,p2,1)=p1(u)+p2cf(u)+eϱt[f(u)ryqu].𝐻𝑡𝑥𝑦𝑢subscript𝑝1subscript𝑝2.1subscript𝑝1𝑢subscript𝑝2𝑐𝑓𝑢superscript𝑒italic-ϱ𝑡delimited-[]𝑓𝑢𝑟𝑦𝑞𝑢H(t,x,y,u,p_{1},p_{2},1)=p_{1}(-u)+p_{2}cf(u)+e^{-\varrho t}[f(u)-ry-qu].
  2. (b)

    Die Adjungierten genügen den Gleichungen

    p1(t)=t𝑑μ(s),p˙2(t)=reϱtp2(t)=rϱeϱt+K.formulae-sequencesubscript𝑝1𝑡superscriptsubscript𝑡differential-d𝜇𝑠subscript˙𝑝2𝑡𝑟superscript𝑒italic-ϱ𝑡subscript𝑝2𝑡𝑟italic-ϱsuperscript𝑒italic-ϱ𝑡𝐾p_{1}(t)=\int_{t}^{\infty}\,d\mu(s),\qquad\dot{p}_{2}(t)=re^{-\varrho t}\Rightarrow p_{2}(t)=-\frac{r}{\varrho}e^{-\varrho t}+K.

    Das auf der Menge T={t¯+|x(t)=0}𝑇conditional-set𝑡subscript¯subscript𝑥𝑡0T=\{t\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}\,|\,x_{*}(t)=0\} konzentrierte reguläre Maß μ𝜇\mu ist nichtnegativ. Daher ist p1(t)0subscript𝑝1𝑡0p_{1}(t)\geq 0 über +subscript{\mathbb{R}}_{+} und monoton fallend. Ferner erhalten wir K=0𝐾0K=0 aus den Transversalitätsbedingungen bezüglich dem Zustand y𝑦y.

  3. (c)

    Die Maximumbedingung können wir auf folgende Aufgabe reduzieren:

    maxu0[p1(t)u+cp2(t)f(u)+eϱt[f(u)qu]].subscript𝑢0subscript𝑝1𝑡𝑢𝑐subscript𝑝2𝑡𝑓𝑢superscript𝑒italic-ϱ𝑡delimited-[]𝑓𝑢𝑞𝑢\max_{u\geq 0}\Big{[}-p_{1}(t)u+cp_{2}(t)f(u)+e^{-\varrho t}[f(u)-qu]\Big{]}.

    Das Einsetzen der Darstellung für p2(t)subscript𝑝2𝑡p_{2}(t) liefert weiterhin mit d=(ϱrc)/ϱ𝑑italic-ϱ𝑟𝑐italic-ϱd=(\varrho-rc)/\varrho:

    maxu0(df(u)eϱtu(p1(t)+qeϱt)).subscript𝑢0𝑑𝑓𝑢superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑢subscript𝑝1𝑡𝑞superscript𝑒italic-ϱ𝑡\max_{u\geq 0}\Big{(}df(u)e^{-\varrho t}-u\big{(}p_{1}(t)+qe^{-\varrho t}\big{)}\Big{)}.

Die Reduktion der Maximumbedingung führt für festes t𝑡t zu der Funktion

g(u)=df(u)eϱtu(p1(t)+qeϱt).𝑔𝑢𝑑𝑓𝑢superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑢subscript𝑝1𝑡𝑞superscript𝑒italic-ϱ𝑡g(u)=df(u)e^{-\varrho t}-u\big{(}p_{1}(t)+qe^{-\varrho t}\big{)}.

Diese Funktion ist zweimal stetig differenzierbar und es gilt

g(u)=(df(u)q)eϱtp1(t),g′′(u)=df′′(u)eϱt,d=ϱrcϱ>0.formulae-sequencesuperscript𝑔𝑢𝑑superscript𝑓𝑢𝑞superscript𝑒italic-ϱ𝑡subscript𝑝1𝑡formulae-sequencesuperscript𝑔′′𝑢𝑑superscript𝑓′′𝑢superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑑italic-ϱ𝑟𝑐italic-ϱ0g^{\prime}(u)=\big{(}df^{\prime}(u)-q\big{)}e^{-\varrho t}-p_{1}(t),\quad g^{\prime\prime}(u)=df^{\prime\prime}(u)e^{-\varrho t},\quad d=\frac{\varrho-rc}{\varrho}>0.

Daher ist g𝑔g streng konkav und besitzt auf der Menge U={u0}𝑈𝑢0U=\{u\geq 0\} ein Maximum, da f(u)>0superscript𝑓𝑢0f^{\prime}(u)>0 und f(u)0superscript𝑓𝑢0f^{\prime}(u)\to 0 für u𝑢u\to\infty gelten. Wir diskutieren drei Fälle:

  1. (A)

    df(0)q𝑑superscript𝑓0𝑞df^{\prime}(0)\leq q: In diesem Fall ist g(0)0superscript𝑔00g^{\prime}(0)\leq 0 und man erhält

    u(t)0,x(t)x0,y(t)=y0+cf(0)t,p1(t)0,p2(t)=rϱeϱt.formulae-sequencesubscript𝑢𝑡0formulae-sequencesubscript𝑥𝑡subscript𝑥0formulae-sequencesubscript𝑦𝑡subscript𝑦0𝑐𝑓0𝑡formulae-sequencesubscript𝑝1𝑡0subscript𝑝2𝑡𝑟italic-ϱsuperscript𝑒italic-ϱ𝑡u_{*}(t)\equiv 0,\quad x_{*}(t)\equiv x_{0},\quad y_{*}(t)=y_{0}+cf(0)t,\quad p_{1}(t)\equiv 0,\quad p_{2}(t)=-\frac{r}{\varrho}e^{-\varrho t}.

    Da die Zustandsbeschränkung nichtaktiv ist, gelten die Voraussetzungen und Optimalitätsbedingungen in Theorem 4.1.

  2. (B)

    df(0)>q𝑑superscript𝑓0𝑞df^{\prime}(0)>q und p1(0)=0subscript𝑝100p_{1}(0)=0: Aus g(u)=(df(u)q)eϱt=0superscript𝑔𝑢𝑑superscript𝑓𝑢𝑞superscript𝑒italic-ϱ𝑡0g^{\prime}(u)=\big{(}df^{\prime}(u)-q\big{)}e^{-\varrho t}=0 erhalten wir die optimale Strategie u(t)=u0>0subscript𝑢𝑡subscript𝑢00u_{*}(t)=u_{0}>0 für alle t+𝑡subscriptt\in{\mathbb{R}}_{+}. Also gilt x(t)=x0u0tsubscript𝑥𝑡subscript𝑥0subscript𝑢0𝑡x_{*}(t)=x_{0}-u_{0}t auf +subscript{\mathbb{R}}_{+}, was der Zustandsbeschränkung widerspricht.

  3. (C)

    df(0)>q𝑑superscript𝑓0𝑞df^{\prime}(0)>q und p1(0)>0subscript𝑝100p_{1}(0)>0: Wegen p1(0)>0subscript𝑝100p_{1}(0)>0 wird die Ressource vollständig abgebaut. Andernfalls wäre p1(t)=p1(0)>0subscript𝑝1𝑡subscript𝑝100p_{1}(t)=p_{1}(0)>0 über +subscript{\mathbb{R}}_{+}, was (4.2) widerspricht. Da die Ressource vollständig abgebaut wird, gibt es ein t>0superscript𝑡0t^{\prime}>0 mit x(t)>0subscript𝑥𝑡0x_{*}(t)>0 für t[0,t)𝑡0superscript𝑡t\in[0,t^{\prime}) und x(t)=0subscript𝑥𝑡0x_{*}(t)=0 für tt𝑡superscript𝑡t\geq t^{\prime}. Demnach folgt unmittelbar u(t)=0subscript𝑢𝑡0u_{*}(t)=0 für tt𝑡superscript𝑡t\geq t^{\prime}.
    Für tt𝑡superscript𝑡t\geq t^{\prime} ist p1()subscript𝑝1p_{1}(\cdot) monoton fallend. Ferner erhalten wir für t+𝑡subscriptt\in{\mathbb{R}}_{+} die Beziehung

    g(u)=0f(u(t))=1d(q+p1(t)eϱt).formulae-sequencesuperscript𝑔𝑢0superscript𝑓𝑢𝑡1𝑑𝑞subscript𝑝1𝑡superscript𝑒italic-ϱ𝑡g^{\prime}(u)=0\qquad\Rightarrow\qquad f^{\prime}\big{(}u(t)\big{)}=\frac{1}{d}(q+p_{1}(t)e^{\varrho t}).

    Würde demnach die Adjungierte p1()subscript𝑝1p_{1}(\cdot) für tt𝑡superscript𝑡t\geq t^{\prime} eine Unstetigkeitstelle besitzen, dann folgt aus der Monotonie von p1()subscript𝑝1p_{1}(\cdot), dass die Abbaurate sich wieder sprunghaft vergrößert. Diese Steuerung führt zu einem erneuten Abbau der Ressource, obwohl diese bereits vollständig aufgebraucht ist. Daher ist die Adjungierte stetig.
    Für die Adjungierte erhalten wir damit

    p1(t)=(df(0)q)eϱt für tt,p1(t)=(df(0)q)eϱt für tt.formulae-sequencesubscript𝑝1𝑡𝑑superscript𝑓0𝑞superscript𝑒italic-ϱsuperscript𝑡 für 𝑡superscript𝑡subscript𝑝1𝑡𝑑superscript𝑓0𝑞superscript𝑒italic-ϱ𝑡 für 𝑡superscript𝑡p_{1}(t)=\big{(}df^{\prime}(0)-q\big{)}e^{-\varrho t^{\prime}}\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr }t\leq t^{\prime},\qquad p_{1}(t)=\big{(}df^{\prime}(0)-q\big{)}e^{-\varrho t}\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr }t\geq t^{\prime}.

    Wir zeigen noch, dass der Zeitpunkt tsuperscript𝑡t^{\prime} existiert und eindeutig ist: Durch

    f(uτ(t))=1d(q+p1(0)eϱt)=1d(q+[df(0)q]eϱ(tτ)),t[0,τ],formulae-sequencesuperscript𝑓subscript𝑢𝜏𝑡1𝑑𝑞subscript𝑝10superscript𝑒italic-ϱ𝑡1𝑑𝑞delimited-[]𝑑superscript𝑓0𝑞superscript𝑒italic-ϱ𝑡𝜏𝑡0𝜏f^{\prime}\big{(}u_{\tau}(t)\big{)}=\frac{1}{d}(q+p_{1}(0)e^{\varrho t})=\frac{1}{d}(q+[df^{\prime}(0)-q]e^{\varrho(t-\tau)}),\quad t\in[0,\tau],

    und uτ(t)=0subscript𝑢𝜏𝑡0u_{\tau}(t)=0 für tτ𝑡𝜏t\geq\tau wird wegen f(uτ(τ))=f(0)superscript𝑓subscript𝑢𝜏𝜏superscript𝑓0f^{\prime}\big{(}u_{\tau}(\tau)\big{)}=f^{\prime}(0) eine Familie uτ()subscript𝑢𝜏u_{\tau}(\cdot) stetiger Funktionen definiert. Dabei gilt f(uτ(t))<f(us(t))superscript𝑓subscript𝑢𝜏𝑡superscript𝑓subscript𝑢𝑠𝑡f^{\prime}\big{(}u_{\tau}(t)\big{)}<f^{\prime}\big{(}u_{s}(t)\big{)}, d. h. uτ(t)>us(t)subscript𝑢𝜏𝑡subscript𝑢𝑠𝑡u_{\tau}(t)>u_{s}(t), für alle t[0,τ]𝑡0𝜏t\in[0,\tau] und τ>s𝜏𝑠\tau>s. Damit ist die Familie

    U(τ):=0uτ(t)𝑑tassign𝑈𝜏superscriptsubscript0subscript𝑢𝜏𝑡differential-d𝑡U(\tau):=\int_{0}^{\infty}u_{\tau}(t)\,dt

    streng monoton wachsend und es gelten U(0)=0𝑈00U(0)=0, U(τ)𝑈𝜏U(\tau)\to\infty für τ𝜏\tau\to\infty. Der Parameter tsuperscript𝑡t^{\prime} ergibt sich dann aus der Bedingung U(t)=x0𝑈superscript𝑡subscript𝑥0U(t^{\prime})=x_{0}. \square

4.2 Der Nachweis der notwendigen Optimalitätsbedingungen

Seien x()LipClim(+,n)subscript𝑥subscriptLipsubscript𝐶subscriptsuperscript𝑛x_{*}(\cdot)\in\mathscr{B}_{\rm Lip}\cap C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) und Vγ={(t,x)¯+×n|xx(t)γ}subscript𝑉𝛾conditional-set𝑡𝑥subscript¯superscript𝑛norm𝑥𝑥𝑡𝛾V_{\gamma}=\{(t,x)\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}\times{\mathbb{R}}^{n}\,|\,\|x-x(t)\|\leq\gamma\}.
Wir betrachten für (x(),u())Clim(+,n)×L(+,m)𝑥𝑢subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛subscript𝐿subscriptsuperscript𝑚\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\times L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{m}) die Abbildungen

J(x(),u())𝐽𝑥𝑢\displaystyle J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)} =\displaystyle= 0ω(t)f(t,x(t),u(t))𝑑t,superscriptsubscript0𝜔𝑡𝑓𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡differential-d𝑡\displaystyle\int_{0}^{\infty}\omega(t)f\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}\,dt,
F(x(),u())(t)𝐹𝑥𝑢𝑡\displaystyle F\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}(t) =\displaystyle= x(t)x(t0)0tφ(s,x(s),u(s))𝑑s,t+,𝑥𝑡𝑥subscript𝑡0superscriptsubscript0𝑡𝜑𝑠𝑥𝑠𝑢𝑠differential-d𝑠𝑡subscript\displaystyle x(t)-x(t_{0})-\int_{0}^{t}\varphi\big{(}s,x(s),u(s)\big{)}\,ds,\quad t\in{\mathbb{R}}_{+},
H0(x())subscript𝐻0𝑥\displaystyle H_{0}\big{(}x(\cdot)\big{)} =\displaystyle= h0(x(0)),H1(x())=limth1(t,x(t)),subscript0𝑥0subscript𝐻1𝑥subscript𝑡subscript1𝑡𝑥𝑡\displaystyle h_{0}\big{(}x(0)\big{)},\qquad H_{1}\big{(}x(\cdot)\big{)}=\lim_{t\to\infty}h_{1}\big{(}t,x(t)\big{)},
Gj(x())subscript𝐺𝑗𝑥\displaystyle G_{j}\big{(}x(\cdot)\big{)} =\displaystyle= maxt¯+gj(t,x(t)),j=1,,l.formulae-sequencesubscript𝑡subscript¯subscript𝑔𝑗𝑡𝑥𝑡𝑗1𝑙\displaystyle\max_{t\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}}g_{j}\big{(}t,x(t)\big{)},\quad j=1,...,l.

Die Abbildungen fassen wir in folgenden Funktionenräumen auf:

J𝐽\displaystyle J ::\displaystyle: Clim(+,n)×L(+,m),subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛subscript𝐿subscriptsuperscript𝑚\displaystyle C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\times L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{m})\to{\mathbb{R}},
F𝐹\displaystyle F ::\displaystyle: Clim(+,n)×L(+,m)Clim(+,n),subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛subscript𝐿subscriptsuperscript𝑚subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛\displaystyle C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\times L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{m})\to C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}),
Hisubscript𝐻𝑖\displaystyle H_{i} ::\displaystyle: Clim(+,n)si,i=0,1,formulae-sequencesubscript𝐶subscriptsuperscript𝑛superscriptsubscript𝑠𝑖𝑖0.1\displaystyle C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\to{\mathbb{R}}^{s_{i}},\quad i=0,1,
Gjsubscript𝐺𝑗\displaystyle G_{j} ::\displaystyle: Clim(+,n),j=1,,l.formulae-sequencesubscript𝐶subscriptsuperscript𝑛𝑗1𝑙\displaystyle C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\to{\mathbb{R}},\quad j=1,...,l.

Wir setzen =(F,H0,H1)𝐹subscript𝐻0subscript𝐻1\mathscr{F}=(F,H_{0},H_{1}), sowie die Menge 𝒰𝒰\mathscr{U} gemäß

𝒰={u()L(+,U)\displaystyle\mathscr{U}=\big{\{}u(\cdot)\in L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},U) ||\displaystyle\big{|} u(t)=u(t)+χM(t)(w(t)u(t)),w()L(+,U),formulae-sequence𝑢𝑡subscript𝑢𝑡subscript𝜒𝑀𝑡𝑤𝑡subscript𝑢𝑡𝑤subscript𝐿subscript𝑈\displaystyle u(t)=u_{*}(t)+\chi_{M}(t)\big{(}w(t)-u_{*}(t)\big{)},\;w(\cdot)\in L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},U),
M+ meßbar und beschränkt}\displaystyle M\subset{\mathbb{R}}_{+}\mbox{ me\ss bar und beschr\"{a}\nobreak\hskip 0.0ptnkt}\big{\}}

und prüfen für die Extremalaufgabe

J(x(),u())inf,(x(),u())=0,Gj(x())0,u()𝒰formulae-sequence𝐽𝑥𝑢infimumformulae-sequence𝑥𝑢0formulae-sequencesubscript𝐺𝑗𝑥0𝑢𝒰J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\to\inf,\quad\mathscr{F}\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=0,\quad G_{j}\big{(}x(\cdot)\big{)}\leq 0,\quad u(\cdot)\in\mathscr{U} (4.7)

im Punkt (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} die Voraussetzungen von Theorem E.1:

  1. (A2)

    Mit Verweis auf Abschnitt 3.2 sind nur noch die Abbildungen Gjsubscript𝐺𝑗G_{j} zu diskutieren. In den Beispielen C.6 und C.7 wird gezeigt, dass die Funktionen Gjsubscript𝐺𝑗G_{j} Hintereinanderausführungen einer stetigen, konvexen, eigentlichen Funktion und einer Fréchet-differenzierbaren Abbildung sind. Daher sind nach Lemma C.1 die Funktionen Gjsubscript𝐺𝑗G_{j} in x()subscript𝑥x_{*}(\cdot) lokalkonvex und bezüglich jeder Richtung gleichmäßig differenzierbar.

Zur Extremalaufgabe (4.7) definieren wir auf

Clim(+,n)×L(+,m)××Clim(+,n)×n×s0×s1subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛subscript𝐿subscriptsuperscript𝑚superscriptsubscript𝐶subscriptsuperscript𝑛superscript𝑛superscriptsubscript𝑠0superscriptsubscript𝑠1C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\times L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{m})\times{\mathbb{R}}\times C_{\lim}^{*}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\times{\mathbb{R}}^{n}\times{\mathbb{R}}^{s_{0}}\times{\mathbb{R}}^{s_{1}}

die Lagrange-Funktion =(x(),u(),λ0,y,l0,l1,λ)𝑥𝑢subscript𝜆0superscript𝑦subscript𝑙0subscript𝑙1𝜆\mathscr{L}=\mathscr{L}\big{(}x(\cdot),u(\cdot),\lambda_{0},y^{*},l_{0},l_{1},\lambda\big{)},

=λ0J(x(),u())+y,F(x(),u())+l0TH0(x())+l1TH1(x())+j=1lλjGj(x()).subscript𝜆0𝐽𝑥𝑢superscript𝑦𝐹𝑥𝑢superscriptsubscript𝑙0𝑇subscript𝐻0𝑥superscriptsubscript𝑙1𝑇subscript𝐻1𝑥superscriptsubscript𝑗1𝑙subscript𝜆𝑗subscript𝐺𝑗𝑥\mathscr{L}=\lambda_{0}J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}+\big{\langle}y^{*},F\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\big{\rangle}+l_{0}^{T}H_{0}\big{(}x(\cdot)\big{)}+l_{1}^{T}H_{1}\big{(}x(\cdot)\big{)}+\sum_{j=1}^{l}\lambda_{j}G_{j}\big{(}x(\cdot)\big{)}.

Ist (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} eine starke lokale Minimalstelle der Extremalaufgabe (4.7), dann existieren nach Theorem E.1 nicht gleichzeitig verschwindende Lagrangesche Multiplikatoren

λ00,yClim(+,n),l0s0,l1s1formulae-sequencesubscript𝜆00formulae-sequencesuperscript𝑦superscriptsubscript𝐶subscriptsuperscript𝑛formulae-sequencesubscript𝑙0superscriptsubscript𝑠0subscript𝑙1superscriptsubscript𝑠1\lambda_{0}\geq 0,\qquad y^{*}\in C_{\lim}^{*}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}),\qquad l_{0}\in{\mathbb{R}}^{s_{0}},\qquad l_{1}\in{\mathbb{R}}^{s_{1}}

und λ10,,λl0formulae-sequencesubscript𝜆10subscript𝜆𝑙0\lambda_{1}\geq 0,...,\lambda_{l}\geq 0 derart, dass gelten:

  1. (a)

    Die Lagrange-Funktion besitzt bezüglich x()𝑥x(\cdot) in x()subscript𝑥x_{*}(\cdot) einen stationären Punkt, d. h.

    0x(x(),u(),λ0,y,l0,l1,λ);0subscript𝑥subscript𝑥subscript𝑢subscript𝜆0superscript𝑦subscript𝑙0subscript𝑙1𝜆0\in\partial_{x}\mathscr{L}\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot),\lambda_{0},y^{*},l_{0},l_{1},\lambda\big{)}; (4.8)
  2. (b)

    Die Lagrange-Funktion erfüllt bezüglich u()𝑢u(\cdot) in u()subscript𝑢u_{*}(\cdot) die Minimumbedingung

    (x(),u(),λ0,y,l0,l1,λ)=minu()𝒰(x(),u(),λ0,y,l0,l1,λ);subscript𝑥subscript𝑢subscript𝜆0superscript𝑦subscript𝑙0subscript𝑙1𝜆subscript𝑢𝒰subscript𝑥𝑢subscript𝜆0superscript𝑦subscript𝑙0subscript𝑙1𝜆\mathscr{L}\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot),\lambda_{0},y^{*},l_{0},l_{1},\lambda\big{)}=\min_{u(\cdot)\in\mathscr{U}}\mathscr{L}\big{(}x_{*}(\cdot),u(\cdot),\lambda_{0},y^{*},l_{0},l_{1},\lambda\big{)}; (4.9)
  3. (c)

    Die komplementären Schlupfbedingungen gelten, d. h.

    0=λjGj(x()),i=1,,l.formulae-sequence0subscript𝜆𝑗subscript𝐺𝑗𝑥𝑖1𝑙0=\lambda_{j}G_{j}\big{(}x(\cdot)\big{)},\qquad i=1,...,l. (4.10)

Aufgrund (4.8) ist folgende Variationsgleichung für alle x()Clim(+,n)𝑥subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛x(\cdot)\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) erfüllt:

00\displaystyle 0 =\displaystyle= λ00ω(t)fx(t,x(t),u(t)),x(t)𝑑tsubscript𝜆0superscriptsubscript0𝜔𝑡subscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑥𝑡differential-d𝑡\displaystyle\lambda_{0}\cdot\int_{0}^{\infty}\omega(t)\big{\langle}f_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)},x(t)\big{\rangle}\,dt
+0[x(t)x(0)0tφx(s,x(s),u(s))x(s)𝑑s]T𝑑μ(t)superscriptsubscript0superscriptdelimited-[]𝑥𝑡𝑥0superscriptsubscript0𝑡subscript𝜑𝑥𝑠subscript𝑥𝑠subscript𝑢𝑠𝑥𝑠differential-d𝑠𝑇differential-d𝜇𝑡\displaystyle+\int_{0}^{\infty}\bigg{[}x(t)-x(0)-\int_{0}^{t}\varphi_{x}\big{(}s,x_{*}(s),u_{*}(s)\big{)}x(s)\,ds\bigg{]}^{T}d\mu(t)
+l0,h0(x(0))x(0)+l1,limth1x(t,x(t))x(t)subscript𝑙0superscriptsubscript0subscript𝑥0𝑥0subscript𝑙1subscript𝑡subscript1𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝑥𝑡\displaystyle+\big{\langle}l_{0},h_{0}^{\prime}\big{(}x_{*}(0)\big{)}x(0)\big{\rangle}+\big{\langle}l_{1},\lim_{t\to\infty}h_{1x}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}x(t)\big{\rangle}
+j=1lλj0gjx(t,x(t)),x(t)𝑑μ~j(t).superscriptsubscript𝑗1𝑙subscript𝜆𝑗superscriptsubscript0subscript𝑔𝑗𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝑥𝑡differential-dsubscript~𝜇𝑗𝑡\displaystyle+\sum_{j=1}^{l}\lambda_{j}\int_{0}^{\infty}\big{\langle}g_{jx}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)},x(t)\big{\rangle}\,d\tilde{\mu}_{j}(t).

Darin können wir ohne Einschränkung annehmen (vgl. [10]), dass alle Maße μj=λjμ~jsubscript𝜇𝑗subscript𝜆𝑗subscript~𝜇𝑗\mu_{j}=\lambda_{j}\tilde{\mu}_{j} auf den Mengen

Tj={t¯+|gj(t,x(t))=0},j=1,,l,formulae-sequencesubscript𝑇𝑗conditional-set𝑡subscript¯subscript𝑔𝑗𝑡subscript𝑥𝑡0𝑗1𝑙T_{j}=\big{\{}t\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}\,\big{|}\,g_{j}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}=0\big{\}},\quad j=1,...,l,

konzentriert sind. Wir ändern die Integrationsreihenfolge und setzen p(t)=t𝑑μ(s)𝑝𝑡superscriptsubscript𝑡differential-d𝜇𝑠p(t)=\displaystyle\int_{t}^{\infty}\,d\mu(s). Dann ergeben sich aus der eindeutigen Darstellung eines stetigen linearen Funktionals im Raum Clim(+,n)subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) die Bedingungen (4.1) und (4.2). Gemäß (4.9) gilt für alle u()𝒰𝑢𝒰u(\cdot)\in\mathscr{U} die Ungleichung

0H(t,x(t),u(t),p(t),λ0)𝑑t0H(t,x(t),u(t),p(t),λ0)𝑑t.superscriptsubscript0𝐻𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝜆0differential-d𝑡superscriptsubscript0𝐻𝑡subscript𝑥𝑡𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝜆0differential-d𝑡\int_{0}^{\infty}H\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t),p(t),\lambda_{0}\big{)}\,dt\geq\int_{0}^{\infty}H\big{(}t,x_{*}(t),u(t),p(t),\lambda_{0}\big{)}\,dt.

Daraus folgt abschließend durch Standardtechniken für Lebesguesche Punkte die Maximumbedingung (4.3).

4.3 Hinreichende Bedingungen nach Arrow

Die folgende Herleitung basiert wieder auf der Darstellung in Seierstad & Sydsæter [15]. Wir betrachten das Steuerungsproblem

J(x(),u())=0ω(t)f(t,x(t),u(t))𝑑tinf,𝐽𝑥𝑢superscriptsubscript0𝜔𝑡𝑓𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡differential-d𝑡infimum\displaystyle J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{\infty}\omega(t)f\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}\,dt\to\inf, (4.11)
x˙(t)=φ(t,x(t),u(t)),˙𝑥𝑡𝜑𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡\displaystyle\dot{x}(t)=\varphi\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}, (4.12)
x(0)=x0,limtx(t)=x1,formulae-sequence𝑥0subscript𝑥0subscript𝑡𝑥𝑡subscript𝑥1\displaystyle x(0)=x_{0},\qquad\lim_{t\to\infty}x(t)=x_{1}, (4.13)
u(t)Um,U,formulae-sequence𝑢𝑡𝑈superscript𝑚𝑈\displaystyle u(t)\in U\subseteq{\mathbb{R}}^{m},\quad U\not=\emptyset, (4.14)
gj(t,x(t))0für alle t+,j=1,,l.formulae-sequencesubscript𝑔𝑗𝑡𝑥𝑡0formulae-sequencefür alle 𝑡subscript𝑗1𝑙\displaystyle g_{j}\big{(}t,x(t)\big{)}\leq 0\quad\mbox{f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle }t\in{\mathbb{R}}_{+},\quad j=1,...,l. (4.15)

In der Aufgabenstellung schließen wir den Fall nicht aus, dass durch die Randbedingungen (4.13) gewisse Komponenten der Punkte x0subscript𝑥0x_{0} und x1subscript𝑥1x_{1} nicht fest vorgegeben, sondern ohne Einschränkung sind.
Wir definieren die Mengen Vγsubscript𝑉𝛾V_{\gamma} und Vγ(t)subscript𝑉𝛾𝑡V_{\gamma}(t):

Vγ={(t,x)¯+×n|xx(t)γ},Vγ(t)={xn|xx(t)γ}.formulae-sequencesubscript𝑉𝛾conditional-set𝑡𝑥subscript¯superscript𝑛norm𝑥𝑥𝑡𝛾subscript𝑉𝛾𝑡conditional-set𝑥superscript𝑛norm𝑥subscript𝑥𝑡𝛾V_{\gamma}=\{(t,x)\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}\times{\mathbb{R}}^{n}\,|\,\|x-x(t)\|\leq\gamma\},\quad V_{\gamma}(t)=\{x\in{\mathbb{R}}^{n}\,|\,\|x-x_{*}(t)\|\leq\gamma\}.

Außerdem bezeichnet (t,x,p)=supuUH(t,x,u,p,1)𝑡𝑥𝑝subscriptsupremum𝑢𝑈𝐻𝑡𝑥𝑢𝑝.1\mathscr{H}(t,x,p)=\sup\limits_{u\in U}H(t,x,u,p,1) die Hamilton-Funktion \mathscr{H} im normalen Fall.

Theorem 4.3.

In der Aufgabe (4.11)–(4.15) sei (x(),u())Lipadmsubscript𝑥subscript𝑢subscriptLipsubscriptadm\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}\in\mathscr{B}_{\rm Lip}\cap\mathscr{B}_{\rm adm}. Außerdem sei die Vektorfunktion p():+n:𝑝subscriptsuperscript𝑛p(\cdot):{\mathbb{R}}_{+}\to{\mathbb{R}}^{n} stückweise stetig, besitze höchstens abzählbar viele Sprungstellen sk(0,)subscript𝑠𝑘0s_{k}\in(0,\infty), die sich nirgends im Endlichen häufen, und p()𝑝p(\cdot) sei zwischen diesen Sprüngen stetig differenzierbar. Ferne gelte:

  1. (a)

    Das Tripel (x(),u(),p())subscript𝑥subscript𝑢𝑝\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot),p(\cdot)\big{)} erfüllt (3.3)–(3.5) in Theorem 3.1 mit λ0=1subscript𝜆01\lambda_{0}=1.

  2. (b)

    Für jedes t+𝑡subscriptt\in{\mathbb{R}}_{+} ist die Funktion (t,x,p(t))𝑡𝑥𝑝𝑡\mathscr{H}\big{(}t,x,p(t)\big{)} konkav und es sind die Funktionen gj(t,x)subscript𝑔𝑗𝑡𝑥g_{j}(t,x), j=1,,l𝑗1𝑙j=1,...,l, konvex bezüglich x𝑥x auf Vγ(t)subscript𝑉𝛾𝑡V_{\gamma}(t).

Dann ist (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} ein starkes lokales Minimum der Aufgabe (4.11)–(4.15).

Bemerkung 4.4.

Der Teil (a) in Theorem 4.3 bedarf einer detaillierteren Diskussion. Da wir von einer stückweise stetigen und zwischen den Sprungstellen stetig differenzierbaren Adjungierten p()𝑝p(\cdot) ausgehen, können wir die adjungierte Gleichung in Integraldarstellung in die Form einer stückweise definierten Differentialgleichung mit Sprungbedingungen überführen. Es bezeichnen 0<s1<<sd<T0subscript𝑠1subscript𝑠𝑑𝑇0<s_{1}<...<s_{d}<T die Unstetigkeitsstellen der Adjungierten p()𝑝p(\cdot) im Intervall (0,T)0𝑇(0,T). Dann gelten die Sprungbedingungen

p(sk)p(sk+)=j=1lβjkgjx(sk,x(sk)),βjk=μj({sk})0,k=1,,d.formulae-sequenceformulae-sequence𝑝superscriptsubscript𝑠𝑘𝑝superscriptsubscript𝑠𝑘superscriptsubscript𝑗1𝑙superscriptsubscript𝛽𝑗𝑘subscript𝑔𝑗𝑥subscript𝑠𝑘subscript𝑥subscript𝑠𝑘superscriptsubscript𝛽𝑗𝑘subscript𝜇𝑗subscript𝑠𝑘0𝑘1𝑑p(s_{k}^{-})-p(s_{k}^{+})=-\sum_{j=1}^{l}\beta_{j}^{k}g_{jx}\big{(}s_{k},x_{*}(s_{k})\big{)},\qquad\beta_{j}^{k}=\mu_{j}(\{s_{k}\})\geq 0,\quad k=1,...,d.

Ferner gibt es eine stückweise stetige Vektorfunktion λ():+l:𝜆subscriptsuperscript𝑙\lambda(\cdot):{\mathbb{R}}_{+}\to{\mathbb{R}}^{l} derart, dass die Differentialgleichung

p˙(t)=Hx(t,x(t),u(t),p(t),1)+j=1lλj(t)gjx(t,x(t))˙𝑝𝑡subscript𝐻𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑝𝑡.1superscriptsubscript𝑗1𝑙subscript𝜆𝑗𝑡subscript𝑔𝑗𝑥𝑡subscript𝑥𝑡\dot{p}(t)=-H_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t),p(t),1\big{)}+\sum_{j=1}^{l}\lambda_{j}(t)g_{jx}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}

stückweise auf (sk,sk+1)subscript𝑠𝑘subscript𝑠𝑘1(s_{k},s_{k+1}), k=0,,d𝑘0𝑑k=0,...,d, gilt. Dabei haben wir s0=0subscript𝑠00s_{0}=0, sd+1=Tsubscript𝑠𝑑1𝑇s_{d+1}=T gesetzt.
Abschließend halten wir fest, dass wegen der Positivität der Maße μjsubscript𝜇𝑗\mu_{j} und der Konzentration dieser Maße auf den Mengen

Tj={t¯+|gj(t,x(t))=0},j=1,,l,formulae-sequencesubscript𝑇𝑗conditional-set𝑡subscript¯subscript𝑔𝑗𝑡subscript𝑥𝑡0𝑗1𝑙T_{j}=\big{\{}t\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}\,\big{|}\,g_{j}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}=0\big{\}},\quad j=1,...,l,

neben βjgj(T,x(T))=0subscript𝛽𝑗subscript𝑔𝑗𝑇subscript𝑥𝑇0\beta_{j}g_{j}\big{(}T,x_{*}(T)\big{)}=0 die Bedingungen

λj(t)0,λj(t)gj(t,x(t))=0formulae-sequencesubscript𝜆𝑗𝑡0subscript𝜆𝑗𝑡subscript𝑔𝑗𝑡subscript𝑥𝑡0\lambda_{j}(t)\geq 0,\qquad\lambda_{j}(t)g_{j}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}=0

auf [0,T]0𝑇[0,T] und für k=1,,d𝑘1𝑑k=1,...,d in den Sprungstellen

βjk0,βjkgj(sk,x(sk))=0formulae-sequencesuperscriptsubscript𝛽𝑗𝑘0superscriptsubscript𝛽𝑗𝑘subscript𝑔𝑗subscript𝑠𝑘subscript𝑥subscript𝑠𝑘0\beta_{j}^{k}\geq 0,\qquad\beta_{j}^{k}g_{j}\big{(}s_{k},x_{*}(s_{k})\big{)}=0

für j=1,,l𝑗1𝑙j=1,...,l und gelten. \square

Beweis Wie im Abschnitt 3.4 ergibt sich die Ungleichung

Δ(T)Δ𝑇\displaystyle\Delta(T) =\displaystyle= 0Tω(t)[f(t,x(t),u(t))f(t,x(t),u(t))]𝑑tsuperscriptsubscript0𝑇𝜔𝑡delimited-[]𝑓𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡𝑓𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡\displaystyle\int_{0}^{T}\omega(t)\big{[}f\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}-f\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{]}\,dt
\displaystyle\geq 0T[(t,x(t),p(t))(t,x(t),p(t))]𝑑t+0Tp(t),x˙(t)x˙(t)𝑑t.superscriptsubscript0𝑇delimited-[]𝑡subscript𝑥𝑡𝑝𝑡𝑡𝑥𝑡𝑝𝑡differential-d𝑡superscriptsubscript0𝑇𝑝𝑡˙𝑥𝑡subscript˙𝑥𝑡differential-d𝑡\displaystyle\int_{0}^{T}\big{[}\mathscr{H}\big{(}t,x_{*}(t),p(t)\big{)}-\mathscr{H}\big{(}t,x(t),p(t)\big{)}\big{]}\,dt+\int_{0}^{T}\langle p(t),\dot{x}(t)-\dot{x}_{*}(t)\rangle\,dt.

Für Tsk𝑇subscript𝑠𝑘T\not=s_{k} ergibt sich ferner nach der eingangs getroffenen Bemerkung:

Δ(T)Δ𝑇\displaystyle\Delta(T) \displaystyle\geq 0Tp˙(t),x(t)x(t)+p(t),x˙(t)x˙(t)dtsuperscriptsubscript0𝑇˙𝑝𝑡𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝑝𝑡˙𝑥𝑡subscript˙𝑥𝑡𝑑𝑡\displaystyle\int_{0}^{T}\langle\dot{p}(t),x(t)-x_{*}(t)\rangle+\langle p(t),\dot{x}(t)-\dot{x}_{*}(t)\rangle\,dt
0Tj=1lλj(t)gjx(t,x(t)),x(t)x(t)dtsuperscriptsubscript0𝑇superscriptsubscript𝑗1𝑙subscript𝜆𝑗𝑡subscript𝑔𝑗𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝑑𝑡\displaystyle\hskip 28.45274pt-\int_{0}^{T}\sum_{j=1}^{l}\lambda_{j}(t)\big{\langle}g_{jx}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)},x(t)-x_{*}(t)\big{\rangle}\,dt
+sk<Tp(sk)p(sk+),x(sk)x(sk)subscriptsubscript𝑠𝑘𝑇𝑝superscriptsubscript𝑠𝑘𝑝superscriptsubscript𝑠𝑘𝑥subscript𝑠𝑘subscript𝑥subscript𝑠𝑘\displaystyle\hskip 28.45274pt+\sum_{s_{k}<T}\langle p(s_{k}^{-})-p(s_{k}^{+}),x(s_{k})-x_{*}(s_{k})\rangle
\displaystyle\geq 0Tp˙(t),x(t)x(t)+p(t),x˙(t)x˙(t)dtsuperscriptsubscript0𝑇˙𝑝𝑡𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝑝𝑡˙𝑥𝑡subscript˙𝑥𝑡𝑑𝑡\displaystyle\int_{0}^{T}\langle\dot{p}(t),x(t)-x_{*}(t)\rangle+\langle p(t),\dot{x}(t)-\dot{x}_{*}(t)\rangle\,dt
=\displaystyle= p(T),x(T)x(T)p(0),x(0)x(0).𝑝𝑇𝑥𝑇subscript𝑥𝑇𝑝0𝑥0subscript𝑥0\displaystyle\langle p(T),x(T)-x_{*}(T)\rangle-\langle p(0),x(0)-x_{*}(0)\rangle.

Da p()𝑝p(\cdot) eine Funktion beschränkter Variation ist, gilt außerdem

limkp(sk)p(sk+)=0.subscript𝑘norm𝑝superscriptsubscript𝑠𝑘𝑝superscriptsubscript𝑠𝑘0\lim_{k\to\infty}\|p(s_{k}^{-})-p(s_{k}^{+})\|=0.

Damt ist der Grenzübergang T𝑇T\to\infty gerechtfertigt. Beachten wir die Transversalitätsbedingung

limtp(t)=limt[l1j=1lgjx(t,x(t))μj({})],subscript𝑡𝑝𝑡subscript𝑡delimited-[]subscript𝑙1superscriptsubscript𝑗1𝑙subscript𝑔𝑗𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝜇𝑗\lim_{t\to\infty}p(t)=\lim_{t\to\infty}\bigg{[}l_{1}-\sum_{j=1}^{l}g_{jx}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}\,\mu_{j}(\{\infty\})\bigg{]},

und die Konvexität der Abbildungen xgj(t,x)𝑥subscript𝑔𝑗𝑡𝑥x\to g_{j}(t,x) in t=𝑡t=\infty, so erhalten wir die Ungleichung

limTΔ(T)=limT0Tω(t)[f(t,x(t),u(t))f(t,x(t),u(t))]𝑑t0subscript𝑇Δ𝑇subscript𝑇superscriptsubscript0𝑇𝜔𝑡delimited-[]𝑓𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡𝑓𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡0\lim_{T\to\infty}\Delta(T)=\lim_{T\to\infty}\int_{0}^{T}\omega(t)\big{[}f\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}-f\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{]}\,dt\geq 0

für alle zulässigen (x(),u())𝑥𝑢\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)} mit x()x()γsubscriptnorm𝑥subscript𝑥𝛾\|x(\cdot)-x_{*}(\cdot)\|_{\infty}\leq\gamma. \blacksquare

Beispiel 4.5.

Im Beispiel 4.2 enthält die Pontrjagin-Funktion

H(t,x,y,u,p1,p2,1)=p1(u)+p2cf(u)+eϱt[f(u)ryqu]𝐻𝑡𝑥𝑦𝑢subscript𝑝1subscript𝑝2.1subscript𝑝1𝑢subscript𝑝2𝑐𝑓𝑢superscript𝑒italic-ϱ𝑡delimited-[]𝑓𝑢𝑟𝑦𝑞𝑢H(t,x,y,u,p_{1},p_{2},1)=p_{1}(-u)+p_{2}cf(u)+e^{-\varrho t}[f(u)-ry-qu]

bezüglich der Zustandsvariablen x𝑥x und y𝑦y nur den Term eϱtrysuperscript𝑒italic-ϱ𝑡𝑟𝑦e^{-\varrho t}ry. Damit ist die Hamilton-Funktion offenbar konkav bezüglich (x,y)𝑥𝑦(x,y). Außerdem ist die Zustandsbeschränkung linear in x𝑥x.
Im Beispiel 4.2 diskutierten wir die folgenden Fälle:

  1. (A)

    Im Fall df(0)q𝑑superscript𝑓0𝑞df^{\prime}(0)\leq q genügen

    u(t)0,x(t)x0,y(t)=y0+cf(0)t,p1(t)0,p2(t)=rϱeϱtformulae-sequencesubscript𝑢𝑡0formulae-sequencesubscript𝑥𝑡subscript𝑥0formulae-sequencesubscript𝑦𝑡subscript𝑦0𝑐𝑓0𝑡formulae-sequencesubscript𝑝1𝑡0subscript𝑝2𝑡𝑟italic-ϱsuperscript𝑒italic-ϱ𝑡u_{*}(t)\equiv 0,\quad x_{*}(t)\equiv x_{0},\quad y_{*}(t)=y_{0}+cf(0)t,\quad p_{1}(t)\equiv 0,\quad p_{2}(t)=-\frac{r}{\varrho}e^{-\varrho t}

    den Bedingungen (3.3)–(3.5) in Theorem 3.1 mit λ0=1subscript𝜆01\lambda_{0}=1 und liefert somit ein starkes lokales Maximum.

  2. (B)

    Im Fall df(0)>q𝑑superscript𝑓0𝑞df^{\prime}(0)>q und p1(0)=0subscript𝑝100p_{1}(0)=0 erhielten wir keinen Kandidaten.

  3. (C)

    Im Fall df(0)>q𝑑superscript𝑓0𝑞df^{\prime}(0)>q und p1(0)>0subscript𝑝100p_{1}(0)>0 wird die Ressource vollständig abgebaut. Daher gibt es einen eindeutig bestimmten Zeitpunkt t>0superscript𝑡0t^{\prime}>0 mit x(t)>0subscript𝑥𝑡0x_{*}(t)>0 für t[0,t)𝑡0superscript𝑡t\in[0,t^{\prime}), x(t)=0subscript𝑥𝑡0x_{*}(t)=0 für tt𝑡superscript𝑡t\geq t^{\prime} und u(t)=0subscript𝑢𝑡0u_{*}(t)=0 für tt𝑡superscript𝑡t\geq t^{\prime}. Die Bedingungen (3.3)–(3.5) in Theorem 3.1 lieferten mit λ0=1subscript𝜆01\lambda_{0}=1 die Adjungierte

    p1(t)=(df(0)q)eϱt für tt,p1(t)=(df(0)q)eϱt für ttformulae-sequencesubscript𝑝1𝑡𝑑superscript𝑓0𝑞superscript𝑒italic-ϱsuperscript𝑡 für 𝑡superscript𝑡subscript𝑝1𝑡𝑑superscript𝑓0𝑞superscript𝑒italic-ϱ𝑡 für 𝑡superscript𝑡p_{1}(t)=\big{(}df^{\prime}(0)-q\big{)}e^{-\varrho t^{\prime}}\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr }t\leq t^{\prime},\qquad p_{1}(t)=\big{(}df^{\prime}(0)-q\big{)}e^{-\varrho t}\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr }t\geq t^{\prime}

    und wir erhielten bezüglich u(t)subscript𝑢𝑡u_{*}(t) im Beispiel 4.2 für tt𝑡superscript𝑡t\leq t^{\prime} den Zusammenhang

    f(u(t))=1d(q+p1(t)eϱt),superscript𝑓subscript𝑢𝑡1𝑑𝑞subscript𝑝1𝑡superscript𝑒italic-ϱ𝑡f^{\prime}\big{(}u_{*}(t)\big{)}=\frac{1}{d}(q+p_{1}(t)e^{\varrho t}),

    sowie die Stetigkeit von u()subscript𝑢u_{*}(\cdot) in t=t𝑡superscript𝑡t=t^{\prime}. Der Vollständigkeit halber geben wir noch y(t)subscript𝑦𝑡y_{*}(t) an:

    y(t)=y0+0tcf(u(s))𝑑s für tt,y(t)=y(t) für tt.formulae-sequencesubscript𝑦𝑡subscript𝑦0superscriptsubscript0𝑡𝑐𝑓subscript𝑢𝑠differential-d𝑠 für 𝑡superscript𝑡subscript𝑦𝑡subscript𝑦superscript𝑡 für 𝑡superscript𝑡y_{*}(t)=y_{0}+\int_{0}^{t}cf\big{(}u_{*}(s)\big{)}\,ds\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr }t\leq t^{\prime},\qquad y_{*}(t)=y_{*}(t^{\prime})\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr }t\geq t^{\prime}.

    Nach Theorem 4.3 stellt der Kandidat ein starkes lokale Maximum dar. \square

5 Aufgaben mit endlichem und unendlichem Horizont

5.1 Zur Approximation durch eine Aufgabe über endlichem Horizont

Zur Behandlung von Aufgaben mit unendlichem Zeithorizont findet man in der Literatur verschiedene Methoden und eine entsprechend große Anzahl an Optimalitätsbegriffen.
In der Aufgabe (2.1)–(2.5) bezeichnet 𝒜admsubscript𝒜adm\mathscr{A}_{\rm adm} die Menge aller zulässigen Steuerungsprozesse, d. h. die Menge aller (x(),u())𝑥𝑢\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}, die der Dynamik (2.2) zur Anfangs- und Randbedingung (2.3), den Steuerrestriktionen (2.4) und den Zustandsbeschränkungen (2.5) genügen, und für die das Zielfunktional (2.1) endlich ist. Zur Gegenüberstellung von verschiedenen Optimalitätsbegriffen betrachten wir globale Optimalitätskriterien.

  1. (a)

    Der Steuerungsprozess (x(),u())𝒜admsubscript𝑥subscript𝑢subscript𝒜adm\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}\in\mathscr{A}_{\rm adm} heißt global optimal (GO), falls

    J(x(),u())J(x(),u())𝐽subscript𝑥subscript𝑢𝐽𝑥𝑢J\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}\leq J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}

    für alle (x(),u())𝒜adm𝑥𝑢subscript𝒜adm\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\in\mathscr{A}_{\rm adm} gilt.

  2. (b)

    Der Steuerungsprozess (x(),u())𝒜admsubscript𝑥subscript𝑢subscript𝒜adm\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}\in\mathscr{A}_{\rm adm} heißt streng global optimal (SGO), falls

    J(x(),u())<J(x(),u())𝐽subscript𝑥subscript𝑢𝐽𝑥𝑢J\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}<J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}

    für alle (x(),u())𝒜adm𝑥𝑢subscript𝒜adm\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\in\mathscr{A}_{\rm adm} mit (x(),u())(x(),u())𝑥𝑢subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\not=\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} gilt.

Zur Untersuchung des Steuerungsproblems mit unendlichem Zeithorizont wird in den meisten Ansätzen der Aufgabe (2.1)–(2.5) ein Problem über einem endlichen Zeitintervall [0,T]0𝑇[0,T] zugeordnet und der Grenzübergang T𝑇T\to\infty betrachtet. Wir nennen dies die Approximation durch endlichen Horizont.
Das zur Aufgabe (2.1)–(2.5) gehörende Problem mit endlichem Zeithorizont lautet

JT(x(),u())=0Tω(t)f(t,x(t),u(t))𝑑tinf,subscript𝐽𝑇𝑥𝑢superscriptsubscript0𝑇𝜔𝑡𝑓𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡differential-d𝑡infimum\displaystyle J_{T}\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{T}\omega(t)f\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}\,dt\to\inf, (5.1)
x˙(t)=φ(t,x(t),u(t)),˙𝑥𝑡𝜑𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡\displaystyle\dot{x}(t)=\varphi\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}, (5.2)
h0(x(0))=0,h1(T,x(T))=0,formulae-sequencesubscript0𝑥00subscript1𝑇𝑥𝑇0\displaystyle h_{0}\big{(}x(0)\big{)}=0,\qquad h_{1}\big{(}T,x(T)\big{)}=0, (5.3)
u(t)Um,U,formulae-sequence𝑢𝑡𝑈superscript𝑚𝑈\displaystyle u(t)\in U\subseteq{\mathbb{R}}^{m},\quad U\not=\emptyset, (5.4)
gj(t,x(t))0für alle t[0,T],j=1,,l.formulae-sequencesubscript𝑔𝑗𝑡𝑥𝑡0formulae-sequencefür alle 𝑡0𝑇𝑗1𝑙\displaystyle g_{j}\big{(}t,x(t)\big{)}\leq 0\quad\mbox{f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle }t\in[0,T],\quad j=1,...,l. (5.5)

Wegen des Überganges zu einer Aufgabe über endlichem Zeithorizont und der anschließenden Betrachtung des Grenzwertes T𝑇T\to\infty werden die Optimalitätsbegriffe angepasst.
Zur Aufgabe (5.1)–(5.5) definieren wir den Defekt Δ(T)Δ𝑇\Delta(T):

Δ(T)=JT(x(),u())JT(x(),u()).Δ𝑇subscript𝐽𝑇𝑥𝑢subscript𝐽𝑇subscript𝑥subscript𝑢\Delta(T)=J_{T}\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}-J_{T}\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}.
  1. (c)

    Der Steuerungsprozess (x(),u())𝒜admsubscript𝑥subscript𝑢subscript𝒜adm\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}\in\mathscr{A}_{\rm adm} heißt overtaking optimal (OT), falls es zu jedem (x(),u())𝒜adm𝑥𝑢subscript𝒜adm\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\in\mathscr{A}_{\rm adm} eine Zahl T0subscript𝑇0T_{0} gibt mit

    Δ(T)=JT(x(),u())JT(x(),u())0Δ𝑇subscript𝐽𝑇𝑥𝑢subscript𝐽𝑇subscript𝑥subscript𝑢0\Delta(T)=J_{T}\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}-J_{T}\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}\geq 0

    für alle TT0𝑇subscript𝑇0T\geq T_{0} (von Weizsäcker [18]).

  2. (d)

    Der Steuerungsprozess (x(),u())𝒜admsubscript𝑥subscript𝑢subscript𝒜adm\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}\in\mathscr{A}_{\rm adm} heißt catching up optimal (CU), falls

    lim infTΔ(T)=lim infTJT(x(),u())JT(x(),u())0subscriptlimit-infimum𝑇Δ𝑇subscriptlimit-infimum𝑇subscript𝐽𝑇𝑥𝑢subscript𝐽𝑇subscript𝑥subscript𝑢0\liminf_{T\to\infty}\Delta(T)=\liminf_{T\to\infty}J_{T}\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}-J_{T}\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}\geq 0

    für jedes (x(),u())𝒜adm𝑥𝑢subscript𝒜adm\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\in\mathscr{A}_{\rm adm} gilt (Gale [8]).

  3. (e)

    Das Paar (x(),u())𝒜admsubscript𝑥subscript𝑢subscript𝒜adm\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}\in\mathscr{A}_{\rm adm} heißt sporadically catching up optimal (SCU), falls

    lim supTΔ(T)=lim supTJT(x(),u())JT(x(),u())0subscriptlimit-supremum𝑇Δ𝑇subscriptlimit-supremum𝑇subscript𝐽𝑇𝑥𝑢subscript𝐽𝑇subscript𝑥subscript𝑢0\limsup_{T\to\infty}\Delta(T)=\limsup_{T\to\infty}J_{T}\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}-J_{T}\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}\geq 0

    für jedes (x(),u())𝒜adm𝑥𝑢subscript𝒜adm\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\in\mathscr{A}_{\rm adm} gilt (Halkin [9]).

Durch die Betrachtung auf der Menge 𝒜admsubscript𝒜adm\mathscr{A}_{\rm adm} haben wir in den Definitionen bereits eingefügt, dass für einen zulässigen Steuerungsprozess das Zielfunktional endlich ist. In diversen Arbeiten zu Steuerungsproblemen mit unendlichem Zeithorizont, z. B. bei Aseev & Veliov [3, 4, 5], darf das Integral in (2.1) divergieren. Konvergiert das Zielfunktional für jeden zulässigen Steuerungsprozess, so sind die Optimalitätsbegriffe (CU), (SCU) und (GO) äquivalent, denn es gilt

lim infTΔ(T)0lim supTΔ(T)0limTΔ(T)0.formulae-sequencesubscriptlimit-infimum𝑇Δ𝑇0formulae-sequencesubscriptlimit-supremum𝑇Δ𝑇0subscript𝑇Δ𝑇0\liminf_{T\to\infty}\Delta(T)\geq 0\quad\Leftrightarrow\quad\limsup_{T\to\infty}\Delta(T)\geq 0\quad\Leftrightarrow\quad\lim_{T\to\infty}\Delta(T)\geq 0.

Zur Einordnung der Begriffe (SGO) und (OT) führen wir folgendes Beispiel an:

Beispiel 5.1.

Wir betrachten die Aufgabe

0u(t)x(t)dtinf,x˙(t)=u(t)x(t),x(0)=1,u(t)[0,1],ϱ>0.formulae-sequencesuperscriptsubscript0𝑢𝑡𝑥𝑡𝑑𝑡infimumformulae-sequence˙𝑥𝑡𝑢𝑡𝑥𝑡formulae-sequence𝑥01formulae-sequence𝑢𝑡delimited-[]0.1italic-ϱ0\int_{0}^{\infty}-u(t)x(t)\,dt\to\inf,\qquad\dot{x}(t)=-u(t)x(t),\quad x(0)=1,\quad u(t)\in[0,1],\quad\varrho>0.

Offenbar ist jede zulässige Trajektorie x()𝑥x(\cdot) monoton fallend und wegen 1x(t)>01𝑥𝑡01\geq x(t)>0 beschränkt. Also besitzt sie deswegen einen Grenzwert für t𝑡t\to\infty. Damit gilt

J(x(),u())=0u(t)x(t)dt=limtx(t)11.𝐽𝑥𝑢superscriptsubscript0𝑢𝑡𝑥𝑡𝑑𝑡subscript𝑡𝑥𝑡11J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{\infty}-u(t)x(t)\,dt=\lim_{t\to\infty}x(t)-1\geq-1.

Daher ist jedes Paar (x(),u())𝒜adm𝑥𝑢subscript𝒜adm\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\in\mathscr{A}_{\rm adm} mit x(t)0𝑥𝑡0x(t)\to 0 global optimal. Dabei gilt:

limtx(t)=00u(t)𝑑t=.formulae-sequencesubscript𝑡𝑥𝑡0superscriptsubscript0𝑢𝑡differential-d𝑡\lim_{t\to\infty}x(t)=0\quad\Leftrightarrow\quad\int_{0}^{\infty}u(t)\,dt=\infty.

In diesem Beispiel ist jeder Steuerungsprozess (x(),u())𝒜adm𝑥𝑢subscript𝒜adm\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\in\mathscr{A}_{\rm adm} mit x(t)0𝑥𝑡0x(t)\to 0 für t𝑡t\to\infty optimal im Sinn von (GO), (CU) und (SCU). Wegen JT(x(),u())x(T)1subscript𝐽𝑇𝑥𝑢𝑥𝑇1J_{T}\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\geq x(T)-1 ist unter diesen Steuerungsprozessen nur derjenige optimal im Sinn von (OT), für den u(t)1𝑢𝑡1u(t)\equiv 1 auf +subscript{\mathbb{R}}_{+} gilt. Eine (SGO)-Lösung existiert nicht. \square

Dieses Beispiel verdeutlicht, dass unter der Annahme eines endlichen Zielfunktionals zu den bereits erwähnten Äquivalenzen folgende weitere Relationen zwischen den verschiedenen Optimalitätsbegriffen bestehen:

(SGO)  (OT)  (CU)  (SCU)  (GO).(SGO)  (OT)  (CU)  (SCU)  (GO)\mbox{(SGO) }\Longrightarrow\mbox{ (OT) }\Longrightarrow\mbox{ (CU) }\Longleftrightarrow\mbox{ (SCU) }\Longleftrightarrow\mbox{ (GO)}.

Ist demnach die globale Optimalstelle eindeutig, so fallen bei endlichem Zielfunktional die aufgeführten Optimalitätsbegriffe zusammen.
Die Betrachtungen dieses Abschnitts ordnen die Begriffe der globalen Optimalität in den Kontext gängiger Optimalitätsbegriffe ein, die bei der Approximation mit einem endlichen Horizont angewendet werden. Unbehandelt bleibt dabei allerdings die wesentliche Frage, wann eine Familie {(xT(),uT())}T+subscriptsuperscriptsubscript𝑥𝑇superscriptsubscript𝑢𝑇𝑇subscript\big{\{}\big{(}x_{*}^{T}(\cdot),u_{*}^{T}(\cdot)\big{)}\big{\}}_{T\in{\mathbb{R}}_{+}} von optimalen Steuerungsprozessen, die sich in der Approximation ergibt, gegen ein globales Optimum konvergiert. Dazu muss man sich vorab im Klaren sein, dass für die Approximation die fundamentale Beziehung

limT0Tf(t)𝑑t=0f(t)𝑑tsubscript𝑇superscriptsubscript0𝑇𝑓𝑡differential-d𝑡superscriptsubscript0𝑓𝑡differential-d𝑡\lim_{T\to\infty}\int_{0}^{T}f(t)\,dt=\int_{0}^{\infty}f(t)\,dt

im Allgemeinen nur bei vorliegender Existenz des Lebesgue-Integrals im Zielfunktional gilt. Ein bekanntes Gegenbeispiel ist der Integralsinus:

limT0Tsintt𝑑t=π2,0sintt𝑑t existiert nicht.subscript𝑇superscriptsubscript0𝑇𝑡𝑡differential-d𝑡𝜋2superscriptsubscript0𝑡𝑡differential-d𝑡 existiert nicht.\lim_{T\to\infty}\int_{0}^{T}\frac{\sin t}{t}\,dt=\frac{\pi}{2},\qquad\int_{0}^{\infty}\frac{\sin t}{t}\,dt\mbox{ existiert nicht.}

Noch weniger überschaubar wird die Situation in der Aufgabe (2.1)–(2.5), in der die Dynamik, sowie Zustands- und Steuerungsbeschränkungen vorkommen. Dann können noch weitere unerwünschte Situationen eintreten. Dazu geben wir das folgende Beispiel an:

Beispiel 5.2.

Wir betrachten die Aufgabe

JT(x(),u())=0Teϱt(1u(t))x(t)𝑑tsup,subscript𝐽𝑇𝑥𝑢superscriptsubscript0𝑇superscript𝑒italic-ϱ𝑡1𝑢𝑡𝑥𝑡differential-d𝑡supremum\displaystyle J_{T}\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{T}e^{-\varrho t}\big{(}1-u(t)\big{)}x(t)\,dt\to\sup,
x˙(t)=u(t)x(t),x(0)=1,u(t)[0,1],ϱ(0,1).formulae-sequence˙𝑥𝑡𝑢𝑡𝑥𝑡formulae-sequence𝑥01formulae-sequence𝑢𝑡delimited-[]0.1italic-ϱ0.1\displaystyle\dot{x}(t)=u(t)x(t),\quad x(0)=1,\quad u(t)\in[0,1],\quad\varrho\in(0,1).

Für jedes feste T>τ𝑇𝜏T>\tau liefert der Steuerungsprozess

xT(t)={et,t[0,τ),eτ,t[τ,T],uT(t)={1,t[0,τ),0,t[τ,T],τ=T+ln(1ϱ)ϱformulae-sequencesubscriptsuperscript𝑥𝑇𝑡casessuperscript𝑒𝑡𝑡0𝜏superscript𝑒𝜏𝑡𝜏𝑇formulae-sequencesubscriptsuperscript𝑢𝑇𝑡cases1𝑡0𝜏0𝑡𝜏𝑇𝜏𝑇1italic-ϱitalic-ϱx^{T}_{*}(t)=\left\{\begin{array}[]{ll}e^{t},&t\in[0,\tau),\\[2.84526pt] e^{\tau},&t\in[\tau,T],\end{array}\right.\quad u^{T}_{*}(t)=\left\{\begin{array}[]{ll}1,&t\in[0,\tau),\\[2.84526pt] 0,&t\in[\tau,T],\end{array}\right.\quad\tau=T+\frac{\ln(1-\varrho)}{\varrho}

das globale Maximum. Betrachten wir den Grenzübergang T𝑇T\to\infty, dann konvergiert die Familie {(xT(),uT())}T+subscriptsuperscriptsubscript𝑥𝑇superscriptsubscript𝑢𝑇𝑇subscript\big{\{}\big{(}x_{*}^{T}(\cdot),u_{*}^{T}(\cdot)\big{)}\big{\}}_{T\in{\mathbb{R}}_{+}} punktweise gegen den Steuerungsprozess

x(t)=et,u(t)=1,t+.formulae-sequencesubscript𝑥𝑡superscript𝑒𝑡formulae-sequencesubscript𝑢𝑡1𝑡subscriptx_{*}(t)=e^{t},\qquad u_{*}(t)=1,\qquad t\in{\mathbb{R}}_{+}.

Dieses Paar ist das globale Minimum der Aufgabe mit unendlichem Zeithorizont. \square

Fordern wir die Konvergenz des Zielfunktionals, so lassen sich Aussagen zur globalen Optimalität treffen. Sei {(xT(),uT())}T+subscriptsuperscriptsubscript𝑥𝑇superscriptsubscript𝑢𝑇𝑇subscript\big{\{}\big{(}x_{*}^{T}(\cdot),u_{*}^{T}(\cdot)\big{)}\big{\}}_{T\in{\mathbb{R}}_{+}} eine Familie von globalen Minimalstellen der Aufgabe (5.1)–(5.5), die folgende Hypothese erfüllt:

  1. (H)

    Es existiert ein zulässiger Steuerungsprozess (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} der Aufgabe (2.1)–(2.5) mit den Eigenschaften

    limTJT(xT(),uT())=J(x(),u()),J(x(),u())<.formulae-sequencesubscript𝑇subscript𝐽𝑇superscriptsubscript𝑥𝑇superscriptsubscript𝑢𝑇𝐽subscript𝑥subscript𝑢𝐽subscript𝑥subscript𝑢\lim_{T\to\infty}J_{T}\big{(}x_{*}^{T}(\cdot),u_{*}^{T}(\cdot)\big{)}=J\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)},\qquad J\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}<\infty.

In der Hypothese (H) werden an die Familie {(xT(),uT())}T+subscriptsuperscriptsubscript𝑥𝑇superscriptsubscript𝑢𝑇𝑇subscript\big{\{}\big{(}x_{*}^{T}(\cdot),u_{*}^{T}(\cdot)\big{)}\big{\}}_{T\in{\mathbb{R}}_{+}} keine Konvergenzeigenschaften gefordert. Wesentlicher Punkt in der Hypothese (H) ist die Existenz des zulässigen Steuerungsprozesses (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} mit der angegebenen Grenzwertbeziehung. Dieser Nachweis stellt die eigentliche Herausforderung dar.

Lemma 5.3.

Es sei {(xT(),uT())}T+subscriptsuperscriptsubscript𝑥𝑇superscriptsubscript𝑢𝑇𝑇subscript\big{\{}\big{(}x_{*}^{T}(\cdot),u_{*}^{T}(\cdot)\big{)}\big{\}}_{T\in{\mathbb{R}}_{+}} eine Familie von globalen Minimalstellen der Aufgabe (5.1)–(5.5), für die die Hypothese (H) erfüllt ist. Dann ist (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} ein globales Minimum der Aufgabe (2.1)–(2.5).

Beweis Sei (x(),u())𝑥𝑢\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)} zulässig in der Aufgabe (2.1)–(2.5). Insbesondere ist dann das Zielfunktional in (2.1) endlich. Dann lässt sich zu jedem ε>0𝜀0\varepsilon>0 eine Zahl T>0superscript𝑇0T^{\prime}>0 derart angeben, dass die Einschränkung des Zielfunktionals J(x(),u())𝐽𝑥𝑢J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)} auf das Intervall [T,)𝑇[T,\infty) vom Betrag kleiner oder gleich ε𝜀\varepsilon für alle TT𝑇superscript𝑇T\geq T^{\prime} ausfällt. Ferner kann die Zahl Tsuperscript𝑇T^{\prime} so gewählt werden, dass |JT(xT(),uT())J(x(),u())|εsubscript𝐽𝑇superscriptsubscript𝑥𝑇superscriptsubscript𝑢𝑇𝐽subscript𝑥subscript𝑢𝜀\big{|}J_{T}\big{(}x_{*}^{T}(\cdot),u_{*}^{T}(\cdot)\big{)}-J\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}\big{|}\leq\varepsilon für alle TT𝑇superscript𝑇T\geq T^{\prime} gilt. Mit den suggestiven Bezeichnungen, dass JTsubscript𝐽𝑇J_{T} bzw. J𝐽J die Integration des Zielfunktionals über [0,T]0𝑇[0,T] bzw. über +subscript{\mathbb{R}}_{+} angeben, können wir die Differenz

J(x(),u())J(x(),u())𝐽𝑥𝑢𝐽subscript𝑥subscript𝑢J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}-J\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}

in die Form

[J(x(),u())JT(x(),u())]+[JT(x(),u())JT(xT(),uT())]delimited-[]𝐽𝑥𝑢subscript𝐽𝑇𝑥𝑢delimited-[]subscript𝐽𝑇𝑥𝑢subscript𝐽𝑇superscriptsubscript𝑥𝑇superscriptsubscript𝑢𝑇\displaystyle\Big{[}J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}-J_{T}\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}\Big{]}+\Big{[}J_{T}\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}-J_{T}\big{(}x_{*}^{T}(\cdot),u_{*}^{T}(\cdot)\big{)}\Big{]}
+[JT(xT(),uT())J(x(),u())]delimited-[]subscript𝐽𝑇superscriptsubscript𝑥𝑇superscriptsubscript𝑢𝑇𝐽subscript𝑥subscript𝑢\displaystyle+\Big{[}J_{T}\big{(}x_{*}^{T}(\cdot),u_{*}^{T}(\cdot)\big{)}-J\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}\Big{]}

bringen. Aufgrund der Wahl von Tsuperscript𝑇T^{\prime} fallen der erste und dritte Summand größer oder gleich ε𝜀-\varepsilon für alle TT𝑇superscript𝑇T\geq T^{\prime} aus. Der zweite Ausdruck ist nichtnegativ, da (xT(),uT())superscriptsubscript𝑥𝑇superscriptsubscript𝑢𝑇\big{(}x_{*}^{T}(\cdot),u_{*}^{T}(\cdot)\big{)} ein globales Minimum über [0,T]0𝑇[0,T] darstellt. Daher gilt J(x(),u())J(x(),u())2ε𝐽𝑥𝑢𝐽subscript𝑥subscript𝑢2𝜀J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}-J\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}\geq-2\varepsilon. Da ε>0𝜀0\varepsilon>0 beliebig ist, folgt damit die Behauptung. \blacksquare
Bei Aseev & Kryazhimskii [2] sind Voraussetzungen angegeben, unter denen die Hypothese (H) in der Aufgabe (2.1)–(2.4) mit freiem rechten Endpunkt erfüllt ist. Insbesondere wird gezeigt, dass die Approximation durch die Aufgabe (5.1)–(5.4) mit endlichem Horizont eine Familie von globalen Minimalstellen liefert, die auf jedem endlichen Intervall gleichmäßig gegen das globale Minimum der Aufgabe (2.1)–(2.4) konvergiert.
Ein wesentlicher Augenmerk bei der Herleitung notwendiger Optimalitätsbedingungen liegt auf der Gültigkeit der “natürlichen” Transversalitätsbedingungen

limtp(t)=0,limtp(t),x(t)=0für alle zulässigen x()formulae-sequencesubscript𝑡norm𝑝𝑡0subscript𝑡𝑝𝑡𝑥𝑡0für alle zulässigen 𝑥\lim_{t\to\infty}\|p(t)\|=0,\qquad\lim_{t\to\infty}\langle p(t),x(t)\rangle=0\quad\mbox{f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle zul\"{a}\nobreak\hskip 0.0ptssigen }x(\cdot)

in der Aufgabe (2.1)–(2.4) mit freiem rechten Endpunkt. In diesem Zusammenhang gibt Halkin [9] folgendes Gegenbeispiel an:

Beispiel 5.4.

In der Aufgabe

0u(t)(1x(t))𝑑tsup,x˙(t)=u(t)(1x(t)),x(0)=0,u[0,1],formulae-sequencesuperscriptsubscript0𝑢𝑡1𝑥𝑡differential-d𝑡supremumformulae-sequence˙𝑥𝑡𝑢𝑡1𝑥𝑡formulae-sequence𝑥00𝑢delimited-[]0.1\int_{0}^{\infty}u(t)\big{(}1-x(t)\big{)}\,dt\to\sup,\quad\dot{x}(t)=u(t)\big{(}1-x(t)\big{)},\quad x(0)=0,\quad u\in[0,1],

liefert der Steuerungsprozess

u(t)={0,t[0,1],1,t[1,),x(t)={0,t[0,1],1e1t,[1,),formulae-sequencesubscript𝑢𝑡cases0𝑡delimited-[]0.11𝑡1subscript𝑥𝑡cases0𝑡delimited-[]0.11superscript𝑒1𝑡absent1u_{*}(t)=\left\{\begin{array}[]{ll}0,&t\in[0,1],\\ 1,&t\in[1,\infty),\end{array}\right.\quad x_{*}(t)=\left\{\begin{array}[]{ll}0,&t\in[0,1],\\ 1-e^{1-t},&\in[1,\infty),\end{array}\right.

ein globales Optimum. Für die zugehörigen Multiplikatoren (λ0,p())(0,0)subscript𝜆0𝑝0.0\big{(}\lambda_{0},p(\cdot)\big{)}\not=(0,0), mit denen die Bedingungen des Maximumprinzips erfüllt sind, gilt dann im Widerspruch zur “natürlichen” Transversalitätsbedingung p(t)λ0𝑝𝑡subscript𝜆0p(t)\equiv-\lambda_{0}. \square

Neben den Schwierigkeiten, die bei der Approximation mit endlichem Zeithorizont entstehen, rückt das Beispiel von Halkin die Frage in den Vordergrund, welche Transversalitätsbedingungen in der Aufgabe (2.1)–(2.5) notwendige Optimalitätsbedingungen darstellen. Die Antworten können durch die Approximation mit endlichem Horizont nicht gegeben werden, da der vollständige Satz an notwendigen Optimalitätsbedingungen im Allgemeinen verloren geht. Aus diesem Grund sind wir im letzten Kapitel zu schwachen lokalen Minimalstellen und im vorliegenden Kapitel über starke lokale Minimalstellen in Aufgaben mit unendlichem Zeithorizont stets auf die Gültigkeit der verschiedenen Transversalitätsbedingungen eingegangen.
Insbesondere konnten wir im Pontrjaginschen Maximumprinzip 3.1 Transversalitätsbedingungen in der “klassischen” Form

p(0)=h0T(x(0))l0,limtp(t)=limth1xT(t,x(t))l1formulae-sequence𝑝0superscriptsuperscriptsubscript0𝑇subscript𝑥0subscript𝑙0subscript𝑡𝑝𝑡subscript𝑡superscriptsubscript1𝑥𝑇𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑙1p(0)={h_{0}^{\prime}}^{T}\big{(}x_{*}(0)\big{)}l_{0},\qquad\lim_{t\to\infty}p(t)=-\lim_{t\to\infty}h_{1x}^{T}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}l_{1}

angeben, aus denen sich die Gültigkeit der “natürlichen” Transversalitätsbedingungen

limtp(t)=0,limtp(t),x(t)=0 für alle zulässigen x()formulae-sequencesubscript𝑡𝑝𝑡0subscript𝑡𝑝𝑡𝑥𝑡0 für alle zulässigen 𝑥\lim_{t\to\infty}p(t)=0,\qquad\lim_{t\to\infty}\langle p(t),x(t)\rangle=0\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle zul\"{a}\nobreak\hskip 0.0ptssigen }x(\cdot)

und für “gutartige” Verteilungsfunktionen ω()𝜔\omega(\cdot) die Bedingung von Michel

limtH(t,x(t),u(t),p(t),λ0)=0subscript𝑡𝐻𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝜆00\lim_{t\to\infty}H\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t),p(t),\lambda_{0}\big{)}=0

in der Aufgabe mit freiem rechten Endpunkt als direkte Konsequenz ergab.

5.2 Die Einordnung der Aufgabenklassen mit verschiedenen Horizonten

In diesem Abschnitt gehen wir der grundlegenden Frage nach, wie sich die Aufgabenklassen mit endlichem und mit unendlichem Zeithorizont zueinander einordnen. Dazu gehen wir zuerst auf das Wesen des unendlichen Zeithorizontes ein:
Eine Herangehensweise an die Aufgaben mit unendlichem Zeithorizont ist die Zurückführung auf eine Aufgabe über endlichem Zeitintervall mit Hilfe der Substitution der Zeit. Betrachten wir z. B. die Transformation t(s)=ln(1s)𝑡𝑠1𝑠t(s)=-\ln(1-s), so gilt

t(s)=v(s)=11s>0superscript𝑡𝑠𝑣𝑠11𝑠0t^{\prime}(s)=v(s)=\frac{1}{1-s}>0

und es wird die Aufgabe (2.1)–(2.5) eineindeutig in die Aufgabe (5.1)–(5.5) über dem endlichen Intervall [0,1]delimited-[]0.1[0,1] überführt. Schauen wir uns nach der Substitution der Zeit die Aufgabe über dem endlichen Horizont an, dann besitzt sie die Form (vgl. Ioffe & Tichomirov [10])

01v(s)ω(s)f(t(s),y(s),w(s))𝑑sinf,superscriptsubscript01𝑣𝑠𝜔𝑠𝑓𝑡𝑠𝑦𝑠𝑤𝑠differential-d𝑠infimum\displaystyle\int_{0}^{1}v(s)\cdot\omega(s)f\big{(}t(s),y(s),w(s)\big{)}\,ds\to\inf,
y(s)=v(s)φ(t(s),y(s),w(s)),t(s)=v(s),formulae-sequencesuperscript𝑦𝑠𝑣𝑠𝜑𝑡𝑠𝑦𝑠𝑤𝑠superscript𝑡𝑠𝑣𝑠\displaystyle y^{\prime}(s)=v(s)\cdot\varphi\big{(}t(s),y(s),w(s)\big{)},\qquad t^{\prime}(s)=v(s),
y(0)=x0,h(t(1),y(1))=0,t(0)=0,t(1)=,formulae-sequence𝑦0subscript𝑥0formulae-sequence𝑡1𝑦10formulae-sequence𝑡00𝑡1\displaystyle y(0)=x_{0},\quad h\big{(}t(1),y(1)\big{)}=0,\qquad t(0)=0,\quad t(1)=\infty,
w(s)U,v(s)>0,formulae-sequence𝑤𝑠𝑈𝑣𝑠0\displaystyle w(s)\in U,\qquad v(s)>0,
gj(t(s),y(s))0,s[0,1],j=1,,l.formulae-sequencesubscript𝑔𝑗𝑡𝑠𝑦𝑠0formulae-sequence𝑠delimited-[]0.1𝑗1𝑙\displaystyle g_{j}\big{(}t(s),y(s)\big{)}\leq 0,\quad s\in[0,1],\quad j=1,...,l.

Die Aufgabe enthält die Singularität t(1)=𝑡1t(1)=\infty, die in sämtlichen Elementen dieser Aufgabe einfließt, und außerdem die über [0,1]delimited-[]0.1[0,1] nicht integrable und unbeschränkte Funktion v()𝑣v(\cdot). Die auf [0,1]delimited-[]0.1[0,1] überführte Aufgabenstellung gehört damit nicht in den Rahmen der klassischen Steuerungsprobleme. Sondern die Substitution der Zeit verdeutlicht viel mehr, dass der unendliche Horizont in der Aufgabe (2.1)–(2.5) selbst eine Singularität ist, die man nicht aus der Betrachtung argumentieren kann. Also kann die Aufgabe (2.1)–(2.5) kein klassisches Problem der Optimalen Steuerung sein.
Damit stellt sich umgekehrt die Frage, ob sich die Aufgabe mit endlichem Zeitintervall der Aufgabe mit unendlichem Horizont unterordnet: Mit der Aufgabe über endlichem Zeithorizont bezeichnen wir das Steuerungsproblem

J(x(),u())=t0t1f(t,x(t),u(t))𝑑tinf,x˙(t)=φ(t,x(t),u(t)),h0(x(t0))=0,h1(x(t1))=0,u(t)Um,U,gj(t,x(t))0für alle t[t0,t1],j=1,,l.}cases𝐽𝑥𝑢superscriptsubscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1𝑓𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡differential-d𝑡infimum˙𝑥𝑡𝜑𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡formulae-sequencesubscript0𝑥subscript𝑡00subscript1𝑥subscript𝑡10formulae-sequence𝑢𝑡𝑈superscript𝑚𝑈formulae-sequencesubscript𝑔𝑗𝑡𝑥𝑡0formulae-sequencefür alle 𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1𝑗1𝑙\left.\begin{array}[]{l}J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\displaystyle\int_{t_{0}}^{t_{1}}f\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}\,dt\to\inf,\\[2.84526pt] \dot{x}(t)=\varphi\big{(}t,x(t),u(t)\big{)},\\[2.84526pt] h_{0}\big{(}x(t_{0})\big{)}=0,\qquad h_{1}\big{(}x(t_{1})\big{)}=0,\\[2.84526pt] u(t)\in U\subseteq{\mathbb{R}}^{m},\quad U\not=\emptyset,\\[2.84526pt] g_{j}\big{(}t,x(t)\big{)}\leq 0\quad\mbox{f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle }t\in[t_{0},t_{1}],\quad j=1,...,l.\end{array}\right\} (5.6)

Bezüglich des Integranden f𝑓f und der rechten Seite φ𝜑\varphi der Dynamik setzen wir:

f~(t,x,u)={f(t,x,u),t[t0,t1],0,t[t0,t1],φ~(t,x,u)={φ(t,x,u),t[t0,t1],0,t[t0,t1].formulae-sequence~𝑓𝑡𝑥𝑢cases𝑓𝑡𝑥𝑢𝑡subscript𝑡0subscript𝑡10𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1~𝜑𝑡𝑥𝑢cases𝜑𝑡𝑥𝑢𝑡subscript𝑡0subscript𝑡10𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1\tilde{f}(t,x,u)=\left\{\begin{array}[]{ll}f(t,x,u),&t\in[t_{0},t_{1}],\\ 0,&t\not\in[t_{0},t_{1}],\end{array}\right.\qquad\tilde{\varphi}(t,x,u)=\left\{\begin{array}[]{ll}\varphi(t,x,u),&t\in[t_{0},t_{1}],\\ 0,&t\not\in[t_{0},t_{1}].\end{array}\right.

Mit den Randbedingungen verknüpfen wir die Abbildungen

h~0(x)=h0(x),h~1(t,x)=h1(x).formulae-sequencesubscript~0𝑥subscript0𝑥subscript~1𝑡𝑥subscript1𝑥\tilde{h}_{0}(x)=h_{0}(x),\qquad\tilde{h}_{1}(t,x)=h_{1}(x).

Außerdem setzen wir bezüglich der Zustandsbeschränkungen

g~j(t,x)={gj(t0,x)(1e(tt0)2),t<t0,gj(t,x),t[t0,t1],gj(t1,x)(1e(tt1)2),t>t1.subscript~𝑔𝑗𝑡𝑥casessubscript𝑔𝑗subscript𝑡0𝑥1superscript𝑒superscript𝑡subscript𝑡02𝑡subscript𝑡0subscript𝑔𝑗𝑡𝑥𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1subscript𝑔𝑗subscript𝑡1𝑥1superscript𝑒superscript𝑡subscript𝑡12𝑡subscript𝑡1\tilde{g}_{j}(t,x)=\left\{\begin{array}[]{ll}g_{j}(t_{0},x)-(1-e^{(t-t_{0})^{2}}),&t<t_{0},\\ g_{j}(t,x),&t\in[t_{0},t_{1}],\\ g_{j}(t_{1},x)-(1-e^{(t-t_{1})^{2}}),&t>t_{1}.\end{array}\right.

Mit der Verteilungsfunktion ω(t)=χ[t0,t1](t)𝜔𝑡subscript𝜒subscript𝑡0subscript𝑡1𝑡\omega(t)=\chi_{[t_{0},t_{1}]}(t) ergibt sich auf diese Weise über dem unendlichen Zeithorizont die Aufgabe

J(x(),u())=0ω(t)f~(t,x(t),u(t))𝑑tinf,x˙(t)=φ~(t,x(t),u(t)),h~0(x(0))=0,limth~1(t,x(t))=0,u(t)Um,U,g~j(t,x(t))0für alle t+,j=1,,l.}cases𝐽𝑥𝑢superscriptsubscript0𝜔𝑡~𝑓𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡differential-d𝑡infimum˙𝑥𝑡~𝜑𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡formulae-sequencesubscript~0𝑥00subscript𝑡subscript~1𝑡𝑥𝑡0formulae-sequence𝑢𝑡𝑈superscript𝑚𝑈formulae-sequencesubscript~𝑔𝑗𝑡𝑥𝑡0formulae-sequencefür alle 𝑡subscript𝑗1𝑙\left.\begin{array}[]{l}J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\displaystyle\int_{0}^{\infty}\omega(t)\tilde{f}\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}\,dt\to\inf,\\[2.84526pt] \dot{x}(t)=\tilde{\varphi}\big{(}t,x(t),u(t)\big{)},\\[2.84526pt] \tilde{h}_{0}\big{(}x(0)\big{)}=0,\qquad\displaystyle\lim_{t\to\infty}\tilde{h}_{1}\big{(}t,x(t)\big{)}=0,\\[2.84526pt] u(t)\in U\subseteq{\mathbb{R}}^{m},\quad U\not=\emptyset,\\[2.84526pt] \tilde{g}_{j}\big{(}t,x(t)\big{)}\leq 0\quad\mbox{f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle }t\in{\mathbb{R}}_{+},\quad j=1,...,l.\end{array}\right\} (5.7)

Die Aufgabe (5.7) besitzt damit die Gestalt der Aufgabe (2.1)–(2.5). Bezüglich der Verweise auf die Theoreme 3.1 und 4.1 ist anzumerken, dass die unstetigen Anschlüsse der Abbildungen f~~𝑓\tilde{f} und φ~~𝜑\tilde{\varphi} in den Stellen t=t0𝑡subscript𝑡0t=t_{0} und t=t1𝑡subscript𝑡1t=t_{1} sich nicht nachteilig auf die Beweise der Maximumprinzipien auswirken.
Aus diesen Festlegungen ist ersichtlich, dass ein Steuerungsprozess (x~(),u~())~𝑥~𝑢\big{(}\tilde{x}(\cdot),\tilde{u}(\cdot)\big{)} genau dann in der Aufgabe (5.7) zulässig bzw. ein starkes lokales Minimum ist, wenn die Einschränkung (x(),u())𝑥𝑢\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)} mit (x(t),u(t))=(x~(t),u~(t))𝑥𝑡𝑢𝑡~𝑥𝑡~𝑢𝑡\big{(}x(t),u(t)\big{)}=\big{(}\tilde{x}(t),\tilde{u}(t)\big{)} für t[t0,t1]𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1t\in[t_{0},t_{1}] zulässig bzw. ein starkes lokales Minimum in der Aufgabe (5.6) darstellt. Insbesondere stimmen dann bezüglich der Zustandbeschränkungen die Mengen

Tj={t[t0,t1]|gj(t,x(t))=0},T~j={t¯+=[0,]|g~j(t,x~(t))=0}formulae-sequencesubscript𝑇𝑗conditional-set𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1subscript𝑔𝑗𝑡𝑥𝑡0subscript~𝑇𝑗conditional-set𝑡subscript¯0subscript~𝑔𝑗𝑡~𝑥𝑡0T_{j}=\big{\{}t\in[t_{0},t_{1}]\,\big{|}\,g_{j}\big{(}t,x(t)\big{)}=0\big{\}},\qquad\tilde{T}_{j}=\big{\{}t\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}=[0,\infty]\,\big{|}\,\tilde{g}_{j}\big{(}t,\tilde{x}(t)\big{)}=0\big{\}}

für j=1,,l𝑗1𝑙j=1,...,l überein. Bei der Anwendung der Theoreme 3.1 und 4.1 auf die Aufgabe (5.7) sind die restriktiven Annahmen (3.1) und (3.2) zu beachten, die der Setzung nach für φ~(t,x,u)~𝜑𝑡𝑥𝑢\tilde{\varphi}(t,x,u) offensichtlich erfüllt sind. Daher existieren nach dem Pontrjaginschen Maximumprinzip (Theorem 4.1) für ein starkes lokales Minimum (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} der Aufgabe (5.7) eine Zahl λ00subscript𝜆00\lambda_{0}\geq 0, eine Vektorfunktion p():+n:𝑝subscriptsuperscript𝑛p(\cdot):{\mathbb{R}}_{+}\to{\mathbb{R}}^{n} und auf den Mengen

T~j={t¯+|g~j(t,x(t))=0},j=1,,l,formulae-sequencesubscript~𝑇𝑗conditional-set𝑡subscript¯subscript~𝑔𝑗𝑡subscript𝑥𝑡0𝑗1𝑙\tilde{T}_{j}=\big{\{}t\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}\,\big{|}\,\tilde{g}_{j}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}=0\big{\}},\quad j=1,...,l,

konzentrierte nichtnegative reguläre Borelsche Maße μjsubscript𝜇𝑗\mu_{j} endlicher Totalvariation (wobei sämtliche Größen nicht gleichzeitig verschwinden) derart, dass

  1. (a)

    die Vektorfunktion p()𝑝p(\cdot) von beschränkter Variation ist, der adjungierten Gleichung

    p(t)𝑝𝑡\displaystyle p(t) =\displaystyle= limth~1xT(t,x(t))l1+tHx(s,x(s),u(s),p(s),λ0)𝑑ssubscript𝑡superscriptsubscript~1𝑥𝑇𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑙1superscriptsubscript𝑡subscript𝐻𝑥𝑠subscript𝑥𝑠subscript𝑢𝑠𝑝𝑠subscript𝜆0differential-d𝑠\displaystyle-\lim_{t\to\infty}\tilde{h}_{1x}^{T}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}l_{1}+\int_{t}^{\infty}H_{x}\big{(}s,x_{*}(s),u_{*}(s),p(s),\lambda_{0}\big{)}\,ds
    j=1ltg~jx(s,x(s))𝑑μj(s)superscriptsubscript𝑗1𝑙superscriptsubscript𝑡subscript~𝑔𝑗𝑥𝑠subscript𝑥𝑠differential-dsubscript𝜇𝑗𝑠\displaystyle-\sum_{j=1}^{l}\int_{t}^{\infty}\tilde{g}_{jx}\big{(}s,x_{*}(s)\big{)}\,d\mu_{j}(s)

    genügt und die Transversalitätsbedingungen

    p(0)𝑝0\displaystyle p(0) =\displaystyle= h~0(x(0))Tl0,\displaystyle\tilde{h}_{0}{{}^{\prime}}^{T}\big{(}x_{*}(0)\big{)}l_{0},
    limtp(t)subscript𝑡𝑝𝑡\displaystyle\lim_{t\to\infty}p(t) =\displaystyle= limt[h~1xT(x(t))l1j=1lg~jx(t,x(t))μj({})]subscript𝑡delimited-[]superscriptsubscript~1𝑥𝑇subscript𝑥𝑡subscript𝑙1superscriptsubscript𝑗1𝑙subscript~𝑔𝑗𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝜇𝑗\displaystyle\lim_{t\to\infty}\bigg{[}-\tilde{h}_{1x}^{T}\big{(}x_{*}(t)\big{)}l_{1}-\sum_{j=1}^{l}\tilde{g}_{jx}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}\,\mu_{j}(\{\infty\})\bigg{]}

    erfüllt;

  2. (b)

    für fast alle t+𝑡subscriptt\in{\mathbb{R}}_{+} die Maximumbedingung

    H(t,x(t),u(t),p(t),λ0)=maxuUH(t,x(t),u,p(t),λ0)𝐻𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝜆0subscript𝑢𝑈𝐻𝑡subscript𝑥𝑡𝑢𝑝𝑡subscript𝜆0H\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t),p(t),\lambda_{0}\big{)}=\max_{u\in U}H\big{(}t,x_{*}(t),u,p(t),\lambda_{0}\big{)}

    gilt.

In der Aufgabe ohne Zustandsbeschränkungen ergeben sich wegen p˙(t)=0˙𝑝𝑡0\dot{p}(t)=0 für t[t0,t1]𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1t\not\in[t_{0},t_{1}] aus den Transversalitätsbedingungen unmittelbar

p(t0)=h0T(x(t0))l0,p(t1)=h~1xT(t1,x(t1))l1=h1T(x(t1))l1.formulae-sequence𝑝subscript𝑡0superscriptsuperscriptsubscript0𝑇subscript𝑥subscript𝑡0subscript𝑙0𝑝subscript𝑡1subscriptsuperscript~𝑇1𝑥subscript𝑡1subscript𝑥subscript𝑡1subscript𝑙1superscriptsuperscriptsubscript1𝑇subscript𝑥subscript𝑡1subscript𝑙1p(t_{0})={h_{0}^{\prime}}^{T}\big{(}x_{*}(t_{0})\big{)}l_{0},\qquad p(t_{1})=-\tilde{h}^{T}_{1x}\big{(}t_{1},x_{*}(t_{1})\big{)}l_{1}=-{h_{1}^{\prime}}^{T}\big{(}x_{*}(t_{1})\big{)}l_{1}.

Damit ergibt sich für die Aufgabe 5.6 ohne Zustandsbeschränkungen:

Theorem 5.5 (Pontrjaginsches Maximumprinzip).

Ist (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} ein starkes lokales Minimum der Aufgabe 5.6 ohne Zustandsbeschränkungen, dann existieren nicht gleichzeitig verschwindende Multiplikatoren λ00subscript𝜆00\lambda_{0}\geq 0, p()W1([t0,t1],n)𝑝subscriptsuperscript𝑊1subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛p(\cdot)\in W^{1}_{\infty}([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}^{n}) und lisisubscript𝑙𝑖superscriptsubscript𝑠𝑖l_{i}\in{\mathbb{R}}^{s_{i}}, i=0,1𝑖0.1i=0,1, derart, dass

  1. (a)

    die Funktion p()𝑝p(\cdot) der adjungierten Gleichung

    p˙(t)=φxT(t,x(t),u(t))p(t)+λ0fx(t,x(t),u(t))˙𝑝𝑡superscriptsubscript𝜑𝑥𝑇𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝜆0subscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡\dot{p}(t)=-\varphi_{x}^{T}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}p(t)+\lambda_{0}f_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)} (5.8)

    genügt und die Transversalitätsbedingungen

    p(t0)=h0T(x(t0))l0,p(t1)=h1T(x(t1))l1formulae-sequence𝑝subscript𝑡0superscriptsuperscriptsubscript0𝑇subscript𝑥subscript𝑡0subscript𝑙0𝑝subscript𝑡1superscriptsuperscriptsubscript1𝑇subscript𝑥subscript𝑡1subscript𝑙1p(t_{0})={h_{0}^{\prime}}^{T}\big{(}x_{*}(t_{0})\big{)}l_{0},\qquad p(t_{1})=-{h_{1}^{\prime}}^{T}\big{(}x_{*}(t_{1})\big{)}l_{1} (5.9)

    erfüllt;

  2. (b)

    in fast allen Punkten t[t0,t1]𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1t\in[t_{0},t_{1}] die Maximumbedingung

    H(t,x(t),u(t),p(t),λ0)=maxuUH(t,x(t),u,p(t),λ0)𝐻𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝜆0subscript𝑢𝑈𝐻𝑡subscript𝑥𝑡𝑢𝑝𝑡subscript𝜆0H\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t),p(t),\lambda_{0}\big{)}=\max_{u\in U}H\big{(}t,x_{*}(t),u,p(t),\lambda_{0}\big{)} (5.10)

    gilt.

In der Aufgabe mit Zustandsbeschränkungen gelten gj(t,x(t))<0subscript𝑔𝑗𝑡subscript𝑥𝑡0g_{j}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}<0 für alle t[t0,t1]𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1t\not\in[t_{0},t_{1}]. Daher haben wir wieder p˙(t)=0˙𝑝𝑡0\dot{p}(t)=0 für t[t0,t1]𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1t\not\in[t_{0},t_{1}] und erhalten aus der linksseitigen Stetigkeit

p(t1)=h1T(x(t1))l1j=1lgjx(t1,x(t1))μj({t1}).𝑝subscript𝑡1superscriptsuperscriptsubscript1𝑇subscript𝑥subscript𝑡1subscript𝑙1superscriptsubscript𝑗1𝑙subscript𝑔𝑗𝑥subscript𝑡1subscript𝑥subscript𝑡1subscript𝜇𝑗subscript𝑡1p(t_{1})=-{h_{1}^{\prime}}^{T}\big{(}x_{*}(t_{1})\big{)}l_{1}-\sum_{j=1}^{l}g_{jx}\big{(}t_{1},x_{*}(t_{1})\big{)}\,\mu_{j}(\{t_{1}\}).

Enthalten dabei die Maße μjsubscript𝜇𝑗\mu_{j} auch von Null verschiedene Massen, die in den Stellen t=t0𝑡subscript𝑡0t=t_{0} bzw. t=t1𝑡subscript𝑡1t=t_{1} konzentriert sind, so ergeben sich wie in Ioffe & Tichomirov [10] die Sprungbeziehungen:

p(ti+)p(ti)=j=1lgjx(ti,x(ti))μj({ti}),i=0,1.formulae-sequence𝑝superscriptsubscript𝑡𝑖𝑝subscript𝑡𝑖superscriptsubscript𝑗1𝑙subscript𝑔𝑗𝑥subscript𝑡𝑖subscript𝑥subscript𝑡𝑖subscript𝜇𝑗subscript𝑡𝑖𝑖0.1p(t_{i}^{+})-p(t_{i})=\sum_{j=1}^{l}g_{jx}\big{(}t_{i},x_{*}(t_{i})\big{)}\,\mu_{j}(\{t_{i}\}),\qquad i=0,1.

Also ergibt sich für die Aufgabe 5.6:

Theorem 5.6 (Pontrjaginsches Maximumprinzip).

Ist (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} ein starkes lokales Minimum der Aufgabe 5.6, dann existieren eine Zahl λ00subscript𝜆00\lambda_{0}\geq 0, eine Vektorfunktion p():[t0,t1]n:𝑝subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛p(\cdot):[t_{0},t_{1}]\to{\mathbb{R}}^{n} und auf den Mengen

Tj={t[t0,t1]|gj(t,x(t))=0},j=1,,l,formulae-sequencesubscript𝑇𝑗conditional-set𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1subscript𝑔𝑗𝑡subscript𝑥𝑡0𝑗1𝑙T_{j}=\big{\{}t\in[t_{0},t_{1}]\,\big{|}\,g_{j}\big{(}t,x_{*}(t)\big{)}=0\big{\}},\quad j=1,...,l,

konzentrierte nichtnegative reguläre Borelsche Maße μjsubscript𝜇𝑗\mu_{j} endlicher Totalvariation (wobei sämtliche Größen nicht gleichzeitig verschwinden) derart, dass

  1. (a)

    die Vektorfunktion p()𝑝p(\cdot) von beschränkter Variation ist, der adjungierten Gleichung

    p(t)𝑝𝑡\displaystyle p(t) =\displaystyle= h1T(x(t1))l1+tt1Hx(s,x(s),u(s),p(s),λ0)𝑑ssuperscriptsuperscriptsubscript1𝑇subscript𝑥subscript𝑡1subscript𝑙1superscriptsubscript𝑡subscript𝑡1subscript𝐻𝑥𝑠subscript𝑥𝑠subscript𝑢𝑠𝑝𝑠subscript𝜆0differential-d𝑠\displaystyle-{h_{1}^{\prime}}^{T}\big{(}x_{*}(t_{1})\big{)}l_{1}+\int_{t}^{t_{1}}H_{x}\big{(}s,x_{*}(s),u_{*}(s),p(s),\lambda_{0}\big{)}\,ds (5.11)
    j=1ltt1gjx(s,x(s))𝑑μj(s)superscriptsubscript𝑗1𝑙superscriptsubscript𝑡subscript𝑡1subscript𝑔𝑗𝑥𝑠subscript𝑥𝑠differential-dsubscript𝜇𝑗𝑠\displaystyle-\sum_{j=1}^{l}\int_{t}^{t_{1}}g_{jx}\big{(}s,x_{*}(s)\big{)}\,d\mu_{j}(s)

    genügt und die Transversalitätsbedingung

    p(t0)=h0T(x(t0))l0𝑝subscript𝑡0superscriptsuperscriptsubscript0𝑇subscript𝑥subscript𝑡0subscript𝑙0p(t_{0})={h_{0}^{\prime}}^{T}\big{(}x_{*}(t_{0})\big{)}l_{0} (5.12)

    erfüllt;

  2. (b)

    für fast alle t[t0,t1]𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1t\in[t_{0},t_{1}] die Maximumbedingung

    H(t,x(t),u(t),p(t),λ0)=maxuUH(t,x(t),u,p(t),λ0)𝐻𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑝𝑡subscript𝜆0subscript𝑢𝑈𝐻𝑡subscript𝑥𝑡𝑢𝑝𝑡subscript𝜆0H\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t),p(t),\lambda_{0}\big{)}=\max_{u\in U}H\big{(}t,x_{*}(t),u,p(t),\lambda_{0}\big{)} (5.13)

    gilt.

Zusammenfassend können wir das Pontrjaginsche Maximumprinzip für die Aufgaben über endlichem Zeithorizont aus den Theoremen 3.1 und 4.1 vollständig ableiten. Die Aufgabe mit unendlichem Zeithorizont und die vorgestellten Ergebnisse stellen somit echte Verallgemeinerungen zu der Aufgabenklasse mit endlichem Zeithorizont dar.

Anhang A Funktionalanalytische Hilfsmittel

A.1 Grundprinzipien der Funktionalanalysis

Theorem A.1 (Satz von Hahn-Banach; Fortsetzungsversion).

Sei X𝑋X ein normierter Raum und U𝑈U ein Untervektorraum. Zu jedem stetigen linearen Funktional u:U:superscript𝑢𝑈u^{*}:U\to{\mathbb{R}} existiert dann ein stetiges lineares Funktional Funktional x:X:superscript𝑥𝑋x^{*}:X\to{\mathbb{R}} mit

x|U=u,x=u.formulae-sequenceevaluated-atsuperscript𝑥𝑈superscript𝑢normsuperscript𝑥normsuperscript𝑢x^{*}\big{|}_{U}=u^{*},\qquad\|x^{*}\|=\|u^{*}\|.
Folgerung A.2.

Seien X𝑋X ein normierter Raum, U𝑈U ein abgeschlossener Unterraum und xX𝑥𝑋x\in X, xU𝑥𝑈x\not\in U. Dann existiert ein xXsuperscript𝑥superscript𝑋x^{*}\in X^{*} mit

x|U=0,x,x0.formulae-sequenceevaluated-atsuperscript𝑥𝑈0superscript𝑥𝑥0x^{*}\big{|}_{U}=0,\qquad\langle x^{*},x\rangle\not=0.
Theorem A.3 (Satz von Hahn-Banach; Trennungsversion).

Seien X𝑋X ein normierter Raum, V1,V2Xsubscript𝑉1subscript𝑉2𝑋V_{1},V_{2}\subseteq X konvex und V1subscript𝑉1V_{1} offen. Es gelte V1V2=subscript𝑉1subscript𝑉2V_{1}\cap V_{2}=\emptyset. Dann existiert ein xXsuperscript𝑥superscript𝑋x^{*}\in X^{*} mit

x,v1<x,v2 für alle v1V1,v2V2.formulae-sequencesuperscript𝑥subscript𝑣1superscript𝑥subscript𝑣2formulae-sequence für alle subscript𝑣1subscript𝑉1subscript𝑣2subscript𝑉2\langle x^{*},v_{1}\rangle<\langle x^{*},v_{2}\rangle\qquad\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle }v_{1}\in V_{1},v_{2}\in V_{2}.

Eine Abbildung T𝑇T heißt offen, wenn T𝑇T offene Mengen auf offene Mengen abbildet.

Theorem A.4 (Satz von der offenen Abbildung).

Es seien X𝑋X, Y𝑌Y Banachräume und TL(X,Y)𝑇𝐿𝑋𝑌T\in L(X,Y) surjektiv. Dann ist T𝑇T offen.

Seien X,Y𝑋𝑌X,Y normierte Räume und TL(X,Y)𝑇𝐿𝑋𝑌T\in L(X,Y). Der adjungierte Operator T:YX:superscript𝑇superscript𝑌superscript𝑋T^{*}:Y^{*}\to X^{*} ist durch Ty,x=y,Txsuperscript𝑇superscript𝑦𝑥superscript𝑦𝑇𝑥\langle T^{*}y^{*},x\rangle=\langle y^{*},Tx\rangle definiert. Offensichtlich folgt daraus TL(Y,X)superscript𝑇𝐿superscript𝑌superscript𝑋T^{*}\in L(Y^{*},X^{*}). Seien nun UX𝑈𝑋U\subseteq X und VX𝑉superscript𝑋V\subseteq X^{*}. Wir definieren die Mengen

Usuperscript𝑈perpendicular-to\displaystyle U^{\perp} =\displaystyle= {xX|x,x=0 für alle xU},conditional-setsuperscript𝑥superscript𝑋superscript𝑥𝑥0 für alle 𝑥𝑈\displaystyle\{x^{*}\in X^{*}\,|\,\langle x^{*},x\rangle=0\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle }x\in U\},
Vsubscript𝑉perpendicular-to\displaystyle V_{\perp} =\displaystyle= {xX|x,x=0 für alle xV}.conditional-set𝑥𝑋superscript𝑥𝑥0 für alle superscript𝑥𝑉\displaystyle\{x\in X\,|\,\langle x^{*},x\rangle=0\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle }x^{*}\in V\}.
Lemma A.5 (Satz vom abgeschlossenen Bild).

Seien X𝑋X, Y𝑌Y Banachräume, und es sei TL(X,Y)𝑇𝐿𝑋𝑌T\in L(X,Y). Dann gelten die Äquivalenzen:

ImT ist abgeschlossenIm𝑇 ist abgeschlossen\displaystyle{\rm Im\,}T\mbox{ ist abgeschlossen } \displaystyle\Leftrightarrow ImT=(KerT)Im𝑇subscriptKersuperscript𝑇perpendicular-to\displaystyle{\rm Im\,}T=({\rm Ker\,}T^{*})_{\perp}
ImT ist abgeschlossenabsentImsuperscript𝑇 ist abgeschlossen\displaystyle\Leftrightarrow\;{\rm Im\,}T^{*}\mbox{ ist abgeschlossen} \displaystyle\Leftrightarrow ImT=(KerT).Imsuperscript𝑇superscriptKer𝑇perpendicular-to\displaystyle{\rm Im\,}T^{*}=({\rm Ker\,}T)^{\perp}.
Satz A.6 (Fixpunktsatz von Weissinger).

Es sei U𝑈U eine nichtleere abgeschlossene Teilmenge des Banachraumes X𝑋X, ferner n=1ansuperscriptsubscript𝑛1subscript𝑎𝑛\displaystyle\sum_{n=1}^{\infty}a_{n} eine konvergente Reihe positiver Zahlen und A:UU:𝐴𝑈𝑈A:U\to U eine Selbstabbildung von U𝑈U mit

AnuAnvanuv für alle u,vU,n.formulae-sequencenormsuperscript𝐴𝑛𝑢superscript𝐴𝑛𝑣subscript𝑎𝑛norm𝑢𝑣 für alle 𝑢formulae-sequence𝑣𝑈𝑛\|A^{n}u-A^{n}v\|\leq a_{n}\|u-v\|\qquad\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle }u,v\in U,\;n\in{\mathbb{N}}.

Dann besitzt A𝐴A genau einen Fixpunkt, d. h. es gibt genau ein uU𝑢𝑈u\in U mit Au=u𝐴𝑢𝑢Au=u.
Dieser Fixpunkt ist Grenzwert der Iterationsfolge un=Aun1,n=1,2,,formulae-sequencesubscript𝑢𝑛𝐴subscript𝑢𝑛1𝑛1.2u_{n}=Au_{n-1},n=1,2,..., bei beliebigem Startwert u0Usubscript𝑢0𝑈u_{0}\in U. Schließlich gilt die Fehlerabschätzung

uunu1u0k=nak.norm𝑢subscript𝑢𝑛normsubscript𝑢1subscript𝑢0superscriptsubscript𝑘𝑛subscript𝑎𝑘\|u-u_{n}\|\leq\|u_{1}-u_{0}\|\cdot\sum_{k=n}^{\infty}a_{k}.

A.2 Der Darstellungssatz von Riesz

Es sei I+𝐼subscriptI\subseteq{\mathbb{R}}_{+} und es bezeichne (I)𝐼\mathscr{M}(I) die Menge der signierten regulären Borelschen Maße auf der Borelschen σ𝜎\sigma-Algebra auf I𝐼I. Außerdem bezeichnet Clim(+,n)subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) den Raum der stetigen Funktionen x()𝑥x(\cdot), die im Unendlichen einen Grenzwert besitzen. Als abgeschlossener Unterraum des Raumes Cb(+,n)subscript𝐶𝑏subscriptsuperscript𝑛C_{b}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) ist Clim(+,n)subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) vollständig.

Satz A.7 (Rieszscher Darstellungssatz).

Der Dualraum C0(+,)superscriptsubscript𝐶0subscriptC_{0}^{*}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}) ist isometrisch isomorph zu (+)subscript\mathscr{M}({\mathbb{R}}_{+}) unter der Abbildung

Λ:(+)C0(+,),Λ(μ)x()=+x(t)𝑑μ(t).:Λformulae-sequencesubscriptsuperscriptsubscript𝐶0subscriptΛ𝜇𝑥subscriptsubscript𝑥𝑡differential-d𝜇𝑡\Lambda:\mathscr{M}({\mathbb{R}}_{+})\to C_{0}^{*}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}),\qquad\Lambda(\mu)x(\cdot)=\int_{{\mathbb{R}}_{+}}x(t)\,d\mu(t).
Satz A.8 (Rieszscher Darstellungssatz).

Der Dualraum Clim(+,n)superscriptsubscript𝐶subscriptsuperscript𝑛C_{\lim}^{*}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) ist unter der Abbildung

Λ(μ)x()=+x(t),dμ0(t)+limtx(t),μΛ𝜇𝑥subscriptsubscript𝑥𝑡𝑑subscript𝜇0𝑡subscript𝑡𝑥𝑡subscript𝜇\Lambda(\mu)x(\cdot)=\int_{{\mathbb{R}}_{+}}\langle x(t),d\mu_{0}(t)\rangle+\lim_{t\to\infty}\langle x(t),\mu_{\infty}\rangle

isometrisch isomorph zu den signierten Vektormaßen μ(¯+)𝜇subscript¯\mu\in\mathscr{M}(\overline{{\mathbb{R}}}_{+}). Dabei besitzt μ𝜇\mu die Darstellung μ=μ0+μ𝜇subscript𝜇0subscript𝜇\mu=\mu_{0}+\mu_{\infty} mit einem μ0(+)subscript𝜇0subscript\mu_{0}\in\mathscr{M}({\mathbb{R}}_{+}) und einem in t=𝑡t=\infty konzentrierten signierten Maß μsubscript𝜇\mu_{\infty}.

Beweis Wir betrachten die stetige lineare Abbildung T:Clim(+,n)C0(+,n):𝑇subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛subscript𝐶0subscriptsuperscript𝑛T:C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\to C_{0}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}),

Tx()(t)=x(t)limtx(t).𝑇𝑥𝑡𝑥𝑡subscript𝑡𝑥𝑡Tx(\cdot)(t)=x(t)-\lim_{t\to\infty}x(t).

Der Setzung nach bildet T𝑇T auf den gesamten Raum C0(+,n)subscript𝐶0subscriptsuperscript𝑛C_{0}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) ab. Ferner gilt

KerT={x()Clim(+,n;ν)|x(t)=konstant}.Ker𝑇conditional-set𝑥subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛𝜈𝑥𝑡konstant{\rm Ker\,}T=\{x(\cdot)\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n};\nu)\,|\,x(t)=\mbox{konstant}\}.

Sei xClim(+,n)superscript𝑥superscriptsubscript𝐶subscriptsuperscript𝑛x^{*}\in C_{\lim}^{*}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) und sei an𝑎superscript𝑛a\in{\mathbb{R}}^{n} mit den Komponenten ai=x,ei()subscript𝑎𝑖superscript𝑥subscript𝑒𝑖a_{i}=\langle x^{*},e_{i}(\cdot)\rangle, wobei die i𝑖i-te Komponente der Funktion ei()subscript𝑒𝑖e_{i}(\cdot) identisch Eins ist und alle weiteren Komponenten identisch gleich Null sind. Wir definieren das Funktional x1superscriptsubscript𝑥1x_{1}^{*} durch

x1,x()=x,x()limta,x(t).superscriptsubscript𝑥1𝑥superscript𝑥𝑥subscript𝑡𝑎𝑥𝑡\langle x_{1}^{*},x(\cdot)\rangle=\langle x^{*},x(\cdot)\rangle-\lim_{t\to\infty}\langle a,x(t)\rangle.

Dann gilt x1(KerT)superscriptsubscript𝑥1superscriptKer𝑇perpendicular-tox_{1}^{*}\in({\rm Ker\,}T)^{\perp} und es existiert nach dem Satz vom abgeschlossenen Bild ein yC0(+,n)superscript𝑦superscriptsubscript𝐶0subscriptsuperscript𝑛y^{*}\in C_{0}^{*}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) mit x1=Tysuperscriptsubscript𝑥1superscript𝑇superscript𝑦x_{1}^{*}=T^{*}y^{*}. Daraus folgt mit dem Rieszschen Darstellungssatz

x,x()superscript𝑥𝑥\displaystyle\langle x^{*},x(\cdot)\rangle =\displaystyle= x1,x()+limta,x(t)=y,Tx()+limta,x(t)superscriptsubscript𝑥1𝑥subscript𝑡𝑎𝑥𝑡superscript𝑦𝑇𝑥subscript𝑡𝑎𝑥𝑡\displaystyle\langle x_{1}^{*},x(\cdot)\rangle+\lim_{t\to\infty}\langle a,x(t)\rangle=\langle y^{*},Tx(\cdot)\rangle+\lim_{t\to\infty}\langle a,x(t)\rangle
=\displaystyle= +x(t)limtx(t),dμ0(t)+limta,x(t)subscriptsubscript𝑥𝑡subscript𝑡𝑥𝑡𝑑subscript𝜇0𝑡subscript𝑡𝑎𝑥𝑡\displaystyle\int_{{\mathbb{R}}_{+}}\big{\langle}x(t)-\lim_{t\to\infty}x(t),d\mu_{0}(t)\big{\rangle}+\lim_{t\to\infty}\langle a,x(t)\rangle
=\displaystyle= +x(t),dμ0(t)+limtx(t),μ.subscriptsubscript𝑥𝑡𝑑subscript𝜇0𝑡subscript𝑡𝑥𝑡subscript𝜇\displaystyle\int_{{\mathbb{R}}_{+}}\langle x(t),d\mu_{0}(t)\rangle+\lim_{t\to\infty}\langle x(t),\mu_{\infty}\rangle.

Der Darstellungssatz ist damit nachgewiesen. \blacksquare

A.3 Der Satz von Ljusternik

In diesem Abschnitt befassen wir uns mit dem fundamentalen Satz von Ljusternik (Ljusternik [11]). Die vorliegende zusammenfassende Darstellung und die Verallgemeinerung ist Ioffe & Tichomirov [10] entnommen. Eine vollständige Beweisführung ist wiederum in Ioffe & Tichomirov [10] zu finden.

Definition A.9 (Lokaler Tangentialkegel).

Sei X𝑋X ein Banachraum und x0MXsubscript𝑥0𝑀𝑋x_{0}\in M\subseteq X. Mit 𝒞(M,x0)𝒞𝑀subscript𝑥0\mathscr{C}(M,x_{0}) bezeichnen wir die Menge aller Elemente xX𝑥𝑋x\in X, zu denen ein ε0>0subscript𝜀00\varepsilon_{0}>0 und eine Abbildung r(ε):[0,ε0]X:𝑟𝜀0subscript𝜀0𝑋r(\varepsilon):[0,\varepsilon_{0}]\to X mit den Eigenschaften

limε0+r(ε)ε=0undx0+εx+r(ε)M für alle ε[0,ε0]formulae-sequencesubscript𝜀superscript0norm𝑟𝜀𝜀0undformulae-sequencesubscript𝑥0𝜀𝑥𝑟𝜀𝑀 für alle 𝜀0subscript𝜀0\lim_{\varepsilon\to 0^{+}}\frac{\|r(\varepsilon)\|}{\varepsilon}=0\qquad\mbox{und}\qquad x_{0}+\varepsilon x+r(\varepsilon)\in M\quad\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle }\varepsilon\in[0,\varepsilon_{0}]

existieren. 𝒞(M,x0)𝒞𝑀subscript𝑥0\mathscr{C}(M,x_{0}) heißt der lokale Tangentialkegel an die Menge M𝑀M im Punkt x0subscript𝑥0x_{0}.

Theorem A.10 (Satz von Ljusternik).

Es seien X𝑋X und Y𝑌Y Banachräume, V𝑉V eine Umgebung des Punktes xXsubscript𝑥𝑋x_{*}\in X und F𝐹F eine Fréchet-differenzierbare Abbildungen der Menge V𝑉V in Y𝑌Y. Wir setzen voraus, die Abbildung F𝐹F sei regulär im Punkt xsubscript𝑥x_{*}, d. h., es gelte

ImF(x)=Y,Imsuperscript𝐹subscript𝑥𝑌{\rm Im\,}F^{\prime}(x_{*})=Y,

außerdem sei ihre Ableitung in diesem Punkt in der gleichmäßigen Operatorentopologie des Raumes L(X,Y)𝐿𝑋𝑌L(X,Y) stetig.
Unter diesen Voraussetzungen stimmt dann der lokale Tangentialkegel an die Menge

M={xV|F(x)=F(x)}𝑀conditional-set𝑥𝑉𝐹𝑥𝐹subscript𝑥M=\big{\{}x\in V\,\big{|}\,F(x)=F(x_{*})\big{\}}

im Punkt xsubscript𝑥x_{*} mit dem Kern des Operators F(x)superscript𝐹subscript𝑥F^{\prime}(x_{*}) überein:

𝒞(M,x)=KerF(x).𝒞𝑀subscript𝑥Kersuperscript𝐹subscript𝑥\mathscr{C}(M,x_{*})={\rm Ker\,}F^{\prime}(x_{*}).
Lemma A.11.

Es seien X𝑋X und Y𝑌Y Banachräume und Λ:XY:Λ𝑋𝑌\Lambda:X\to Y ein stetiger linearer Operator. Wir setzen

C(Λ):=supy0(inf{x|xX,Λx=y}y).assign𝐶Λsubscriptsupremum𝑦0infimumformulae-sequenceconditionalnorm𝑥𝑥𝑋Λ𝑥𝑦norm𝑦C(\Lambda):=\sup_{y\not=0}\left(\frac{\inf\{\|x\|\,|\,x\in X,\Lambda x=y\}}{\|y\|}\right).

Wenn ImΛ=YImΛ𝑌{\rm Im\,}\Lambda=Y gilt, so ist C(Λ)<𝐶ΛC(\Lambda)<\infty.

Theorem A.12 (Der verallgemeinerte Satz von Ljusternik).

Es seien X𝑋X und Y𝑌Y Banachräume, Λ:XY:Λ𝑋𝑌\Lambda:X\to Y ein stetiger linearer Operator und F𝐹F eine Abbildung einer gewissen Umgebung V𝑉V des Punktes xXsubscript𝑥𝑋x_{*}\in X in Y𝑌Y. Wir setzen voraus, es sei ImΛ=YImΛ𝑌{\rm Im\,}\Lambda=Y und es gebe eine Zahl δ>0𝛿0\delta>0 derart, dass erstens

δC(Λ)<12𝛿𝐶Λ12\delta C(\Lambda)<\frac{1}{2}

und zweitens

F(x)F(x)Λ(xx)δxxnorm𝐹𝑥𝐹superscript𝑥Λ𝑥superscript𝑥𝛿norm𝑥superscript𝑥\|F(x)-F(x^{\prime})-\Lambda(x-x^{\prime})\|\leq\delta\|x-x^{\prime}\| (A.1)

für alle x,x𝑥superscript𝑥x,x^{\prime} aus V𝑉V gilt. Dann existieren eine Umgebung VVsuperscript𝑉𝑉V^{\prime}\subseteq V des Punktes xsubscript𝑥x_{*}, eine Zahl K>0𝐾0K>0 und eine Abbildung ξx(ξ)𝜉𝑥𝜉\xi\to x(\xi) der Umgebung Vsuperscript𝑉V^{\prime} in X𝑋X derart, dass die Beziehungen

F(ξ+x(ξ))=F(x) und x(ξ)KF(ξ)F(x)formulae-sequence𝐹𝜉𝑥𝜉𝐹subscript𝑥 und norm𝑥𝜉𝐾norm𝐹𝜉𝐹subscript𝑥F\big{(}\xi+x(\xi)\big{)}=F(x_{*})\qquad\mbox{ und }\qquad\|x(\xi)\|\leq K\|F(\xi)-F(x_{*})\|

für alle ξV𝜉superscript𝑉\xi\in V^{\prime} erfüllt sind.

A.4 Differenzierbarkeit konkreter Abbildungen

In den folgenden Beispielen verwenden wir nach dem Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung für eine differenzierbare Abbildung h(y):nm:𝑦superscript𝑛superscript𝑚h(y):{\mathbb{R}}^{n}\to{\mathbb{R}}^{m} die Beziehung:

h(y+h)h(y)=01h(y+sh)y𝑑s.𝑦𝑦superscriptsubscript01superscript𝑦𝑠𝑦differential-d𝑠h(y+h)-h(y)=\int_{0}^{1}h^{\prime}(y+sh)y\,ds.
Beispiel A.13.

Sei I¯𝐼¯I\subseteq\overline{{\mathbb{R}}}. Zu der Funktion y()Clim(I,n)subscript𝑦subscript𝐶𝐼superscript𝑛y_{*}(\cdot)\in C_{\lim}(I,{\mathbb{R}}^{n}) definieren wir die Menge

Vγ={(t,y)I×n|yy(t)γ}.subscript𝑉𝛾conditional-set𝑡𝑦𝐼superscript𝑛norm𝑦subscript𝑦𝑡𝛾V_{\gamma}=\{(t,y)\in I\times{\mathbb{R}}^{n}\,|\,\|y-y_{*}(t)\|\leq\gamma\}.

Wir nehmen an, dass die Abbildung g(t,y):×nm:𝑔𝑡𝑦superscript𝑛superscript𝑚g(t,y):{\mathbb{R}}\times{\mathbb{R}}^{n}\to{\mathbb{R}}^{m} auf der Menge Vγsubscript𝑉𝛾V_{\gamma} gleichmäßig stetig und bezüglich y𝑦y gleichmäßig stetig differenzierbar ist.
Dann ist die Abbildung G:Clim(I,n)Clim(I,m):𝐺subscript𝐶𝐼superscript𝑛subscript𝐶𝐼superscript𝑚G:C_{\lim}(I,{\mathbb{R}}^{n})\to C_{\lim}(I,{\mathbb{R}}^{m}), G(y())(t)=g(t,y(t))𝐺𝑦𝑡𝑔𝑡𝑦𝑡G\big{(}y(\cdot)\big{)}(t)=g\big{(}t,y(t)\big{)}, im Punkt y()subscript𝑦y_{*}(\cdot) stetig Fréchet-differenzierbar und es gilt

[G(y())y()](t)=gy(t,y(t))y(t),tI.formulae-sequencedelimited-[]superscript𝐺subscript𝑦𝑦𝑡subscript𝑔𝑦𝑡subscript𝑦𝑡𝑦𝑡𝑡𝐼\big{[}G^{\prime}\big{(}y_{*}(\cdot)\big{)}y(\cdot)\big{]}(t)=g_{y}\big{(}t,y_{*}(t)\big{)}y(t),\quad t\in I.

Denn: Für tI𝑡𝐼t\in I, y()y()<γsubscriptnorm𝑦subscript𝑦𝛾\|y(\cdot)-y_{*}(\cdot)\|_{\infty}<\gamma und 0<λ<λ00𝜆subscript𝜆00<\lambda<\lambda_{0} gilt

[G(y()+λx())G(y())λG(y())x()](t)=01[gy(t,y(t)+sλx(t))gy(t,y(t))]x(t)𝑑s.delimited-[]𝐺𝑦𝜆𝑥𝐺𝑦𝜆superscript𝐺𝑦𝑥𝑡superscriptsubscript01delimited-[]subscript𝑔𝑦𝑡𝑦𝑡𝑠𝜆𝑥𝑡subscript𝑔𝑦𝑡𝑦𝑡𝑥𝑡differential-d𝑠\bigg{[}\frac{G\big{(}y(\cdot)+\lambda x(\cdot)\big{)}-G\big{(}y(\cdot)\big{)}}{\lambda}-G^{\prime}\big{(}y(\cdot)\big{)}x(\cdot)\bigg{]}(t)=\int_{0}^{1}\big{[}g_{y}\big{(}t,y(t)+s\lambda x(t)\big{)}-g_{y}\big{(}t,y(t)\big{)}\big{]}x(t)ds.

Da die Abbildung gy(t,y)subscript𝑔𝑦𝑡𝑦g_{y}(t,y) auf der Menge Vγsubscript𝑉𝛾V_{\gamma} gleichmäßig stetig ist, gibt es ein C>0𝐶0C>0 mit

G(y()+λx())G(y())λG(y())x()suptI01Cλx(t)𝑑sx()=λC,subscriptnorm𝐺𝑦𝜆𝑥𝐺𝑦𝜆superscript𝐺𝑦𝑥subscriptsupremum𝑡𝐼superscriptsubscript01𝐶norm𝜆𝑥𝑡differential-d𝑠subscriptnorm𝑥𝜆𝐶\bigg{\|}\frac{G\big{(}y(\cdot)+\lambda x(\cdot)\big{)}-G\big{(}y(\cdot)\big{)}}{\lambda}-G^{\prime}\big{(}y(\cdot)\big{)}x(\cdot)\bigg{\|}_{\infty}\leq\sup_{t\in I}\int_{0}^{1}C\|\lambda x(t)\|ds\cdot\|x(\cdot)\|_{\infty}=\lambda C,

d. h. der Grenzwert λ0+𝜆superscript0\lambda\to 0^{+} konvergiert gleichmäßig bezüglich x()=1subscriptnorm𝑥1\|x(\cdot)\|_{\infty}=1. Also ist die Abbildung G𝐺G auf einer Umgebung von y()subscript𝑦y_{*}(\cdot) Fréchet-differenzierbar.
Weiterhin ergibt sich wegen der gleichmäßigen Stetigkeit von gy(t,y)subscript𝑔𝑦𝑡𝑦g_{y}(t,y) auf der Menge Vγsubscript𝑉𝛾V_{\gamma} für die Abbildung y()G(y())𝑦superscript𝐺𝑦y(\cdot)\to G^{\prime}\big{(}y(\cdot)\big{)} bezüglich der Operatornorm in y()subscript𝑦y_{*}(\cdot):

G(y())G(y())normsuperscript𝐺𝑦superscript𝐺subscript𝑦\displaystyle\big{\|}G^{\prime}\big{(}y(\cdot)\big{)}-G^{\prime}\big{(}y_{*}(\cdot)\big{)}\big{\|} =\displaystyle= supx()=1[G(y())G(y())]x()subscriptsupremumsubscriptnorm𝑥1subscriptnormdelimited-[]superscript𝐺𝑦superscript𝐺subscript𝑦𝑥\displaystyle\sup_{\|x(\cdot)\|_{\infty}=1}\big{\|}\big{[}G^{\prime}\big{(}y(\cdot)\big{)}-G^{\prime}\big{(}y_{*}(\cdot)\big{)}\big{]}x(\cdot)\big{\|}_{\infty}
\displaystyle\leq suptIgy(t,y(t))gy(t,y(t))Cy()y().subscriptsupremum𝑡𝐼normsubscript𝑔𝑦𝑡𝑦𝑡subscript𝑔𝑦𝑡subscript𝑦𝑡𝐶subscriptnorm𝑦subscript𝑦\displaystyle\sup_{t\in I}\big{\|}g_{y}\big{(}t,y(t)\big{)}-g_{y}\big{(}t,y_{*}(t)\big{)}\big{\|}\leq C\|y(\cdot)-y_{*}(\cdot)\|_{\infty}.

Somit ist die stetige Fréchet-Differenzierbarkeit nachgewiesen. \square

Beispiel A.14.

Es seien [t0,t1]subscript𝑡0subscript𝑡1[t_{0},t_{1}]\subset{\mathbb{R}}, Um𝑈superscript𝑚U\subseteq{\mathbb{R}}^{m}, x()C([t0,t1],n)subscript𝑥𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛x_{*}(\cdot)\in C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}^{n}) und

Vγ={(t,x)[t0,t1]×n|xx(t)γ}.subscript𝑉𝛾conditional-set𝑡𝑥subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛norm𝑥subscript𝑥𝑡𝛾V_{\gamma}=\{(t,x)\in[t_{0},t_{1}]\times{\mathbb{R}}^{n}\,|\,\|x-x_{*}(t)\|\leq\gamma\}.

Ferner sei die Funktion f(t,x,u):[t0,t1]×n×m:𝑓𝑡𝑥𝑢subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛superscript𝑚f(t,x,u):[t_{0},t_{1}]\times{\mathbb{R}}^{n}\times{\mathbb{R}}^{m}\to{\mathbb{R}} für jede kompakte Menge U1msubscript𝑈1superscript𝑚U_{1}\subseteq{\mathbb{R}}^{m} auf der Menge Vγ×U1subscript𝑉𝛾subscript𝑈1V_{\gamma}\times U_{1} stetig und bezüglich x𝑥x stetig differenzierbar. Dann ist für jedes u()L([t0,t1],U)𝑢subscript𝐿subscript𝑡0subscript𝑡1𝑈u(\cdot)\in L_{\infty}([t_{0},t_{1}],U) die Abbildung

x()J(x(),u())=t0t1f(t,x(t),u(t))dt,J:C([t0,t1],n)×L([t0,t1],U),x(\cdot)\to J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\int_{t_{0}}^{t_{1}}f\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}\,dt,\quad J:C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}^{n})\times L_{\infty}([t_{0},t_{1}],U)\to{\mathbb{R}},

im Punkt x()subscript𝑥x_{*}(\cdot) Fréchet-differenzierbar und es gilt

Jx(x(),u())x()=t0t1fx(t,x(t),u(t)),x(t)𝑑t.subscript𝐽𝑥subscript𝑥𝑢𝑥superscriptsubscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1subscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝑢𝑡𝑥𝑡differential-d𝑡J_{x}\big{(}x_{*}(\cdot),u(\cdot)\big{)}x(\cdot)=\int_{t_{0}}^{t_{1}}\big{\langle}f_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u(t)\big{)},x(t)\big{\rangle}\,dt.

Denn: Wegen u()L([t0,t1],U)𝑢subscript𝐿subscript𝑡0subscript𝑡1𝑈u(\cdot)\in L_{\infty}([t_{0},t_{1}],U) lässt sich eine kompakte Menge U1msubscript𝑈1superscript𝑚U_{1}\subseteq{\mathbb{R}}^{m} mit u(t)U1𝑢𝑡subscript𝑈1u(t)\in U_{1} für fast alle t𝑡t angeben. Nach Voraussetzung ist die Abbildung f(t,x,u)𝑓𝑡𝑥𝑢f(t,x,u) auf der Menge Vγ×U1subscript𝑉𝛾subscript𝑈1V_{\gamma}\times U_{1} stetig und stetig differenzierbar bezüglich x𝑥x. Daher ist J𝐽J wohldefiniert. Weiterhin ist für jedes u()L([t0,t1],U)𝑢subscript𝐿subscript𝑡0subscript𝑡1𝑈u(\cdot)\in L_{\infty}([t_{0},t_{1}],U) der lineare Operator Jx(x(),u())subscript𝐽𝑥subscript𝑥𝑢J_{x}\big{(}x_{*}(\cdot),u(\cdot)\big{)} stetig.
Sei ε>0𝜀0\varepsilon>0 gegeben. Aufgrund der gleichmäßigen Stetigkeit von fx(t,x,u)subscript𝑓𝑥𝑡𝑥𝑢f_{x}(t,x,u) auf der Menge Vγ×U1subscript𝑉𝛾subscript𝑈1V_{\gamma}\times U_{1} gibt es eine Zahl λ0>0subscript𝜆00\lambda_{0}>0 mit

fx(t,x(t)+λx,u)fx(t,x(t),u)εt1t0normsubscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝜆𝑥𝑢subscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝑢𝜀subscript𝑡1subscript𝑡0\big{\|}f_{x}\big{(}t,x_{*}(t)+\lambda x,u\big{)}-f_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u\big{)}\big{\|}\leq\frac{\varepsilon}{t_{1}-t_{0}}

für fast alle t[t0,t1]𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1t\in[t_{0},t_{1}] und für alle x1norm𝑥1\|x\|\leq 1, uU1𝑢subscript𝑈1u\in U_{1}, 0<λλ00𝜆subscript𝜆00<\lambda\leq\lambda_{0}. Damit erhalten wir

|J(x()+λx(),u())J(x(),u())λJx(x(),u())x()|𝐽subscript𝑥𝜆𝑥𝑢𝐽subscript𝑥𝑢𝜆subscript𝐽𝑥subscript𝑥𝑢𝑥\displaystyle\bigg{|}\frac{J\big{(}x_{*}(\cdot)+\lambda x(\cdot),u(\cdot)\big{)}-J\big{(}x_{*}(\cdot),u(\cdot)\big{)}}{\lambda}-J_{x}\big{(}x_{*}(\cdot),u(\cdot)\big{)}x(\cdot)\bigg{|}
=\displaystyle= |t0t1[01fx(t,x(t)+λsx(t),u(t))fx(t,x(t),u(t)),x(t)𝑑s]𝑑t|εsuperscriptsubscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1delimited-[]superscriptsubscript01subscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝜆𝑠𝑥𝑡𝑢𝑡subscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝑢𝑡𝑥𝑡differential-d𝑠differential-d𝑡𝜀\displaystyle\bigg{|}\int_{t_{0}}^{t_{1}}\bigg{[}\int_{0}^{1}\langle f_{x}\big{(}t,x_{*}(t)+\lambda sx(t),u(t)\big{)}-f_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u(t)\big{)},x(t)\rangle\,ds\bigg{]}\,dt\bigg{|}\leq\varepsilon

für alle x()1subscriptnorm𝑥1\|x(\cdot)\|_{\infty}\leq 1 und alle 0<λλ00𝜆subscript𝜆00<\lambda\leq\lambda_{0}. \square

Beispiel A.15.

Es seien Um𝑈superscript𝑚U\subseteq{\mathbb{R}}^{m}, ω()𝜔\omega(\cdot) eine Gewichtsfunktion aus dem Raum L1(+,+)subscript𝐿1subscriptsubscriptL_{1}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}_{+}), weiterhin x()Clim(+,n)subscript𝑥subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛x_{*}(\cdot)\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) und

Vγ={(t,x)¯+×n|xx(t)γ}.subscript𝑉𝛾conditional-set𝑡𝑥subscript¯superscript𝑛norm𝑥𝑥𝑡𝛾V_{\gamma}=\{(t,x)\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}\times{\mathbb{R}}^{n}\,|\,\|x-x(t)\|\leq\gamma\}.

Ferner sei die Funktion f(t,x,u):×n×m:𝑓𝑡𝑥𝑢superscript𝑛superscript𝑚f(t,x,u):{\mathbb{R}}\times{\mathbb{R}}^{n}\times{\mathbb{R}}^{m}\to{\mathbb{R}} für jede kompakte Menge U1msubscript𝑈1superscript𝑚U_{1}\subseteq{\mathbb{R}}^{m} auf der Menge Vγ×U1subscript𝑉𝛾subscript𝑈1V_{\gamma}\times U_{1} gleichmäßig stetig und bezüglich x𝑥x gleichmäßig stetig differenzierbar. Dann ist für jedes u()L(+,U)𝑢subscript𝐿subscript𝑈u(\cdot)\in L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},U) die Abbildung

x()J(x(),u())=0ω(t)f(t,x(t),u(t))𝑑t,𝑥𝐽𝑥𝑢superscriptsubscript0𝜔𝑡𝑓𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡differential-d𝑡x(\cdot)\to J\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{\infty}\omega(t)f\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}\,dt,

wobei J:Clim(+,n)×L(+,U):𝐽subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛subscript𝐿subscript𝑈J:C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\times L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},U)\to{\mathbb{R}} gilt, im Punkt x()subscript𝑥x_{*}(\cdot) Fréchet-differenzierbar und

Jx(x(),u())x()=0ω(t)fx(t,x(t),u(t)),x(t)𝑑t.subscript𝐽𝑥subscript𝑥𝑢𝑥superscriptsubscript0𝜔𝑡subscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝑢𝑡𝑥𝑡differential-d𝑡J_{x}\big{(}x_{*}(\cdot),u(\cdot)\big{)}x(\cdot)=\int_{0}^{\infty}\omega(t)\big{\langle}f_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u(t)\big{)},x(t)\big{\rangle}\,dt.

Denn: Wegen u()L(+,U)𝑢subscript𝐿subscript𝑈u(\cdot)\in L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},U), ω()L1(+,+)𝜔subscript𝐿1subscriptsubscript\omega(\cdot)\in L_{1}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}_{+}) und wegen der gleichmäßigen Differenzierbarkeit lassen sich zu jedem ε>0𝜀0\varepsilon>0 Zahlen λ0,T>0subscript𝜆0𝑇0\lambda_{0},T>0 und nach dem Satz von Lusin eine kompakte Menge K[0,T]𝐾0𝑇K\subseteq[0,T] derart angeben, dass ω()𝜔\omega(\cdot) auf K𝐾K stetig ist, die Ungleichung

+Kω(t)𝑑tε2subscriptsubscript𝐾𝜔𝑡differential-d𝑡𝜀2\int_{{\mathbb{R}}_{+}\setminus K}\omega(t)\,dt\leq\frac{\varepsilon}{2}

gilt und die Beziehung

fx(t,x(t)+λx,u(t))fx(t,x(t),u(t))1normsubscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝜆𝑥𝑢𝑡subscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝑢𝑡1\big{\|}f_{x}\big{(}t,x_{*}(t)+\lambda x,u(t)\big{)}-f_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u(t)\big{)}\big{\|}\leq 1

für fast alle tK𝑡𝐾t\not\in K und für alle x1norm𝑥1\|x\|\leq 1, 0λλ00𝜆subscript𝜆00\leq\lambda\leq\lambda_{0} erfüllt ist. Benutzen wir über der kompakten Menge K𝐾K die gleiche Argumentation wie in Beispiel A.14, so erhalten wir

|J(x()+λx(),u())J(x(),u())λJx(x(),u())x()|𝐽subscript𝑥𝜆𝑥𝑢𝐽subscript𝑥𝑢𝜆subscript𝐽𝑥subscript𝑥𝑢𝑥\displaystyle\bigg{|}\frac{J\big{(}x_{*}(\cdot)+\lambda x(\cdot),u(\cdot)\big{)}-J\big{(}x_{*}(\cdot),u(\cdot)\big{)}}{\lambda}-J_{x}\big{(}x_{*}(\cdot),u(\cdot)\big{)}x(\cdot)\bigg{|}
=\displaystyle= |0ω(t)[01fx(t,x(t)+λsx(t),u(t))fx(t,x(t),u(t)),x(t)𝑑s]𝑑t|εsuperscriptsubscript0𝜔𝑡delimited-[]superscriptsubscript01subscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝜆𝑠𝑥𝑡𝑢𝑡subscript𝑓𝑥𝑡subscript𝑥𝑡𝑢𝑡𝑥𝑡differential-d𝑠differential-d𝑡𝜀\displaystyle\bigg{|}\int_{0}^{\infty}\omega(t)\bigg{[}\int_{0}^{1}\langle f_{x}\big{(}t,x_{*}(t)+\lambda sx(t),u(t)\big{)}-f_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u(t)\big{)},x(t)\rangle\,ds\bigg{]}\,dt\bigg{|}\leq\varepsilon

für alle x()1subscriptnorm𝑥1\|x(\cdot)\|_{\infty}\leq 1 und alle 0<λλ00𝜆subscript𝜆00<\lambda\leq\lambda_{0}. \square

Beispiel A.16.

Es seien [t0,t1]subscript𝑡0subscript𝑡1[t_{0},t_{1}]\subset{\mathbb{R}}, Um𝑈superscript𝑚U\subseteq{\mathbb{R}}^{m}, x()C([t0,t1],n)subscript𝑥𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛x_{*}(\cdot)\in C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}^{n}) und

Vγ={(t,x)[t0,t1]×n|xx(t)γ}.subscript𝑉𝛾conditional-set𝑡𝑥subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛norm𝑥subscript𝑥𝑡𝛾V_{\gamma}=\{(t,x)\in[t_{0},t_{1}]\times{\mathbb{R}}^{n}\,|\,\|x-x_{*}(t)\|\leq\gamma\}.

Ferner sei die Abbildung φ(t,x,u):[t0,t1]×n×mn:𝜑𝑡𝑥𝑢subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛superscript𝑚superscript𝑛\varphi(t,x,u):[t_{0},t_{1}]\times{\mathbb{R}}^{n}\times{\mathbb{R}}^{m}\to{\mathbb{R}}^{n} für jede kompakte Menge U1msubscript𝑈1superscript𝑚U_{1}\subseteq{\mathbb{R}}^{m} auf der Menge Vγ×U1subscript𝑉𝛾subscript𝑈1V_{\gamma}\times U_{1} stetig und bezüglich x𝑥x stetig differenzierbar. Dann ist für jedes u()L([t0,t1],U)𝑢subscript𝐿subscript𝑡0subscript𝑡1𝑈u(\cdot)\in L_{\infty}([t_{0},t_{1}],U) die Abbildung

x()F(x(),u())(t)=t0tφ(s,x(s),u(s))𝑑s,t[t0,t1],formulae-sequence𝑥𝐹𝑥𝑢𝑡superscriptsubscriptsubscript𝑡0𝑡𝜑𝑠𝑥𝑠𝑢𝑠differential-d𝑠𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1x(\cdot)\to F\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}(t)=\int_{t_{0}}^{t}\varphi\big{(}s,x(s),u(s)\big{)}\,ds,\quad t\in[t_{0},t_{1}],

F:C([t0,t1],n)×L([t0,t1],n)C([t0,t1],n):𝐹𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛subscript𝐿subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛F:C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}^{n})\times L_{\infty}([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}^{n})\to C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}^{n}), im Punkt x()subscript𝑥x_{*}(\cdot) Fréchet-differenzierbar und es gilt

[Fx(x(),u())x()](t)=t0tφx(s,x(s),u(s))x(s)𝑑s,t[t0,t1].formulae-sequencedelimited-[]subscript𝐹𝑥subscript𝑥𝑢𝑥𝑡superscriptsubscriptsubscript𝑡0𝑡subscript𝜑𝑥𝑠subscript𝑥𝑠𝑢𝑠𝑥𝑠differential-d𝑠𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1\big{[}F_{x}\big{(}x_{*}(\cdot),u(\cdot)\big{)}x(\cdot)\big{]}(t)=\int_{t_{0}}^{t}\varphi_{x}\big{(}s,x_{*}(s),u(s)\big{)}x(s)\,ds,\quad t\in[t_{0},t_{1}].

Denn es lässt sich zu u()L([t0,t1],U)𝑢subscript𝐿subscript𝑡0subscript𝑡1𝑈u(\cdot)\in L_{\infty}([t_{0},t_{1}],U) eine kompakte Menge U1msubscript𝑈1superscript𝑚U_{1}\subseteq{\mathbb{R}}^{m} mit u(t)U1𝑢𝑡subscript𝑈1u(t)\in U_{1} für fast alle t𝑡t angeben, so dass φx(t,x,u)subscript𝜑𝑥𝑡𝑥𝑢\varphi_{x}(t,x,u) auf der Menge Vγ×U1subscript𝑉𝛾subscript𝑈1V_{\gamma}\times U_{1} gleichmäßig stetig ist. Daraus ergibt sich die Fréchet-Differenzierbarkeit. \square

Beispiel A.17.

Es seien Um𝑈superscript𝑚U\subseteq{\mathbb{R}}^{m}, x()Clim(+,n)subscript𝑥subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛x_{*}(\cdot)\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}), u()L(+,U)subscript𝑢subscript𝐿subscript𝑈u_{*}(\cdot)\in L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},U), und

Vγ={(t,x)¯+×n|xx(t)γ}.subscript𝑉𝛾conditional-set𝑡𝑥subscript¯superscript𝑛norm𝑥𝑥𝑡𝛾V_{\gamma}=\{(t,x)\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}\times{\mathbb{R}}^{n}\,|\,\|x-x(t)\|\leq\gamma\}.

Ferner sei die Abbildung φ(t,x,u):×n×m:𝜑𝑡𝑥𝑢superscript𝑛superscript𝑚\varphi(t,x,u):{\mathbb{R}}\times{\mathbb{R}}^{n}\times{\mathbb{R}}^{m}\to{\mathbb{R}} für jede kompakte Menge U1msubscript𝑈1superscript𝑚U_{1}\subseteq{\mathbb{R}}^{m} auf der Menge Vγ×U1subscript𝑉𝛾subscript𝑈1V_{\gamma}\times U_{1} gleichmäßig stetig und bezüglich x𝑥x gleichmäßig stetig differenzierbar. Weiterhin nehmen wir an, dass

0φ(t,x(t),u(t))𝑑t<,0φx(t,x(t),u(t))dt<conditionalsuperscriptsubscript0norm𝜑𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡brasuperscriptsubscript0subscript𝜑𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑑𝑡\int_{0}^{\infty}\big{\|}\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\|}\,dt<\infty,\qquad\int_{0}^{\infty}\big{\|}\varphi_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\|}\,dt<\infty

gelten. Außerdem möge zu jedem δ>0𝛿0\delta>0 ein T>0𝑇0T>0 existieren, dass

Tφ(t,x(t),u(t))φ(t,x(t),u(t))conditionalsuperscriptsubscript𝑇𝜑𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝜑𝑡superscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡\displaystyle\int_{T}^{\infty}\big{\|}\varphi\big{(}t,x(t),u_{*}(t)\big{)}-\varphi\big{(}t,x^{\prime}(t),u_{*}(t)\big{)}
φx(t,x(t),u(t))(x(t)x(t))dtδx()x()conditionalsubscript𝜑𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑥𝑡superscript𝑥𝑡𝑑𝑡𝛿subscriptnorm𝑥superscript𝑥\displaystyle\hskip 56.9055pt-\varphi_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{(}x(t)-x^{\prime}(t)\big{)}\big{\|}\,dt\leq\delta\|x(\cdot)-x^{\prime}(\cdot)\|_{\infty}

für alle x(),x()Clim(+,n)𝑥superscript𝑥subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛x(\cdot),x^{\prime}(\cdot)\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) mit x()x()<γsubscriptnorm𝑥subscript𝑥𝛾\|x(\cdot)-x_{*}(\cdot)\|_{\infty}<\gamma, x()x()<γsubscriptnormsuperscript𝑥subscript𝑥𝛾\|x^{\prime}(\cdot)-x_{*}(\cdot)\|_{\infty}<\gamma erfüllt ist. Außerdem bezeichnen wir mit 𝒰𝒰\mathscr{U} die Menge:

𝒰={u()L(+,U)\displaystyle\mathscr{U}=\big{\{}u(\cdot)\in L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},U) ||\displaystyle\big{|} u(t)=u(t)+χM(t)(w(t)u(t)),w()L(+,U),formulae-sequence𝑢𝑡subscript𝑢𝑡subscript𝜒𝑀𝑡𝑤𝑡subscript𝑢𝑡𝑤subscript𝐿subscript𝑈\displaystyle u(t)=u_{*}(t)+\chi_{M}(t)\big{(}w(t)-u_{*}(t)\big{)},\;w(\cdot)\in L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},U),
M+ meßbar und beschränkt}.\displaystyle M\subset{\mathbb{R}}_{+}\mbox{ me\ss bar und beschr\"{a}\nobreak\hskip 0.0ptnkt}\big{\}}.

Die Menge ist verbunden mit Nadelvariationen des Steuerungsprozesses (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)}, die nur über beschränkten Mengen erfolgen.
Unter diesen Voraussetzungen ist für jedes u()𝒰𝑢𝒰u(\cdot)\in\mathscr{U} die Abbildung

x()F(x(),u())=0tφ(s,x(s),u(s))𝑑s,t+,formulae-sequence𝑥𝐹𝑥𝑢superscriptsubscript0𝑡𝜑𝑠𝑥𝑠𝑢𝑠differential-d𝑠𝑡subscriptx(\cdot)\to F\big{(}x(\cdot),u(\cdot)\big{)}=\int_{0}^{t}\varphi\big{(}s,x(s),u(s)\big{)}\,ds,\quad t\in{\mathbb{R}}_{+},

F:Clim(+,n)×L(+,U)Clim(+,n):𝐹subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛subscript𝐿subscript𝑈subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛F:C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\times L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},U)\to C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}), in x()subscript𝑥x_{*}(\cdot) Fréchet-differenzierbar und

[Fx(x(),u())x()](t)=0tφx(s,x(s),u(s))x(s)𝑑s,t+.formulae-sequencedelimited-[]subscript𝐹𝑥subscript𝑥𝑢𝑥𝑡superscriptsubscript0𝑡subscript𝜑𝑥𝑠subscript𝑥𝑠𝑢𝑠𝑥𝑠differential-d𝑠𝑡subscript\big{[}F_{x}\big{(}x_{*}(\cdot),u(\cdot)\big{)}x(\cdot)\big{]}(t)=\int_{0}^{t}\varphi_{x}\big{(}s,x_{*}(s),u(s)\big{)}x(s)\,ds,\quad t\in{\mathbb{R}}_{+}.

Denn: Wegen u()𝒰𝑢𝒰u(\cdot)\in\mathscr{U} können wir eine Zahl T>0𝑇0T>0 angeben mit u(t)=u(t)𝑢𝑡subscript𝑢𝑡u(t)=u_{*}(t) für alle tT𝑡𝑇t\geq T. Daher ergibt sich für alle x()Clim(+,n)𝑥subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛x(\cdot)\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) mit x()x()<γsubscriptnorm𝑥subscript𝑥𝛾\|x(\cdot)-x_{*}(\cdot)\|_{\infty}<\gamma

0φ(t,x(t),u(t))𝑑t0Tφ(t,x(t),u(t))𝑑t+Tφ(t,x(t),u(t))𝑑t.superscriptsubscript0norm𝜑𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡differential-d𝑡superscriptsubscript0𝑇norm𝜑𝑡𝑥𝑡𝑢𝑡differential-d𝑡superscriptsubscript𝑇norm𝜑𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡\int_{0}^{\infty}\big{\|}\varphi\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}\big{\|}\,dt\leq\int_{0}^{T}\big{\|}\varphi\big{(}t,x(t),u(t)\big{)}\big{\|}\,dt+\int_{T}^{\infty}\big{\|}\varphi\big{(}t,x(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\|}\,dt.

Darin ergibt sich nach Voraussetzung außerdem

Tφ(t,x(t),u(t))𝑑tT[φ(t,x(t),u(t))+γφx(t,x(t),u(t))]𝑑t+δγ.superscriptsubscript𝑇norm𝜑𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡superscriptsubscript𝑇delimited-[]norm𝜑𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝛾normsubscript𝜑𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡𝛿𝛾\int_{T}^{\infty}\big{\|}\varphi\big{(}t,x(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\|}\,dt\leq\int_{T}^{\infty}\Big{[}\big{\|}\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\|}+\gamma\big{\|}\varphi_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\|}\Big{]}\,dt+\delta\gamma.

Damit bildet der Operator F𝐹F in den Raum Clim(+,n)subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) ab. Ferner können wir zu jedem ε>0𝜀0\varepsilon>0 Zahlen λ0,T>0subscript𝜆0𝑇0\lambda_{0},T>0 angeben mit u(t)=u(t)𝑢𝑡subscript𝑢𝑡u(t)=u_{*}(t) für alle tT𝑡𝑇t\geq T und

Tφ(t,x(t)+λx(t),u(t))φ(t,x(t),u(t))φx(t,x(t),u(t))(λx(t))𝑑tε2superscriptsubscript𝑇norm𝜑𝑡subscript𝑥𝑡𝜆𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝜑𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡subscript𝜑𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝜆𝑥𝑡differential-d𝑡𝜀2\int_{T}^{\infty}\big{\|}\varphi\big{(}t,x_{*}(t)+\lambda x(t),u_{*}(t)\big{)}-\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}-\varphi_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{(}\lambda x(t)\big{)}\big{\|}\,dt\leq\frac{\varepsilon}{2}

für alle 0<λλ00𝜆subscript𝜆00<\lambda\leq\lambda_{0} und alle x()<1subscriptnorm𝑥1\|x(\cdot)\|_{\infty}<1 ausfällt.
Nutzen wir über dem Intervall [0,T]0𝑇[0,T] die Argumentation aus Beispiel A.16, so erhalten wir

F(x()+λx(),u())F(x(),u())λFx(x(),u())x()εsubscriptnorm𝐹subscript𝑥𝜆𝑥𝑢𝐹subscript𝑥𝑢𝜆subscript𝐹𝑥subscript𝑥𝑢𝑥𝜀\bigg{\|}\frac{F\big{(}x_{*}(\cdot)+\lambda x(\cdot),u(\cdot)\big{)}-F\big{(}x_{*}(\cdot),u(\cdot)\big{)}}{\lambda}-F_{x}\big{(}x_{*}(\cdot),u(\cdot)\big{)}x(\cdot)\bigg{\|}_{\infty}\leq\varepsilon

für alle x()1subscriptnorm𝑥1\|x(\cdot)\|_{\infty}\leq 1 und alle 0<λλ00𝜆subscript𝜆00<\lambda\leq\lambda_{0}. \square

Anhang B Differentialgleichungen

Wir betrachten für A(t)n×n𝐴𝑡superscript𝑛𝑛A(t)\in{\mathbb{R}}^{n\times n} und a(t)n𝑎𝑡superscript𝑛a(t)\in{\mathbb{R}}^{n} das lineare Differentialgleichungssystem

x˙(t)=A(t)x(t)+a(t).˙𝑥𝑡𝐴𝑡𝑥𝑡𝑎𝑡\dot{x}(t)=A(t)x(t)+a(t).
Lemma B.1.

Es sei vorausgesetzt, dass die Abbildung tA(t)𝑡𝐴𝑡t\to A(t) und die Vektorfunktion a()𝑎a(\cdot) über [t0,t1]subscript𝑡0subscript𝑡1[t_{0},t_{1}] integrierbar. Dann existiert zu jeder Vektorfunktion ζ()C([t0,t1],n)𝜁𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛\zeta(\cdot)\in C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}^{n}) und jedem τ[t0,t1]𝜏subscript𝑡0subscript𝑡1\tau\in[t_{0},t_{1}] eine eindeutig bestimmte Vektorfunktion x()C([t0,t1],n)𝑥𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛x(\cdot)\in C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}^{n}) derart, dass für alle t[t0,t1]𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1t\in[t_{0},t_{1}] die folgende Gleichung erfüllt ist:

ζ(t)=x(t)τt[A(s)x(s)+a(s)]𝑑s.𝜁𝑡𝑥𝑡superscriptsubscript𝜏𝑡delimited-[]𝐴𝑠𝑥𝑠𝑎𝑠differential-d𝑠\zeta(t)=x(t)-\int_{\tau}^{t}\big{[}A(s)x(s)+a(s)\big{]}\,ds.

Beweis Wir werden im Folgenden zeigen, dass die Fixpunktgleichung x()=T(x())𝑥𝑇𝑥x(\cdot)=T\big{(}x(\cdot)\big{)}, wobei der Operator T𝑇T durch

x()T(x()),T(x())(t)=ζ(t)+τt[A(s)x(s)+a(s)]𝑑s,t[t0,t1],formulae-sequence𝑥𝑇𝑥formulae-sequence𝑇𝑥𝑡𝜁𝑡superscriptsubscript𝜏𝑡delimited-[]𝐴𝑠𝑥𝑠𝑎𝑠differential-d𝑠𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1x(\cdot)\to T\big{(}x(\cdot)\big{)},\quad T\big{(}x(\cdot)\big{)}(t)=\zeta(t)+\int_{\tau}^{t}\big{[}A(s)x(s)+a(s)\big{]}\,ds,\quad t\in[t_{0},t_{1}],

gegeben wird, stets eine eindeutige Lösung besitzt. Der Operator T𝑇T bildet den Raum C([t0,t1],n)𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}^{n}) in sich ab. Zur abkürzenden Schreibweise seien

c(t)=A(t),C(t)=τtc(s)𝑑s,c0=t0t1c(s)𝑑s.formulae-sequence𝑐𝑡norm𝐴𝑡formulae-sequence𝐶𝑡superscriptsubscript𝜏𝑡𝑐𝑠differential-d𝑠subscript𝑐0superscriptsubscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1𝑐𝑠differential-d𝑠c(t)=\|A(t)\|,\qquad C(t)=\int_{\tau}^{t}c(s)\,ds,\qquad c_{0}=\int_{t_{0}}^{t_{1}}c(s)\,ds.

Bei mehrfacher Anwendung des Operators T𝑇T ergeben sich für x1(),x2()C([t0,t1],n)subscript𝑥1subscript𝑥2𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛x_{1}(\cdot),x_{2}(\cdot)\in C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}^{n}) die Beziehungen

[T(x1()x2())](t)τtc(s)𝑑sx1()x2(),normdelimited-[]𝑇subscript𝑥1subscript𝑥2𝑡superscriptsubscript𝜏𝑡𝑐𝑠differential-d𝑠subscriptnormsubscript𝑥1subscript𝑥2\displaystyle\big{\|}\big{[}T\big{(}x_{1}(\cdot)-x_{2}(\cdot)\big{)}\big{]}(t)\big{\|}\leq\int_{\tau}^{t}c(s)\,ds\cdot\|x_{1}(\cdot)-x_{2}(\cdot)\|_{\infty},
[T2(x1()x2())](t)τtc(s)[T(x1()x2())](s)𝑑snormdelimited-[]superscript𝑇2subscript𝑥1subscript𝑥2𝑡superscriptsubscript𝜏𝑡𝑐𝑠normdelimited-[]𝑇subscript𝑥1subscript𝑥2𝑠differential-d𝑠\displaystyle\big{\|}\big{[}T^{2}\big{(}x_{1}(\cdot)-x_{2}(\cdot)\big{)}\big{]}(t)\big{\|}\leq\int_{\tau}^{t}c(s)\big{\|}\big{[}T\big{(}x_{1}(\cdot)-x_{2}(\cdot)\big{)}\big{]}(s)\big{\|}\,ds
τtc(s)C(s)𝑑sx1()x2()=12C2(t)x1()x2(),absentsuperscriptsubscript𝜏𝑡𝑐𝑠𝐶𝑠differential-d𝑠subscriptnormsubscript𝑥1subscript𝑥212superscript𝐶2𝑡subscriptnormsubscript𝑥1subscript𝑥2\displaystyle\hskip 28.45274pt\leq\int_{\tau}^{t}c(s)C(s)\,ds\cdot\big{\|}x_{1}(\cdot)-x_{2}(\cdot)\big{\|}_{\infty}=\frac{1}{2}C^{2}(t)\cdot\|x_{1}(\cdot)-x_{2}(\cdot)\|_{\infty},
\displaystyle\hskip 85.35826pt\vdots
[Tm(x1()x2())](t)τtc(s)[Tm1(x1()x2())](s)𝑑snormdelimited-[]superscript𝑇𝑚subscript𝑥1subscript𝑥2𝑡superscriptsubscript𝜏𝑡𝑐𝑠normdelimited-[]superscript𝑇𝑚1subscript𝑥1subscript𝑥2𝑠differential-d𝑠\displaystyle\big{\|}\big{[}T^{m}\big{(}x_{1}(\cdot)-x_{2}(\cdot)\big{)}\big{]}(t)\big{\|}\leq\int_{\tau}^{t}c(s)\big{\|}\big{[}T^{m-1}\big{(}x_{1}(\cdot)-x_{2}(\cdot)\big{)}\big{]}(s)\big{\|}\,ds
τtc(s)Cm1(t)(m1)!𝑑sx1()x2()=Cm(t)m!x1()x2().absentsuperscriptsubscript𝜏𝑡𝑐𝑠superscript𝐶𝑚1𝑡𝑚1differential-d𝑠subscriptnormsubscript𝑥1subscript𝑥2superscript𝐶𝑚𝑡𝑚subscriptnormsubscript𝑥1subscript𝑥2\displaystyle\hskip 28.45274pt\leq\int_{\tau}^{t}c(s)\frac{C^{m-1}(t)}{(m-1)!}\,ds\cdot\big{\|}x_{1}(\cdot)-x_{2}(\cdot)\big{\|}_{\infty}=\frac{C^{m}(t)}{m!}\cdot\|x_{1}(\cdot)-x_{2}(\cdot)\|_{\infty}.

In der Topologie des Raumes C([t0,t1],n)𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}^{n}) gilt daher

Tm(x1()x2())c0mm!x1()x2().subscriptnormsuperscript𝑇𝑚subscript𝑥1subscript𝑥2superscriptsubscript𝑐0𝑚𝑚subscriptnormsubscript𝑥1subscript𝑥2\big{\|}T^{m}\big{(}x_{1}(\cdot)-x_{2}(\cdot)\big{)}\big{\|}_{\infty}\leq\frac{c_{0}^{m}}{m!}\cdot\|x_{1}(\cdot)-x_{2}(\cdot)\|_{\infty}.

Die Zahlen am=c0mm!subscript𝑎𝑚superscriptsubscript𝑐0𝑚𝑚a_{m}=\frac{c_{0}^{m}}{m!} liefern eine Folge, deren Reihe konvergiert. Nach dem Fixpunktsatz von Weissinger (Satz A.6) existiert daher genau ein x()𝑥x(\cdot) mit x()=Tx()𝑥𝑇𝑥x(\cdot)=Tx(\cdot). \blacksquare

Lemma B.2.

Es seien die Abbildung tA(t)𝑡𝐴𝑡t\to A(t) und die Vektorfunktion a()𝑎a(\cdot) über +subscript{\mathbb{R}}_{+} integrierbar. Dann existiert zu jeder Vektorfunktion ζ()Clim(+,n)𝜁subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛\zeta(\cdot)\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) und jedem τ¯+𝜏subscript¯\tau\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+} eine eindeutig bestimmte Vektorfunktion x()Clim(+,n)𝑥subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛x(\cdot)\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) derart, dass für alle t+𝑡subscriptt\in{\mathbb{R}}_{+} die folgende Gleichung erfüllt ist:

ζ(t)=x(t)τt[A(s)x(s)+a(s)]𝑑s.𝜁𝑡𝑥𝑡superscriptsubscript𝜏𝑡delimited-[]𝐴𝑠𝑥𝑠𝑎𝑠differential-d𝑠\zeta(t)=x(t)-\int_{\tau}^{t}\big{[}A(s)x(s)+a(s)\big{]}\,ds.

Beweis Wir ersetzen im Beweis von Lemma B.1 das Intervall [t0,t1]subscript𝑡0subscript𝑡1[t_{0},t_{1}] durch +subscript{\mathbb{R}}_{+}. Ferner seien der Operator T𝑇T wie dort definiert und

c(t)=A(t),C(t)=τtc(s)𝑑s,c0=0c(s)𝑑s.formulae-sequence𝑐𝑡norm𝐴𝑡formulae-sequence𝐶𝑡superscriptsubscript𝜏𝑡𝑐𝑠differential-d𝑠subscript𝑐0superscriptsubscript0𝑐𝑠differential-d𝑠c(t)=\|A(t)\|,\qquad C(t)=\int_{\tau}^{t}c(s)\,ds,\qquad c_{0}=\int_{0}^{\infty}c(s)\,ds.

Bei mehrfacher Anwendung des Operators T𝑇T ergibt sich für x1(),x2()Clim(+,n)subscript𝑥1subscript𝑥2subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛x_{1}(\cdot),x_{2}(\cdot)\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}):

Tm(x1()x2())c0mm!x1()x2().subscriptnormsuperscript𝑇𝑚subscript𝑥1subscript𝑥2superscriptsubscript𝑐0𝑚𝑚subscriptnormsubscript𝑥1subscript𝑥2\big{\|}T^{m}\big{(}x_{1}(\cdot)-x_{2}(\cdot)\big{)}\big{\|}_{\infty}\leq\frac{c_{0}^{m}}{m!}\cdot\|x_{1}(\cdot)-x_{2}(\cdot)\|_{\infty}.

Die Zahlen am=c0mm!subscript𝑎𝑚superscriptsubscript𝑐0𝑚𝑚a_{m}=\frac{c_{0}^{m}}{m!} liefern eine Folge, deren Reihe konvergiert. Nach dem Fixpunktsatz von Weissinger existiert daher genau ein x()𝑥x(\cdot) mit x()=Tx()𝑥𝑇𝑥x(\cdot)=Tx(\cdot). \blacksquare

Folgerung B.3.

Es seien die Abbildung A()𝐴A(\cdot) und die Vektorfunktion a()𝑎a(\cdot) auf +subscript{\mathbb{R}}_{+} integrierbar. Dann existiert zu jedem ζn𝜁superscript𝑛\zeta\in{\mathbb{R}}^{n} und jedem τ+𝜏subscript\tau\in{\mathbb{R}}_{+} bzw. für t𝑡t\to\infty eine eindeutig bestimmte Lösung x()𝑥x(\cdot) der Gleichung

x˙(t)=A(t)x(t)+a(t),x(τ)=ζ bzw.limtx(t)=ζ.formulae-sequence˙𝑥𝑡𝐴𝑡𝑥𝑡𝑎𝑡𝑥𝜏𝜁 bzw.subscript𝑡𝑥𝑡𝜁\dot{x}(t)=A(t)x(t)+a(t),\qquad x(\tau)=\zeta\mbox{ bzw.}\lim_{t\to\infty}x(t)=\zeta.

Beweis Die Behauptung folgt unmittelbar aus Lemma B.2, wenn wir ζ(t)ζ𝜁𝑡𝜁\zeta(t)\equiv\zeta setzen. \blacksquare

Anhang C Elemente der Konvexen Analysis

Bei der Zusammenstellung der grundlegenden Ergebnisse beschränken wir uns auf die Eigenschaften konvexer und lokalkonvexer Funktionen nach Clarke [7], Ioffe & Tichomirov [10] und Rockafellar [14]. Im vorliegenden Rahmen stimmen die klassische Richtungsableitung und der Clarkesche Gradient überein. Deswegen verweisen wir bezüglich Lemma C.1 und bezüglich der Kettenregel C.3 auf [10].

C.1 Das Subdifferential konvexer Funktionen

Es seien X,Y𝑋𝑌X,Y Banachräume. Eine Funktion f𝑓f auf X𝑋X ist in der Konvexen Analysis eine Abbildung in die erweiterte reelle Zahlengerade, d. h. f:X¯=[,]:𝑓𝑋¯f:X\to\overline{{\mathbb{R}}}=[-\infty,\infty]. Der effektive Definitionsbereich der Abbildung f𝑓f ist die Menge domf={xX|f(x)<}dom𝑓conditional-set𝑥𝑋𝑓𝑥{\rm dom\,}f=\{x\in X|f(x)<\infty\}. Die Funktion f𝑓f heißt eigentlich, falls domfdom𝑓{\rm dom\,}f\not=\emptyset und f(x)>𝑓𝑥f(x)>-\infty für alle xX𝑥𝑋x\in X gelten.
Die eigentliche Funktion f𝑓f heißt konvex, wenn für alle x1,x2Xsubscript𝑥1subscript𝑥2𝑋x_{1},x_{2}\in X und alle 0α10𝛼10\leq\alpha\leq 1 folgende Ungleichung gilt:

f(αx1+(1α)x2)αf(x1)+(1α)f(x2).𝑓𝛼subscript𝑥11𝛼subscript𝑥2𝛼𝑓subscript𝑥11𝛼𝑓subscript𝑥2f\big{(}\alpha x_{1}+(1-\alpha)x_{2}\big{)}\leq\alpha f(x_{1})+(1-\alpha)f(x_{2}).

Die Funktion f𝑓f heißt homogen, falls f(0)=0𝑓00f(0)=0 und f(λx)=λf(x)𝑓𝜆𝑥𝜆𝑓𝑥f(\lambda x)=\lambda f(x) für alle xX,λ>0formulae-sequence𝑥𝑋𝜆0x\in X,\,\lambda>0 ist. Eine eigentliche konvexe Funktion ist genau dann in einem Punkt stetig, wenn sie auf einer Umgebung dieses Punktes nach oben beschränkt ist. In diesem Fall ist das Innere des effektiven Definitionsbereichs nichtleer. Ist andererseits eine homogene Funktion auf einer Umgebung des Nullpunktes stetig, so ist sie auf X𝑋X stetig.
Ist f𝑓f eine eigentliche konvexe Funktion auf X𝑋X, dann existiert in jedem Punkt der Menge domfdom𝑓{\rm dom\,}f die klassische Richtungsableitung, d. h. für alle zX𝑧𝑋z\in X der Grenzwert

f(x;z)=limλ0+f(x+λz)f(x)λ.superscript𝑓𝑥𝑧subscript𝜆superscript0𝑓𝑥𝜆𝑧𝑓𝑥𝜆f^{\prime}(x;z)=\lim_{\lambda\to 0^{+}}\frac{f(x+\lambda z)-f(x)}{\lambda}.

Sei f𝑓f eigentlich, konvex und in x𝑥x stetig. Dann ist f𝑓f auf einer Umgebung des Punktes x𝑥x nach oben beschränkt, in x𝑥x lokal Lipschitz-stetig und es existiert der Clarkesche Gradient

f(x;z)=lim supyxλ0+f(y+λz)f(y)λ.superscript𝑓𝑥𝑧subscriptlimit-supremum𝑦𝑥𝜆superscript0𝑓𝑦𝜆𝑧𝑓𝑦𝜆f^{\circ}(x;z)=\limsup_{\begin{subarray}{c}y\to x\\ \lambda\to 0^{+}\end{subarray}}\frac{f(y+\lambda z)-f(y)}{\lambda}.

Unter diesen Voraussetzungen ist außerdem die Funktion f𝑓f ist im Punkt x𝑥x regulär im Sinn der Konvexen Analysis, d. h. f(x;)=f(x;)superscript𝑓𝑥superscript𝑓𝑥f^{\prime}(x;\cdot)=f^{\circ}(x;\cdot). Das Subdifferential der eigentlichen konvexen Funktion f𝑓f besteht im Punkt x𝑥x aus allen Subgradienten xXsuperscript𝑥superscript𝑋x^{*}\in X^{*}, d. h.

f(x)={xX|f(z)f(x)x,zx für alle zX}.𝑓𝑥conditional-setsuperscript𝑥superscript𝑋𝑓𝑧𝑓𝑥superscript𝑥𝑧𝑥 für alle 𝑧𝑋\partial f(x)=\{x^{*}\in X^{*}|f(z)-f(x)\geq\langle x^{*},z-x\rangle\mbox{ f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle }z\in X\}.

Für eine eigentliche konvexe Funktion f𝑓f gilt f(x)=f(x;0)𝑓𝑥superscript𝑓𝑥0\partial f(x)=\partial f^{\prime}(x;0) für alle xdomf𝑥dom𝑓x\in{\rm dom\,}f. Ist f𝑓f eine eigentliche homogene konvexe Funktion und x0𝑥0x\not=0, dann ist

f(x)={xf(0)|f(x)=x,x}.𝑓𝑥conditional-setsuperscript𝑥𝑓0𝑓𝑥superscript𝑥𝑥\partial f(x)=\{x^{*}\in\partial f(0)|f(x)=\langle x^{*},x\rangle\}.

Mit xf(x,y)subscript𝑥𝑓𝑥𝑦\partial_{x}f(x,y) bezeichnen wir das Subdifferential der Abbildung xf(x,y)𝑥𝑓𝑥𝑦x\to f(x,y).

C.2 Lokalkonvexe Funktionen

Es seien X,Y𝑋𝑌X,Y Banachräume. Eine auf X𝑋X definierte Funktion G𝐺G heißt im Punkt x0subscript𝑥0x_{0} lokalkonvex, wenn ihre Richtungsableitung in diesem Punkt existiert und xG(x0;x)𝑥superscript𝐺subscript𝑥0𝑥x\to G^{\prime}(x_{0};x) konvex ist. Im Folgenden seien g:XY:𝑔𝑋𝑌g:X\to Y im Punkt x0Xsubscript𝑥0𝑋x_{0}\in X Fréchet-differenzierbar und f:Y¯:𝑓𝑌¯f:Y\to\overline{{\mathbb{R}}} eigentlich, konvex und im Punkt g(x0)𝑔subscript𝑥0g(x_{0}) stetig.

Lemma C.1.

Die Funktion G:X¯:𝐺𝑋¯G:X\to\overline{{\mathbb{R}}}, G(x)=f(g(x))𝐺𝑥𝑓𝑔𝑥G(x)=f\big{(}g(x)\big{)}, besitzt in x0subscript𝑥0x_{0} eine klassische Richtungsableitung, es gilt

G(x0;x)=f(g(x0);g(x0)x)superscript𝐺subscript𝑥0𝑥superscript𝑓𝑔subscript𝑥0superscript𝑔subscript𝑥0𝑥G^{\prime}(x_{0};x)=f^{\prime}\big{(}g(x_{0});g^{\prime}(x_{0})x\big{)}

und die Richtungsableitung konvergiert bezüglich jeder Richtung x𝑥x gleichmäßig:

|G(x0+λz)G(x0)λG(x0;x)|<εfür alle zU(x), 0<λ<λ0.formulae-sequence𝐺subscript𝑥0𝜆𝑧𝐺subscript𝑥0𝜆superscript𝐺subscript𝑥0𝑥𝜀für alle 𝑧𝑈𝑥.0𝜆subscript𝜆0\bigg{|}\frac{G(x_{0}+\lambda z)-G(x_{0})}{\lambda}-G^{\prime}(x_{0};x)\bigg{|}<\varepsilon\quad\mbox{f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle }z\in U(x),\;0<\lambda<\lambda_{0}.

Insbesondere folgt aus der gleichmäßigen Differenzierbarkeit bezüglich aller Richtungen, dass die Richtungsableitung der Abbildung G𝐺G eine stetige Funktion ist.

Lemma C.2.

Die Funktion G(x)=f(g(x))𝐺𝑥𝑓𝑔𝑥G(x)=f\big{(}g(x)\big{)} ist in x0subscript𝑥0x_{0} regulär.

Satz C.3 (Kettenregel).

Es seien g:XY:𝑔𝑋𝑌g:X\to Y im Punkt x0Xsubscript𝑥0𝑋x_{0}\in X Fréchet-differenzierbar und f:Y¯:𝑓𝑌¯f:Y\to\overline{{\mathbb{R}}} eigentlich, konvex und im Punkt g(x0)𝑔subscript𝑥0g(x_{0}) stetig. Dann ist die Funktion G(x)=f(g(x))𝐺𝑥𝑓𝑔𝑥G(x)=f\big{(}g(x)\big{)} im Punkt x0subscript𝑥0x_{0} regulär und es gilt

G(x0)=g(x0)f(g(x0)).𝐺subscript𝑥0superscript𝑔subscript𝑥0𝑓𝑔subscript𝑥0\partial G(x_{0})=g^{\prime*}(x_{0})\partial f\big{(}g(x_{0})\big{)}.

C.3 Das Subdifferential konkreter Funktionen

Beispiel C.4.

Es sei [t0,t1]subscript𝑡0subscript𝑡1[t_{0},t_{1}]\subset{\mathbb{R}} ein kompaktes Intervall. Im Raum C([t0,t1],)𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}) betrachten wir die Funktion

f(x())=maxt[t0,t1]x(t).𝑓𝑥subscript𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡f\big{(}x(\cdot)\big{)}=\max_{t\in[t_{0},t_{1}]}x(t).

Diese Funktion ist stetig, konvex und homogen. Das Subdifferential f(0)𝑓0\partial f(0) besteht nach Definition aus denjenigen signierten regulären Borelschen Maßen μ𝜇\mu auf [t0,t1]subscript𝑡0subscript𝑡1[t_{0},t_{1}], die der Bedingung

maxt[t0,t1]x(t)t0t1x(t)𝑑μ(t)für alle x()C([t0,t1],)formulae-sequencesubscript𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡superscriptsubscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡differential-d𝜇𝑡für alle 𝑥𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1\max_{t\in[t_{0},t_{1}]}x(t)\geq\int_{t_{0}}^{t_{1}}x(t)\,d\mu(t)\qquad\mbox{f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr alle }x(\cdot)\in C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}})

genügen. Hieraus folgt, dass das Maß μ𝜇\mu nichtnegativ ist und μ=1norm𝜇1\|\mu\|=1 gilt. Man erhält nämlich für x(t)𝑥𝑡-x(t) nach obiger Ungleichung

t0t1x(t)𝑑μ(t)maxt[t0,t1](x(t))=mint[t0,t1]x(t).superscriptsubscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡differential-d𝜇𝑡subscript𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡subscript𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡\int_{t_{0}}^{t_{1}}x(t)\,d\mu(t)\geq-\max_{t\in[t_{0},t_{1}]}\big{(}-x(t)\big{)}=\min_{t\in[t_{0},t_{1}]}x(t).

Ist daher x(t)0𝑥𝑡0x(t)\geq 0 für alle t[t0,t1]𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1t\in[t_{0},t_{1}], so ist auch t0t1x(t)𝑑μ(t)0superscriptsubscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡differential-d𝜇𝑡0\displaystyle\int_{t_{0}}^{t_{1}}x(t)\,d\mu(t)\geq 0 und μ𝜇\mu ist positiv. Weiterhin besitzen alle μf(0)𝜇𝑓0\mu\in\partial f(0) die Norm μ=1norm𝜇1\|\mu\|=1, denn nur dann gilt die Relation

maxt[t0,t1]x(t)t0t1x(t)𝑑μ(t)mint[t0,t1]x(t)subscript𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡superscriptsubscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡differential-d𝜇𝑡subscript𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡\max_{t\in[t_{0},t_{1}]}x(t)\geq\int_{t_{0}}^{t_{1}}x(t)\,d\mu(t)\geq\min_{t\in[t_{0},t_{1}]}x(t)

für konstante Funktionen x()𝑥x(\cdot).
Offenbar ist auch umgekehrt, wenn μ0𝜇0\mu\geq 0 ist und Norm Eins hat, die Ungleichung

maxt[t0,t1]x(t)t0t1x(t)𝑑μ(t)subscript𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡superscriptsubscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡differential-d𝜇𝑡\max_{t\in[t_{0},t_{1}]}x(t)\geq\int_{t_{0}}^{t_{1}}x(t)\,d\mu(t)

richtig. Somit haben wir das Subdifferential der Funktion f𝑓f im Nullpunkt berechnet.
Für x()0𝑥0x(\cdot)\not=0 gilt für die eigentliche homogene konvexe Funktion f(x())𝑓𝑥f\big{(}x(\cdot)\big{)}:

f(x())={xf(0)|x,x()=f(x())},𝑓𝑥conditional-setsuperscript𝑥𝑓0superscript𝑥𝑥𝑓𝑥\partial f\big{(}x(\cdot)\big{)}=\big{\{}x^{*}\in\partial f(0)\big{|}\langle x^{*},x(\cdot)\rangle=f\big{(}x(\cdot)\big{)}\big{\}},

wobei f(0)𝑓0\partial f(0) die regulären Borelschen Maße mit μ=1norm𝜇1\|\mu\|=1 enthält. Wir zeigen, dass die Maße μf(x())𝜇𝑓𝑥\mu\in\partial f\big{(}x(\cdot)\big{)} auf den Mengen

T={τ[t0,t1]|x(τ)=maxt[t0,t1]x(t)}𝑇conditional-set𝜏subscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝜏subscript𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡T=\bigg{\{}\tau\in[t_{0},t_{1}]\,\bigg{|}\,x(\tau)=\max_{t\in[t_{0},t_{1}]}x(t)\bigg{\}}

konzentriert sind: Der Kürze halber bezeichne M𝑀M das Maximum von x(t)𝑥𝑡x(t) auf [t0,t1]subscript𝑡0subscript𝑡1[t_{0},t_{1}]. Die Menge [t0,t1]Tsubscript𝑡0subscript𝑡1𝑇[t_{0},t_{1}]\setminus T ist offen, da T𝑇T abgeschlossen ist. Angenommen, es existiert eine meßbare Menge B[t0,t1]𝐵subscript𝑡0subscript𝑡1B\subseteq[t_{0},t_{1}] mit BT=𝐵𝑇B\cap T=\emptyset und μ(B)>0.𝜇𝐵0\mu(B)>0. Dann gilt

Bx(t)𝑑μ(t)<BM𝑑μ(t)[t0,t1]Tx(t)𝑑μ(t)<[t0,t1]TM𝑑μ(t).subscript𝐵𝑥𝑡differential-d𝜇𝑡subscript𝐵𝑀differential-d𝜇𝑡subscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1𝑇𝑥𝑡differential-d𝜇𝑡subscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1𝑇𝑀differential-d𝜇𝑡\int_{B}x(t)\,d\mu(t)<\int_{B}M\,d\mu(t)\Rightarrow\int_{[t_{0},t_{1}]\setminus T}x(t)\,d\mu(t)<\int_{[t_{0},t_{1}]\setminus T}M\,d\mu(t).

Damit folgt der Widerspruch

maxt[t0,t1]x(t)=t0t1M𝑑μ(t)>TM𝑑μ(t)+[t0,t1]Tx(t)𝑑μ(t)=t0t1x(t)𝑑μ(t).subscript𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡superscriptsubscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1𝑀differential-d𝜇𝑡subscript𝑇𝑀differential-d𝜇𝑡subscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1𝑇𝑥𝑡differential-d𝜇𝑡superscriptsubscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡differential-d𝜇𝑡\max_{t\in[t_{0},t_{1}]}x(t)=\int_{t_{0}}^{t_{1}}M\,d\mu(t)>\int_{T}M\,d\mu(t)+\int_{[t_{0},t_{1}]\setminus T}x(t)\,d\mu(t)=\int_{t_{0}}^{t_{1}}x(t)\,d\mu(t).

Ist umgekehrt μ0𝜇0\mu\geq 0 und besitzt Norm Eins, dann gehört μ𝜇\mu der Menge f(0)𝑓0\partial f(0) an. Wenn μ𝜇\mu zusätzlich auf der Menge T𝑇T konzentriert ist, dann ist auch

maxt[t0,t1]x(t)=t0t1x(t)𝑑μ(t)subscript𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡superscriptsubscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1𝑥𝑡differential-d𝜇𝑡\max_{t\in[t_{0},t_{1}]}x(t)=\int_{t_{0}}^{t_{1}}x(t)\,d\mu(t)

erfüllt. Damit besteht das Subdifferential der Funktion f𝑓f in einem vom Nullpunkt verschiedenen Punkt x()𝑥x(\cdot) aus den regulären Borelschen Maßen auf [t0,t1]subscript𝑡0subscript𝑡1[t_{0},t_{1}], deren Norm gleich Eins ist und die auf der Menge T𝑇T konzentriert sind. \square

Beispiel C.5.

Es sei g(t,x)𝑔𝑡𝑥g(t,x) eine Funktion auf [t0,t1]×nsubscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛[t_{0},t_{1}]\times{\mathbb{R}}^{n}, die bezüglich beider Veränderlicher stetig und für jedes t[t0,t1]𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1t\in[t_{0},t_{1}] nach x𝑥x stetig differenzierbar ist. D. h., dass die Abbildung gx(t,x)subscript𝑔𝑥𝑡𝑥g_{x}(t,x) in der Gesamtheit der Variablen stetig ist. Unter diesen Voraussetzungen ist nach Beispiel A.13 die Abbildung

g~:C([t0,t1],n)C([t0,t1],),[g~(x())](t)=g(t,x(t)),t[t0,t1],:~𝑔formulae-sequence𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1formulae-sequencedelimited-[]~𝑔𝑥𝑡𝑔𝑡𝑥𝑡𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1\tilde{g}:C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}^{n})\to C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}),\qquad\big{[}\tilde{g}\big{(}x(\cdot)\big{)}\big{]}(t)=g\big{(}t,x(t)\big{)},\quad t\in[t_{0},t_{1}],

Fréchet-differenzierbar und es gilt

[g~(x())z()](t)=gx(t,x(t)),z(t),t[t0,t1].formulae-sequencedelimited-[]superscript~𝑔𝑥𝑧𝑡subscript𝑔𝑥𝑡𝑥𝑡𝑧𝑡𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1\big{[}\tilde{g}^{\prime}\big{(}x(\cdot)\big{)}z(\cdot)\big{]}(t)=\big{\langle}g_{x}\big{(}t,x(t)\big{)},z(t)\big{\rangle},\qquad t\in[t_{0},t_{1}].

Weiterhin ist die Funktion f(x())𝑓𝑥f\big{(}x(\cdot)\big{)} im Beispiel C.4 auf C([t0,t1],)𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}) stetig.
Wir bestimmen nun das Subdifferential der Funktion

G(x())=f(g(x()))=maxt[t0,t1]g(t,x(t)).𝐺𝑥𝑓𝑔𝑥subscript𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1𝑔𝑡𝑥𝑡G\big{(}x(\cdot)\big{)}=f\Big{(}g\big{(}x(\cdot)\big{)}\Big{)}=\max_{t\in[t_{0},t_{1}]}g\big{(}t,x(t)\big{)}.

Dazu können wir die Kettenregel (Satz C.3) anwenden:

G(x())=g~(x())f(g~(x())).𝐺𝑥superscript~𝑔𝑥𝑓~𝑔𝑥\partial G\big{(}x(\cdot)\big{)}=\tilde{g}^{\prime*}\big{(}x(\cdot)\big{)}\partial f\big{(}\tilde{g}\big{(}x(\cdot)\big{)}\big{)}.

Für xg~(x())f(g~(x()))superscript𝑥superscript~𝑔𝑥𝑓~𝑔𝑥x^{*}\in\tilde{g}^{\prime*}\big{(}x(\cdot)\big{)}\partial f\big{(}\tilde{g}\big{(}x(\cdot)\big{)}\big{)} und z()C([t0,t1],n)𝑧𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛z(\cdot)\in C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}^{n}) gilt dann:

x,z()=g~(x())μ,z()=μ,g~(x())z()=t0t1gx(t,x(t)),z(t)𝑑μ(t).superscript𝑥𝑧superscript~𝑔𝑥𝜇𝑧𝜇superscript~𝑔𝑥𝑧superscriptsubscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1subscript𝑔𝑥𝑡𝑥𝑡𝑧𝑡differential-d𝜇𝑡\big{\langle}x^{*},z(\cdot)\big{\rangle}=\big{\langle}\tilde{g}^{\prime*}\big{(}x(\cdot)\big{)}\,\mu,z(\cdot)\big{\rangle}=\big{\langle}\mu,\tilde{g}^{\prime}\big{(}x(\cdot)\big{)}z(\cdot)\big{\rangle}=\int_{t_{0}}^{t_{1}}\big{\langle}g_{x}\big{(}t,x(t)\big{)},z(t)\big{\rangle}\,d\mu(t).

Daher besteht das Subdifferential der Funktion G𝐺G im Punkt x()𝑥x(\cdot) genau aus denjenigen stetigen linearen Funktionalen xsuperscript𝑥x^{*}, die die Darstellung

x,z()=t0t1gx(t,x(t)),z(t)𝑑μ(t)superscript𝑥𝑧superscriptsubscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1subscript𝑔𝑥𝑡𝑥𝑡𝑧𝑡differential-d𝜇𝑡\big{\langle}x^{*},z(\cdot)\big{\rangle}=\int_{t_{0}}^{t_{1}}\big{\langle}g_{x}\big{(}t,x(t)\big{)},z(t)\big{\rangle}\,d\mu(t)

besitzen, wobei das reguläre Borelsches Maß μ𝜇\mu auf T={t[t0,t1]|g(t,x(t))=G(x())}𝑇conditional-set𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1𝑔𝑡𝑥𝑡𝐺𝑥T=\big{\{}t\in[t_{0},t_{1}]\,\big{|}\,g\big{(}t,x(t)\big{)}=G\big{(}x(\cdot)\big{)}\big{\}} konzentriert ist und μ=1norm𝜇1\|\mu\|=1 gilt. \square

Beispiel C.6.

Wir betrachten im Raum Clim(+,)subscript𝐶subscriptC_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}) die Funktion

f(x())=maxt¯+x(t).𝑓𝑥subscript𝑡subscript¯𝑥𝑡f\big{(}x(\cdot)\big{)}=\max_{t\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}}x(t).

Mit den gleichen Argumenten wie in Beispiel C.4 ist diese Funktion stetig, konvex und homogen. Ferner besteht das Subdifferential f(0)𝑓0\partial f(0) aus denjenigen signierten regulären Borelschen Maßen μ𝜇\mu auf ¯+subscript¯\overline{{\mathbb{R}}}_{+}, die nichtnegativ sind und die Totalvariation μ=1norm𝜇1\|\mu\|=1 besitzen.
Weiterhin besteht das Subdifferential der Funktion f𝑓f in einem vom Nullpunkt verschiedenen Punkt x()𝑥x(\cdot) aus den regulären Borelschen Maßen auf ¯+subscript¯\overline{{\mathbb{R}}}_{+}, deren Norm gleich Eins ist und die auf der Menge T={t¯+|x(t)=f(x())}𝑇conditional-set𝑡subscript¯𝑥𝑡𝑓𝑥T=\big{\{}t\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}\,\big{|}\,x(t)=f\big{(}x(\cdot)\big{)}\big{\}} konzentriert sind. \square

Beispiel C.7.

Es sei g(t,x)𝑔𝑡𝑥g(t,x) eine Funktion auf +×nsubscriptsuperscript𝑛{\mathbb{R}}_{+}\times{\mathbb{R}}^{n}, die bezüglich beider Veränderlicher stetig und für jedes t+𝑡subscriptt\in{\mathbb{R}}_{+} nach x𝑥x stetig differenzierbar ist. Unter diesen Voraussetzungen ist nach Beispiel A.13 die Abbildung

g~:Clim(+,n)Clim(+,),[g~(x())](t)=g(t,x(t)),t+,:~𝑔formulae-sequencesubscript𝐶subscriptsuperscript𝑛subscript𝐶subscriptformulae-sequencedelimited-[]~𝑔𝑥𝑡𝑔𝑡𝑥𝑡𝑡subscript\tilde{g}:C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\to C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}),\qquad\big{[}\tilde{g}\big{(}x(\cdot)\big{)}\big{]}(t)=g\big{(}t,x(t)\big{)},\quad t\in{\mathbb{R}}_{+},

Fréchet-differenzierbar und es gilt

[g~(x())z()](t)=gx(t,x(t)),z(t),t+.formulae-sequencedelimited-[]superscript~𝑔𝑥𝑧𝑡subscript𝑔𝑥𝑡𝑥𝑡𝑧𝑡𝑡subscript\big{[}\tilde{g}^{\prime}\big{(}x(\cdot)\big{)}z(\cdot)\big{]}(t)=\big{\langle}g_{x}\big{(}t,x(t)\big{)},z(t)\big{\rangle},\qquad t\in{\mathbb{R}}_{+}.

Weiterhin ist die Funktion f𝑓f im Beispiel C.6 auf Clim(+,)subscript𝐶subscriptC_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}) stetig. Auf die Funktion

G(x())=f(g(x()))=maxt¯+g(t,x(t)).𝐺𝑥𝑓𝑔𝑥subscript𝑡subscript¯𝑔𝑡𝑥𝑡G\big{(}x(\cdot)\big{)}=f\Big{(}g\big{(}x(\cdot)\big{)}\Big{)}=\max_{t\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}}g\big{(}t,x(t)\big{)}.

wir die Kettenregel an: Wie im Beispiel C.5 besteht das Subdifferential der Funktion G𝐺G im Punkt x()𝑥x(\cdot) genau aus denjenigen stetigen linearen Funktionalen xsuperscript𝑥x^{*}, die die Darstellung

x,z()=0gx(t,x(t)),z(t)𝑑μ(t)+limtgx(t,x(t)),z(t)μ({})superscript𝑥𝑧superscriptsubscript0subscript𝑔𝑥𝑡𝑥𝑡𝑧𝑡differential-d𝜇𝑡subscript𝑡subscript𝑔𝑥𝑡𝑥𝑡𝑧𝑡𝜇\big{\langle}x^{*},z(\cdot)\big{\rangle}=\int_{0}^{\infty}\big{\langle}g_{x}\big{(}t,x(t)\big{)},z(t)\big{\rangle}\,d\mu(t)+\lim_{t\to\infty}\big{\langle}g_{x}\big{(}t,x(t)\big{)},z(t)\big{\rangle}\,\mu(\{\infty\})

besitzen, wobei das reguläre Borelsches Maß μ𝜇\mu auf T={t¯+|g(t,x(t))=G(x())}𝑇conditional-set𝑡subscript¯𝑔𝑡𝑥𝑡𝐺𝑥T=\big{\{}t\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}\,\big{|}\,g\big{(}t,x(t)\big{)}=G\big{(}x(\cdot)\big{)}\big{\}} konzentriert ist und μ=1norm𝜇1\|\mu\|=1 gilt. \square

Anhang D Mehrfache Nadelvariationen

Wir folgen bei der Darstellung mehrfacher Nadelvariationen Ioffe & Tichomirov [10]. Als erstes geben wir eine Konstruktion geeigneter Trägerfamilien an, auf denen die Nadelvariationen durchgeführt werden. Danach definieren wir die mehrfachen Nadelvariationen und untersuchen abschließend die Eigenschaften, die die mehrfache Nadelvariation dem Steuerungsproblem übergibt.

D.1 Die Konstruktion nach Ioffe & Tchomirov

Lemma D.1.

Es seien yi(),yi:[t0,t1]ni,i=1,,d,:subscript𝑦𝑖subscript𝑦𝑖formulae-sequencesubscript𝑡0subscript𝑡1superscriptsubscript𝑛𝑖𝑖1𝑑y_{i}(\cdot),\,y_{i}:[t_{0},t_{1}]\to{\mathbb{R}}^{n_{i}},\,i=1,...,d, beschränkte messbare Vektorfunktionen. Dann gibt es zu jedem δ>0𝛿0\delta>0 einparametrige Mengenfamilien M1(α),,Md(α)subscript𝑀1𝛼subscript𝑀𝑑𝛼M_{1}(\alpha),...,M_{d}(\alpha) messbarer Teilmengen des Intervalls [t0,t1]subscript𝑡0subscript𝑡1[t_{0},t_{1}], wobei der Parameter α𝛼\alpha Werte zwischen 00 und 1/d1𝑑1/d annimmt derart, dass für alle i=1,,d,𝑖1𝑑i=1,...,d, 0αα1/d0superscript𝛼𝛼1𝑑0\leq\alpha^{\prime}\leq\alpha\leq 1/d und ii𝑖superscript𝑖i\not=i^{\prime} gilt:

|Mi(α)|=α(t1t0),Mi(α)Mi(α),Mi(α)Mi(α)=,formulae-sequencesubscript𝑀𝑖𝛼𝛼subscript𝑡1subscript𝑡0formulae-sequencesubscript𝑀𝑖superscript𝛼subscript𝑀𝑖𝛼subscript𝑀𝑖𝛼subscript𝑀superscript𝑖superscript𝛼\displaystyle|M_{i}(\alpha)|=\alpha(t_{1}-t_{0}),\qquad M_{i}(\alpha^{\prime})\subseteq M_{i}(\alpha),\qquad M_{i}(\alpha)\cap M_{i^{\prime}}(\alpha^{\prime})=\emptyset, (D.1)
maxt[t0,t1]t0t(χMi(α)(τ)χMi(α)(τ))yi(τ)𝑑τ(αα)t0tyi(τ)𝑑τδ|αα|.subscript𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1normsuperscriptsubscriptsubscript𝑡0𝑡subscript𝜒subscript𝑀𝑖𝛼𝜏subscript𝜒subscript𝑀𝑖superscript𝛼𝜏subscript𝑦𝑖𝜏differential-d𝜏𝛼superscript𝛼superscriptsubscriptsubscript𝑡0𝑡subscript𝑦𝑖𝜏differential-d𝜏𝛿𝛼superscript𝛼\displaystyle\max_{t\in[t_{0},t_{1}]}\bigg{\|}\int_{t_{0}}^{t}\big{(}\chi_{M_{i}(\alpha)}(\tau)-\chi_{M_{i}(\alpha^{\prime})}(\tau)\big{)}y_{i}(\tau)\,d\tau-(\alpha-\alpha^{\prime})\int_{t_{0}}^{t}y_{i}(\tau)\,d\tau\bigg{\|}\leq\delta|\alpha-\alpha^{\prime}|. (D.2)

Es seien x()C([t0,t1],n)subscript𝑥𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛x_{*}(\cdot)\in C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}^{n}), u(),u1(),,ud()L([t0,t1],U)subscript𝑢subscript𝑢1subscript𝑢𝑑subscript𝐿subscript𝑡0subscript𝑡1𝑈u_{*}(\cdot),u_{1}(\cdot),...,u_{d}(\cdot)\in L_{\infty}\big{(}[t_{0},t_{1}],U\big{)} und es bezeichne Vγsubscript𝑉𝛾V_{\gamma} die Menge

Vγ={(t,x)[t0,t1]×n|xx(t)γ}.subscript𝑉𝛾conditional-set𝑡𝑥subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛norm𝑥subscript𝑥𝑡𝛾V_{\gamma}=\{(t,x)\in[t_{0},t_{1}]\times{\mathbb{R}}^{n}\,|\,\|x-x_{*}(t)\|\leq\gamma\}.

Wir nehmen an, dass die Abbildungen f(t,x,u)𝑓𝑡𝑥𝑢f(t,x,u), φ(t,x,u)𝜑𝑡𝑥𝑢\varphi(t,x,u) auf Vγ×msubscript𝑉𝛾superscript𝑚V_{\gamma}\times{\mathbb{R}}^{m} stetig in der Gesamtheit der Variablen und stetig differenzierbar bezüglich x𝑥x sind. D. h., dass die partiellen Ableitungen fx(t,x,u)subscript𝑓𝑥𝑡𝑥𝑢f_{x}(t,x,u), φx(t,x,u)subscript𝜑𝑥𝑡𝑥𝑢\varphi_{x}(t,x,u) auf Vγ×msubscript𝑉𝛾superscript𝑚V_{\gamma}\times{\mathbb{R}}^{m} stetig in der Gesamtheit der Variablen sind. Unter diesen Annahmen sind die Vektorfunktionen yi()subscript𝑦𝑖y_{i}(\cdot),

yi(t)subscript𝑦𝑖𝑡\displaystyle y_{i}(t) =\displaystyle= (φ(t,x(t),ui(t))φ(t,x(t),u(t)),\displaystyle\Big{(}\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{i}(t)\big{)}-\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)},
f(t,x(t),ui(t))f(t,x(t),u(t))),i=1,,d,\displaystyle\hskip 56.9055ptf\big{(}t,x_{*}(t),u_{i}(t)\big{)}-f\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\Big{)},\quad i=1,...,d,

auf [t0,t1]subscript𝑡0subscript𝑡1[t_{0},t_{1}] messbar und beschränkt, weil die Steuerungen u(),u1(),,ud()subscript𝑢subscript𝑢1subscript𝑢𝑑u_{*}(\cdot),u_{1}(\cdot),...,u_{d}(\cdot) messbar, beschränkt und f,φ𝑓𝜑f,\varphi stetig sind. Daher existieren nach Lemma D.1 auf dem Intervall [t0,t1]subscript𝑡0subscript𝑡1[t_{0},t_{1}] einparametrige Mengenfamilien {Mi(α)}subscript𝑀𝑖𝛼\big{\{}M_{i}(\alpha)\big{\}} mit

|Mi(α)|=α(t1t0),Mi(α)Mi(α),Mi(α)Mi(α)=,formulae-sequencesubscript𝑀𝑖𝛼𝛼subscript𝑡1subscript𝑡0formulae-sequencesubscript𝑀𝑖superscript𝛼subscript𝑀𝑖𝛼subscript𝑀𝑖𝛼subscript𝑀superscript𝑖superscript𝛼\displaystyle|M_{i}(\alpha)|=\alpha(t_{1}-t_{0}),\qquad M_{i}(\alpha^{\prime})\subseteq M_{i}(\alpha),\qquad M_{i}(\alpha)\cap M_{i^{\prime}}(\alpha^{\prime})=\emptyset,
maxt[t0,t1]t0t(χMi(α)(τ)χMi(α)(τ))yi(τ)𝑑τ(αα)t0tyi(τ)𝑑τδ|αα|subscript𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1normsuperscriptsubscriptsubscript𝑡0𝑡subscript𝜒subscript𝑀𝑖𝛼𝜏subscript𝜒subscript𝑀𝑖superscript𝛼𝜏subscript𝑦𝑖𝜏differential-d𝜏𝛼superscript𝛼superscriptsubscriptsubscript𝑡0𝑡subscript𝑦𝑖𝜏differential-d𝜏𝛿𝛼superscript𝛼\displaystyle\max_{t\in[t_{0},t_{1}]}\bigg{\|}\int_{t_{0}}^{t}\big{(}\chi_{M_{i}(\alpha)}(\tau)-\chi_{M_{i}(\alpha^{\prime})}(\tau)\big{)}y_{i}(\tau)\,d\tau-(\alpha-\alpha^{\prime})\int_{t_{0}}^{t}y_{i}(\tau)\,d\tau\bigg{\|}\leq\delta|\alpha-\alpha^{\prime}|

für alle i=1,,d,𝑖1𝑑i=1,...,d, 0αα1/d0superscript𝛼𝛼1𝑑0\leq\alpha^{\prime}\leq\alpha\leq 1/d und ii𝑖superscript𝑖i\not=i^{\prime}. Auf dem Quader

Qd={α=(α1,,αd)d| 0αi1/d,i=1,,d}superscript𝑄𝑑conditional-set𝛼subscript𝛼1subscript𝛼𝑑superscript𝑑formulae-sequence 0subscript𝛼𝑖1𝑑𝑖1𝑑Q^{d}=\Big{\{}\alpha=(\alpha_{1},...,\alpha_{d})\in{\mathbb{R}}^{d}\,\Big{|}\,0\leq\alpha_{i}\leq 1/d,\,i=1,...,d\Big{\}}

ist die Abbildung αuα()L([t0,t1],U),𝛼subscript𝑢𝛼subscript𝐿subscript𝑡0subscript𝑡1𝑈\alpha\to u_{\alpha}(\cdot)\in L_{\infty}\big{(}[t_{0},t_{1}],U\big{)},

uα(t)=u(t)+i=1dχMi(αi)(t)(ui(t)u(t)),subscript𝑢𝛼𝑡subscript𝑢𝑡superscriptsubscript𝑖1𝑑subscript𝜒subscript𝑀𝑖subscript𝛼𝑖𝑡subscript𝑢𝑖𝑡subscript𝑢𝑡u_{\alpha}(t)=u_{*}(t)+\sum_{i=1}^{d}\chi_{M_{i}(\alpha_{i})}(t)\cdot\big{(}u_{i}(t)-u_{*}(t)\big{)},

wohldefiniert und uα()subscript𝑢𝛼u_{\alpha}(\cdot) nennen wir mehrfache Nadelvariation von u()subscript𝑢u_{*}(\cdot).
Wir definieren die Mengen

Σ(Δ)ΣΔ\displaystyle\Sigma(\Delta) =\displaystyle= {α=(α1,,αd)d|α1,,αd0,i=1dαiΔ},conditional-set𝛼subscript𝛼1subscript𝛼𝑑superscript𝑑formulae-sequencesubscript𝛼1subscript𝛼𝑑0superscriptsubscript𝑖1𝑑subscript𝛼𝑖Δ\displaystyle\left\{\alpha=(\alpha_{1},...,\alpha_{d})\in{\mathbb{R}}^{d}\,\bigg{|}\,\alpha_{1},...,\alpha_{d}\geq 0,\,\sum_{i=1}^{d}\alpha_{i}\leq\Delta\right\},
V𝑉\displaystyle V =\displaystyle= {x()C([t0,t1],n)|x()x()σ}.conditional-set𝑥𝐶subscript𝑡0subscript𝑡1superscript𝑛subscriptnorm𝑥subscript𝑥𝜎\displaystyle\{x(\cdot)\in C([t_{0},t_{1}],{\mathbb{R}}^{n})\,\big{|}\,\|x(\cdot)-x_{*}(\cdot)\|_{\infty}\leq\sigma\}.

Dann betrachten wir für t[t0,t1]𝑡subscript𝑡0subscript𝑡1t\in[t_{0},t_{1}] die Abbildungen

Φ1(x(),α)(t)subscriptΦ1𝑥𝛼𝑡\displaystyle\Phi_{1}\big{(}x(\cdot),\alpha\big{)}(t) =\displaystyle= t0t[φ(τ,x(τ),uα(τ))φ(τ,x(τ),u(τ))]𝑑τ,superscriptsubscriptsubscript𝑡0𝑡delimited-[]𝜑𝜏𝑥𝜏subscript𝑢𝛼𝜏𝜑𝜏subscript𝑥𝜏subscript𝑢𝜏differential-d𝜏\displaystyle\int_{t_{0}}^{t}\big{[}\varphi\big{(}\tau,x(\tau),u_{\alpha}(\tau)\big{)}-\varphi\big{(}\tau,x_{*}(\tau),u_{*}(\tau)\big{)}\big{]}\,d\tau,
Φ2(x(),α)subscriptΦ2𝑥𝛼\displaystyle\Phi_{2}\big{(}x(\cdot),\alpha\big{)} =\displaystyle= t0t1[f(t,x(t),uα(t))f(t,x(t),u(t))]𝑑tsuperscriptsubscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1delimited-[]𝑓𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝛼𝑡𝑓𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡\displaystyle\int_{t_{0}}^{t_{1}}\big{[}f\big{(}t,x(t),u_{\alpha}(t)\big{)}-f\big{(}t,x(t),u_{*}(t)\big{)}\big{]}\,dt

und die linearen Operatoren

Λ1(x(),α)(t)subscriptΛ1𝑥𝛼𝑡\displaystyle\Lambda_{1}\big{(}x(\cdot),\alpha\big{)}(t) =\displaystyle= t0t[φx(τ,x(τ),u(τ))(x(τ)x(τ))\displaystyle\int_{t_{0}}^{t}\Big{[}\varphi_{x}\big{(}\tau,x_{*}(\tau),u_{*}(\tau)\big{)}\big{(}x(\tau)-x_{*}(\tau)\big{)}
+i=1dαi(φ(τ,x(τ),ui(τ))φ(τ,x(τ),u(τ)))]dτ,\displaystyle\hskip 14.22636pt+\sum_{i=1}^{d}\alpha_{i}\cdot\Big{(}\varphi\big{(}\tau,x_{*}(\tau),u_{i}(\tau)\big{)}-\varphi\big{(}\tau,x_{*}(\tau),u_{*}(\tau)\big{)}\Big{)}\Big{]}\,d\tau,
Λ2(x(),α)subscriptΛ2𝑥𝛼\displaystyle\Lambda_{2}\big{(}x(\cdot),\alpha\big{)} =\displaystyle= i=1dt0t1αi(f(t,x(t),ui(t))f(t,x(t),u(t)))𝑑t.superscriptsubscript𝑖1𝑑superscriptsubscriptsubscript𝑡0subscript𝑡1subscript𝛼𝑖𝑓𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑖𝑡𝑓𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡\displaystyle\sum_{i=1}^{d}\int_{t_{0}}^{t_{1}}\alpha_{i}\cdot\Big{(}f\big{(}t,x(t),u_{i}(t)\big{)}-f\big{(}t,x(t),u_{*}(t)\big{)}\Big{)}\,dt.

Dann ergeben sich folgende Resultate (vgl. [10]):

Lemma D.2.

Es sei Δ(0,1/d]\Delta\in(0,1/d] hinreichend klein.

  1. (a)

    Für alle α,αΣ(Δ)𝛼superscript𝛼ΣΔ\alpha,\alpha^{\prime}\in\Sigma(\Delta) und alle x(),x()V𝑥superscript𝑥𝑉x(\cdot),x^{\prime}(\cdot)\in V gilt:

    [Φ1(x(),α)Φ1(x(),α)Λ1(x(),α)+Λ1(x(),α)]()subscriptnormdelimited-[]subscriptΦ1𝑥𝛼subscriptΦ1superscript𝑥superscript𝛼subscriptΛ1𝑥𝛼subscriptΛ1superscript𝑥superscript𝛼\displaystyle\Big{\|}\big{[}\Phi_{1}\big{(}x(\cdot),\alpha\big{)}-\Phi_{1}\big{(}x^{\prime}(\cdot),\alpha^{\prime}\big{)}-\Lambda_{1}\big{(}x(\cdot),\alpha\big{)}+\Lambda_{1}\big{(}x^{\prime}(\cdot),\alpha^{\prime}\big{)}\big{]}(\cdot)\Big{\|}_{\infty}
    δ(x()x()+i=1d|αiαi|).absent𝛿subscriptnorm𝑥superscript𝑥superscriptsubscript𝑖1𝑑subscript𝛼𝑖superscriptsubscript𝛼𝑖\displaystyle\hskip 56.9055pt\leq\delta\bigg{(}\|x(\cdot)-x^{\prime}(\cdot)\|_{\infty}+\sum_{i=1}^{d}|\alpha_{i}-\alpha_{i}^{\prime}|\bigg{)}. (D.3)
  2. (b)

    Für alle αΣ(Δ)𝛼ΣΔ\alpha\in\Sigma(\Delta) und alle x()V𝑥𝑉x(\cdot)\in V gilt

    Φ2(x(),α)Λ2(x(),α)δi=1dαi.subscriptΦ2𝑥𝛼subscriptΛ2𝑥𝛼𝛿superscriptsubscript𝑖1𝑑subscript𝛼𝑖\Phi_{2}\big{(}x(\cdot),\alpha\big{)}-\Lambda_{2}\big{(}x(\cdot),\alpha\big{)}\leq\delta\sum_{i=1}^{d}\alpha_{i}. (D.4)

D.2 Mehrfache Nadelvariationen über dem unendlichen Zeithorizont

Wir werden nun zeigen, wie wir für das unbeschränkte Zeitintervall und für einen lokal unbeschränkten Integranden die Konstruktion mehrfacher Nadelvariationen auf eine kompakte Menge K𝐾K zurückführen können.
Die Konstruktion der Trägermengen lässt sich unmittelbar auf den Fall anwenden, dass statt dem Intervall [t0,t1]subscript𝑡0subscript𝑡1[t_{0},t_{1}] eine kompakte Menge K+𝐾subscriptK\subset{\mathbb{R}}_{+} betrachtet wird. Dann ergibt sich:

Lemma D.3.

Es sei K+𝐾subscriptK\subset{\mathbb{R}}_{+} kompakt und es seien yi(),yi:Kni,i=1,,d,:subscript𝑦𝑖subscript𝑦𝑖formulae-sequence𝐾superscriptsubscript𝑛𝑖𝑖1𝑑y_{i}(\cdot),\,y_{i}:K\to{\mathbb{R}}^{n_{i}},\,i=1,...,d, beschränkte messbare Vektorfunktionen. Dann existieren zu jedem δ>0𝛿0\delta>0 einparametrige Mengenfamilien M1(α),,Md(α)subscript𝑀1𝛼subscript𝑀𝑑𝛼M_{1}(\alpha),...,M_{d}(\alpha), 0α1/d0𝛼1𝑑0\leq\alpha\leq 1/d, messbarer Teilmengen der Menge K𝐾K derart, dass für alle i=1,,d,𝑖1𝑑i=1,...,d, 0αα1/d0superscript𝛼𝛼1𝑑0\leq\alpha^{\prime}\leq\alpha\leq 1/d und ii𝑖superscript𝑖i\not=i^{\prime} gilt:

|Mi(α)|=α|K|,Mi(α)Mi(α),Mi(α)Mi(α)=,formulae-sequencesubscript𝑀𝑖𝛼𝛼𝐾formulae-sequencesubscript𝑀𝑖superscript𝛼subscript𝑀𝑖𝛼subscript𝑀𝑖𝛼subscript𝑀superscript𝑖superscript𝛼\displaystyle|M_{i}(\alpha)|=\alpha|K|,\qquad M_{i}(\alpha^{\prime})\subseteq M_{i}(\alpha),\qquad M_{i}(\alpha)\cap M_{i^{\prime}}(\alpha^{\prime})=\emptyset,
maxtK[0,t]K(χMi(α)(τ)χMi(α)(τ))yi(τ)𝑑τ(αα)[0,t]Kyi(τ)𝑑τδ|αα|.subscript𝑡𝐾normsubscript0𝑡𝐾subscript𝜒subscript𝑀𝑖𝛼𝜏subscript𝜒subscript𝑀𝑖superscript𝛼𝜏subscript𝑦𝑖𝜏differential-d𝜏𝛼superscript𝛼subscript0𝑡𝐾subscript𝑦𝑖𝜏differential-d𝜏𝛿𝛼superscript𝛼\displaystyle\max_{t\in K}\bigg{\|}\int_{[0,t]\cap K}\big{(}\chi_{M_{i}(\alpha)}(\tau)-\chi_{M_{i}(\alpha^{\prime})}(\tau)\big{)}y_{i}(\tau)\,d\tau-(\alpha-\alpha^{\prime})\int_{[0,t]\cap K}y_{i}(\tau)\,d\tau\bigg{\|}\leq\delta|\alpha-\alpha^{\prime}|.

Für die weiteren Betrachtungen geben wir einen Überblick über die benötigten Eigenschaften an die Aufgabe (2.1)–(2.5), die wir im Kapitel 1 getroffen haben:
Es seien x()Clim(+,n)subscript𝑥subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛x_{*}(\cdot)\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) und u()L(+,U)subscript𝑢subscript𝐿subscript𝑈u_{*}(\cdot)\in L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},U). Zu x()subscript𝑥x_{*}(\cdot) bezeichnet Vγsubscript𝑉𝛾V_{\gamma} die Menge

Vγ={(t,x)¯+×n|xx(t)γ}.subscript𝑉𝛾conditional-set𝑡𝑥subscript¯superscript𝑛norm𝑥𝑥𝑡𝛾V_{\gamma}=\{(t,x)\in\overline{{\mathbb{R}}}_{+}\times{\mathbb{R}}^{n}\,|\,\|x-x*(t)\|\leq\gamma\}.

Wir nehmen an, dass es zu jeder kompakten Menge U1msubscript𝑈1superscript𝑚U_{1}\subseteq{\mathbb{R}}^{m} eine Zahl γ>0𝛾0\gamma>0 derart gibt, dass auf der Menge Vγ×U1subscript𝑉𝛾subscript𝑈1V_{\gamma}\times U_{1} die Abbildungen f(t,x,u)𝑓𝑡𝑥𝑢f(t,x,u) und φ(t,x,u)𝜑𝑡𝑥𝑢\varphi(t,x,u) gleichmäßig stetig und gleichmäßig stetig differenzierbar bezüglich x𝑥x sind. Ferner seien für das Paar (x(),u())subscript𝑥subscript𝑢\big{(}x_{*}(\cdot),u_{*}(\cdot)\big{)} folgende Eigenschaften erfüllt: Es sind die Lebesgue-Integrale

0φ(t,x(t),u(t))𝑑t,0φx(t,x(t),u(t))𝑑tsuperscriptsubscript0norm𝜑𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡superscriptsubscript0normsubscript𝜑𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡\int_{0}^{\infty}\big{\|}\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\|}\,dt,\qquad\int_{0}^{\infty}\big{\|}\varphi_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\|}\,dt

endlich. Außerdem nehmen wir an, es existiert zu jedem δ>0𝛿0\delta>0 ein T>0𝑇0T>0 mit

Tφ(t,x(t),u(t))φ(t,x(t),u(t))φx(t,x(t),u(t))(x(t)x(t))𝑑tsuperscriptsubscript𝑇norm𝜑𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝜑𝑡superscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡subscript𝜑𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑥𝑡superscript𝑥𝑡differential-d𝑡\displaystyle\int_{T}^{\infty}\big{\|}\varphi\big{(}t,x(t),u_{*}(t)\big{)}-\varphi\big{(}t,x^{\prime}(t),u_{*}(t)\big{)}-\varphi_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{(}x(t)-x^{\prime}(t)\big{)}\big{\|}\,dt
δx()x()absent𝛿subscriptnorm𝑥superscript𝑥\displaystyle\hskip 56.9055pt\leq\delta\|x(\cdot)-x^{\prime}(\cdot)\|_{\infty} (D.5)

für alle x(),x()Clim(+,n)𝑥superscript𝑥subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛x(\cdot),x^{\prime}(\cdot)\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n}) mit x()x()<γsubscriptnorm𝑥subscript𝑥𝛾\|x(\cdot)-x_{*}(\cdot)\|_{\infty}<\gamma, x()x()<γsubscriptnormsuperscript𝑥subscript𝑥𝛾\|x^{\prime}(\cdot)-x_{*}(\cdot)\|_{\infty}<\gamma.
Abschließend bezeichnet 𝒰𝒰\mathscr{U} die Menge aller u()L(+,U)𝑢subscript𝐿subscript𝑈u(\cdot)\in L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},U), die die Darstellung

u(t)=u(t)+χM(t)(w(t)u(t))𝑢𝑡subscript𝑢𝑡subscript𝜒𝑀𝑡𝑤𝑡subscript𝑢𝑡u(t)=u_{*}(t)+\chi_{M}(t)\big{(}w(t)-u_{*}(t)\big{)}

mit w()L(+,U)𝑤subscript𝐿subscript𝑈w(\cdot)\in L_{\infty}({\mathbb{R}}_{+},U) und einer meßbar und beschränkten Menge M+𝑀subscriptM\subset{\mathbb{R}}_{+} besitzen.
Es seien u1(),,ud()𝒰subscript𝑢1subscript𝑢𝑑𝒰u_{1}(\cdot),...,u_{d}(\cdot)\in\mathscr{U} und δ>0𝛿0\delta>0 gegeben. Dann lässt sich eine Zahl T>0𝑇0T>0 derart wählen, dass die Mengen Misubscript𝑀𝑖M_{i}, die in den Darstellungen der Steuerungen ui()𝒰subscript𝑢𝑖𝒰u_{i}(\cdot)\in\mathscr{U} auftreten, im Intervall [0,T]0𝑇[0,T] enthalten sind und die Relation (D.5) mit δ/3𝛿3\delta/3 erfüllt ist.
Ferner existiert nach dem Satz von Lusin eine kompakte Menge K[0,T]𝐾0𝑇K\subseteq[0,T], auf der die Funktion ω()𝜔\omega(\cdot) stetig ist und zudem für i=1,,d𝑖1𝑑i=1,...,d folgende Relationen gelten:

[0,T]Kφx(t,x(t),u(t))𝑑tδ3,subscript0𝑇𝐾normsubscript𝜑𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡𝛿3\displaystyle\int_{[0,T]\setminus K}\big{\|}\varphi_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\|}\,dt\leq\frac{\delta}{3},
[0,T]Kφ(t,x(t),ui(t))φ(t,x(t),u(t))𝑑tδ3,subscript0𝑇𝐾norm𝜑𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑖𝑡𝜑𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡𝛿3\displaystyle\int_{[0,T]\setminus K}\big{\|}\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{i}(t)\big{)}-\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\|}\,dt\leq\frac{\delta}{3},
[0,T]Kω(t)|f(t,x(t),ui(t))f(t,x(t),u(t))|𝑑tδ2.subscript0𝑇𝐾𝜔𝑡𝑓𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑖𝑡𝑓𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡𝛿2\displaystyle\int_{[0,T]\setminus K}\omega(t)\big{|}f\big{(}t,x_{*}(t),u_{i}(t)\big{)}-f\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{|}\,dt\leq\frac{\delta}{2}.

Wir betrachten im Folgenden die Funktionen yi()subscript𝑦𝑖y_{i}(\cdot),

yi(t)subscript𝑦𝑖𝑡\displaystyle y_{i}(t) =\displaystyle= (φ(t,x(t),ui(t))φ(t,x(t),u(t)),\displaystyle\Big{(}\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{i}(t)\big{)}-\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)},
ω(t)[f(t,x(t),ui(t))f(t,x(t),u(t))]),i=1,,d,\displaystyle\hskip 56.9055pt\omega(t)\big{[}f\big{(}t,x_{*}(t),u_{i}(t)\big{)}-f\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{]}\Big{)},\quad i=1,...,d,

die nach Wahl von K𝐾K über dieser Menge messbar und beschränkt sind. Mit den zugehörigen Trägermengen M1(α),,Md(α)Ksubscript𝑀1𝛼subscript𝑀𝑑𝛼𝐾M_{1}(\alpha),...,M_{d}(\alpha)\subseteq K aus Lemma D.3 definieren wir über +subscript{\mathbb{R}}_{+} die Abbildung αuα()𝒰𝛼subscript𝑢𝛼𝒰\alpha\to u_{\alpha}(\cdot)\in\mathscr{U}:

uα(t)=u(t)+i=1dχMi(αi)(t)(ui(t)u(t)).subscript𝑢𝛼𝑡subscript𝑢𝑡superscriptsubscript𝑖1𝑑subscript𝜒subscript𝑀𝑖subscript𝛼𝑖𝑡subscript𝑢𝑖𝑡subscript𝑢𝑡u_{\alpha}(t)=u_{*}(t)+\sum_{i=1}^{d}\chi_{M_{i}(\alpha_{i})}(t)\cdot\big{(}u_{i}(t)-u_{*}(t)\big{)}.

Diese ist auf dem Quader Qdsuperscript𝑄𝑑Q^{d},

Qd={α=(α1,,αd)d| 0αi1/d,i=1,,d},superscript𝑄𝑑conditional-set𝛼subscript𝛼1subscript𝛼𝑑superscript𝑑formulae-sequence 0subscript𝛼𝑖1𝑑𝑖1𝑑Q^{d}=\Big{\{}\alpha=(\alpha_{1},...,\alpha_{d})\in{\mathbb{R}}^{d}\,\Big{|}\,0\leq\alpha_{i}\leq 1/d,\,i=1,...,d\Big{\}},

wohldefiniert. Im Weiteren bezeichnen Σ(Δ)ΣΔ\Sigma(\Delta) und V𝑉V die Mengen

Σ(Δ)ΣΔ\displaystyle\Sigma(\Delta) =\displaystyle= {α=(α1,,αd)d|α1,,αd0,i=1dαiΔ},conditional-set𝛼subscript𝛼1subscript𝛼𝑑superscript𝑑formulae-sequencesubscript𝛼1subscript𝛼𝑑0superscriptsubscript𝑖1𝑑subscript𝛼𝑖Δ\displaystyle\left\{\alpha=(\alpha_{1},...,\alpha_{d})\in{\mathbb{R}}^{d}\,\bigg{|}\,\alpha_{1},...,\alpha_{d}\geq 0,\,\sum_{i=1}^{d}\alpha_{i}\leq\Delta\right\},
V𝑉\displaystyle V =\displaystyle= {x()Clim(+,n)|x()x()σ}.conditional-set𝑥subscript𝐶subscriptsuperscript𝑛subscriptnorm𝑥subscript𝑥𝜎\displaystyle\{x(\cdot)\in C_{\lim}({\mathbb{R}}_{+},{\mathbb{R}}^{n})\,\big{|}\,\|x(\cdot)-x_{*}(\cdot)\|_{\infty}\leq\sigma\}.

Auf diesen Mengen betrachten wir die Abbildungen

Φ1(x(),α)(t)subscriptΦ1𝑥𝛼𝑡\displaystyle\Phi_{1}\big{(}x(\cdot),\alpha\big{)}(t) =\displaystyle= 0t[φ(τ,x(τ),uα(τ))φ(τ,x(τ),u(τ))]𝑑τ,t+,superscriptsubscript0𝑡delimited-[]𝜑𝜏𝑥𝜏subscript𝑢𝛼𝜏𝜑𝜏subscript𝑥𝜏subscript𝑢𝜏differential-d𝜏𝑡subscript\displaystyle\int_{0}^{t}\big{[}\varphi\big{(}\tau,x(\tau),u_{\alpha}(\tau)\big{)}-\varphi\big{(}\tau,x_{*}(\tau),u_{*}(\tau)\big{)}\big{]}\,d\tau,\quad t\in{\mathbb{R}}_{+},
Λ1(x(),α)(t)subscriptΛ1𝑥𝛼𝑡\displaystyle\Lambda_{1}\big{(}x(\cdot),\alpha\big{)}(t) =\displaystyle= 0t[φx(τ,x(τ),u(τ))(x(τ)x(τ))\displaystyle\int_{0}^{t}\bigg{[}\varphi_{x}\big{(}\tau,x_{*}(\tau),u_{*}(\tau)\big{)}\big{(}x(\tau)-x_{*}(\tau)\big{)}
+i=1dαi(φ(τ,x(τ),ui(τ))φ(τ,x(τ),u(τ)))]dτ,t+\displaystyle\hskip 19.91692pt+\sum_{i=1}^{d}\alpha_{i}\cdot\Big{(}\varphi\big{(}\tau,x_{*}(\tau),u_{i}(\tau)\big{)}-\varphi\big{(}\tau,x_{*}(\tau),u_{*}(\tau)\big{)}\Big{)}\bigg{]}\,d\tau,\quad t\in{\mathbb{R}}_{+}

und die Funktionale

Φ2(x(),α)subscriptΦ2𝑥𝛼\displaystyle\Phi_{2}\big{(}x(\cdot),\alpha\big{)} =\displaystyle= 0ω(t)[f(t,x(t),uα(t))f(t,x(t),u(t))]𝑑t,superscriptsubscript0𝜔𝑡delimited-[]𝑓𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝛼𝑡𝑓𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡\displaystyle\int_{0}^{\infty}\omega(t)\big{[}f\big{(}t,x(t),u_{\alpha}(t)\big{)}-f\big{(}t,x(t),u_{*}(t)\big{)}\big{]}\,dt,
Λ2(x(),α)subscriptΛ2𝑥𝛼\displaystyle\Lambda_{2}\big{(}x(\cdot),\alpha\big{)} =\displaystyle= i=1d0αiω(t)[f(t,x(t),ui(t))f(t,x(t),u(t))]𝑑t.superscriptsubscript𝑖1𝑑superscriptsubscript0subscript𝛼𝑖𝜔𝑡delimited-[]𝑓𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑖𝑡𝑓𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡\displaystyle\sum_{i=1}^{d}\int_{0}^{\infty}\alpha_{i}\cdot\omega(t)\big{[}f\big{(}t,x(t),u_{i}(t)\big{)}-f\big{(}t,x(t),u_{*}(t)\big{)}\big{]}\,dt.
Lemma D.4.

Es existieren Δ(0,1/d]\Delta\in(0,1/d] und σ>0𝜎0\sigma>0 derart, dass für alle α,αΣ(Δ)𝛼superscript𝛼ΣΔ\alpha,\alpha^{\prime}\in\Sigma(\Delta) und alle x(),x()V𝑥superscript𝑥𝑉x(\cdot),x^{\prime}(\cdot)\in V gelten:

[Φ1(x(),α)Φ1(x(),α)Λ1(x(),α)Λ1(x(),α)]()subscriptnormdelimited-[]subscriptΦ1𝑥𝛼subscriptΦ1superscript𝑥superscript𝛼subscriptΛ1𝑥𝛼subscriptΛ1superscript𝑥superscript𝛼\displaystyle\Big{\|}\big{[}\Phi_{1}\big{(}x(\cdot),\alpha\big{)}-\Phi_{1}\big{(}x^{\prime}(\cdot),\alpha^{\prime}\big{)}-\Lambda_{1}\big{(}x(\cdot),\alpha\big{)}-\Lambda_{1}\big{(}x^{\prime}(\cdot),\alpha^{\prime}\big{)}\big{]}(\cdot)\Big{\|}_{\infty}
δ(x()x()+i=1d|αiαi|).absent𝛿subscriptnorm𝑥superscript𝑥superscriptsubscript𝑖1𝑑subscript𝛼𝑖superscriptsubscript𝛼𝑖\displaystyle\hskip 56.9055pt\leq\delta\bigg{(}\|x(\cdot)-x^{\prime}(\cdot)\|_{\infty}+\sum_{i=1}^{d}|\alpha_{i}-\alpha_{i}^{\prime}|\bigg{)}. (D.6)

Beweis Beachten wir, dass die Abbildung αuα()𝛼subscript𝑢𝛼\alpha\to u_{\alpha}(\cdot) nur für tK𝑡𝐾t\in K zum Tragen kommt, so können wir die linke Seite in (D.6) gegen folgenden Ausdruck nach oben abschätzen:

[0,T]Kφx(t,x(t),u(t))(x(t)x(t))𝑑tsubscript0𝑇𝐾normsubscript𝜑𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑥𝑡superscript𝑥𝑡differential-d𝑡\displaystyle\int_{[0,T]\setminus K}\big{\|}\varphi_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{(}x(t)-x^{\prime}(t)\big{)}\big{\|}\,dt
+i=1d(αiαi)[0,T]Kφ(t,x(t),ui(t))φ(t,x(t),u(t))𝑑tsuperscriptsubscript𝑖1𝑑subscript𝛼𝑖subscriptsuperscript𝛼𝑖subscript0𝑇𝐾norm𝜑𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑖𝑡𝜑𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡\displaystyle\hskip 42.67912pt+\sum_{i=1}^{d}(\alpha_{i}-\alpha^{\prime}_{i})\cdot\int_{[0,T]\setminus K}\big{\|}\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{i}(t)\big{)}-\varphi\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{\|}\,dt
+\displaystyle+ maxtK[0,t]K[φ(τ,x(τ),uα(τ))φ(τ,x(τ),uα(τ))\displaystyle\max_{t\in K}\bigg{\|}\int_{[0,t]\cap K}\bigg{[}\varphi\big{(}\tau,x(\tau),u_{\alpha}(\tau)\big{)}-\varphi\big{(}\tau,x^{\prime}(\tau),u_{\alpha^{\prime}}(\tau)\big{)}
φx(τ,x(τ),u(τ))(x(τ)x(τ))subscript𝜑𝑥𝜏subscript𝑥𝜏subscript𝑢𝜏𝑥𝜏superscript𝑥𝜏\displaystyle\hskip 85.35826pt-\varphi_{x}\big{(}\tau,x_{*}(\tau),u_{*}(\tau)\big{)}\big{(}x(\tau)-x^{\prime}(\tau)\big{)}
i=1d(αiαi)(φ(τ,x(τ),ui(τ))φ(τ,x(τ),u(τ)))]dτ\displaystyle\hskip 85.35826pt-\sum_{i=1}^{d}(\alpha_{i}-\alpha^{\prime}_{i})\cdot\Big{(}\varphi\big{(}\tau,x_{*}(\tau),u_{i}(\tau)\big{)}-\varphi\big{(}\tau,x_{*}(\tau),u_{*}(\tau)\big{)}\Big{)}\bigg{]}d\tau\bigg{\|}
+\displaystyle+ Tφ(t,x(t),u(t))φ(t,x(t),u(t))φx(t,x(t),u(t))(x(t)x(t))𝑑t.superscriptsubscript𝑇norm𝜑𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝜑𝑡superscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡subscript𝜑𝑥𝑡subscript𝑥𝑡subscript𝑢𝑡𝑥𝑡superscript𝑥𝑡differential-d𝑡\displaystyle\int_{T}^{\infty}\big{\|}\varphi\big{(}t,x(t),u_{*}(t)\big{)}-\varphi\big{(}t,x^{\prime}(t),u_{*}(t)\big{)}-\varphi_{x}\big{(}t,x_{*}(t),u_{*}(t)\big{)}\big{(}x(t)-x^{\prime}(t)\big{)}\big{\|}\,dt.

Nach obiger Wahl der Menge K𝐾K fällt der erste Summand kleiner oder gleich

δ3(x()x()+i=1d|αiαi|)𝛿3subscriptnorm𝑥superscript𝑥superscriptsubscript𝑖1𝑑subscript𝛼𝑖superscriptsubscript𝛼𝑖\frac{\delta}{3}\bigg{(}\|x(\cdot)-x^{\prime}(\cdot)\|_{\infty}+\sum_{i=1}^{d}|\alpha_{i}-\alpha_{i}^{\prime}|\bigg{)}

aus. Nach Wahl der Zahl T𝑇T ist der letzte Summand kleiner gleich

δ3x()x().𝛿3subscriptnorm𝑥superscript𝑥\frac{\delta}{3}\|x(\cdot)-x^{\prime}(\cdot)\|_{\infty}.

Bezüglich der kompakten Menge K𝐾K folgt diese Abschätzung direkt aus Lemma D.2, da im Beweis das Intervall [t0,t1]subscript𝑡0subscript𝑡1[t_{0},t_{1}] durch die kompakte Menge K𝐾K ersetzt werden darf, auf der die Dichtefunktion ω()𝜔\omega(\cdot) stetig ist. \blacksquare

Lemma D.5.

Es existieren Δ(0,1/d]\Delta\in(0,1/d] und σ>0𝜎0\sigma>0 derart, dass die Ungleichung

Φ2(x(),α)Λ2(x(),α)δi=1dαisubscriptΦ2𝑥𝛼subscriptΛ2𝑥𝛼𝛿superscriptsubscript𝑖1𝑑subscript𝛼𝑖\Phi_{2}\big{(}x(\cdot),\alpha\big{)}-\Lambda_{2}\big{(}x(\cdot),\alpha\big{)}\leq\delta\sum_{i=1}^{d}\alpha_{i} (D.7)

für alle αΣ(Δ)𝛼ΣΔ\alpha\in\Sigma(\Delta) und alle x()V𝑥𝑉x(\cdot)\in V gilt.

Beweis Die linke Seite in (D.7) ist gleich

i=1d0(χMi(αi)(t)αi)(ω(t)[f(t,x(t),ui(t))f(t,x(t),u(t))])𝑑t.superscriptsubscript𝑖1𝑑superscriptsubscript0subscript𝜒subscript𝑀𝑖subscript𝛼𝑖𝑡subscript𝛼𝑖𝜔𝑡delimited-[]𝑓𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑖𝑡𝑓𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡\sum_{i=1}^{d}\int_{0}^{\infty}\Big{(}\chi_{M_{i}(\alpha_{i})}(t)-\alpha_{i}\Big{)}\cdot\Big{(}\omega(t)\big{[}f\big{(}t,x(t),u_{i}(t)\big{)}-f\big{(}t,x(t),u_{*}(t)\big{)}\big{]}\Big{)}\,dt.

Beachten wir Mi(αi)Ksubscript𝑀𝑖subscript𝛼𝑖𝐾M_{i}(\alpha_{i})\subseteq K, so folgt nach Wahl der Menge K𝐾K:

i=1d[0,T]Kαi(ω(t)[f(t,x(t),ui(t))f(t,x(t),u(t))])𝑑tδ2i=1dαi.superscriptsubscript𝑖1𝑑subscript0𝑇𝐾subscript𝛼𝑖𝜔𝑡delimited-[]𝑓𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑖𝑡𝑓𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡𝛿2superscriptsubscript𝑖1𝑑subscript𝛼𝑖\sum_{i=1}^{d}\int_{[0,T]\setminus K}\alpha_{i}\cdot\Big{(}\omega(t)\big{[}f\big{(}t,x(t),u_{i}(t)\big{)}-f\big{(}t,x(t),u_{*}(t)\big{)}\big{]}\Big{)}\,dt\leq\frac{\delta}{2}\sum_{i=1}^{d}\alpha_{i}.

Außerdem gilt ui(t)=u(t)subscript𝑢𝑖𝑡subscript𝑢𝑡u_{i}(t)=u_{*}(t) für alle t>T𝑡𝑇t>T und i=1,,d𝑖1𝑑i=1,...,d. Daher ist

i=1dTαi(ω(t)[f(t,x(t),ui(t))f(t,x(t),u(t))])𝑑t=0.superscriptsubscript𝑖1𝑑superscriptsubscript𝑇subscript𝛼𝑖𝜔𝑡delimited-[]𝑓𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑖𝑡𝑓𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡0\sum_{i=1}^{d}\int_{T}^{\infty}\alpha_{i}\cdot\Big{(}\omega(t)\big{[}f\big{(}t,x(t),u_{i}(t)\big{)}-f\big{(}t,x(t),u_{*}(t)\big{)}\big{]}\Big{)}\,dt=0.

Ferner erhalten wir über der kompakten Menge K𝐾K

i=1dK(χMi(αi)(t)αi)(ω(t)[f(t,x(t),ui(t))f(t,x(t),u(t))])𝑑tsuperscriptsubscript𝑖1𝑑subscript𝐾subscript𝜒subscript𝑀𝑖subscript𝛼𝑖𝑡subscript𝛼𝑖𝜔𝑡delimited-[]𝑓𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑖𝑡𝑓𝑡𝑥𝑡subscript𝑢𝑡differential-d𝑡\sum_{i=1}^{d}\int_{K}\Big{(}\chi_{M_{i}(\alpha_{i})}(t)-\alpha_{i}\Big{)}\cdot\Big{(}\omega(t)\big{[}f\big{(}t,x(t),u_{i}(t)\big{)}-f\big{(}t,x(t),u_{*}(t)\big{)}\big{]}\Big{)}\,dt

unmittelbar aus Lemma D.2, da wieder das Intervall [t0,t1]subscript𝑡0subscript𝑡1[t_{0},t_{1}] durch die kompakte Menge K𝐾K ersetzt werden darf, auf der die Dichtefunktion ω()𝜔\omega(\cdot) stetig ist. \blacksquare

Anhang E Ein Extremalprinzip für ein starkes lokales Minimum

Es seien X𝑋X, Y𝑌Y Banachräume, 𝒰𝒰\mathscr{U} ein normierter Raum und U𝒰𝑈𝒰U\subseteq\mathscr{U}. Ferner seien J𝐽J ein Funktional auf X×U𝑋𝑈X\times U, \mathscr{F} eine Abbildung des Produktes X×U𝑋𝑈X\times U in den Raum Y𝑌Y und Gj:X:subscript𝐺𝑗𝑋G_{j}:X\to{\mathbb{R}} für j=1,,l𝑗1𝑙j=1,...,l.
Unter diesen Angaben betrachten wir in diesem Abschnitt die Extremalaufgabe

J(x,u)inf;(x,u)=0,Gj(x)0,j=1,,l,xX,uU.formulae-sequence𝐽𝑥𝑢infimumformulae-sequence𝑥𝑢0formulae-sequencesubscript𝐺𝑗𝑥0formulae-sequence𝑗1𝑙formulae-sequence𝑥𝑋𝑢𝑈J(x,u)\to\inf;\quad\mathscr{F}(x,u)=0,\quad G_{j}(x)\leq 0,\;j=1,...,l,\quad x\in X,\;u\in U. (E.1)

Der Punkt (x,u)𝑥𝑢(x,u) ist ein zulässiges Element der Aufgabe (E.1), falls sämtliche Nebenbedingungen erfüllt sind. Ein Punkt (x,u)subscript𝑥subscript𝑢(x_{*},u_{*}) heißt ein starkes lokales Minimum der Extremalaufgabe (E.1), wenn ein ε>0𝜀0\varepsilon>0 derart existiert, dass für alle zulässigen Paare (x,u)𝑥𝑢(x,u) mit xxXεsubscriptnorm𝑥subscript𝑥𝑋𝜀\|x-x_{*}\|_{X}\leq\varepsilon die Ungleichung J(x,u)J(x,u)𝐽subscript𝑥subscript𝑢𝐽𝑥𝑢J(x_{*},u_{*})\leq J(x,u) gilt. Auf X×U××Y×l𝑋𝑈superscript𝑌superscript𝑙X\times U\times{\mathbb{R}}\times Y^{*}\times{\mathbb{R}}^{l} definieren wir die Lagrange-Funktion

(x,u,λ0,y,λ1,,λl)=λ0J(x,u)+y,(x,u)+j=1lλjGj(x).𝑥𝑢subscript𝜆0superscript𝑦subscript𝜆1subscript𝜆𝑙subscript𝜆0𝐽𝑥𝑢superscript𝑦𝑥𝑢superscriptsubscript𝑗1𝑙subscript𝜆𝑗subscript𝐺𝑗𝑥\mathscr{L}(x,u,\lambda_{0},y^{*},\lambda_{1},...,\lambda_{l})=\lambda_{0}J(x,u)+\langle y^{*},\mathscr{F}(x,u)\rangle+\sum_{j=1}^{l}\lambda_{j}G_{j}(x).

Außerdem bezeichnet in diesem Abschnitt ΔΣmΔsuperscriptΣ𝑚\Delta\Sigma^{m} das folgende d𝑑d-dimensionale Simplex:

Σ(Δ)={α=(α1,,αd)d|α1,,αd0,i=1dαiΔ}.ΣΔconditional-set𝛼subscript𝛼1subscript𝛼𝑑superscript𝑑formulae-sequencesubscript𝛼1subscript𝛼𝑑0superscriptsubscript𝑖1𝑑subscript𝛼𝑖Δ\Sigma(\Delta)=\bigg{\{}\alpha=(\alpha_{1},...,\alpha_{d})\in{\mathbb{R}}^{d}\,\bigg{|}\,\alpha_{1},...,\alpha_{d}\geq 0,\,\sum_{i=1}^{d}\alpha_{i}\leq\Delta\bigg{\}}.
Theorem E.1 (Extremalprinzip).

Sei (x,u)subscript𝑥subscript𝑢(x_{*},u_{*}) ein zulässiges Element der Aufgabe (E.1).

  1. (A)

    Wir nehmen an, dass der Punkt xsubscript𝑥x_{*} eine Umgebung V𝑉V besitzt mit:

    1. (A1)

      Für jedes uU𝑢𝑈u\in U ist xJ(x,u)𝑥𝐽𝑥𝑢x\to J(x,u) im Punkt xsubscript𝑥x_{*} Fréchet-differenzierbar;

    2. (A2)

      Für jedes uU𝑢𝑈u\in U ist x(x,u)𝑥𝑥𝑢x\to\mathscr{F}(x,u) im Punkt xsubscript𝑥x_{*} Gâteaux-differenzierbar;

    3. (A3)

      Die Funktionen Gj(x)subscript𝐺𝑗𝑥G_{j}(x) sind im Punkt xsubscript𝑥x_{*} lokalkonvex und bezüglich jeder Richtung gleichmäßig differenzierbar.

  2. (B)

    Weiterhin setzen wir voraus, dass der Operator x(x,u)subscript𝑥subscript𝑥subscript𝑢\mathscr{F}_{x}(x_{*},u_{*}) eine endliche Kodimension besitzt.

  3. (C)

    Außerdem nehmen wir an, dass zu jedem endlichen System von Punkten u1,,udsubscript𝑢1subscript𝑢𝑑u_{1},...,u_{d} aus U𝑈U und zu jedem δ>0𝛿0\delta>0 eine Zahl Δ>0Δ0\Delta>0 und eine Abbildung u:Σ(Δ)U:𝑢ΣΔ𝑈u:\Sigma(\Delta)\to U derart existieren, dass u(0)=u𝑢0subscript𝑢u(0)=u_{*} gilt und für alle x,x𝑥superscript𝑥x,x^{\prime} aus Vsuperscript𝑉V^{\prime} und alle α,α𝛼superscript𝛼\alpha,\alpha^{\prime} aus Σ(Δ)ΣΔ\Sigma(\Delta) folgende Ungleichungen erfüllt sind:

    (x,u(α))(x,u(α))x(x,u)(xx)\displaystyle\bigg{\|}\mathscr{F}\big{(}x,u(\alpha)\big{)}-\mathscr{F}\big{(}x^{\prime},u(\alpha^{\prime})\big{)}-\mathscr{F}_{x}(x_{*},u_{*})(x-x^{\prime})
    k=1d(αkαk)((x,uk)(x,u))δ(xx+k=1d|αkαk|),\displaystyle-\sum_{k=1}^{d}(\alpha_{k}-\alpha_{k}^{\prime})\big{(}\mathscr{F}(x_{*},u_{k})-\mathscr{F}(x_{*},u_{*})\big{)}\bigg{\|}\leq\delta\bigg{(}\|x-x^{\prime}\|+\sum_{k=1}^{d}|\alpha_{k}-\alpha_{k}^{\prime}|\bigg{)},
    J(x,u(α))J(x,u)k=1dαk(J(x,uk)J(x,u))δ(xx+k=1dαk).𝐽𝑥𝑢𝛼𝐽𝑥subscript𝑢superscriptsubscript𝑘1𝑑subscript𝛼𝑘𝐽𝑥subscript𝑢𝑘𝐽𝑥subscript𝑢𝛿norm𝑥subscript𝑥superscriptsubscript𝑘1𝑑subscript𝛼𝑘\displaystyle J\big{(}x,u(\alpha)\big{)}-J(x,u_{*})-\sum_{k=1}^{d}\alpha_{k}\big{(}J(x,u_{k})-J(x,u_{*})\big{)}\leq\delta\bigg{(}\|x-x_{*}\|+\sum_{k=1}^{d}\alpha_{k}\bigg{)}.

Ist dann (x,u)subscript𝑥subscript𝑢(x_{*},u_{*}) starke lokale Minimalstelle der Aufgabe (E.1), so existieren nicht gleichzeitig verschwindende Lagrangesche Multiplikatoren λ00,,λl0formulae-sequencesubscript𝜆00subscript𝜆𝑙0\lambda_{0}\geq 0,...,\lambda_{l}\geq 0 und yYsuperscript𝑦superscript𝑌y^{*}\in Y^{*} derart, dass folgende Bedingungen gelten:

  1. (a)

    Die Lagrange-Funktion besitzt bezüglich x𝑥x in xsubscript𝑥x_{*} einen stationären Punkt, d. h.

    0x(x,u,λ0,y,λ1,,λl);0subscript𝑥subscript𝑥subscript𝑢subscript𝜆0superscript𝑦subscript𝜆1subscript𝜆𝑙0\in\partial_{x}\mathscr{L}(x_{*},u_{*},\lambda_{0},y^{*},\lambda_{1},...,\lambda_{l}); (E.2)
  2. (b)

    Die Lagrange-Funktion erfüllt bezüglich u𝑢u in usubscript𝑢u_{*} die Minimumbedingung

    (x,u,λ0,y,λ1,,λl)=minuU(x,u,λ0,y,λ1,,λl);subscript𝑥subscript𝑢subscript𝜆0superscript𝑦subscript𝜆1subscript𝜆𝑙subscript𝑢𝑈subscript𝑥𝑢subscript𝜆0superscript𝑦subscript𝜆1subscript𝜆𝑙\mathscr{L}(x_{*},u_{*},\lambda_{0},y^{*},\lambda_{1},...,\lambda_{l})=\min_{u\in U}\mathscr{L}(x_{*},u,\lambda_{0},y^{*},\lambda_{1},...,\lambda_{l}); (E.3)
  3. (c)

    Die komplementären Schlupfbedingungen gelten, d. h.

    0=λjGj(x)für j=1,,l.formulae-sequence0subscript𝜆𝑗subscript𝐺𝑗subscript𝑥für 𝑗1𝑙0=\lambda_{j}G_{j}(x_{*})\qquad\mbox{f\"{u}\nobreak\hskip 0.0ptr }j=1,...,l. (E.4)

Das Extremalprinzip E.1 ist eine Vereinfachung des Extremalprinzips für regulär lokalkonvexe Aufgaben in Ioffe & Tichomirov [10]. In [10] hängt die Steuerungsvariable u𝑢u zusätzlich zu α𝛼\alpha von der Zustandsvariable x𝑥x ab.

Literatur

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