Quasi-analytische Zerlegungen


Burchard Kaup und Hans-Jörg Reiffen

Abstract

The leaves in singular holomorphic foliation theory are examples of quasi-analytic layers. In the first part of our publication we are concerned with a theory of these subjects. A quasi-analytic decomposition of a complex manifold is a decomposition into pairwise disjoint connected quasi-analytic layers. These are holomorphic foliations in the sense of P. Stefan and K. Spallek. A very different but more usual conception of holomorphic foliations is develloped by P. Baum and R. Bott. It is based on holomorphic sheaf theory. In the second part we study the relation between quasi-analytic decompositions and singular holomorphic foliations in the sense of Baum and Bott.


2000 Mathematics Subject Classification: 32C15, 32S65.

1 Einleitung

Es sei X𝑋X eine zusammenhängende komplexe Mannigfaltigkeit mit abzählbarer Topologie und ZX𝑍𝑋Z\subset X eine Teilmenge von X𝑋X. In der Theorie der holomorphen Blätterungen sind solche Teilmengen Z𝑍Z von Interesse, zu denen es eine injektive holomorphe Immersion φ:YX:𝜑𝑌𝑋{\varphi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak Y\nobreak\longrightarrow\nobreak X} eines komplexen Raumes Y𝑌Y in X𝑋X mit Z𝑍Z als Bild gibt. Dann induziert φ𝜑\varphi auf Z𝑍Z eine komplexe Struktur. Wir nennen eine solche Struktur quasi-analytisch und Z𝑍Z mit dieser Struktur eine Schichtung. Ist Z𝑍Z bezüglich der Struktur zusammenhängend, so nennen wir Z𝑍Z eine Schicht. Die Blätter in einer holomorphen Blätterungstheorie sind stets Schichten.

In Abschnitt 2 geben wir eine Definition der quasi-analytischen Struktur, ohne holomorphe Abbildungen zu benutzen. Eine quasi-analytische Struktur auf Z𝑍Z ist eine Topologie 𝒯𝒯{\cal T} auf Z𝑍Z derart, daß (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) lokal bezüglich 𝒯𝒯{\cal T} jeweils eine lokal-analytische Teilmenge von X𝑋X ist (vgl. Definition 2.1). Dadurch ist in natürlicher Weise auch eine komplexe Struktur auf (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) festgelegt. Wir stellen in Abschnitt 2 einige grundlegende Begriffe und Aussagen zusammen. Wie Beispiele in Abschnitt 3 zeigen, sind quasi-analytische Strukturen, auch wenn es sich um Schichten handelt, nicht eindeutig bestimmt. In Abschnitt 4 machen wir unter der Einschränkung einer abzählbaren Topologie (Schichten erfüllen diese Voraussetzung) eine abgeschwächte Eindeutigkeitsaussage (vgl. 4.10 und 4.11). Wie wir in Abschnitt 2 zeigen, gilt allerdings eine scharfe Eindeutigkeitsaussage für Wege-verträgliche quasi-analytische Strukturen (vgl. 2.7). Dabei heißt eine quasi-analytische Struktur Wege-verträglich, wenn jeder X𝑋X-Weg bereits ein 𝒯𝒯{\cal T}-Weg ist. Die Existenz einer solchen Struktur auf Z𝑍Z hängt allerdings von der Relativtopologie von Z𝑍Z bzgl. X𝑋X ab (vgl. 2.5.(3)). Es handelt sich, wenn es sie gibt, um eine natürliche quasi-analytische Struktur. In Abschnitt 4 gehen wir allgemein auf natürliche quasi-analytische Strukturen ein; wir nennen sie schwach-analytische Strukturen. Man konstruiert sie mit Hilfe des sogenannten analytischen Inhalts. Das ist die Menge aller Teilmengen A𝐴A von Z𝑍Z, die lokal-analytische Teilmengen von X𝑋X sind. Nicht jede Teilmenge Z𝑍Z trägt eine schwach-analytische Struktur. Wenn eine solche existiert, ist sie eindeutig bestimmt (vgl. 4.19).

Seit Beginn der 1970er Jahre studiert man holomorphe Blätterungen mit Singularitäten. 1972 hat H. Holmann einen speziellen Typ von singulären holomorphen Blätterungen mit Hilfe gewisser holomorpher Abbildungen eingeführt (vgl. [H]). Er konnte dabei wie im Fall regulärer Blätterungen einen Blattbegriff einführen. Problematisch ist dies bei dem ebenfalls in 1972 von P. Baum und R. Bott eingeführten Begriff einer singulären holomorphen Blätterung mit Hilfe von Garben holomorpher Vektorfelder bzw. Pfaffscher Formen (vgl. [B/B] und [B]). Dieser Begriff besitzt jedoch den gewünschten Grad von Allgemeinheit.

Deshalb gehen wir von ihm in dieser Arbeit aus. In [R-1] wurde für derartige Blätterungen ein Blattbegriff eingeführt, welcher den von H. Holmann verallgemeinert. Allerdings besitzt nicht jede singuläre holomorphe Blätterung Blätter überall. Wir beziehen uns in dieser Arbeit bei Verweisen zur Blätterungstheorie stets auf [R-2], eine Arbeit, die über das Internet erreichbar ist.

Inspiriert durch Arbeiten von P. Stefan hat K. Spallek einen Blätterungsbegriff für differenzierbare Räume eingeführt (vgl. [Spa]). Für den holomorphen Fall und komplexe Mannigfaltigkeiten als Trägerraum stimmt sein Begriff mit dem von uns in Abschnitt 5 definierten Begriff der quasi-analytischen Zerlegung überein. Eine quasi-analytische Zerlegung von X𝑋X ist eine quasi-analytische Struktur auf Z=X𝑍𝑋Z=X; die zugehörigen Schichten nennen wir Blätter.

In den Abschnitten 6 bis 7 geht es um den Zusammenhang zwischen quasi-analytischen Zerlegungen und holomorphen Blätterungen.

In Abschnitt 5 stellen wir allgemeine Grundbegriffe für die Theorie der quasi-analytischen Zerlegungen zusammen und gehen vor allem auf zwei zentrale Beispiele ein: Ist ΘsuperscriptΘ\Theta^{\prime} eine kohärente involutive Untergarbe der Garbe ΘΘ\Theta der holomorphen Vektorfelder auf X𝑋X, so definiert ΘsuperscriptΘ\Theta^{\prime}, wie Spallek gezeigt hat, eine glatte quasi-analytische Zerlegung 𝒟superscript𝒟{\cal D}^{\prime} von X𝑋X. Wir nennen sie die Spallek-Zerlegung zu ΘsuperscriptΘ\Theta^{\prime}; sie ist insbesondere Wege-verträglich (vgl. 5.8 und 5.9). Ist {\cal F} eine holomorphe Blätterung auf X𝑋X mit Blättern überall, so definieren diese eine quasi-analytische Zerlegung 𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}} von X𝑋X; sie ist schwach-analytisch (vgl. 5.13). Wir behandeln die Beziehung zwischen 𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}} und der gleichfalls existierenden Spallek-Zerlegung 𝒟superscriptsubscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime} von {\cal F} (vgl. 5.16). In Abschnitt 6 behandeln wir quasi-analytische Zerlegungen und holomorphe Blätterungen, die abbildungsdefiniert sind, d.h. lokal durch holomorphe Abbildungen beschrieben werden können (vgl. 6.3, 6.4). Der Begriff der Regularität einer quasi-analytischen Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} wird in naheliegender Weise eingeführt (vgl. 6.5) und damit der der Singularitätenmenge Sing𝒟Sing𝒟\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}. Für unsere Theorie wichtig ist der Begriff der fasertreuen holomorphen Abbildung (vgl. 6.8); insbesondere sind offene Abbildungen fasertreu. Wir erhalten das Ergebnis: die abbildungsdefinierten quasi-analytischen Zerlegungen mit fasertreuen lokalen Beschreibungen entsprechen genau den abbildungsdefinierten holomorphen Blätterungen mit fasertreuen lokalen Beschreibungen (vgl. 6.4, 6.14). Wie Beispiele am Ende von Abschnitt 6 zeigen, können quasi-analytische Zerlegungen sehr chaotisch sein, selbst wenn die zugehörige Vektorfeldgarbe kohärent ist. Deshalb erscheint es sinnvoll, bei der Definition der Kohärenz einer quasi-analytischen Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} nicht nur die Kohärenz der Vektorfeldgarbe Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{{\cal D}} zu fordern, sondern darüber hinaus eine stärkere Bindung von 𝒟𝒟{\cal D} und Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{{\cal D}} zu verlangen (vgl. 7.2). In diesem Fall definiert 𝒟𝒟{\cal D} in natürlicher Weise eine holomorphe Blätterung 𝒟superscript𝒟{\cal F}^{{\cal D}} und auf XSing𝒟𝑋Sing𝒟X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D} stimmt die von dieser dort definierte Zerlegung mit 𝒟|XSing𝒟evaluated-at𝒟𝑋Sing𝒟{\cal D}|_{X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}} überein. Die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} heißt vollständig, wenn sie kohärent ist und wenn Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{{\cal D}} vollständig ist (vgl. 7.7). Sie heißt perfekt, wenn sie kohärent ist, wenn =𝒟superscript𝒟{\cal F}={\cal F}^{{\cal D}} Blätter überall besitzt und wenn 𝒟=𝒟𝒟subscript𝒟{\cal D}={\cal D}_{{\cal F}} ist (vgl. 7.15, 7.16).

Übrigens: unser Kohärenzbegriff ist funktionentheoretisch motiviert und stimmt nicht mit dem eher geometrisch motivierten Kohärenzbegriff von Spallek überein.

Wir zeigen:

7.18: Die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} sei abbildungsdefiniert mit fasertreuen lokalen Beschreibungen. Dann ist 𝒟𝒟{\cal D} vollständig und perfekt.

7.19: Die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} sei kohärent, lokal-eigentlich, rein p𝑝p-dimensional und es gelte dimSing𝒟<pdimensionSing𝒟𝑝\dim\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}<p. Dann ist 𝒟𝒟{\cal D} vollständig und perfekt.

7.21: Die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} sei lokal eigentlich und rein 111-codimensional. Dann sind folgende Aussagen äquivalent:

  1. (1)

    𝒟𝒟{\cal D} ist kohärent,

  2. (2)

    𝒟𝒟{\cal D} ist vollständig,

  3. (3)

    𝒟𝒟{\cal D} ist perfekt,

  4. (4)

    𝒟𝒟{\cal D} ist abbildungsdefiniert.

Im Fall von (4) sind die lokalen Beschreibungen übrigens sofort schon fasertreu.

In Abschnitt 8, dem Anhang, stellen wir einige Hilfsüberlegungen allgemeinerer Art zusammen.

Eine verkürzte Vorabversion dieser Arbeit wurde in [H/K/R] publiziert. Leider sind uns dort einige Fehler unterlaufen: eine Schicht ist nicht immer Wege-verträglich, und im Theorem 1.(1).(a) fehlt die Bedingung, daß 𝒟𝒟{\cal D} lokal eigentlich ist (vgl. Beispiel 7.26 in diesem Text).

2 Quasi-analytische Schichtungen und Schichten

Es sei X𝑋X stets eine n𝑛n-dimensionale zusammenhängende komplexe Mannigfaltigkeit mit abzählbarer Topologie. Ist M𝑀M eine beliebige Teilmenge von X𝑋X, dann bezeichnen wir die Relativtopologie von M𝑀M auch als die 𝑿𝑿X-Topologie.

2.1 Definition

Eine quasi-analytische Struktur auf einer Teilmenge Z𝑍Z von X𝑋X ist eine Topologie 𝒯𝒯{\cal T} auf Z𝑍Z, für die gilt:
Zu jedem zZ𝑧𝑍z\in Z gibt es eine offene 𝒯𝒯{\cal T}-Umgebung A𝐴A von z𝑧z in Z𝑍Z und eine offene X𝑋X-Umgebung U𝑈U von z𝑧z in X𝑋X derart, daß A𝐴A eine analytische Teilmenge von U𝑈U ist und daß die 𝒯𝒯{\cal T}-Topologie von A𝐴A mit der X𝑋X-Topologie von A𝐴A übereinstimmt.
Wir nennen den topologischen Raum (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) eine quasi-analytische Schichtung. Wenn in der obigen Bedingung A𝐴A und U𝑈U zusammenhängend sind (was man durch geeignete Verkleinerungen stets erreichen kann), dann nennen wir (A,U)𝐴𝑈(A,U) ein 𝓣𝓣{\cal T}-Plättchen.
Die 𝒯𝒯{\cal T}-Zusammenhangskomponenten einer quasi-analytischen Schichtung (zusammen mit der durch 𝒯𝒯{\cal T} induzierten Topologie) nennen wir quasi-analytische Schichten.

Wir sprechen im Weiteren kurz von Schichtung bzw. Schicht. Jede Schicht ist wieder eine Schichtung.

Da analytische Mengen lokal wegzusammenhängend sind, ist eine Schichtung (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) bezüglich 𝒯𝒯{\cal T} ebenfalls lokal wegzusammenhängend und ihre Schichten sind genau ihre 𝒯𝒯{\cal T}-Wegzusammenhangskomponenten.

Die Topologie 𝒯𝒯{\cal T} einer Schichtung ist feiner als die X𝑋X-Topologie; lokal bzgl. 𝒯𝒯{\cal T} trägt eine Schichtung die Relativtopologie von X𝑋X.

Ist (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) eine Schichtung in X𝑋X, dann induziert 𝒯𝒯{\cal T} in natürlicher Weise eine komplexe Struktur auf Z𝑍Z: ist (A,U)𝐴𝑈(A,U) ein 𝒯𝒯{\cal T}-Plättchen, so ist A𝐴A mit seiner natürlichen komplexen Struktur eine komplexe Karte von Z𝑍Z. Wir denken uns eine Schichtung (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) stets mit dieser komplexen Struktur versehen. Es ist eine reduzierte komplexe Struktur.

Wir setzen im Weiteren alle betrachteten komplexen Strukturen als reduziert voraus.

Eine holomorphe Abbildung φ:YY:𝜑𝑌subscript𝑌{\varphi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak Y\nobreak\longrightarrow\nobreak Y_{\bullet}} zwischen komplexen Räumen Y𝑌Y und Ysubscript𝑌Y_{\bullet} heißt eine holomorphe Immersion, wenn es zu jedem Punkt yY𝑦𝑌y\in Y eine offene Umgebung U𝑈U von y𝑦y und eine offene Umgebung Usubscript𝑈U_{\bullet} von y=φ(y)subscript𝑦𝜑𝑦y_{\bullet}=\varphi(y) gibt derart, daß φ(U)𝜑𝑈\varphi(U) eine analytische Teilmenge von Usubscript𝑈U_{\bullet} und φ:Uφ(U):𝜑𝑈𝜑𝑈{\varphi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak U\nobreak\longrightarrow\nobreak\varphi(U)} biholomorph ist.

2.2
  1. (1)

    Sei (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) eine Schichtung in X𝑋X. Dann ist die kanonische Inklusion ι:ZX:𝜄𝑍𝑋{\iota\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak Z\nobreak\longrightarrow\nobreak X} eine injektive holomorphe Immersion mit ι(Z)=Z𝜄𝑍𝑍\iota(Z)=Z.

  2. (2)

    Ist umgekehrt φ:YX:𝜑𝑌𝑋{\varphi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak Y\nobreak\longrightarrow\nobreak X} eine injektive holomorphe Immersion, so ist die Topologie 𝒯𝒯{\cal T} auf Z:=φ(Y)assign𝑍𝜑𝑌Z:=\varphi(Y), bezüglich der φ𝜑\varphi ein Homöomorphismus ist, eine quasi-analytische Struktur auf Z𝑍Z, also (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) eine Schichtung. φ:YZ:𝜑𝑌𝑍{\varphi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak Y\nobreak\longrightarrow\nobreak Z} ist eine biholomorphe Abbildung.

Beweis: (1) ist klar. — (2) ergibt sich sofort aus der Definition der holomorphen Immersion.  \square

Eine holomorphe Abbildung wie in 2.2.(2) heißt eine Darstellung der Schichtung (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}). Wegen 2.2.(1) besitzt jede Schichtung eine Darstellung. Deshalb sind Schichtungen genau die Teilmengen von X𝑋X, die Bilder komplexer Räume bezüglich injektiver holomorpher Immersionen mit Zielraum X𝑋X sind.

2.3
  1. (1)

    Sei A𝐴A eine lokal-analytische Teilmenge von X𝑋X. Dann ist die X𝑋X-Topologie von A𝐴A eine quasi-analytische Struktur auf A𝐴A, die sogenannte Standardstruktur.

  2. (2)

    Zur Schichtung (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) in X𝑋X gebe es eine offene X𝑋X-Umgebung U𝑈U von Z𝑍Z derart, daß für jede X𝑋X-kompakte Teilmenge K𝐾K von U𝑈U die Menge KZ𝐾𝑍K\cap Z ebenfalls 𝒯𝒯{\cal T}-kompakt ist. Dann ist Z𝑍Z eine lokal-analytische Teilmenge von X𝑋X und 𝒯𝒯{\cal T} ist die Standardstruktur, also die X𝑋X-Topologie.

Beweis von (2): Sei φ:YX:𝜑𝑌𝑋{\varphi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak Y\nobreak\longrightarrow\nobreak X} eine Darstellung von (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}). Dann ist φ:YU:𝜑𝑌𝑈{\varphi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak Y\nobreak\longrightarrow\nobreak U} eine eigentliche Abbildung. Aufgrund eines Satzes von Remmert (vgl. [K/K, 45.17]) ist Z=φ(U)𝑍𝜑𝑈Z=\varphi(U) eine analytische Teilmenge von U𝑈U, also eine lokal-analytische Teilmenge von X𝑋X. Die Abbildung φ:YZ:𝜑𝑌𝑍{\varphi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak Y\nobreak\longrightarrow\nobreak Z} (wobei Z𝑍Z die X𝑋X-Topologie trage) ist bijektiv, stetig und eigentlich, also ein Homöomorphismus. Also ist 𝒯𝒯{\cal T} die X𝑋X-Topologie.  \square

In 2.3.(1) erfüllt A𝐴A mit der Standardstruktur die Voraussetzungen von 2.3.(2). Also gibt 2.3 eine genaue Charakterisierung derjenigen Schichtungen in X𝑋X an, die lokal-analytische Teilmengen von X𝑋X mit ihrer Standardstruktur sind.

Die folgenden zwei Beispiele zeigen, wie vorsichtig man mit dem Begriff der Schichtung vorgehen sollte:

2.4
  1. (1)

    Sei M𝑀M eine beliebige (nichtleere) Teilmenge von {\mathbb{C}} (z.B. M=𝑀M={\mathbb{Q}}, {\mathbb{R}}\smallsetminus{\mathbb{Q}}, {\mathbb{C}}) und Y:=zM{z}×assign𝑌subscript𝑧𝑀𝑧Y:=\bigcup_{z\in M}\{z\}\times{\mathbb{C}}. Dann ist Y𝑌Y in natürlicher Weise eine eindimensionale komplexe Mannigfaltigkeit mit eventuell überabzählbar vielen Zusammenhangskomponenten. Die natürliche Inklusion Y2𝑌superscript2Y\hookrightarrow{\mathbb{C}}^{2} definiert eine quasi-analytische Struktur auf Y2𝑌superscript2Y\subset{\mathbb{C}}^{2}.

  2. (2)

    Für eine beliebige Teilmenge YX𝑌𝑋Y\subset X ist Y~:=yY{y}assign~𝑌subscript𝑦𝑌𝑦\tilde{Y}:=\bigcup_{y\in Y}\{y\} mit der diskreten Topologie auf natürliche Weise eine null-dimensionale komplexe Mannigfaltigkeit. Die natürliche Inklusion Y~X~𝑌𝑋\tilde{Y}\hookrightarrow X definiert eine quasi-analytische Struktur auf Y𝑌Y.

Weil X𝑋X nach Voraussetzung abzählbare Topologie hat und jede Schicht eine Darstellung besitzt, folgt auf Grund des Satzes von Poincar -Volterra (vgl. [Bou]), daß jede Schicht eine abzählbare Topologie besitzt. Wir nennen eine Schichtung abzählbar, wenn sie höchstens abzählbare viele Schichten enthält. Das ist genau dann der Fall, wenn die Schichtung abzählbare Topologie hat.

Eine lokal-analytische Teilmenge von X𝑋X mit der Standardstruktur ist eine abzählbare Schichtung. Im Übrigen verweisen wir auf die Beispiele 2.4.(1).

2.5 Satz und Definition

Eine Schichtung (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) heißt Wege-verträglich, wenn die folgenden äquivalenten Aussagen gelten:

  1. (1)

    Jeder X𝑋X-Weg γ:I=[0,1]Z:𝛾𝐼delimited-[]0.1𝑍{\gamma\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak I=\thinspace[{0},{1}]\thinspace\nobreak\longrightarrow\nobreak Z} ist ein 𝒯𝒯{\cal T}-Weg.

  2. (2)

    Für jedes 𝒯𝒯{\cal T}-Plättchen (A,U)𝐴𝑈(A,U) ist A𝐴A eine X𝑋X-Wegzusammenhangskomponente von ZU𝑍𝑈Z\cap U.

  3. (3)

    Zu jedem zZ𝑧𝑍z\in Z gibt es ein 𝒯𝒯{\cal T}-Plättchen (A,U)𝐴𝑈(A,U) mit zA𝑧𝐴z\in A derart, daß A𝐴A die X𝑋X-Wegzusammenhangskomponente von ZU𝑍𝑈Z\cap U mit zA𝑧𝐴z\in A ist.

Beweis (1) \ \Longrightarrow\ (2): Da A𝐴A wegzusammenhängend ist, genügt es zu zeigen: für jeden X𝑋X-Weg
γ:I=[0,1]ZU:𝛾𝐼delimited-[]0.1𝑍𝑈{\gamma\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak I=[0,1]\nobreak\longrightarrow\nobreak Z\cap U} mit γ(0)A𝛾0𝐴\gamma(0)\in A ist J:={tI:γ(t)A}=Iassign𝐽conditional-set𝑡𝐼𝛾𝑡𝐴𝐼J:=\{t\in I:\gamma(t)\in A\}=I. Das ist aber klar: da A𝐴A abgeschlossen ist in U𝑈U, ist J𝐽J abgeschlossen; da γ𝛾\gamma nach Voraussetzung auch ein 𝒯𝒯{\cal T}-Weg ist und A𝐴A 𝒯𝒯{\cal T}-offen in ZU𝑍𝑈Z\cap U, ist J𝐽J offen in I𝐼I.
(3) \ \Longrightarrow\ (1): Sei γ𝛾\gamma wie in (1); wir zeigen, daß γ𝛾\gamma in allen t0Isubscript𝑡0𝐼t_{0}\in I 𝒯𝒯{\cal T}-stetig ist. Dazu sei (A,U)𝐴𝑈(A,U) ein 𝒯𝒯{\cal T}-Plättchen mit γ(t0)A𝛾subscript𝑡0𝐴\gamma(t_{0})\in A wie in (3). Weil A𝐴A eine X𝑋X-Zusammenhangskomponente von ZU𝑍𝑈Z\cap U ist, ist γ(t)A𝛾𝑡𝐴\gamma(t)\in A für t𝑡t nahe bei t0subscript𝑡0t_{0}. Weil 𝒯𝒯{\cal T} die Relativtopologie von A𝐴A in U𝑈U ist, ist γ𝛾\gamma auch 𝒯𝒯{\cal T}-stetig in einer Umgebung von t0subscript𝑡0t_{0}.  \square

Wir sagen im Fall von 2.5 auch, daß 𝒯𝒯{\cal T} Wege-verträglich ist.

2.6 Beispiel

Ist M𝑀M in 2.4.(1) total unzusammenhängend (z.B. das Cantorsche Diskontinuum), dann ist die dadurch definierte Schichtung Wege-verträglich. Für M=𝑀M={\mathbb{C}} ist das zugehörige Y𝑌Y nicht Wege-verträglich.

Weitere Beispiele zum Begriffe ”Wege-verträglich findet man im Abschnitt 3.

2.7 Satz

Seien 𝒯𝒯{\cal T} und 𝒯subscript𝒯{\cal T}_{\bullet} zwei Wege-verträgliche quasi-analytische Strukturen auf Z𝑍Z. Dann ist 𝒯=𝒯𝒯subscript𝒯{\cal T}={\cal T}_{\bullet}.

Beweis: Sei zZ𝑧𝑍z\in Z. Dann gibt es zu z𝑧z ein 𝒯𝒯{\cal T}-Plättchen (A,U)𝐴𝑈(A,U) und ein 𝒯subscript𝒯{\cal T}_{\bullet}-Plättchen (A,U)subscript𝐴subscript𝑈(A_{\bullet},U_{\bullet}) gemäß (3). Wir betrachten die X𝑋X-Wegzusammenhangskomponente A~~𝐴\tilde{A} von ZUU𝑍𝑈subscript𝑈Z\cap U\cap U_{\bullet}, die z𝑧z enthält. Weil analytische Mengen lokal wegzusammenhängend sind, ist A~~𝐴\tilde{A} eine offene Teilmenge von A𝐴A und von Asubscript𝐴A_{\bullet}. Sei U~~𝑈\tilde{U} die X𝑋X-Zusammenhangskomponente von UU𝑈subscript𝑈U\cap U_{\bullet}, die z𝑧z enthält, dann ist (A~,U~)~𝐴~𝑈(\tilde{A},\tilde{U}) ein 𝒯𝒯{\cal T}- und ein 𝒯subscript𝒯{\cal T}_{\bullet}-Plättchen.  \square

2.8

Sei (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) eine Schichtung und VZ𝑉𝑍V\subset Z eine 𝒯𝒯{\cal T}-offene Teilmenge. Dann ist (V,𝒯|V)𝑉evaluated-at𝒯𝑉(V,{\cal T}|_{V}) wieder eine Schichtung, die wir die Einschränkung der Schichtung (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) nennen.

Es sei (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) eine Schichtung und WoX𝑊absento𝑋W{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X, also W𝑊W eine offene Teilmenge von X𝑋X. Dann ist V:=ZWassign𝑉𝑍𝑊V:=Z\cap W eine 𝒯𝒯{\cal T}-offene Teilmenge von Z𝑍Z. Die Schichten von (V,𝒯|V)𝑉evaluated-at𝒯𝑉(V,{\cal T}|_{V}) nennen wir kurz die 𝓣𝓣{\cal T}-Komponenten von ZW𝑍𝑊Z\cap W.

2.9 Definition

Die Schichtung (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) in X𝑋X heißt ordentlich, wenn es zu jedem Punkt zZ𝑧𝑍z\in Z eine X𝑋X-Umgebungsbasis von X𝑋X-offenen Umgebungen W𝑊W von z𝑧z gibt mit folgender Eigenschaft:

Seien A,B𝐴𝐵A,B zwei verschiedene 𝒯𝒯{\cal T}-Komponenten von ZW𝑍𝑊Z\cap W, so gilt A¯B=¯𝐴𝐵\overline{A}\cap B=\emptyset, wobei A¯¯𝐴\overline{A} der W𝑊W-Abschluß von A𝐴A sei.

Sind für alle W𝑊W alle 𝒯𝒯{\cal T}-Komponenten von W𝑊W jeweils W𝑊W-abgeschlossen, so heißt die Schichtung (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) sehr ordentlich.

In der Situation 2.9 nennen wir auch 𝒯𝒯{\cal T} (sehr) ordentlich.

2.10 Satz

Die Schichtung (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) in X𝑋X sei abzählbar und ordentlich. Dann ist (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) Wege-verträglich.

Beweis: Sei zZ𝑧𝑍z\in Z und (A,U)𝐴𝑈(A,U) ein 𝒯𝒯{\cal T}-Plättchen mit zA𝑧𝐴z\in A. Sei WU𝑊𝑈W\subset U eine offene X𝑋X-Umgebung aus der in 2.9 genannten Umgebungsbasis. Wir betrachten die 𝒯𝒯{\cal T} Zusammenhangskomponente A0subscript𝐴0A_{0} von AW𝐴𝑊A\cap W, die z𝑧z enthält. ZW𝑍𝑊Z\cap W besitzt höchstens abzählbar viele 𝒯𝒯{\cal T}-Komponenten Bνsubscript𝐵𝜈B_{\nu}, νN𝜈𝑁\nu\in N\subset{\mathbb{N}}. Es ist B¯νBμ=subscript¯𝐵𝜈subscript𝐵𝜇\overline{B}_{\nu}\cap B_{\mu}=\emptyset für νμ𝜈𝜇\nu\not=\mu. Sei 0N0𝑁0\in N und zB0𝑧subscript𝐵0z\in B_{0}. Dann ist A0=B0subscript𝐴0subscript𝐵0A_{0}=B_{0}. Sei γ:[0,1]ZW:𝛾delimited-[]0.1𝑍𝑊{\gamma\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak\thinspace[{0},{1}]\thinspace\nobreak\longrightarrow\nobreak Z\cap W} ein X𝑋X-Weg mit γ(0)=z𝛾0𝑧\gamma(0)=z. Für jedes νN𝜈𝑁\nu\in N ist γ1(Bν)=γ1(B¯ν)superscript𝛾1subscript𝐵𝜈superscript𝛾1subscript¯𝐵𝜈\gamma^{-1}(B_{\nu})=\gamma^{-1}(\overline{B}_{\nu}) eine abgeschlossene Teilmenge von I𝐼I. Wegen Satz 8.2 ist γ1(B0)=Isuperscript𝛾1subscript𝐵0𝐼\gamma^{-1}(B_{0})=I, also γ(I)A0𝛾𝐼subscript𝐴0\gamma(I)\subset A_{0}. Deshalb ist A0subscript𝐴0A_{0} die X𝑋X-Wegzusammenhangskomponente von ZW𝑍𝑊Z\cap W, die z𝑧z enthält. Nun kann mit A0subscript𝐴0A_{0} die Situtation von 2.5.(3)formulae-sequence2.5(3)\ref{1.5}.\ref{1.5.3} hergestellt werden.  \square

Ist im Beispiel 2.4.(1) die Teilmenge M𝑀M\subset{\mathbb{C}} abzählbar, dann ist Y𝑌Y eine abzählbare sehr ordentliche Schichtung, insbesondere also, wie in 2.6 schon festgestellt, Wege-verträglich.

Die Standardstruktur einer lokal-analytischen Teilmenge A𝐴A von X𝑋X ist sehr ordentlich, insbesondere Wege-verträglich.

Der folgende Satz gibt ein einfaches Konstruktionsverfahren für quasi-analytische Strukturen auf Teilmengen Z𝑍Z von X𝑋X an.

2.11 Satz und Definition

Sei Z𝑍Z eine Teilmenge von X𝑋X und 𝒜𝒜{\cal A} ein System lokal-analytischer Teilmengen von X𝑋X mit folgenden Eigenschaften:

  1. (1)

    Z=A𝒜A𝑍subscript𝐴𝒜𝐴Z=\bigcup_{A\in{\cal A}}A

  2. (2)

    A,B𝒜for-all𝐴𝐵𝒜\forall A,B\in{\cal A} ist AB𝐴𝐵A\cap B sowohl A𝐴A- als auch B𝐵B-offen (dabei ist AB=𝐴𝐵A\cap B=\emptyset zugelassen)

Dann ist

:={A:A ist A-offene Teilmenge eines A𝒜}assignconditional-setsuperscript𝐴superscript𝐴 ist A-offene Teilmenge eines 𝐴𝒜{\cal B}:=\{A^{\prime}:A^{\prime}\hbox{\ ist $A$-offene Teilmenge eines\ }A\in{\cal A}\}

Basis einer quasi-analytischen Struktur 𝒯𝒯{\cal T} auf Z𝑍Z. 𝒜𝒜{\cal A} heißt ein Erzeugendensystem von 𝒯𝒯{\cal T} und wir bezeichnen mit Top(𝒜):=𝒯assignTop𝒜𝒯{\rm Top}({\cal A}):={\cal T} die durch 𝒜𝒜{\cal A} erzeugte Topologie.

Beweis: Man beachte: sind A,B𝒜𝐴𝐵𝒜A,B\in{\cal A} und ist CAB𝐶𝐴𝐵C\subset A\cap B, so gilt:

C ist A-offen C ist AB-offen C ist B-offen iff𝐶 ist A-offen 𝐶 ist AB-offen iff𝐶 ist B-offen C\hbox{\ ist $A$-offen\ }\ \iff\ C\hbox{\ ist $A\cap B$-offen\ }\ \iff\ C\hbox{\ ist $B$-offen\ }

Daraus folgt, daß ABsuperscript𝐴superscript𝐵A^{\prime}\cap B^{\prime}\in{\cal B} für alle A,Bsuperscript𝐴superscript𝐵A^{\prime},B^{\prime}\in{\cal B}. Also ist {\cal B} Basis einer Topologie 𝒯𝒯{\cal T} auf Z𝑍Z. Offensichtlich ist 𝒯𝒯{\cal T} eine quasi-analytische Struktur .  \square

2.12 Satz

Die Teilmenge Z𝑍Z von X𝑋X besitze folgende Eigenschaft:

Zu jedem zZ𝑧𝑍z\in Z gibt es eine offene X𝑋X-Umgebung U𝑈U von z𝑧z derart, daß die X𝑋X-Wegzusammenhangskomponente A𝐴A von ZU𝑍𝑈Z\cap U, die z𝑧z enthält, eine analytische Teilmenge von U𝑈U ist.

Dann erfüllt das System 𝒜𝒜{\cal A} aller dieser lokal-analytischen Teilmengen A𝐴A von X𝑋X die Voraussetzungen von 2.11 und 𝒯=Top(𝒜)𝒯Top𝒜{\cal T}={\rm Top}({\cal A}) ist eine Wege-verträgliche quasi-analytische Struktur auf Z𝑍Z.

Beweis: Daß 𝒜𝒜{\cal A} die Bedingung 2.11.(1) erfüllt, folgt aus dem lokalen Wegzusammenhang lokal-analytischer Mengen. Wegen 2.5.(3) ist 𝒯𝒯{\cal T} Wege-verträglich.  \square

Wegen 2.7 ist das System 𝒜𝒜{\cal A} aus 2.12 ein Erzeugendensystem für jede Wege-verträgliche quasi-analytische Struktur auf Z𝑍Z.

Bezeichne 𝒯𝒯{\cal T} die quasi-analytische Struktur auf Y𝑌Y in 2.4.(1). Dann ist 𝒜={{z}×:zM}𝒜conditional-set𝑧𝑧𝑀{\cal A}=\{\{z\}\times{\mathbb{C}}:z\in M\} ein Erzeugendensystem von 𝒯𝒯{\cal T}.

Mit ΘΘ\Theta bezeichnen wir die Garbe der holomorphen Vektorfelder auf X𝑋X. Für ein Vektorfeld ϑitalic-ϑ\vartheta auf WoX𝑊absento𝑋W{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X und zW𝑧𝑊z\in W bezeichnen wir mit ϑ|zevaluated-atitalic-ϑ𝑧\vartheta|_{z} den durch ϑitalic-ϑ\vartheta im Tangentialraum T(X,z)T𝑋𝑧{\rm T}(X,z) definierten Tangentialvektor.

2.13 Definition und Bemerkung

Sei (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) eine Schichtung in X𝑋X und zZ𝑧𝑍z\in Z. Dann ist für den komplexen Raum (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) der Tangentialraum T((Z,𝒯),z)T(X,z)T𝑍𝒯𝑧T𝑋𝑧{\rm T}\big{(}(Z,{\cal T}),z\big{)}\subset{\rm T}(X,z) in z𝑧z wohldefiniert.

Ist in der Situation von 2.13 (A,U)𝐴𝑈(A,U) ein 𝒯𝒯{\cal T}-Plättchen mit zA𝑧𝐴z\in A, so ist T((Z,𝒯),z)=T(A,z)T𝑍𝒯𝑧T𝐴𝑧{\rm T}\big{(}(Z,{\cal T}),z\big{)}={\rm T}(A,z) (zur Erinnerung an die Definition von T(A,z)T𝐴𝑧{\rm T}(A,z) vgl. den Beweis von 2.15).

2.14 Definition

Sei (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) eine Schichtung in X𝑋X und WoX𝑊absento𝑋W{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X. Ein Vektorfeld ϑΘ(W)italic-ϑΘ𝑊\vartheta\in\Theta(W) heißt tangentiell oder parallel zu (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}), wenn gilt:

ϑ|zT((Z,𝒯),z)zW.formulae-sequenceevaluated-atitalic-ϑ𝑧T𝑍𝒯𝑧for-all𝑧𝑊\vartheta|_{z}\in{\rm T}\big{(}(Z,{\cal T}),z\big{)}\quad\forall z\in W.

Wir schreiben dann ϑ(Z,𝒯)conditionalitalic-ϑ𝑍𝒯\vartheta\|(Z,{\cal T}).

Wenn bei einer Betrachtung einer Schichtung (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) die Hervorhebung der quasi-analytischen Struktur nicht notwendig erscheint, lassen wir im Folgenden häufig die Angabe von 𝒯𝒯{\cal T} fort, sprechen also von der Schichtung Z𝑍Z und notieren T(Z,z)T𝑍𝑧{\rm T}(Z,z), ϑZconditionalitalic-ϑ𝑍\vartheta\|Z und benutzen ähnliche Redeweisen bzw. Notationen.

2.15 Satz

Sei Z𝑍Z eine Schichtung in X𝑋X, WoX𝑊absento𝑋W{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X und ϑΘ(W)italic-ϑΘ𝑊\vartheta\in\Theta(W). Wenn es eine bezüglich der Z𝑍Z-Topologie dichte Teilmenge MZW𝑀𝑍𝑊M\subset Z\cap W gibt derart, daß ϑ|zT(Z,z)evaluated-atitalic-ϑ𝑧T𝑍𝑧\vartheta|_{z}\in{\rm T}(Z,z) für alle zM𝑧𝑀z\in M, dann ist ϑitalic-ϑ\vartheta parallel zu Z𝑍Z.

Beweis: Es sei zZW𝑧𝑍𝑊z\in Z\cap W und (A,U)𝐴𝑈(A,U) ein Plättchen von Z𝑍Z mit zA𝑧𝐴z\in A. Wir dürfen annehmen, daß UW𝑈𝑊U\subset W und daß es Funktionen f1,,fm𝒪(U)subscript𝑓1subscript𝑓𝑚𝒪𝑈f_{1},\ldots,f_{m}\in{\cal O}(U) gibt, welche die Idealgarbe von A𝐴A überall in U𝑈U erzeugen. Dann ist der lineare Faserraum

T(A):={(z,η)U×n:fμ(z)=0,dzfμ(η|z)=0,μ=1,,m}assignT𝐴conditional-set𝑧𝜂𝑈superscript𝑛formulae-sequencesubscript𝑓𝜇𝑧0formulae-sequencesubscript𝑑𝑧subscript𝑓𝜇evaluated-at𝜂𝑧0𝜇1𝑚{\rm T}(A):=\big{\{}(z,\eta)\in U\times{\mathbb{C}}^{n}:f_{\mu}(z)=0,d_{z}f_{\mu}(\eta|_{z})=0,\mu=1,\ldots,m\big{\}}

der Faserraum der Tangentialräume an A𝐴A. Nun ist die Behauptung offensichtlich.  \square

2.16 Bezeichnung

Es sei Z𝑍Z eine Schichtung in X𝑋X. Dann notieren wir die 𝒪Xsubscript𝒪𝑋{\cal O}_{X}-Garbe der zu Z𝑍Z tangentiellen Vektorfelder mit ΘZsuperscriptΘ𝑍\Theta^{Z}.

Die Garbe ΘZsuperscriptΘ𝑍\Theta^{Z} ist involutiv:

2.17 Satz

Es sei Z𝑍Z eine Schichtung in X𝑋X, WoX𝑊absento𝑋W{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X und ϑ,ηΘZ(W)italic-ϑ𝜂superscriptΘ𝑍𝑊\vartheta,\eta\in\Theta^{Z}(W). Dann ist auch [ϑ,η]ΘZ(W)italic-ϑ𝜂superscriptΘ𝑍𝑊\thinspace[{\vartheta},{\eta}]\thinspace\in\Theta^{Z}(W).

Beweis: Wir gehen von der Situation im Beweis von 2.15 aus und sehen Vektorfelder als Derivationen an. Mit {\cal I} notieren wir die Idealgarbe von A𝐴A in U𝑈U. Dann gilt η(fμ)(U),ϑ(fμ)(U)formulae-sequence𝜂subscript𝑓𝜇𝑈italic-ϑsubscript𝑓𝜇𝑈\eta(f_{\mu})\in{\cal I}(U),\vartheta(f_{\mu})\in{\cal I}(U) für jedes fμsubscript𝑓𝜇f_{\mu}, also [ϑ,η](fμ)=ϑ(η(fμ))η(ϑ(fμ))(U).italic-ϑ𝜂subscript𝑓𝜇italic-ϑ𝜂subscript𝑓𝜇𝜂italic-ϑsubscript𝑓𝜇𝑈\thinspace[{\vartheta},{\eta}]\thinspace(f_{\mu})=\vartheta\big{(}\eta(f_{\mu})\big{)}-\eta\big{(}\vartheta(f_{\mu})\big{)}\in{\cal I}(U).\square

In Definition 2.1 haben wir definiert, was wir unter einer quasi-analytischen Struktur auf einer Teilmenge Z𝑍Z der Mannigfaltigkeit X𝑋X verstehen wollen. In der folgenden Definition verallgemeinern wir diese Definition in kanonischer Weise für Teilmengen beliebiger komplexer Räume:

2.18 Definition

Sei Y𝑌Y ein komplexer Raum. Eine quasi-analytische Struktur auf einer Teilmenge Z𝑍Z von Y𝑌Y ist eine Topologie 𝒯𝒯{\cal T} auf Z𝑍Z, für die gilt:
Zu jedem zZ𝑧𝑍z\in Z gibt es eine offene 𝒯𝒯{\cal T}-Umgebung A𝐴A von z𝑧z in Z𝑍Z und eine offene Y𝑌Y-Umgebung U𝑈U von z𝑧z in Y𝑌Y, derart daß A𝐴A eine analytische Teilmenge von U𝑈U ist und daß die 𝒯𝒯{\cal T}-Topologie (vgl. 2.1) von A𝐴A mit der Y𝑌Y-Topologie von A𝐴A übereinstimmt.

Wir benutzen in der Situation von 2.18 Bezeichnungen analog zu 2.1.

Im Weiteren benutzen wir die Begriffsbildung 2.18 an einigen Stellen in der speziellen Situation, daß der komplexe Raum Y𝑌Y eine Schichtung (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) von X𝑋X ist.

2.19 Definition

Seien (Z,𝒯)subscript𝑍subscript𝒯(Z_{\bullet},{\cal T}_{\bullet}) und (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) quasi-analytische Schichtungen von X𝑋X. Dann heißt (Z,𝒯)subscript𝑍subscript𝒯(Z_{\bullet},{\cal T}_{\bullet}) eine quasi-analytische Teilmenge von (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}), wenn gilt:

  1. (1)

    ZZsubscript𝑍𝑍Z_{\bullet}\subset Z,

  2. (2)

    (Z,𝒯)subscript𝑍subscript𝒯(Z_{\bullet},{\cal T}_{\bullet}) ist eine quasi-analytische Schichtung von (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}).

2.20 Satz

Seien (Z,𝒯)subscript𝑍subscript𝒯(Z_{\bullet},{\cal T}_{\bullet}) und (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) quasi-analytische Schichtungen von X𝑋X. Dann gilt: (Z,𝒯)subscript𝑍subscript𝒯(Z_{\bullet},{\cal T}_{\bullet}) ist genau dann eine quasi-analytische Teilmenge von (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}), wenn es zu jedem zZ𝑧subscript𝑍z\in Z_{\bullet} ein 𝒯subscript𝒯{\cal T}_{\bullet}-Plättchen Asubscript𝐴A_{\bullet} und ein 𝒯𝒯{\cal T}-Plättchen A𝐴A gibt mit zAA𝑧subscript𝐴𝐴z\in A_{\bullet}\subset A.

Der Beweis ist klar.

Ist in der Situation von 2.19 Zsubscriptsuperscript𝑍Z^{\prime}_{\bullet} eine Schicht von Zsubscript𝑍Z_{\bullet}, so ist Zsubscriptsuperscript𝑍Z^{\prime}_{\bullet} 𝒯𝒯{\cal T}-zusammenhängend, also in einer Schicht Zsuperscript𝑍Z^{\prime} von Z𝑍Z enthalten, genauer: quasi-analytische Teilmenge einer Schicht Zsuperscript𝑍Z^{\prime} von Z𝑍Z.

3 Beispiele

Vorweg zwei Aussagen, welche Begründungen bei der Diskussion einiger der nachfolgenden Beispiele liefern.

Die Standardstruktur einer lokal-analytischen Teilmenge ist Wege-verträglich, deshalb folgt mit 2.7:

3.1

Sei A𝐴A eine lokal-analytische Teilmenge in X𝑋X. Ist 𝒯𝒯{\cal T} eine quasi-analytische Struktur auf A𝐴A, die von der Standardstruktur verschieden ist, so ist 𝒯𝒯{\cal T} nicht Wege-verträglich.

3.2 Satz

Die Teilmenge Z𝑍Z von X𝑋X sei lokal X𝑋X-wegzusammenhängend. Gibt es auf Z𝑍Z eine Wege-verträgliche quasi-analytische Struktur 𝒯𝒯{\cal T}, so ist Z𝑍Z eine lokal-analytische Teilmenge von X𝑋X und 𝒯𝒯{\cal T} ist die Standardstruktur.

Beweis: Sei zZ𝑧𝑍z\in Z und (A,U)𝐴𝑈(A,U) ein 𝒯𝒯{\cal T}-Plättchen zu z𝑧z gemäß 2.5.(3). Es existiert eine X𝑋X-Umgebung WU𝑊𝑈W\subset U derart, daß ZW𝑍𝑊Z\cap W X𝑋X-zusammenhängend ist. Es folgt: AW=ZW𝐴𝑊𝑍𝑊A\cap W=Z\cap W, Z𝑍Z ist in z𝑧z analytisch.  \square

Ist die Teilmenge Z𝑍Z in X𝑋X also lokal X𝑋X-zusammenhängend und nicht lokal-analytisch, so kann sie keine Wege-verträgliche quasi-analytische Struktur besitzen.

In den folgenden Beispielen gewinnen wir die quasi-analytischen Strukturen mit Hilfe von 2.11.

3.3 Beispiel

Sei X=Z=𝑋𝑍X=Z={\mathbb{C}}, 𝒜:={{0},}assign𝒜0superscript{\cal A}:=\big{\{}\{0\},{\mathbb{C}}^{*}\big{\}}. Dann ist 𝒯:=Top(𝒜)assign𝒯Top𝒜{\cal T}:={\rm Top}({\cal A}) eine von der Standardstruktur auf {\mathbb{C}} verschiedene Struktur. 𝒯𝒯{\cal T} ist nicht Wege-verträglich.

3.4

Sei X:=2assign𝑋superscript2X:={\mathbb{C}}^{2} und

Z={(z,w)2:zw=0}=(×{0})({0}×).𝑍conditional-set𝑧𝑤superscript2𝑧𝑤000Z=\big{\{}(z,w)\in{\mathbb{C}}^{2}:z\cdot w=0\big{\}}=\big{(}{\mathbb{C}}\times\{0\}\big{)}\cup\big{(}\{0\}\times{\mathbb{C}}\big{)}.

Dann ist

𝒯:=Top(×{0},{0}×)assign𝒯Top00superscript{\cal T}:={\rm Top}\big{(}{\mathbb{C}}\times\{0\},\{0\}\times{\mathbb{C}}^{*}\big{)}

eine von der Standardstruktur auf der analytischen Menge Z𝑍Z verschiedene Struktur, insbesondere nicht Wege-verträglich. (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) besteht aus zwei Schichten und ist eine Mannigfaltigkeit.

3.5 Beispiel

Es sei X:=2assign𝑋superscript2X:={\mathbb{C}}^{2} und

Z0:=(×{0})({0}×{w:|w1|>1}).assignsubscript𝑍000conditional-set𝑤𝑤11Z_{0}:=\big{(}{\mathbb{C}}\times\{0\}\big{)}\cup\big{(}\{0\}\times\{w\in{\mathbb{C}}:|w-1|>1\}\big{)}.

Z0subscript𝑍0Z_{0} ist in (0,0)0.0(0,0) nicht analytisch, aber lokal X𝑋X-wegzusammenhängend. Deshalb kann Z0subscript𝑍0Z_{0} keine Wege-verträgliche quasi-analytische Struktur tragen. Insbesondere ist die quasi-analytische Struktur

𝒯0:=Top(×{0},{0}×{w:|w1|>1})assignsubscript𝒯0Top00conditional-set𝑤𝑤11{\cal T}_{0}:={\rm Top}\big{(}{\mathbb{C}}\times\{0\},\{0\}\times\{w\in{\mathbb{C}}:|w-1|>1\}\big{)}

nicht Wege-verträglich. (Z0,𝒯0)subscript𝑍0subscript𝒯0(Z_{0},{\cal T}_{0}) besteht aus zwei Schichten und ist eine Mannigfaltigkeit.

Die Konstruktionsideen bei 3.4 und 3.5 kann man benutzen, um auch exotische zusammenhängende Schichtungen zu bekommen.

Im Folgenden bezeichnen wir {\mathbb{C}} mit zsubscript𝑧{\mathbb{C}}_{z}, wenn wir andeuten wollen, daß wir die Elemente von {\mathbb{C}} mit z𝑧z bezeichnen; analog wird z,wsubscript𝑧𝑤{\mathbb{C}}_{z,w} definiert.

3.6 Beispiel

Sei X:=2assign𝑋superscript2X:={\mathbb{P}}^{2}. Dann ist Z:={[z,w,t]2:zwt=0}assign𝑍conditional-set𝑧𝑤𝑡superscript2𝑧𝑤𝑡0Z:=\big{\{}[z,w,t]\in{\mathbb{P}}^{2}:z\cdot w\cdot t=0\big{\}} eine komplexe Kurve im 2superscript2{\mathbb{P}}^{2} mit den irreduziblen Komponenten

11:={[z,w,t]2:z=0},21:={[z,w,t]2:w=0},31:={[z,w,t]2:t=0}.formulae-sequenceassignsubscriptsuperscript11conditional-set𝑧𝑤𝑡superscript2𝑧0formulae-sequenceassignsubscriptsuperscript12conditional-set𝑧𝑤𝑡superscript2𝑤0assignsubscriptsuperscript13conditional-set𝑧𝑤𝑡superscript2𝑡0{\mathbb{P}}^{1}_{1}:=\big{\{}[z,w,t]\in{\mathbb{P}}^{2}:z=0\big{\}},\quad{\mathbb{P}}^{1}_{2}:=\big{\{}[z,w,t]\in{\mathbb{P}}^{2}:w=0\big{\}},\quad{\mathbb{P}}^{1}_{3}:=\big{\{}[z,w,t]\in{\mathbb{P}}^{2}:t=0\big{\}}.

Z𝑍Z ist zusammenhängend, da

[0,0,1]1121,[0,1,0]1131,[1,0,0]2131.formulae-sequencedelimited-[]0.0.1subscriptsuperscript11subscriptsuperscript12formulae-sequencedelimited-[]0.1.0subscriptsuperscript11subscriptsuperscript13delimited-[]1.0.0subscriptsuperscript12subscriptsuperscript13[0,0,1]\in{\mathbb{P}}^{1}_{1}\cap{\mathbb{P}}^{1}_{2},\quad[0,1,0]\in{\mathbb{P}}^{1}_{1}\cap{\mathbb{P}}^{1}_{3},\quad[1,0,0]\in{\mathbb{P}}^{1}_{2}\cap{\mathbb{P}}^{1}_{3}.

Wir interpretieren wie üblich z,w2subscriptsuperscript2𝑧𝑤{\mathbb{C}}^{2}_{z,w} als Teilmenge von 2superscript2{\mathbb{P}}^{2}:

z,w2={[z,w,t]2:t=1}.subscriptsuperscript2𝑧𝑤conditional-set𝑧𝑤𝑡superscript2𝑡1{\mathbb{C}}^{2}_{z,w}=\big{\{}[z,w,t]\in{\mathbb{P}}^{2}:t=1\big{\}}.

Damit ist Z:=Zz,w2assignsuperscript𝑍𝑍subscriptsuperscript2𝑧𝑤Z^{\prime}:=Z\cap{\mathbb{C}}^{2}_{z,w} die in Beispiel 3.4 angegebene analytische Menge.

Sei

W:=2{(z,w)z,w2:|z|2+|w|21}.assign𝑊superscript2conditional-set𝑧𝑤subscriptsuperscript2𝑧𝑤superscript𝑧2superscript𝑤21W:={\mathbb{P}}^{2}\smallsetminus\big{\{}(z,w)\in{\mathbb{C}}^{2}_{z,w}:|z|^{2}+|w|^{2}\leq 1\big{\}}.

Dann ist

𝒯:=Top(z×{0},{0}×w,ZW)assign𝒯Topsubscript𝑧00subscriptsuperscript𝑤𝑍𝑊{\cal T}:={\rm Top}\big{(}{\mathbb{C}}_{z}\times\{0\},\{0\}\times{\mathbb{C}}^{*}_{w},Z\cap W\big{)}

eine von der Standardstruktur auf Z𝑍Z verschiedene Struktur, insbesondere nicht Wege-verträglich. (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) besteht aus einer Schicht.

Wir variieren nun die Menge Zsuperscript𝑍Z^{\prime} wie in 3.5. Sei

Z0:=(z×{0})({0}×{ww:|w1|>1}).assignsuperscriptsubscript𝑍0subscript𝑧00conditional-set𝑤subscript𝑤𝑤11Z_{0}^{\prime}:=\big{(}{\mathbb{C}}_{z}\times\{0\}\big{)}\ \cup\ \big{(}\{0\}\times\{w\in{\mathbb{C}}_{w}:|w-1|>1\}\big{)}.

Wir ersetzen die Menge Zsuperscript𝑍Z^{\prime} in Z𝑍Z durch die Menge Z0superscriptsubscript𝑍0Z_{0}^{\prime} und erhalten so die Menge Z0subscript𝑍0Z_{0}. Sie ist in (0,0)0.0(0,0) nicht analytisch, aber lokal X𝑋X-wegzusammenhängend. Deshalb kann Z0subscript𝑍0Z_{0} keine Wege-verträgliche quasi-analytische Struktur tragen. Insbesondere ist die quasi-analytische Struktur

𝒯0:=Top(z×{0},{0}×{ww:|w1|>1},ZW)assignsubscript𝒯0Topsubscript𝑧00conditional-set𝑤subscript𝑤𝑤11𝑍𝑊{\cal T}_{0}:={\rm Top}\big{(}{\mathbb{C}}_{z}\times\{0\},\{0\}\times\{w\in{\mathbb{C}}_{w}:|w-1|>1\},Z\cap W\big{)}

auf Z0subscript𝑍0Z_{0} nicht Wege-verträglich. (Z0,𝒯0)subscript𝑍0subscript𝒯0(Z_{0},{\cal T}_{0}) besteht aus einer Schicht.

3.7 Beispiel (Kurve von Lissajous)

Es sei X:=2assign𝑋superscript2X:={\mathbb{C}}^{2} und

Z:={(z,w)2:4z44z2+w2=0}assign𝑍conditional-set𝑧𝑤superscript24superscript𝑧44superscript𝑧2superscript𝑤20Z:=\big{\{}(z,w)\in{\mathbb{C}}^{2}:4z^{4}-4z^{2}+w^{2}=0\big{\}}

Dann gilt:

  1. (1)

    Sing Z={(0,0)}𝑍0.0Z=\{(0,0)\}

  2. (2)

    für W:={(z,w)2:|z|<1}assign𝑊conditional-set𝑧𝑤superscript2𝑧1W:=\{(z,w)\in{\mathbb{C}}^{2}:|z|<1\} ist Z:=ZW=Z+Zassignsuperscript𝑍𝑍𝑊subscript𝑍subscript𝑍Z^{\prime}:=Z\cap W=Z_{+}\cup Z_{-}, wobei

    Z±:={(z,±2izz21):z,|z|<1};assignsubscript𝑍plus-or-minusconditional-set𝑧plus-or-minus2𝑖𝑧superscript𝑧21formulae-sequence𝑧𝑧1Z_{\pm}:=\{(z,\pm 2iz\sqrt{z^{2}-1}):z\in{\mathbb{C}},|z|<1\};

    Z+subscript𝑍Z_{+} und Zsubscript𝑍Z_{-} sind Untermannigfaltigkeiten von W𝑊W, die sich in (0,0)0.0(0,0) schneiden.

  3. (3)

    für g:2:𝑔superscript2{g\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak{\mathbb{C}}\nobreak\longrightarrow\nobreak{\mathbb{C}}^{2}}, g(t):=(cost,sin2t)assign𝑔𝑡𝑡2𝑡g(t):=(\cos t,\sin 2t) ist g()=Z𝑔𝑍g({\mathbb{C}})=Z

  4. (4)

    Z{(0,0)}𝑍0.0Z\smallsetminus\{(0,0)\} ist zusammenhängend.

Beweis:
(1): Sei f:=4z44z2+w2=4z2(z21)+w2assign𝑓4superscript𝑧44superscript𝑧2superscript𝑤24superscript𝑧2superscript𝑧21superscript𝑤2f:=4z^{4}-4z^{2}+w^{2}=4z^{2}(z^{2}-1)+w^{2}. Es ist df=(16z38z)dz+2wdw𝑑𝑓16superscript𝑧38𝑧𝑑𝑧2𝑤𝑑𝑤df=(16z^{3}-8z)\,dz+2w\,dw, also

df|(z,w)=0evaluated-at𝑑𝑓𝑧𝑤0\displaystyle df|_{(z,w)}=0 iff\displaystyle\iff 8z(2z21)=0 und w=08𝑧2superscript𝑧210 und 𝑤0\displaystyle 8z(2z^{2}-1)=0\hbox{\ und\ }w=0
iff\displaystyle\iff (z=0,w=0) oder (z2=1/2,w=0).formulae-sequence𝑧0𝑤0 oder formulae-sequencesuperscript𝑧212𝑤0\displaystyle(z=0,w=0)\hbox{\ oder\ }(z^{2}=1/2,w=0).

Für z2=1/2,w=0formulae-sequencesuperscript𝑧212𝑤0z^{2}=1/2,w=0 ist f(z,w)=10.𝑓𝑧𝑤10f(z,w)=-1\not=0. Also ist Sing Z{(0,0)}𝑍0.0Z\subset\{(0,0)\}.
(1) und (2): Sei (z,w)W𝑧𝑤𝑊(z,w)\in W. Dann gilt:

(z,w)Z𝑧𝑤𝑍\displaystyle(z,w)\in Z iff\displaystyle\iff 4z2(z21)+w2=04superscript𝑧2superscript𝑧21superscript𝑤20\displaystyle 4z^{2}(z^{2}-1)+w^{2}=0
iff\displaystyle\iff (2zz21+iw)(2zz21iw)=02𝑧superscript𝑧21𝑖𝑤2𝑧superscript𝑧21𝑖𝑤0\displaystyle(2z\sqrt{z^{2}-1}+iw)(2z\sqrt{z^{2}-1}-iw)=0
iff\displaystyle\iff w=2izz21 oder w=2izz21𝑤2𝑖𝑧superscript𝑧21 oder 𝑤2𝑖𝑧superscript𝑧21\displaystyle w=2iz\sqrt{z^{2}-1}\hbox{\ oder\ }w=-2iz\sqrt{z^{2}-1}
iff\displaystyle\iff (z,w)Z+Z.𝑧𝑤subscript𝑍subscript𝑍\displaystyle(z,w)\in Z_{+}\cup Z_{-}.

(3): Sei t𝑡t\in{\mathbb{C}} und (z,w)=g(t)𝑧𝑤𝑔𝑡(z,w)=g(t). Dann gilt:

4z2(z21)+w24superscript𝑧2superscript𝑧21superscript𝑤2\displaystyle 4z^{2}(z^{2}-1)+w^{2} =\displaystyle= 4(cos2t)(cos2t1)+sin22t4superscript2𝑡superscript2𝑡1superscript22𝑡\displaystyle 4(\cos^{2}t)(\cos^{2}t-1)+\sin^{2}2t
=\displaystyle= 4cos2tsin2t+4cos2tsin2t4superscript2𝑡superscript2𝑡4superscript2𝑡superscript2𝑡\displaystyle-4\cos^{2}t\cdot\sin^{2}t+4\cos^{2}t\cdot\sin^{2}t
=\displaystyle= 00\displaystyle 0

Folglich ist g()Z𝑔𝑍g({\mathbb{C}})\subset Z.

Es sei (z,w)Z𝑧𝑤𝑍(z,w)\in Z. Da cos::{\cos\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak{\mathbb{C}}\nobreak\longrightarrow\nobreak{\mathbb{C}}} surjektiv ist (vgl. 8.7), existiert ein t𝑡t\in{\mathbb{C}} mit z=cost𝑧𝑡z=\cos t. Dann folgt:

w2=4z2(1z2)=4cos2tsin2t=(sin2t)2,superscript𝑤24superscript𝑧21superscript𝑧24superscript2𝑡superscript2𝑡superscript2𝑡2w^{2}=4z^{2}(1-z^{2})=4\cos^{2}t\sin^{2}t=(\sin 2t)^{2},

also w=sin2t𝑤2𝑡w=\sin 2t oder w=sin2t𝑤2𝑡w=-\sin 2t, also (z,w)=g(t)𝑧𝑤𝑔𝑡(z,w)=g(t) oder (z,w)=g(t)𝑧𝑤𝑔𝑡(z,w)=g(-t).

(4): Sei :={k:k ist ungerade} {\mathbb{Z}}^{\prime}:=\{k\in{\mathbb{Z}}:k\hbox{\ ist ungerade$\}$\ }. Dann gilt: g(t)=(0,0)t=kπ/2iff𝑔𝑡0.0𝑡𝑘𝜋2g(t)=(0,0)\iff t=k\pi/2, k𝑘superscriptk\in{\mathbb{Z}}^{\prime}. Also ist Z{(0,0)}=g((π/2)).𝑍0.0𝑔superscript𝜋2Z\smallsetminus\{(0,0)\}=g\big{(}{\mathbb{C}}\smallsetminus({\mathbb{Z}}^{\prime}\cdot\pi/2)\big{)}.

3.8 Fortsetzung von 3.7

Z𝑍Z ist eine analytische Menge mit einer Singularität in (0,0)0.0(0,0). Dann ist

𝒯:=Top(Z{(0,0)},Z+,Z{(0,0)})assign𝒯Top𝑍0.0subscript𝑍subscript𝑍0.0{\cal T}:={\rm Top}\big{(}Z\smallsetminus\{(0,0)\},Z_{+},Z_{-}\smallsetminus\{(0,0)\}\big{)}

eine von der Standardstruktur verschiedene quasi-analytische Struktur auf Z𝑍Z, insbesondere nicht Wege-verträglich. (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) ist eine Schicht und zwar eine Riemannsche Fläche.

Wir variieren nun die Menge Z𝑍Z analog wie in 3.5. Sei

Z0:=Z+(Z{(z,w)2:|z1/3|>1/3}).assignsubscriptsuperscript𝑍0subscript𝑍subscript𝑍conditional-set𝑧𝑤superscript2𝑧1313Z^{\prime}_{0}:=Z_{+}\cup\Big{(}Z_{-}\cap\big{\{}(z,w)\in{\mathbb{C}}^{2}:|z-1/3|>1/3\big{\}}\Big{)}.

Wir ersetzen die Menge Zsuperscript𝑍Z^{\prime} in Z𝑍Z durch die Menge Z0superscriptsubscript𝑍0Z_{0}^{\prime} und erhalten so die Menge Z0subscript𝑍0Z_{0}. Sie ist in (0,0)0.0(0,0) nicht analytisch, aber lokal X𝑋X-wegzusammenhängend, kann also keine Wege-verträgliche quasi-analytische Struktur tragen. Insbesondere ist die quasi-analytische Struktur

𝒯0:=Top(Z{(z,w)2:|z1/3|>1/3},Z+,Z{(z,w)2:|z1/3|>1/3})assignsubscript𝒯0Top𝑍conditional-set𝑧𝑤superscript2𝑧1313subscript𝑍subscript𝑍conditional-set𝑧𝑤superscript2𝑧1313{\cal T}_{0}:={\rm Top}\big{(}Z\cap\{(z,w)\in{\mathbb{C}}^{2}:|z-1/3|>1/3\},Z_{+},Z_{-}\cap\{(z,w)\in{\mathbb{C}}^{2}:|z-1/3|>1/3\}\big{)}

auf Z0subscript𝑍0Z_{0} nicht Wege-verträglich. (Z0,𝒯0)subscript𝑍0subscript𝒯0(Z_{0},{\cal T}_{0}) ist eine Schicht und zwar eine Riemannsche Fläche.

Im folgenden Beispiel benutzen wir 2.2.(2) zur Konstruktion einer quasi-analytischen Struktur.

3.9 Beispiel

Wir betrachten den eindimensionalen Torus T:=/2assign𝑇superscript2T:={\mathbb{C}}/{\mathbb{Z}}^{2} sowie den zweidimensionalen Torus X:=2/4=T×Tassign𝑋superscript2superscript4𝑇𝑇X:={\mathbb{C}}^{2}/{\mathbb{Z}}^{4}=T\times T. Die natürliche Projektion p:2X:𝑝superscript2𝑋{p\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak{\mathbb{C}}^{2}\nobreak\longrightarrow\nobreak X} ist lokal biholomorph. Sei a𝑎a\in{\mathbb{R}} irrational und φ:X:𝜑𝑋{\varphi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak{\mathbb{C}}\nobreak\longrightarrow\nobreak X}, φ(z):=p(z,az)assign𝜑𝑧𝑝𝑧𝑎𝑧\varphi(z):=p(z,az). Offensichtlich ist φ𝜑\varphi eine holomorphe Immersion. φ𝜑\varphi ist auch injektiv:

φ(z)=φ(w)𝜑𝑧𝜑𝑤\displaystyle\varphi(z)=\varphi(w) iff\displaystyle\iff p(z,az)=p(w,aw)𝑝𝑧𝑎𝑧𝑝𝑤𝑎𝑤\displaystyle p(z,az)=p(w,aw)
iff\displaystyle\iff zw=:k2,ak2\displaystyle z-w=:k\in{\mathbb{Z}}^{2},ak\in{\mathbb{Z}}^{2}
iff\displaystyle\iff k=0𝑘0\displaystyle k=0
iff\displaystyle\iff z=w.𝑧𝑤\displaystyle z=w.

Sei 𝒯𝒯{\cal T} die durch φ𝜑\varphi gemäß 2.2.(2) definierte quasi-analytische Struktur auf Z=φ()𝑍𝜑Z=\varphi({\mathbb{C}}). Dann ist (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) eine Schicht.

Z𝑍Z ist dicht in X𝑋X (bei der folgenden Argumentation gehen wir reell vor und notieren für komplexe Zahlen z𝑧z\in{\mathbb{C}} die reellen Komponenten mit z1,z2subscript𝑧1subscript𝑧2z_{1},z_{2}): Sei (u,v)2𝑢𝑣superscript2(u,v)\in{\mathbb{C}}^{2}, ε>0𝜀0\varepsilon>0. Wegen 8.5 gibt es ein z=(z1,z2)𝑧subscript𝑧1subscript𝑧2z=(z_{1},z_{2})\in{\mathbb{C}} und Zahlen k1,k2,l1,l2subscript𝑘1subscript𝑘2subscript𝑙1subscript𝑙2k_{1},k_{2},l_{1},l_{2}\in{\mathbb{Z}} mit:

z1=u1+k1,|az1(v1+l1)|<ε;formulae-sequencesubscript𝑧1subscript𝑢1subscript𝑘1𝑎subscript𝑧1subscript𝑣1subscript𝑙1𝜀z_{1}=u_{1}+k_{1},\quad|az_{1}-(v_{1}+l_{1})|<\varepsilon;
z2=u2+k2,|az2(v2+l2)|<ε.formulae-sequencesubscript𝑧2subscript𝑢2subscript𝑘2𝑎subscript𝑧2subscript𝑣2subscript𝑙2𝜀z_{2}=u_{2}+k_{2},\quad|az_{2}-(v_{2}+l_{2})|<\varepsilon.

Man schließt wie in 8.6: Z𝑍Z ist dicht in X𝑋X.

Die quasi-analytische Struktur ist sehr ordentlich, insbesondere Wege-verträglich:

Sei (η,ξ)T×T𝜂𝜉TT(\eta,\xi)\in{\rm T}\times{\rm T} und ε𝜀\varepsilon\in{\mathbb{R}} mit 0<ε<1/20𝜀120<\varepsilon<1/2. Wir betrachten einen Punkt (u,v)2𝑢𝑣superscript2(u,v)\in{\mathbb{C}}^{2} mit p(u,v)=(η,ξ)𝑝𝑢𝑣𝜂𝜉p(u,v)=(\eta,\xi). Sei (wieder in reeller Notation)

Qε:=]u1ε,u1+ε[×]u2ε,u2+ε[×]v1ε,v1+ε[×]v2ε,v2+ε[o2Q_{\varepsilon}:=\enspace]{u_{1}-\varepsilon},{u_{1}+\varepsilon}[\enspace\times\enspace]{u_{2}-\varepsilon},{u_{2}+\varepsilon}[\enspace\times\enspace]{v_{1}-\varepsilon},{v_{1}+\varepsilon}[\enspace\times\enspace]{v_{2}-\varepsilon},{v_{2}+\varepsilon}[\enspace{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}{\mathbb{C}}^{2}

und Wε:=p(Qε)oXassignsubscript𝑊𝜀𝑝subscript𝑄𝜀absento𝑋W_{\varepsilon}:=p(Q_{\varepsilon}){\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X. Die Abbildung p:QεWε:𝑝subscript𝑄𝜀subscript𝑊𝜀{p\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak Q_{\varepsilon}\nobreak\longrightarrow\nobreak W_{\varepsilon}} ist biholomorph und

p1(Wε)=k,lZ2(Qε+(k,l))superscript𝑝1subscript𝑊𝜀subscript𝑘𝑙superscript𝑍2subscript𝑄𝜀𝑘𝑙p^{-1}(W_{\varepsilon})=\bigcup_{k,l\in Z^{2}}\big{(}Q_{\varepsilon}+(k,l)\big{)}

(dabei sind die Mengen in der Vereinigung paarweise disjunkt).

Sei G:={(z,az):z}assign𝐺conditional-set𝑧𝑎𝑧𝑧G:=\{(z,az):z\in{\mathbb{C}}\}. Für alle k,l2𝑘𝑙superscript2k,l\in{\mathbb{Z}}^{2} ist Gε,k,l:=G(Qε+(k,l))assignsubscript𝐺𝜀𝑘𝑙𝐺subscript𝑄𝜀𝑘𝑙G_{\varepsilon,k,l}:=G\cap\big{(}Q_{\varepsilon}+(k,l)\big{)} eine (Qε+(k,l))subscript𝑄𝜀𝑘𝑙\big{(}Q_{\varepsilon}+(k,l)\big{)}-abgeschlossene und konvexe Teilmenge von Qε+(k,l)subscript𝑄𝜀𝑘𝑙Q_{\varepsilon}+(k,l). Sei

Aε,k,l:=p(Qε+(k,l)).assignsubscript𝐴𝜀𝑘𝑙𝑝subscript𝑄𝜀𝑘𝑙A_{\varepsilon,k,l}:=p\big{(}Q_{\varepsilon}+(k,l)\big{)}.

Weil φ𝜑\varphi injektiv ist, sind die Aε,k,lsubscript𝐴𝜀𝑘𝑙A_{\varepsilon,k,l} paarweise disjunkt. Sie bilden die 𝒯𝒯{\cal T}-Komponenten von ZWε𝑍subscript𝑊𝜀Z\cap W_{\varepsilon}. Jedes Aε,k,lsubscript𝐴𝜀𝑘𝑙A_{\varepsilon,k,l} ist Wεsubscript𝑊𝜀W_{\varepsilon}-abgeschlossen.

4 Analytischer Inhalt

In diesem Abschnitt wollen wir für eine Teilmenge von X𝑋X die Nähe zur Analytizität beschreiben und für geeignete Teilmengen eine natürliche quasi-analytische Struktur einführen.

Im Weiteren sei Z𝑍Z eine Teilmenge von X𝑋X.

4.1 Definition

Die Menge (Z)𝑍{\cal I}(Z) aller lokal-analytischen Teilmengen A𝐴A von X𝑋X mit AZ𝐴𝑍A\subset Z nennen wir den analytischen Inhalt von Z𝑍Z. Ferner nennen wir

dimZ:=max{dimA:A(Z)}assigndimension𝑍:dimension𝐴𝐴𝑍\dim Z:=\max\{\dim A:A\in{\cal I}(Z)\}

die analytische Dimension von Z𝑍Z.

4.2

Sei A𝐴A eine lokal-analytische Teilmenge von X𝑋X. Dann stimmen für A𝐴A die analytische Dimension und die übliche (komplexe) Dimension überein.

4.3

Sei 𝒯𝒯{\cal T} eine quasi-analytische Struktur auf Z𝑍Z. Dann gilt:

  1. (1)

    Ist (A,U)𝐴𝑈(A,U) ein 𝒯𝒯{\cal T}-Plättchen, so ist A(Z)𝐴𝑍A\in{\cal I}(Z).

  2. (2)

    dim(Z,𝒯)dimZdimension𝑍𝒯dimension𝑍\dim(Z,{\cal T})\leq\dim Z.

4.4 Satz

Sei 𝒯𝒯{\cal T} eine abzählbare quasi-analytische Struktur auf Z𝑍Z. Dann ist dim(Z,𝒯)=dimZdimension𝑍𝒯dimension𝑍\dim(Z,{\cal T})=\dim Z.

Beweis: Wir führen die Annahme p:=dim(Z,𝒯)<q:=dimZassign𝑝dimension𝑍𝒯𝑞assigndimension𝑍p:=\dim(Z,{\cal T})<q:=\dim Z zum Widerspruch.

Es existiert eine zusammenhängende q𝑞q-dimensionle Untermannigfaltigkeit B𝐵B von X𝑋X mit BZ𝐵𝑍B\subset Z. Weil (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) ein Lindelöf-Raum ist, gibt es eine abzählbares System 𝒜𝒜{\cal A} von 𝒯𝒯{\cal T}-Plättchen (A,U)𝐴𝑈(A,U) mit ZA𝒜A𝑍subscript𝐴𝒜𝐴Z\subset\bigcup_{A\in{\cal A}}A. Für jedes A𝒜𝐴𝒜A\in{\cal A} ist BA𝐵𝐴B\cap A eine niederdimensionale lokal-analytische Teilmenge von B𝐵B, also bzgl. B𝐵B eine Lebesguesche Nullmenge. Weil 𝒜𝒜{\cal A} abzählbar ist, muß B𝐵B bzgl. B𝐵B eine Lebesquesche Nullmenge sein. Widerspruch!  \square

Daß die Forderung der Abzählbarkeit in 4.4 wesentlich ist, zeigen die Beispiele 2.4. Genauer gilt: es bezeichne 𝒯𝒯{\cal T} jeweils die dort angegebene quasi-analytische Struktur. Dann gilt:

4.5

Ist M=𝑀M={\mathbb{C}} in 2.4.(1), so ist dim(2,𝒯)=1dimensionsuperscript2𝒯1\dim({\mathbb{C}}^{2},{\cal T})=1 und dim2=2dimensionsuperscript22\dim{\mathbb{C}}^{2}=2. — Ist Y=X𝑌𝑋Y=X in 2.4.(2), so ist dim(X,𝒯)=0dimension𝑋𝒯0\dim(X,{\cal T})=0 und dimX=ndimension𝑋𝑛\dim X=n.

Für die Extremfälle dimZ=ndimension𝑍𝑛\dim Z=n bzw. dimZ=0dimension𝑍0\dim Z=0 der analytischen Dimension gilt:

4.6
  1. (1)

    dimZ=nZiffdimension𝑍𝑛𝑍\dim Z=n\iff Z besitzt X𝑋X-innere Punkte.

  2. (2)

    dimZ=0iffdimension𝑍0absent\dim Z=0\iff die diskrete Topologie ist die einzige quasi-analytische Struktur auf Z𝑍Z.

4.7 Beispiel

Sei X:=2assign𝑋superscript2X:={\mathbb{C}}^{2} und Z:={(u,v):u,v}assign𝑍conditional-set𝑢𝑣𝑢𝑣Z:=\{(u,v):u,v\in{\mathbb{R}}\}. Weil die reell 2-dimensionale reell-analytische Fläche Z𝑍Z keine lokal-analytische Menge der (komplexen) Dimension 1 enthält, gilt dimZ=0dimension𝑍0\dim Z=0.

4.8

Sei 𝒯𝒯{\cal T} eine quasi-analytische Struktur auf Z𝑍Z.

  1. (1)

    Ist dim(Z,𝒯)=ndimension𝑍𝒯𝑛\dim(Z,{\cal T})=n, so enthält Z𝑍Z X𝑋X-innere Punkte.

  2. (2)

    Ist 𝒯𝒯{\cal T} abzählbar und enthält Z𝑍Z X𝑋X-innere Punkte, so ist dim(Z,𝒯)=ndimension𝑍𝒯𝑛\dim(Z,{\cal T})=n.

Beweis: Ad (1): Sei (A,U)𝐴𝑈(A,U) ein 𝒯𝒯{\cal T}-Plättchen von Z𝑍Z der Dimension n𝑛n. Dann besitzt A𝐴A X𝑋X-innere Punkte. Ad (2): Wegen 4.4 ist dim(Z,𝒯)=dimZdimension𝑍𝒯dimension𝑍\dim(Z,{\cal T})=\dim Z.  \square

Aus 4.4 folgt ferner:

4.9

Seien 𝒯,𝒯𝒯subscript𝒯{\cal T},{\cal T}_{\bullet} abzählbare quasi-analytische Strukturen auf Z𝑍Z. Dann ist dim(Z,𝒯)=dim(Z,𝒯)dimension𝑍𝒯dimension𝑍subscript𝒯\dim(Z,{\cal T})=\dim(Z,{\cal T}_{\bullet}).

Wir nehmen jetzt an, daß die Situation von 4.9 vorliegt. Dann sei Z~~𝑍\tilde{Z} die Menge aller zZ𝑧𝑍z\in Z mit folgender Eigenschaft:

Es existiert eine offene 𝒯𝒯{\cal T}-Umgebung V𝑉V von z𝑧z, die auch 𝒯subscript𝒯{\cal T}_{\bullet}-offen ist, und für die 𝒯|V=𝒯|Vevaluated-at𝒯𝑉evaluated-atsubscript𝒯𝑉{\cal T}|_{V}={\cal T}_{\bullet}|_{V} gilt.

Diese Forderung ist äquivalent zur folgenden Forderung:

Es existiert ein 𝒯𝒯{\cal T}-Plättchen (A,U)𝐴𝑈(A,U) mit zA𝑧𝐴z\in A, welches gleichzeitig ein 𝒯subscript𝒯{\cal T}_{\bullet}-Plättchen ist.

4.10

Die Menge Z~~𝑍\tilde{Z} ist 𝒯𝒯{\cal T}-offen und 𝒯subscript𝒯{\cal T}_{\bullet}-offen sowie X𝑋X-dicht in Z𝑍Z.

Beweis: Die Offenheitsaussage ist klar. Zum Nachweis der Dichtheit sei zZ𝑧𝑍z\in Z, W𝑊W eine beliebige X𝑋X-offene Umgebung von z𝑧z und q:=dim(ZW)assign𝑞dimension𝑍𝑊q:=\dim(Z\cap W). Wir betrachten ein 𝒯𝒯{\cal T}-Plättchen (A,U)𝐴𝑈(A,U) mit UW𝑈𝑊U\subset W. Es sei B𝐵B eine Zusammenhangskomponente von ASingA𝐴Sing𝐴A\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits A der Dimension q𝑞q. Mit dem Argument aus dem Beweis von 4.4 gibt es ein 𝒯subscript𝒯{\cal T}_{\bullet}-Plättchen (A,U)subscript𝐴subscript𝑈(A_{\bullet},U_{\bullet}) und ein zBAsuperscript𝑧𝐵subscript𝐴z^{\prime}\in B\cap A_{\bullet} mit Bz(A)zsubscript𝐵superscript𝑧subscriptsubscript𝐴superscript𝑧B_{z^{\prime}}\subset(A_{\bullet})_{z^{\prime}}. Dann muß dimAz=qdimensionsubscriptsubscript𝐴superscript𝑧𝑞\dim{A_{\bullet}}_{z^{\prime}}=q und Bzsubscript𝐵superscript𝑧B_{z^{\prime}} eine irreduzible Komponente von (A)zsubscriptsubscript𝐴superscript𝑧(A_{\bullet})_{z^{\prime}} sein. Indem wir gegebenenfalls zsuperscript𝑧z^{\prime} gegen einen Nachbarpunkt aus B𝐵B austauschen, dürfen wir Bz=(A)zsubscript𝐵superscript𝑧subscriptsubscript𝐴superscript𝑧B_{z^{\prime}}=(A_{\bullet})_{z^{\prime}} und dann sofort Asubscript𝐴A_{\bullet} als B𝐵B-offene Teilmenge von B𝐵B annehmen. Also ist zZ~superscript𝑧~𝑍z^{\prime}\in\tilde{Z}. \square

Eine einfache Modifikation des Beweises von 4.10 liefert

4.11 Satz

Sei p=dimZ𝑝dimension𝑍p=\dim Z und Zpsubscript𝑍𝑝Z_{p} die Vereinigung der irreduziblen Komponenten von (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) der Dimension p𝑝p. Dann ist Z~Zp~𝑍subscript𝑍𝑝\tilde{Z}\cap Z_{p} 𝒯𝒯{\cal T}-dicht in Zpsubscript𝑍𝑝Z_{p}.

Wie unsere Beispiele 3.3, 3.4, 3.6 und 3.8 zeigen, ist unser Ergebnis 4.10 bzw. 4.11 die bestmögliche Eindeutigkeitsaussage für abzählbare quasi-analytische Strukturen.

Im Folgenden wollen wir mit Hilfe von (Z)𝑍{\cal I}(Z) und Satz 2.11 für geeignete Mengen Z𝑍Z eine natürliche quasi-analytische Struktur auf Z𝑍Z konstruieren. Um 2.11.(2) zu erfüllen, müssen wir eine Maximalitätsforderung stellen. Dazu müssen wir gewisse Teilmengen von (Z)𝑍{\cal I}(Z) betrachten. Zunächst einige Bezeichnungen:

4.12 Bezeichnung

Sei Y𝑌Y ein komplexer Raum. Dann bezeichne

dim¯Y:=min{dimyY:yY}assign¯dim𝑌:subscriptdimension𝑦𝑌𝑦𝑌\mathop{\underline{\rm dim}}\nolimits Y:=\min\{\dim_{y}Y:y\in Y\}

die Minimaldimension von Y𝑌Y.

4.13 Bezeichnung

Für p0𝑝subscript0p\in{\mathbb{N}}_{0} sei

p(Z):={A(Z):dim¯Ap}.assignsubscript𝑝𝑍conditional-set𝐴𝑍¯dim𝐴𝑝{\cal I}_{p}(Z):=\{A\in{\cal I}(Z):\mathop{\underline{\rm dim}}\nolimits A\geq p\}.

Natürlich ist p(Z)=subscript𝑝𝑍{\cal I}_{p}(Z)=\emptyset für p>dimZ𝑝dimension𝑍p>\dim Z.

Nun zur zentralen Definition (dabei bezeichnen wir, wie bisher schon, mit Azsubscript𝐴𝑧A_{z} den von A𝐴A in z𝑧z definierten Mengenkeim):

4.14 Definition

Für p0𝑝subscript0p\in{\mathbb{N}}_{0} sei

𝒜p=𝒜p(Z):={Ap(Z): für alle Bp(Z) gilt: [BzAzzBA]}subscript𝒜𝑝subscript𝒜𝑝𝑍assignconditional-set𝐴subscript𝑝𝑍 für alle Bp(Z) gilt: delimited-[]subscript𝐵𝑧subscript𝐴𝑧for-all𝑧𝐵𝐴{\cal A}_{p}={\cal A}_{p}(Z)\ :=\ \big{\{}A\in{\cal I}_{p}(Z):\hbox{\ f\"{u}r alle $B\in{\cal I}_{p}(Z)$ gilt:\ }[B_{z}\subset A_{z}\ \forall z\in B\cap A]\big{\}}

Ist A𝒜p𝐴subscript𝒜𝑝A\in{\cal A}_{p} zusammenhängend (was man durch geeignete Verkleinerung stets erreichen kann), so heißt A𝐴A eine 𝒑𝒑p-dicke Z𝑍Z-Scheibe

4.15 Beispiel

Sei Z𝑍Z eine lokal-analytische Teilmenge von X𝑋X und p:=dim¯Zassign𝑝¯dim𝑍p:=\mathop{\underline{\rm dim}}\nolimits Z. Dann gilt:

𝒜0(Z)=𝒜1(Z)==𝒜p(Z)={A:A ist Z-offene Teilmenge von Z}subscript𝒜0𝑍subscript𝒜1𝑍subscript𝒜𝑝𝑍conditional-set𝐴𝐴 ist Z-offene Teilmenge von 𝑍{\cal A}_{0}(Z)={\cal A}_{1}(Z)=\ldots={\cal A}_{p}(Z)=\{A:A\hbox{\ ist $Z$-offene Teilmenge von\ }Z\}

Ist in 4.14 auch B𝒜p𝐵subscript𝒜𝑝B\in{\cal A}_{p}, so gilt für alle zAB𝑧𝐴𝐵z\in A\cap B, dass Bz=Azsubscript𝐵𝑧subscript𝐴𝑧B_{z}=A_{z}. Daraus folgt:

4.16 Definition und Satz

Z𝑍Z heißt eine 𝒑𝒑p-dicke schwach-analytische Teilmenge von X𝑋X, wenn Z=A𝒜pA𝑍subscript𝐴subscript𝒜𝑝𝐴Z=\bigcup_{A\in{\cal A}_{p}}A. — In diesem Fall erfüllt 𝒜psubscript𝒜𝑝{\cal A}_{p} die Voraussetzungen von 2.11, definiert also eine quasi-analytische Struktur 𝒯psubscript𝒯𝑝{\cal T}_{p} auf Z𝑍Z, die 𝒑𝒑p-Standardstruktur.

4.17

Sei Z𝑍Z eine lokal-analytische Teilmenge von X𝑋X und p:=dim¯Zassign𝑝¯dim𝑍p:=\mathop{\underline{\rm dim}}\nolimits Z. Für jedes qp𝑞𝑝q\leq p ist dann Z𝑍Z eine q𝑞q-dicke schwach-analytische Teilmenge von X𝑋X und 𝒯qsubscript𝒯𝑞{\cal T}_{q} ist die übliche Standardtopologie.

Zum Beweis siehe 4.15.

4.18 Satz

Sei 𝒯𝒯{\cal T} eine Wege-verträgliche quasi-analytische Struktur auf Z𝑍Z. Dann ist Z𝑍Z eine 00-dicke schwach-analytische Teilmenge von X𝑋X und 𝒯=𝒯0𝒯subscript𝒯0{\cal T}={\cal T}_{0}.

Beweis: Bezeichne 𝒜𝒜{\cal A} das in 2.12 genannte Erzeugendensystem von 𝒯𝒯{\cal T}. Weil lokal-analytische Mengen lokal X𝑋X-wegzusammenhängend sind, folgert man sofort dass 𝒜𝒜0(Z)𝒜subscript𝒜0𝑍{\cal A}\subset{\cal A}_{0}(Z).  \square

Wie Beispiel 4.15 zeigt, ist die Zahl p𝑝p bei einer p𝑝p-dicken schwach-analytischen Teilmenge Z𝑍Z von X𝑋X nicht eindeutig bestimmt. Allerdings gilt:

4.19 Satz

Sei Z𝑍Z eine zugleich p𝑝p-dicke und q𝑞q-dicke schwach-analytische Teilmenge von X𝑋X. Dann ist 𝒜p=𝒜qsubscript𝒜𝑝subscript𝒜𝑞{\cal A}_{p}={\cal A}_{q} und folglich 𝒯p=𝒯qsubscript𝒯𝑝subscript𝒯𝑞{\cal T}_{p}={\cal T}_{q}.

Zum Beweis von 4.19 zeigen wir zunächst:

4.20

Sei Z𝑍Z eine p𝑝p-dicke schwach-analytische Teilmenge von X𝑋X und qp𝑞𝑝q\leq p. Dann ist 𝒜q𝒜p.subscript𝒜𝑞subscript𝒜𝑝{\cal A}_{q}\subset{\cal A}_{p}.

Beweis: Sei B𝒜q𝐵subscript𝒜𝑞B\in{\cal A}_{q}. Wir müssen zeigen: dim¯Bp¯dim𝐵𝑝\mathop{\underline{\rm dim}}\nolimits B\geq p. Wir nehmen an: dimB<pdimension𝐵𝑝\dim B<p. Dann gibt es einen regulären Punkt x𝑥x von B𝐵B mit dimxB<psubscriptdimension𝑥𝐵𝑝\dim_{x}B<p. Sei A𝒜p𝐴subscript𝒜𝑝A\in{\cal A}_{p} mit xA𝑥𝐴x\in A. Dann ist AxBxsubscript𝐴𝑥subscript𝐵𝑥A_{x}\subset B_{x}, insbesondere dimxBpsubscriptdimension𝑥𝐵𝑝\dim_{x}B\geq p. Widerspruch!

Beweis von 4.19: Wir dürfen annehmen dass qp𝑞𝑝q\leq p. Wegen 4.20 ist 𝒜q𝒜psubscript𝒜𝑞subscript𝒜𝑝{\cal A}_{q}\subset{\cal A}_{p}. Sei A𝒜p𝐴subscript𝒜𝑝A\in{\cal A}_{p} und xA𝑥𝐴x\in A. Es existiert ein B𝒜q𝐵subscript𝒜𝑞B\in{\cal A}_{q} mit xB𝑥𝐵x\in B. Weil auch B𝒜p𝐵subscript𝒜𝑝B\in{\cal A}_{p} gilt, ist Bz=Azsubscript𝐵𝑧subscript𝐴𝑧B_{z}=A_{z}, und es existiert eine offene X𝑋X-Umgebung U𝑈U von z𝑧z mit AU=BU𝐴𝑈𝐵𝑈A\cap U=B\cap U. Aus dieser Überlegung folgert man daß für alle Cq𝐶subscript𝑞C\in{\cal I}_{q} gelten muß: CzAzzCAsubscript𝐶𝑧subscript𝐴𝑧for-all𝑧𝐶𝐴C_{z}\subset A_{z}\ \forall z\in C\cap A. Also ist A𝒜q𝐴subscript𝒜𝑞A\in{\cal A}_{q}.  \square

4.21 Definition

Z𝑍Z heißt eine schwach-analytische Teilmenge von X𝑋X, wenn es ein p0𝑝subscript0p\in{\mathbb{N}}_{0} gibt derart, daß Z𝑍Z eine p𝑝p-dicke schwach-analytische Teilmenge von X𝑋X ist. Die p𝑝p-Standardstruktur von Z𝑍Z, die im Sinne von 4.19 nicht von p𝑝p abhängt, heißt kurz Standardstruktur. Das kleinste zulässige p𝑝p nennen wir die Feinheit von Z𝑍Z und schreiben dafür fein(Z)fein𝑍{\rm fein}(Z).

Je kleiner fein(Z)𝑍(Z) ist, desto schärfer ist in 4.14 die Bedingung BzAzzBAsubscript𝐵𝑧subscript𝐴𝑧for-all𝑧𝐵𝐴B_{z}\subset A_{z}\ \forall z\in B\cap A.

4.22

Besitzt Z𝑍Z eine Wege-verträgliche quasi-analytische Struktur, so ist Z𝑍Z schwach-analytisch von der Feinheit 0.

Zum Beweis vgl. 4.18.

Insbesondere ist die Menge Z𝑍Z aus 3.9 schwach-analytisch von der Feinheit 0.

Man sieht sehr leicht:

4.23

Die Mengen Z0subscript𝑍0Z_{0} in 3.5, 3.6 und 3.8 sind schwach-analytisch von der Feinheit 0. Die dort angegebenen quasi-analytischen Strukturen sind die Standardstrukturen.

4.24 Beispiel

Sei X:=3assign𝑋superscript3X:={\mathbb{C}}^{3} und Z:=(z,w2×{0})({0}×{(w,t)t,w2:|t|>|w|}).assign𝑍subscriptsuperscript2𝑧𝑤00conditional-set𝑤𝑡subscriptsuperscript2𝑡𝑤𝑡𝑤Z:=\big{(}{\mathbb{C}}^{2}_{z,w}\times\{0\}\big{)}\ \cup\ \big{(}\{0\}\times\{(w,t)\in{\mathbb{C}}^{2}_{t,w}:|t|>|w|\}\big{)}.

Sei 𝒜:={z,w2×{0}},{0}×{(w,t)w,t2:|t|>|w|}}{\cal A}:=\big{\{}{\mathbb{C}}^{2}_{z,w}\times\{0\}\big{\}},\{0\}\times\{(w,t)\in{\mathbb{C}}^{2}_{w,t}:|t|>|w|\}\big{\}}. Weil Z𝑍Z die komplexe Gerade {(0,0)}×t0.0subscript𝑡\{(0,0)\}\times{\mathbb{C}}_{t} enthält, gilt: (0,0,0)A𝒜0A=A𝒜1A0.0.0subscript𝐴subscript𝒜0𝐴subscript𝐴subscript𝒜1𝐴(0,0,0)\not\in\bigcup_{A\in{\cal A}_{0}}A=\bigcup_{A\in{\cal A}_{1}}A. Es gilt aber 𝒜𝒜2𝒜subscript𝒜2{\cal A}\subset{\cal A}_{2}. Also ist Z𝑍Z eine schwach-analytische Teilmenge von X𝑋X von der Feinheit 2.

4.25 Beispiel

Sei X:=2assign𝑋superscript2X:={\mathbb{C}}^{2} und Z:=αGαassign𝑍subscript𝛼subscript𝐺𝛼Z:=\bigcup_{\alpha\in{\mathbb{Z}}}G_{\alpha}, wobei Gα:={(z,w)2:αzw=0}assignsubscript𝐺𝛼conditional-set𝑧𝑤superscript2𝛼𝑧𝑤0G_{\alpha}:=\{(z,w)\in{\mathbb{C}}^{2}:\alpha z-w=0\} ist. Weil durch den Punkt (0,0)0.0(0,0) unendlich viele Geraden verlaufen, ist (0,0)A𝒜pAp0formulae-sequence0.0subscript𝐴subscript𝒜𝑝𝐴for-all𝑝subscript0(0,0)\not\in\bigcup_{A\in{\cal A}_{p}}A\quad\forall p\in{\mathbb{N}}_{0}. Allerdings definiert etwa

𝒜:={G0}{Gα{(0,0)}:0α}assign𝒜subscript𝐺0conditional-setsubscript𝐺𝛼0.00𝛼{\cal A}:=\{G_{0}\}\cup\Big{\{}G_{\alpha}\smallsetminus\{(0,0)\}:0\not=\alpha\in{\mathbb{Z}}\Big{\}}

gemäß 2.11 eine quasi-analytische Struktur auf Z𝑍Z.

4.26 Satz

Sei Z𝑍Z eine schwach-analytische Teilmenge von X𝑋X und bezeichne 𝒯𝒯{\cal T} die Standardstruktur. Dann ist dim(Z,𝒯)=dimZdimension𝑍𝒯dimension𝑍\dim(Z,{\cal T})=\dim Z.

Beweis: Sei q:=dim(Z,𝒯)assign𝑞dimension𝑍𝒯q:=\dim(Z,{\cal T}), r:=fein(Z)assign𝑟fein𝑍r:={\rm fein}(Z) und p:=dimZassign𝑝dimension𝑍p:=\dim Z. Wegen 4.3(2) ist qp𝑞𝑝q\leq p. Wir nehmen an, daß q<p𝑞𝑝q<p. Dann sei Bp(Z)𝐵subscript𝑝𝑍B\in{\cal I}_{p}(Z) eine zusammenhängende Untermannigfaltigkeit von X𝑋X der Dimension p𝑝p. Sei zB𝑧𝐵z\in B. Es existiert ein A𝒜r(Z)𝐴subscript𝒜𝑟𝑍A\in{\cal A}_{r}(Z) mit zA𝑧𝐴z\in A. Nun gilt: rq<p𝑟𝑞𝑝r\leq q<p. Also ist Br(Z)𝐵subscript𝑟𝑍B\in{\cal I}_{r}(Z), und es folgt: BzAzsubscript𝐵𝑧subscript𝐴𝑧B_{z}\subset A_{z}, dimzApsubscriptdimension𝑧𝐴𝑝\dim_{z}A\geq p. Widerspruch!  \square

5 Quasi-analytische Zerlegungen

5.1 Definition

Eine quasi-analytische Schichtung (X,𝒯)𝑋𝒯(X,{\cal T}) auf Z=X𝑍𝑋Z=X nennen wir auch eine quasi-analytische Zerlegung von X𝑋X. Die zugehörigen Schichten, also die 𝒯𝒯{\cal T}-Zusammenhangskomponenten von X𝑋X mit der durch 𝒯𝒯{\cal T} induzierten Topologie, heißen Blätter der Zerlegung. Die Menge 𝒟𝒟{\cal D} der Blätter heißt der Blätterraum der Zerlegung. Mit 𝒟(x)𝒟𝑥{\cal D}(x) bezeichnen wir dasjenige Blatt von 𝒟𝒟{\cal D}, welches x𝑥x enthält.

5.2
  1. (1)

    Auf X𝑋X liege eine quasi-analytische Zerlegung vor. Dann ist X𝑋X die disjunkte Vereinigung aller Blätter dieser Zerlegung.

  2. (2)

    Sei umgekehrt X𝑋X disjunkte Vereinigung von Schichten. Dann bildet die Menge 𝒟𝒟{\cal D} aller dieser Schichten den Blätterraum einer quasi-analytischen Zerlegung von X𝑋X.

Der Beweis ist klar.

Wegen 5.2 notieren wir im Folgenden eine quasi-analytische Zerlegung durch Angabe des Blätterraumes 𝒟𝒟{\cal D} und bezeichnen die zugehörige Schichtung mit (X,𝒟)𝑋𝒟(X,{\cal D}).

Die Dimension des komplexen Raumes (X,𝒟)𝑋𝒟(X,{\cal D}) bezeichnen wir mit dim𝒟dimension𝒟\dim{\cal D}. Entsprechend ist dim¯𝒟¯dim𝒟\mathop{\underline{\rm dim}}\nolimits{\cal D} zu verstehen. Die Garbe der zu (X,𝒟)𝑋𝒟(X,{\cal D}) tangentiellen Vektorfelder bezeichnen wir mit Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{{\cal D}}

Es sei UoX𝑈absento𝑋U{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X zusammenhängend. Dann induziert 𝒟𝒟{\cal D} eine quasi-analytische Struktur auf U𝑈U. Wir notieren sie mit 𝒟|Uevaluated-at𝒟𝑈{\cal D}|_{U} und nennen sie die Beschränkung von 𝒟𝒟{\cal D} auf U𝑈U. Die Blätter von 𝒟|Uevaluated-at𝒟𝑈{\cal D}|_{U} sind die 𝒟𝒟{\cal D}-Zusammenhangskomponenten der Mengen AU𝐴𝑈A\cap U, A𝒟𝐴𝒟A\in{\cal D}.

5.3 Definition

Eine quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} auf X𝑋X heiße

  • reindimensional, wenn dim𝒟=dim¯𝒟dimension𝒟¯dim𝒟\dim{\cal D}=\mathop{\underline{\rm dim}}\nolimits{\cal D} ist, d.h. wenn alle A𝒟𝐴𝒟A\in{\cal D} reindimensionale komplexe Räume der gleichen Dimension sind

  • glatt, wenn alle A𝒟𝐴𝒟A\in{\cal D} Mannigfaltigkeiten sind,

  • (lokal)-analytisch, wenn alle A𝒟𝐴𝒟A\in{\cal D} (lokal)-analytische Teilmengen von X𝑋X mit der Standardstruktur sind

  • schwach-analytisch, wenn es ein p𝑝p\in{\mathbb{N}} gibt, so daß jedes A𝒟𝐴𝒟A\in{\cal D} eine p𝑝p-dicke schwach-analytische Teilmenge von X𝑋X ist - das kleinste derartige p𝑝p heißt die Feinheit von 𝒟𝒟{\cal D} und wird mit fein(𝒟)𝒟({\cal D}) notiert

  • Wege-verträglich bzw. (sehr) ordentlich, wenn alle A𝒟𝐴𝒟A\in{\cal D} die entsprechende Eigenschaft haben.

Zur Erinnerung:

 ordentlich 2.10 Wege-verträglich 4.22 schwach-analytisch von der Feinheit 0  ordentlich subscriptfragments2.10 Wege-verträglich subscriptfragments4.22 schwach-analytisch von der Feinheit 0 \hbox{\ ordentlich\ }\mathop{\vtop{\halign{#\cr$\hfil\displaystyle{\ \Longrightarrow\ }\hfil$\crcr\kern 3.0pt\nointerlineskip\cr\hfill$\uparrow$\hfill\crcr\kern 3.0pt\cr}}}\limits_{\makebox[0.0pt]{\scriptsize\ref{1.9}}}\hbox{\ Wege-vertr\"{a}glich\ }\mathop{\vtop{\halign{#\cr$\hfil\displaystyle{\ \Longrightarrow\ }\hfil$\crcr\kern 3.0pt\nointerlineskip\cr\hfill$\uparrow$\hfill\crcr\kern 3.0pt\cr}}}\limits_{\makebox[0.0pt]{\scriptsize\ref{3.22}}}\hbox{\ schwach-analytisch von der Feinheit 0\ }

Sei (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) eine Schichtung von X𝑋X. Dann gilt (vgl. Beweis von 2.3.(2)): Z𝑍Z ist genau dann eine analytische Teilmenge von X𝑋X und 𝒯𝒯{\cal T} die Standardstruktur, wenn die Inklusion ι:ZX:𝜄𝑍𝑋{\iota\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak Z\nobreak\longrightarrow\nobreak X} bezüglich 𝒯𝒯{\cal T} eigentlich ist.

Deshalb sagen wir auch in Fortsetzung von 5.3:

5.4 Definition

Eine quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} heißt

  • eigentlich, wenn 𝒟𝒟{\cal D} analytisch ist;

  • lokal eigentlich wenn es zu jedem xX𝑥𝑋x\in X eine offene zusammenhängende X𝑋X-Umgebung U𝑈U von x𝑥x gibt, derart daß 𝒟|Uevaluated-at𝒟𝑈{\cal D}|_{U} eigentlich (also analytisch) ist.

Ist M=𝑀M={\mathbb{C}} in 2.4.(1), so erhalben wir ein sehr einfaches Beispiel einer quasi-analytischen Zerlegung von 2superscript2{\mathbb{C}}^{2}. Sie ist reindimensional, glatt, analytisch und sehr ordentlich. — Wir verallgemeinern das Beispiel:

5.5

Es seien D1opsubscript𝐷1absentosuperscript𝑝D_{1}{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}{\mathbb{C}}^{p} und D2oqsubscript𝐷2absentosuperscript𝑞D_{2}{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}{\mathbb{C}}^{q} zwei Gebiete (d.h. offen und zusammenhängend), ferner sei D:=D1×D2assign𝐷subscript𝐷1subscript𝐷2D:=D_{1}\times D_{2}. Dann ist 𝒟:={D1×{w}:wD2}assign𝒟conditional-setsubscript𝐷1𝑤𝑤subscript𝐷2{\cal D}:=\{D_{1}\times\{w\}:w\in D_{2}\} eine quasi-analytische Zerlegung von D𝐷D. Sie ist rein p𝑝p-dimensional, glatt, analytisch und sehr ordentlich.

5.6

Sei f:XW:𝑓𝑋𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak X\nobreak\longrightarrow\nobreak W} eine holomorphe Abbildung in den komplexen Raum W𝑊W. Dann sind alle Niveaumengen von f𝑓f (das sind die Zusammenhangskomponenten [bezüglich der X𝑋X-Topologie] der Fasern f1(w)superscript𝑓1𝑤f^{-1}(w), wW𝑤𝑊w\in W) analytische Teilmengen von X𝑋X und wegen 2.3 auf kanonische Weise Schichten. In diesem Sinne ist

𝒟f:={A:A ist eine Niveaumenge von f}assignsubscript𝒟𝑓conditional-set𝐴𝐴 ist eine Niveaumenge von 𝑓{\cal D}_{f}:=\{A:A\hbox{\ \sl ist eine Niveaumenge von\ }f\}

eine quasi-analytische Zerlegung von X𝑋X. Sie ist analytisch und sehr ordentlich.

Ist die Abbildung in 5.6 offen, so dürfen wir f𝑓f als surjektiv voraussetzen. Da ein komplexer Raum Y𝑌Y genau dann irreduzibel ist, wenn YSingY𝑌Sing𝑌Y\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits Y zusammenhängend ist (vgl. [K/K]), folgert man, daß W𝑊W irreduzibel und lokal-irreduzibel ist. Indem wir W𝑊W gegebenenfalls durch seine Normalisierung ersetzen, dürfen wir W𝑊W sogar als normal voraussetzen. Es folgt, daß 𝒟𝒟{\cal D} rein p𝑝p-dimensional ist, wobei p:=ndimWassign𝑝𝑛dimension𝑊p:=n-\dim W (vgl. [K/K, 49.16]).

Sei {\cal F} eine p𝑝p-dimensionale reguläre holomorphe Blätterung auf X𝑋X.111Hier und im Folgenden verweisen wir für Grundbegriffe der Theorie der holomorphen Blätterungen auf [R-1] {\cal F} ist definiert durch eine reguläre involutive analytische Untergarbe ΘsubscriptΘ\Theta_{{\cal F}} von ΘΘ\Theta vom Rang p𝑝p bzw. eine reguläre involutive analytische Untergarbe ΩsubscriptΩ\Omega_{{\cal F}} von ΩΩ\Omega vom Rang q:=npassign𝑞𝑛𝑝q:=n-p (dabei sei ΩΩ\Omega die Garbe der holomorphen Pfaffschen Formen auf X𝑋X). Die Garben ΘsubscriptΘ\Theta_{{\cal F}} und ΩsubscriptΩ\Omega_{{\cal F}} sind dual zueinander. {\cal F} kann lokal definiert werden durch gewisse holomorphe Submersionen, d.h. zu jedem xX𝑥𝑋x\in X existiert eine offene zusammenhängende Umgebung U𝑈U von x𝑥x und eine holomorphe Submersion f:UW:𝑓𝑈𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak U\nobreak\longrightarrow\nobreak W} auf eine komplexe Mannigfaltigkeit mit Ω|U=f(ΩW)evaluated-atsubscriptΩ𝑈superscript𝑓subscriptΩ𝑊\Omega_{{\cal F}}|_{U}=f^{*}(\Omega_{W}). Die durch die lokalen holomorphen Submersionen f:UW:𝑓𝑈𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak U\nobreak\longrightarrow\nobreak W} gemäß 5.6 definierten quasi-analytischen Zerlegungen auf den Gebieten U𝑈U in X𝑋X können zu einer eindeutig definierten quasi-analytischen Zerlegung 𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}} auf X𝑋X verklebt werden. Lokal hat 𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}} die Form von Beispiel 5.5.

5.7

Sei {\cal F} eine p𝑝p-dimensionale reguläre holomorphe Blätterung auf X𝑋X. Dann ist 𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}} glatt, rein p𝑝p-dimensional und sehr ordentlich.

K. Spallek hat gezeigt (vgl. [Spa]):

5.8 Satz

Sei ΘsuperscriptΘ\Theta^{\prime} eine involutive kohärente Untergarbe von ΘΘ\Theta. Dann gibt es genau eine glatte quasi-analytische Zerlegung 𝒟superscript𝒟{\cal D}^{\prime} von X𝑋X mit der Eigenschaft:

Θ|x=𝐓(x,𝒟(x))xX.formulae-sequenceevaluated-atsuperscriptΘ𝑥𝐓𝑥superscript𝒟𝑥for-all𝑥𝑋\Theta^{\prime}|_{x}={\bf T}\big{(}x,{\cal D}^{\prime}(x)\big{)}\quad\forall x\in X.

Wir nennen diese eindeutig bestimmte Zerlegung 𝒟superscript𝒟{\cal D}^{\prime} die Spallek-Zerlegung zu ΘsuperscriptΘ\Theta^{\prime}.

5.9 Satz

In der Situation von 5.8 ist die Spallek-Zerlegung 𝒟superscript𝒟{\cal D}^{\prime} von ΘsuperscriptΘ\Theta^{\prime} sehr ordentlich, insbesondere Wege-verträglich.

Beweis: Es sei A𝒟𝐴superscript𝒟A\in{\cal D}^{\prime}, dimA=pdimension𝐴𝑝\dim A=p und x0Asubscript𝑥0𝐴x_{0}\in A. Im Fall von p=rankΘ𝑝ranksuperscriptΘp=\mathop{\rm rank}\nolimits\Theta^{\prime} liegt in einer offenen X𝑋X-Umgebung von x0subscript𝑥0x_{0} die Situation 5.7 vor und wir sind fertig. Es sei also p<rankΘ𝑝ranksuperscriptΘp<\mathop{\rm rank}\nolimits\Theta^{\prime}.

Wir betrachten eine zusammenhängende offene X𝑋X-Umgebung X0subscript𝑋0X_{0} von x0subscript𝑥0x_{0}, auf der ein Erzeugendensystem ϑ(1),,ϑ(m)superscriptitalic-ϑ1superscriptitalic-ϑ𝑚\vartheta^{(1)},\ldots,\vartheta^{(m)} von ΘsuperscriptΘ\Theta^{\prime} existiert. Wir dürfen annehmen:

  • ϑ(1)|x,,ϑ(p)|xevaluated-atsuperscriptitalic-ϑ1𝑥evaluated-atsuperscriptitalic-ϑ𝑝𝑥\vartheta^{(1)}|_{x},\ldots,\vartheta^{(p)}|_{x} sind linear unabhängig für alle xX0𝑥subscript𝑋0x\in X_{0}.

Es sei 𝒟psubscriptsuperscript𝒟𝑝{\cal D}^{\prime}_{p} die Menge aller Blätter von 𝒟|X0evaluated-atsuperscript𝒟subscript𝑋0{\cal D}^{\prime}|_{X_{0}} der Dimension p𝑝p. Dann ist

Z:={xX0:dimΘ|xp}={xX0:dimΘ|x=p}assign𝑍conditional-set𝑥subscript𝑋0evaluated-atdimensionsuperscriptΘ𝑥𝑝conditional-set𝑥subscript𝑋0evaluated-atdimensionsuperscriptΘ𝑥𝑝Z:=\{x\in X_{0}:\dim\Theta^{\prime}|_{x}\leq p\}=\{x\in X_{0}:\dim\Theta^{\prime}|_{x}=p\}

eine analytische Teilmenge von X0subscript𝑋0X_{0} und disjunkte Vereinigung der C𝒟p𝐶subscriptsuperscript𝒟𝑝C\in{\cal D}^{\prime}_{p}. Deshalb induziert 𝒟psubscriptsuperscript𝒟𝑝{\cal D}^{\prime}_{p} eine quasi-analytische Struktur 𝒯𝒯{\cal T} auf Z𝑍Z. Wir betrachten im Weiteren die Schichtung (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}).

Sei Tx:=ν=1pϑ(ν)|xassignsubscriptT𝑥evaluated-atsuperscriptsubscript𝜈1𝑝superscriptitalic-ϑ𝜈𝑥{\rm T}_{x}:=\sum_{\nu=1}^{p}{\mathbb{C}}\vartheta^{(\nu)}|_{x} für xX0𝑥subscript𝑋0x\in X_{0}. Dann ist T(Z,x)=TxT𝑍𝑥subscriptT𝑥{\rm T}(Z,x)={\rm T}_{x} für alle xZ𝑥𝑍x\in Z.

Im Weiteren bezeichnen wir mit |.||\,.\,| die euklidische Norm und mit B1subscript𝐵1B_{1} die offenen Kugeln im zpsubscriptsuperscript𝑝𝑧{\mathbb{C}}^{p}_{z} und mit B2subscript𝐵2B_{2} die offenen Kugeln im wqsubscriptsuperscript𝑞𝑤{\mathbb{C}}^{q}_{w} (dabei sei q:=npassign𝑞𝑛𝑝q:=n-p). Außerdem machen wir gelegentlich Gebrauch von den üblichen Identifikationen

Tx=ν=1pzν|x=zp,Tx′′=ν=1qwν|x=wq für x=(z,w)n.formulae-sequencesubscriptsuperscriptT𝑥evaluated-atsuperscriptsubscript𝜈1𝑝subscript𝑧𝜈𝑥subscriptsuperscript𝑝𝑧subscriptsuperscriptT′′𝑥evaluated-atsuperscriptsubscript𝜈1𝑞subscript𝑤𝜈𝑥subscriptsuperscript𝑞𝑤 für 𝑥𝑧𝑤superscript𝑛{\rm T}^{\prime}_{x}=\sum_{\nu=1}^{p}{\mathbb{C}}\frac{\partial}{\partial z_{\nu}}\bigg{|}_{x}={\mathbb{C}}^{p}_{z},\quad{\rm T}^{\prime\prime}_{x}=\sum_{\nu=1}^{q}{\mathbb{C}}\frac{\partial}{\partial w_{\nu}}\bigg{|}_{x}={\mathbb{C}}^{q}_{w}\quad\hbox{\ f\"{u}r\ }x=(z,w)\in{\mathbb{C}}^{n}.

Sei B(x,ε1,ε2):=B1(z,ε1)×B2(w,ε2)assign𝐵𝑥subscript𝜀1subscript𝜀2subscript𝐵1𝑧subscript𝜀1subscript𝐵2𝑤subscript𝜀2B(x,\varepsilon_{1},\varepsilon_{2}):=B_{1}(z,\varepsilon_{1})\times B_{2}(w,\varepsilon_{2}) für x=(z,w)n𝑥𝑧𝑤superscript𝑛x=(z,w)\in{\mathbb{C}}^{n}, ε1,ε2>0subscript𝜀1subscript𝜀20\varepsilon_{1},\varepsilon_{2}>0. Wir dürfen annehmen:

  • X0onsubscript𝑋0absentosuperscript𝑛X_{0}{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}{\mathbb{C}}^{n}, x0=0subscript𝑥00x_{0}=0 und X0subscript𝑋0X_{0} ist von der Form X0=B(0,ε1,ε2)subscript𝑋0𝐵0subscript𝜀1subscript𝜀2X_{0}=B(0,\varepsilon_{1},\varepsilon_{2}),

  • A0:=B1(0,ε1)×{0}assignsubscript𝐴0subscript𝐵10subscript𝜀10A_{0}:=B_{1}(0,\varepsilon_{1})\times\{0\} ist ein 𝒟superscript𝒟{\cal D}^{\prime}-Plättchen von A𝐴A

  • für alle xA0𝑥subscript𝐴0x\in A_{0} ist ϑ(ν)|x={zν|xν=1,,p,0ν=p+1,,m.evaluated-atsuperscriptitalic-ϑ𝜈𝑥casesevaluated-atsubscript𝑧𝜈𝑥ν=1,,p,otherwiseotherwise0ν=p+1,,m.\vartheta^{(\nu)}\big{|}_{x}=\cases{\frac{\partial}{\partial z_{\nu}}|_{x}&$\nu=1,\ldots,p$,\cr\cr 0&$\nu=p+1,\ldots,m$.}

  • TxTx′′={0}subscriptT𝑥subscriptsuperscriptT′′𝑥0{\rm T}_{x}\cap{\rm T}^{\prime\prime}_{x}=\{0\} für alle xX0𝑥subscript𝑋0x\in X_{0}.

Für die Projektion π:nzp:𝜋superscript𝑛subscriptsuperscript𝑝𝑧{\pi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak{\mathbb{C}}^{n}\nobreak\longrightarrow\nobreak{\mathbb{C}}^{p}_{z}} gilt dann: π:TxTz:𝜋subscriptT𝑥subscriptsuperscriptT𝑧{\pi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak{\rm T}_{x}\nobreak\longrightarrow\nobreak{\rm T}^{\prime}_{z}} ist –bei Benutzung der üblichen Identifikationen– für alle xX0𝑥subscript𝑋0x\in X_{0} ein Isomorpismus und π:ZB1(0,ε1):𝜋𝑍subscript𝐵10subscript𝜀1{\pi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak Z\nobreak\longrightarrow\nobreak B_{1}(0,\varepsilon_{1})} ist bezüglich 𝒯𝒯{\cal T} lokal biholomorph.

Wir betrachten den Isomorphismus π:TxTz:𝜋subscriptT𝑥subscriptsuperscriptT𝑧{\pi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak{\rm T}_{x}\nobreak\longrightarrow\nobreak{\rm T}^{\prime}_{z}} genauer:

Für ν=1,,p𝜈1𝑝\nu=1,\ldots,p ist

ϑ(ν)=zν+η1(ν)+η2(ν)superscriptitalic-ϑ𝜈subscript𝑧𝜈subscriptsuperscript𝜂𝜈1subscriptsuperscript𝜂𝜈2\vartheta^{(\nu)}=\frac{\partial}{\partial z_{\nu}}+\eta^{(\nu)}_{1}+\eta^{(\nu)}_{2}

mit

η1(ν)=λ=1paλ(ν)zλ,η2(ν)=μ=1qbμ(ν)wμ.formulae-sequencesubscriptsuperscript𝜂𝜈1superscriptsubscript𝜆1𝑝subscriptsuperscript𝑎𝜈𝜆subscript𝑧𝜆subscriptsuperscript𝜂𝜈2superscriptsubscript𝜇1𝑞subscriptsuperscript𝑏𝜈𝜇subscript𝑤𝜇\eta^{(\nu)}_{1}=\sum_{\lambda=1}^{p}a^{(\nu)}_{\lambda}\frac{\partial}{\partial z_{\lambda}},\quad\eta^{(\nu)}_{2}=\sum_{\mu=1}^{q}b^{(\nu)}_{\mu}\frac{\partial}{\partial w_{\mu}}.

Sei ζ=ν=1pζνzν𝜁superscriptsubscript𝜈1𝑝subscript𝜁𝜈subscript𝑧𝜈\zeta=\sum_{\nu=1}^{p}\zeta_{\nu}\frac{\partial}{\partial z_{\nu}} und ϑ=ν=1pcνϑ(ν)|xTxitalic-ϑevaluated-atsuperscriptsubscript𝜈1𝑝subscript𝑐𝜈superscriptitalic-ϑ𝜈𝑥subscriptT𝑥\vartheta=\sum_{\nu=1}^{p}c_{\nu}\vartheta^{(\nu)}\big{|}_{x}\in{\rm T}_{x} der Vektor mit π(ϑ)=ζ𝜋italic-ϑ𝜁\pi(\vartheta)=\zeta. Dann ist

(c1cp)=N(ζ1ζp)matrixsubscript𝑐1subscript𝑐𝑝𝑁matrixsubscript𝜁1subscript𝜁𝑝\pmatrix{c_{1}\cr\vdots\cr c_{p}}=N\cdot\pmatrix{\zeta_{1}\cr\vdots\cr\zeta_{p}}\quad

mit einer auf X0subscript𝑋0X_{0} holomorphen Matrix N𝑁N.

Weil N(0)𝑁0N(0) die Einheitsmatrix ist, dürfen wir annehmen:

  • |(c1,,cp)|2|ζ|subscript𝑐1subscript𝑐𝑝2𝜁\big{|}(c_{1},\ldots,c_{p})\big{|}\leq 2|\zeta|.

Außerdem dürfen wir noch annehmen:

  • |η2(ν)|x|<1p\Big{|}\eta_{2}^{(\nu)}\big{|}_{x}\Big{|}<\frac{1}{p} für ν=1,,p𝜈1𝑝\nu=1,\ldots,p und xU0𝑥subscript𝑈0x\in U_{0}.

Für die Komponente ν=1pcνη2(ν)superscriptsubscript𝜈1𝑝subscript𝑐𝜈subscriptsuperscript𝜂𝜈2\sum_{\nu=1}^{p}c_{\nu}\eta^{(\nu)}_{2} von ϑitalic-ϑ\vartheta gilt dann:

|ν=1pcνη2(ν)|2|ζ| überall auf X0{z}×wq.superscriptsubscript𝜈1𝑝subscript𝑐𝜈subscriptsuperscript𝜂𝜈22𝜁 überall auf subscript𝑋0𝑧subscriptsuperscript𝑞𝑤\Big{|}\sum_{\nu=1}^{p}c_{\nu}\eta^{(\nu)}_{2}\Big{|}\leq 2|\zeta|\quad\hbox{\ \"{u}berall auf\ }X_{0}\ \cap\ \{z\}\times{\mathbb{C}}^{q}_{w}.

Aus beweistechnischen Gründen denken wir uns ε1,ε2subscript𝜀1subscript𝜀2\varepsilon_{1},\varepsilon_{2} so gewählt, daß

  • 2ε1<ε22subscript𝜀1subscript𝜀22\varepsilon_{1}<\varepsilon_{2}

Die folgenden Betrachtungen zu dem lokalen Biholomorphismus π:ZB1(0,ε1):𝜋𝑍subscript𝐵10subscript𝜀1{\pi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak Z\nobreak\longrightarrow\nobreak B_{1}(0,\varepsilon_{1})} sind für das Weitere wichtig.

Sei x=(z,w)Zsubscript𝑥subscript𝑧subscript𝑤𝑍x_{\bullet}=(z_{\bullet},w_{\bullet})\in Z. Dann existiert ein 𝒯𝒯{\cal T}-Plättchen Csubscript𝐶C_{\bullet} zu xsubscript𝑥x_{\bullet} derart, daß π:CU:=π(C):𝜋subscript𝐶subscript𝑈assign𝜋subscript𝐶{\pi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak C_{\bullet}\nobreak\longrightarrow\nobreak U_{\bullet}:=\pi(C_{\bullet})} eine biholomorphe Abbildung ist. Wir dürfen annehmen, daß Usubscript𝑈U_{\bullet} eine Kugel B1(z,ρ)subscript𝐵1subscript𝑧𝜌B_{1}(z_{\bullet},\rho) ist. Wir nennen π:CB1(z,ρ):𝜋subscript𝐶subscript𝐵1subscript𝑧𝜌{\pi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak C_{\bullet}\nobreak\longrightarrow\nobreak B_{1}(z_{\bullet},\rho)} dann eine 𝓣𝓣{\cal T}-Kugel mit Mittelpunkt xsubscript𝑥x_{\bullet}.

Seien γ,γ~:IZ:𝛾~𝛾𝐼𝑍{\gamma,\tilde{\gamma}\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak I\nobreak\longrightarrow\nobreak Z} zwei 𝒯𝒯{\cal T}-Wege (dabei sei I𝐼I\subset{\mathbb{R}} ein Intervall) mit πγ=πγ~𝜋𝛾𝜋~𝛾\pi\circ\gamma=\pi\circ\tilde{\gamma}. Gibt es einen Punkt tIsubscript𝑡𝐼t_{\bullet}\in I mit γ(t)=γ~(t)𝛾subscript𝑡~𝛾subscript𝑡\gamma(t_{\bullet})=\tilde{\gamma}(t_{\bullet}), so ist γ=γ~𝛾~𝛾\gamma=\tilde{\gamma}. Wir nennen γ𝛾\gamma die 𝓣𝓣{\cal T}-Liftung von πγ𝜋𝛾\pi\circ\gamma durch den Punkt x=γ(t)subscript𝑥𝛾subscript𝑡x_{\bullet}=\gamma(t_{\bullet}).

Doch nun weiter! Wir bezeichnen im Folgenden zpsubscriptsuperscript𝑝𝑧{\mathbb{C}}^{p}_{z}-Komponenten mit dem Index 1 und wqsubscriptsuperscript𝑞𝑤{\mathbb{C}}^{q}_{w}-Komponenten mit dem Index 2.

Wir betrachten ein konstantes Vektorfeld

ζ=ν=1pζνzν,(ζ1,,ζp)p,|ζ|=1formulae-sequence𝜁superscriptsubscript𝜈1𝑝subscript𝜁𝜈subscript𝑧𝜈formulae-sequencesubscript𝜁1subscript𝜁𝑝superscript𝑝𝜁1\zeta=\sum_{\nu=1}^{p}\zeta_{\nu}\frac{\partial}{\partial z_{\nu}},\ (\zeta_{1},\ldots,\zeta_{p})\in{\mathbb{C}}^{p},|\zeta|=1

auf B1(0,ε1)subscript𝐵10subscript𝜀1B_{1}(0,\varepsilon_{1}). Zu ζ𝜁\zeta existiert ein holomorphes Vektorfeld ϑitalic-ϑ\vartheta auf X0subscript𝑋0X_{0} mit π(ϑ|x)=ζ|zx=(z,w)X0𝜋evaluated-atitalic-ϑ𝑥evaluated-at𝜁𝑧for-all𝑥𝑧𝑤subscript𝑋0\pi(\vartheta|_{x})=\zeta|_{z}\ \forall x=(z,w)\in X_{0}. Es gilt: ϑ1=ζsubscriptitalic-ϑ1𝜁\vartheta_{1}=\zeta, insbesondere |ϑ1|x|=1\big{|}\vartheta_{1}|_{x}\big{|}=1, und |ϑ2|x|2\big{|}\vartheta_{2}|_{x}\big{|}\leq 2 für alle xX0𝑥subscript𝑋0x\in X_{0}.

Wir wählen jetzt δ1,δ2subscript𝛿1subscript𝛿2\delta_{1},\delta_{2} mit 0<δ1<ε1/40subscript𝛿1subscript𝜀140<\delta_{1}<\varepsilon_{1}/4 und δ1<δ2<ε2/4subscript𝛿1subscript𝛿2subscript𝜀24\delta_{1}<\delta_{2}<\varepsilon_{2}/4. Wir betrachten einen Punkt x=(z,w)ZB(0,δ1,δ2)subscript𝑥subscript𝑧subscript𝑤𝑍𝐵0subscript𝛿1subscript𝛿2x_{\bullet}=(z_{\bullet},w_{\bullet})\in Z\cap B(0,\delta_{1},\delta_{2}) und dazu ein konstantes Vektorfeld ζ𝜁\zeta sowie das zugehörige Vektorfeld ϑitalic-ϑ\vartheta wie oben. Sei γ:IX0:𝛾𝐼subscript𝑋0{\gamma\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak I\nobreak\longrightarrow\nobreak X_{0}} die maximale Lösung der (reellen) Differentialgleichung γ=ϑγsuperscript𝛾italic-ϑ𝛾\gamma^{\prime}=\vartheta\circ\gamma mit γ(0)=x𝛾0subscript𝑥\gamma(0)=x_{\bullet}. I𝐼I ist ein offenes Intervall in {\mathbb{R}}. Mit Standardüberlegungen zeigt man, daß [0,δ1[I[0,\delta_{1}[\ \subset I.

Wir betrachten eine 𝒯𝒯{\cal T}-Kugel π:CB1(z,ρ):𝜋subscript𝐶subscript𝐵1subscript𝑧𝜌{\pi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak C_{\bullet}\nobreak\longrightarrow\nobreak B_{1}(z_{\bullet},\rho)} mit 0<ρδ10𝜌subscript𝛿10<\rho\leq\delta_{1}. Für den Weg

γ~:[0,ρ[C,γ~(t):=(π|C)1(z+t(ζ1,,ζp)){\tilde{\gamma}\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak[0,\rho[\ \nobreak\longrightarrow\nobreak C_{\bullet}},\quad\tilde{\gamma}(t):=(\pi|_{C_{\bullet}})^{-1}\big{(}z_{\bullet}+t(\zeta_{1},\ldots,\zeta_{p})\big{)}

gilt dann π(γ~(t))=ζ𝜋superscript~𝛾𝑡𝜁\pi\big{(}\tilde{\gamma}^{\prime}(t)\big{)}=\zeta, also γ~(t)=ϑγ~(t)superscript~𝛾𝑡italic-ϑ~𝛾𝑡\tilde{\gamma}^{\prime}(t)=\vartheta\circ\tilde{\gamma}(t) und γ~(0)=x~𝛾0subscript𝑥\tilde{\gamma}(0)=x_{\bullet}. Folglich ist γ~=γ|[0,ρ[\tilde{\gamma}=\gamma|_{[0,\rho[\ }. Der Weg γ|[0,ρ[\gamma|_{[0,\rho[\ } verläuft in Csubscript𝐶C_{\bullet}. Weil Z𝑍Z X0subscript𝑋0X_{0}-abgeschlossen ist, folgt γ(ρ)Z𝛾𝜌𝑍\gamma(\rho)\in Z. Ist nun t]0,δ1]t_{*}\in]0,\delta_{1}] mit x:=γ(t)Zassignsubscript𝑥𝛾subscript𝑡𝑍x_{*}:=\gamma(t_{*})\in Z, so folgt mit der selben Argumentation wie im Fall t=0𝑡0t=0, daß γ𝛾\gamma auf einer ]0,δ1]]0,\delta_{1}]-offenen Umgebung von tsubscript𝑡t_{*} in einem 𝒯𝒯{\cal T}-Plättchen verläuft und daß die Werte von γ𝛾\gamma in den Endpunkten in Z𝑍Z liegen. Nun schließt man sofort, daß γ𝛾\gamma ein in Z𝑍Z verlaufender 𝒯𝒯{\cal T}-Weg ist; γ𝛾\gamma ist die 𝒯𝒯{\cal T}-Liftung der Strecke [z,z+δ1(ζ1,,ζp)]subscript𝑧subscript𝑧subscript𝛿1subscript𝜁1subscript𝜁𝑝[z_{\bullet},z_{\bullet}+\delta_{1}(\zeta_{1},\ldots,\zeta_{p})] durch xsubscript𝑥x_{\bullet}. Wir nennen γ:[0,δ1]Z:𝛾0subscript𝛿1𝑍{\gamma\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak[0,\delta_{1}]\nobreak\longrightarrow\nobreak Z} die 𝓣𝓣{\cal T}-Strecke mit “Startpunkt” xsubscript𝑥x_{\bullet}, “Richtung” ζ𝜁\zeta und “Länge” δ1subscript𝛿1\delta_{1}.

Wir halten fest: Ist γ:[0,δ1]Z:𝛾0subscript𝛿1𝑍{\gamma\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak[0,\delta_{1}]\nobreak\longrightarrow\nobreak Z} eine 𝒯𝒯{\cal T}-Strecke wie oben und trifft γ𝛾\gamma eine 𝒯𝒯{\cal T}-Kugel π:CB1(z,ρ):𝜋subscript𝐶subscript𝐵1subscript𝑧𝜌{\pi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak C_{*}\nobreak\longrightarrow\nobreak B_{1}(z_{*},\rho)}, so gilt

γ(t)=(π|C)1(z+tζ)t mit z+tζB1(z,ρ).formulae-sequence𝛾𝑡superscriptevaluated-at𝜋subscript𝐶1subscript𝑧𝑡𝜁for-all𝑡 mit subscript𝑧𝑡𝜁subscript𝐵1subscript𝑧𝜌\gamma(t)=(\pi|_{C_{*}})^{-1}(z_{\bullet}+t\zeta)\quad\forall t\in{\mathbb{R}}\hbox{\ mit\ }z_{\bullet}+t\zeta\in B_{1}(z_{*},\rho).

Nun sei

C:={xZ: es gibt eine in x startende 𝒯-Strecke γ:[0,δ1]Z und t[0,δ1[ mit γ(t)=x }.assignsubscript𝐶conditional-set𝑥𝑍 es gibt eine in x startende 𝒯-Strecke γ:[0,δ1]Z und t[0,δ1[ mit γ(t)=x C_{\bullet}:=\big{\{}x\in Z:\hbox{\ es gibt eine in $x_{\bullet}$ startende ${\cal T}$-Strecke ${\gamma\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak[0,\delta_{1}]\nobreak\longrightarrow\nobreak Z}$ und $t\in[0,\delta_{1}[\ $ mit $\gamma(t)=x$\ }\big{\}}.

Man zeigt nun mit leichter Mühe:

  1. (1)

    Csubscript𝐶C_{\bullet} ist 𝒯𝒯{\cal T}-offen,

  2. (2)

    Csubscript𝐶C_{\bullet} ist eine analytische Teilmenge von U:=B((z,0),δ1,ε2)assignsubscript𝑈𝐵subscript𝑧.0subscript𝛿1subscript𝜀2U_{\bullet}:=B\big{(}(z_{\bullet},0),\delta_{1},\varepsilon_{2}\big{)},

  3. (3)

    Csubscript𝐶C_{\bullet} ist die 𝒟psubscriptsuperscript𝒟𝑝{\cal D}^{\prime}_{p}-Komponente von ZU𝑍subscript𝑈Z\cap U_{\bullet}, welche xsubscript𝑥x_{\bullet} enthält.

Nun kommen wir zum entscheidenden Argument für den Beweis unseres Satzes 5.9.

Sei xZB(0,δ1/2,δ2)subscript𝑥𝑍𝐵0subscript𝛿12subscript𝛿2x_{\bullet}\in Z\cap B(0,\delta_{1}/2,\delta_{2}). Dann ist B(0,δ1/2,ε2)B(z,δ1,ε2)𝐵0subscript𝛿12subscript𝜀2𝐵subscript𝑧subscript𝛿1subscript𝜀2B(0,\delta_{1}/2,\varepsilon_{2})\subset B(z_{\bullet},\delta_{1},\varepsilon_{2}). Also sind alle 𝒟superscript𝒟{\cal D}^{\prime}-Komponenten von AB(0,δ1/2,δ2)𝐴𝐵0subscript𝛿12subscript𝛿2A\cap B(0,\delta_{1}/2,\delta_{2}) analytische Mengen in B(0,δ1/2,δ2)𝐵0subscript𝛿12subscript𝛿2B(0,\delta_{1}/2,\delta_{2}), insbesondere bezüglich der Relativtopologie abgeschlossen.  \square

Im Fall einer regulären Blätterung {\cal F} ist die Spallek-Zerlegung 𝒟subscriptsuperscript𝒟{\cal D}^{\prime}_{{\cal F}} von ΘsubscriptΘ\Theta_{{\cal F}} natürlich gleich der Zerlegung 𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}}.

Sei {\cal F} eine p𝑝p-dimensionale (kohärente) holomorphe Blätterung auf X𝑋X; Singularitäten sind zugelassen. {\cal F} ist definiert durch eine vollständige involutive kohärente 𝒪𝒪{\cal O}-Untergarbe ΘsubscriptΘ\Theta_{{\cal F}} von ΘΘ\Theta vom Rang p𝑝p bzw. eine vollständige involutive kohärente 𝒪𝒪{\cal O}-Untergarbe ΩsubscriptΩ\Omega_{{\cal F}} von ΩΩ\Omega vom Rang q:=npassign𝑞𝑛𝑝q:=n-p. Die Garben ΘsubscriptΘ\Theta_{{\cal F}} und ΩsubscriptΩ\Omega_{{\cal F}} sind dual zueinander. Es ist Sing=SingΘ=SingΩSingSingsubscriptΘSingsubscriptΩ\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal F}=\mathop{\rm Sing}\nolimits\Theta_{{\cal F}}=\mathop{\rm Sing}\nolimits\Omega_{{\cal F}} eine analytische Menge der Kodimension 2absent2\geq 2. Die Einschränkung |(XSing)evaluated-at𝑋Sing{\cal F}|_{(X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal F})} ist eine reguläre holomorphe Blätterung. Die Spallek-Zerlegung 𝒟subscriptsuperscript𝒟{\cal D}^{\prime}_{{\cal F}} von ΘsubscriptΘ\Theta_{{\cal F}} nennen wir auch die Spallek-Zerlegung von {\cal F}.

Neben 𝒟subscriptsuperscript𝒟{\cal D}^{\prime}_{{\cal F}} kann in geeigneten Fällen eine weitere mit {\cal F} zusammenhängende quasi-analytische Zerlegung von X𝑋X eingeführt werden, vgl. [R-1] und [R-2]. Dazu fundamental ist der Begriff der Stammfunktion: Sei UoX𝑈absento𝑋U{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X. Eine Funktion f𝒪(U)𝑓𝒪𝑈f\in{\cal O}(U) heißt 𝓕𝓕{\cal F}-Stammfunktion, wenn dfΩ(U)𝑑𝑓subscriptΩ𝑈df\in\Omega_{{\cal F}}(U) gilt. Die {\cal F}-Stammfunktionen bilden die Untergarbe 𝒪subscript𝒪{\cal O}_{{\cal F}} von 𝒪𝒪{\cal O}.

Eine Schicht (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) von X𝑋X heißt eine 𝓕𝓕{\cal F}-Integralvarietät, wenn für alle zZ𝑧𝑍z\in Z und f(𝒪)z𝑓subscriptsubscript𝒪𝑧f\in({\cal O}_{{\cal F}})_{z} die Beschränkung des Keimes f𝑓f auf (Z,𝒯)𝑍𝒯(Z,{\cal T}) konstant ist.

5.10 Satz

Jedes Blatt A𝒟𝐴subscriptsuperscript𝒟A\in{\cal D}^{\prime}_{{\cal F}} ist eine {\cal F}-Integralvarietät.

Beweis: Sei A0subscript𝐴0A_{0} ein Plättchen von A𝐴A, xA0𝑥subscript𝐴0x\in A_{0}, f(𝒪)x𝑓subscriptsubscript𝒪𝑥f\in({\cal O}_{{\cal F}})_{x}. Dann gilt: df(Ω)x𝑑𝑓subscriptsubscriptΩ𝑥df\in(\Omega_{{\cal F}})_{x}, df((Θ)x)=0𝑑𝑓subscriptsubscriptΘ𝑥0df\big{(}(\Theta_{{\cal F}})_{x}\big{)}=0, d(f|A0)=0𝑑evaluated-at𝑓subscript𝐴00d(f|_{A_{0}})=0, f|A0=constevaluated-at𝑓subscript𝐴0constf|_{A_{0}}=\mathop{\rm const}\nolimits.  \square

5.11 Definition

Eine zusammenhängende lokal-analytische Teilmenge A𝐴A von X𝑋X heißt ein lokales {\cal F}-Blatt, wenn gilt:

  1. (1)

    A𝐴A ist eine {\cal F}-Integralvarietät

  2. (2)

    dim¯Ap¯dim𝐴𝑝\mathop{\underline{\rm dim}}\nolimits A\geq p (=dim)absentdimension(=\dim{\cal F})

  3. (3)

    Ist B𝐵B eine weitere lokal-analytische Teilmenge von X𝑋X mit den Eigenschaften (1) und (2), so gilt BxAxsubscript𝐵𝑥subscript𝐴𝑥B_{x}\subset A_{x} für alle xAB𝑥𝐴𝐵x\in A\cap B.

Sei 𝒜subscript𝒜{\cal A}_{{\cal F}} die Menge der lokalen {\cal F}-Blätter und

X:=A𝒜A.assignsubscript𝑋subscript𝐴subscript𝒜𝐴X_{{\cal F}}:=\bigcup_{A\in{\cal A}_{{\cal F}}}A.

𝒜subscript𝒜{\cal A}_{{\cal F}} erfüllt die Voraussetzungen von 2.11, definiert deshalb eine quasi-analytische Struktur auf Xsubscript𝑋X_{{\cal F}}. Die Schichten von (X,𝒯)subscript𝑋𝒯(X_{{\cal F}},{\cal T}) heissen 𝓕𝓕{\cal F}-Blätter. Sie sind {\cal F}-Integralvarietäten. Im Allgemeinen ist XXsubscript𝑋𝑋X_{{\cal F}}\not=X. Wenn X=Xsubscript𝑋𝑋X_{{\cal F}}=X, so sagen wir 𝓕𝓕{\cal F} hat Blätter überall und bezeichnen mit 𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}} die Menge der {\cal F}-Blätter (Blätterraum). Ist {\cal F} regulär, so stimmt dieser Blätterraum mit dem in 5.7 genannten Blätterraum 𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}} überein. Im Allgemeinen ist 𝒟𝒟superscriptsubscript𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime}\not={\cal D}_{{\cal F}}, auch wenn {\cal F} Blätter überall hat:

5.12 Beispiel

Sei f:2:𝑓superscript2{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak{\mathbb{C}}^{2}\nobreak\longrightarrow\nobreak{\mathbb{C}}}, (z,w)zwmaps-to𝑧𝑤𝑧𝑤(z,w)\mapsto z\cdot w, Ω:=𝒪df=𝒪(wdz+zdw)assignsuperscriptΩ𝒪𝑑𝑓𝒪𝑤𝑑𝑧𝑧𝑑𝑤\Omega^{\prime}:={\cal O}\,df={\cal O}(w\,dz+z\,dw). Dann ist ΩsuperscriptΩ\Omega^{\prime} offenbar involutiv und vollständig, weil SingΩ={0}SingsuperscriptΩ0\mathop{\rm Sing}\nolimits\Omega^{\prime}=\{0\} 2-codimensional ist. Die Garbe Θ=𝒪(zzww)superscriptΘ𝒪𝑧𝑧𝑤𝑤\Theta^{\prime}={\cal O}\big{(}z\frac{\partial}{\partial z}-w\frac{\partial}{\partial w}\big{)} ist die Annullatorgarbe von ΩsuperscriptΩ\Omega^{\prime}. Die Garben ΩsuperscriptΩ\Omega^{\prime} bzw. ΘsuperscriptΘ\Theta^{\prime} definieren eine 1-dimensionale holomorphe Blätterung {\cal F} auf X𝑋X. Es besteht 𝒟superscriptsubscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime} aus den Blättern {0}0\{0\}, z×{0}superscriptsubscript𝑧0{\mathbb{C}}_{z}^{*}\times\{0\}, {0}×w0superscriptsubscript𝑤\{0\}\times{\mathbb{C}}_{w}^{*} sowie {(z,w)2:zw=c}conditional-set𝑧𝑤superscript2𝑧𝑤𝑐\{(z,w)\in{\mathbb{C}}^{2}:zw=c\}, c𝑐superscriptc\in{\mathbb{C}}^{*}. {\cal F} hat Blätter überall und 𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}} besteht aus den Blättern {(z,w)2:zw=c}conditional-set𝑧𝑤superscript2𝑧𝑤𝑐\{(z,w)\in{\mathbb{C}}^{2}:zw=c\}, c𝑐c\in{\mathbb{C}}.

Beweis: Sei x0:=(z0,w0)assignsubscript𝑥0subscript𝑧0subscript𝑤0x_{0}:=(z_{0},w_{0}). Dann ist Θ|x0=(z0,w0)evaluated-atsuperscriptΘsubscript𝑥0subscript𝑧0subscript𝑤0\Theta^{\prime}|_{x_{0}}={\mathbb{C}}\cdot(z_{0},-w_{0}), woraus sofort die Aussage über 𝒟superscriptsubscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime} folgt. Auf 2{0}superscript20{\mathbb{C}}^{2}\smallsetminus\{0\} ist {\cal F} regulär und besitzt dieselben Blätter wie 𝒟|2{0}evaluated-atsuperscriptsubscript𝒟superscript20{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime}|_{{\mathbb{C}}^{2}\smallsetminus\{0\}}, also die Blätter {(z,w)2:zw=c}conditional-set𝑧𝑤superscript2𝑧𝑤𝑐\{(z,w)\in{\mathbb{C}}^{2}:z\cdot w=c\}, c𝑐superscriptc\in{\mathbb{C}}^{*}, sowie z×{0}superscriptsubscript𝑧0{\mathbb{C}}_{z}^{*}\times\{0\} und {0}×w0subscriptsuperscript𝑤\{0\}\times{\mathbb{C}}^{*}_{w}. Nehmen wir nun 00 hinzu, so ist offenbar die X𝑋X-abgeschlossene Hülle von (z×{0})({0}×w)subscriptsuperscript𝑧00subscriptsuperscript𝑤\big{(}{\mathbb{C}}^{*}_{z}\times\{0\}\big{)}\cup\big{(}\{0\}\times{\mathbb{C}}^{*}_{w}\big{)}, das ist (z×{0})({0}×w)subscript𝑧00subscript𝑤\big{(}{\mathbb{C}}_{z}\times\{0\}\big{)}\cup\big{(}\{0\}\times{\mathbb{C}}_{w}\big{)}, eine {\cal F}-Integralvarietät. Weil 5.11 erfüllt ist, handelt es sich um ein lokales {\cal F}-Blatt und dann sofort um ein {\cal F}-Blatt.  \square

5.13 Satz

Sei {\cal F} eine p𝑝p-dimensionale holomorphe Blätterung mit Blättern überall. Dann ist die quasi-analytische Zerlegung 𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}} von X𝑋X schwach-analytisch von der Feinheit pabsent𝑝\leq p.

Beweis: Sei A𝒟𝐴subscript𝒟A\in{\cal D}_{{\cal F}} und x0Asubscript𝑥0𝐴x_{0}\in A. Wir betrachten ein lokales {\cal F}-Blatt A0subscript𝐴0A_{0} mit x0A0Asubscript𝑥0subscript𝐴0𝐴x_{0}\in A_{0}\subset A und zeigen A0𝒜p(A)subscript𝐴0subscript𝒜𝑝𝐴A_{0}\in{\cal A}_{p}(A). Sei Bp(A)𝐵subscript𝑝𝐴B\in{\cal I}_{p}(A), BA𝐵𝐴B\subset A. Wir zeigen, daß jede X𝑋X-Zusammenhangskomponente Bsuperscript𝐵B^{\prime} von B𝐵B eine {\cal F}-Integralvarietät ist. Dann folgt mit 5.11.(3), daß Bz(A0)zsubscript𝐵𝑧subscriptsubscript𝐴0𝑧B_{z}\subset(A_{0})_{z} für alle zA0B𝑧subscript𝐴0𝐵z\in A_{0}\cap B und wir sind fertig.

Wir dürfen annehmen, daß B𝐵B zusammenhängend ist. Sei xB𝑥𝐵x\in B und f(𝒪)x𝑓subscriptsubscript𝒪𝑥f\in({\cal O}_{{\cal F}})_{x}. Wir betrachten eine zusammenhängende offene X𝑋X-Umgebung U𝑈U von x𝑥x mit den folgenden Eigenschaften: BU𝐵𝑈B\cap U ist zusammenhängend und f𝒪(U)𝑓subscript𝒪𝑈f\in{\cal O}_{{\cal F}}(U). Ist C𝐶C eine 𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}}-Komponente von AU𝐴𝑈A\cap U, so ist f𝑓f auf C𝐶C und dann auch auf BUC𝐵𝑈𝐶B\cap U\cap C konstant. Da AU𝐴𝑈A\cap U höchstens abzählbar viele 𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}}-Komponenten besitzt, ist N:=f(BU)assign𝑁𝑓𝐵𝑈N:=f(B\cap U) eine höchstens abzählbare Teilmenge von {\mathbb{C}}. Da N𝑁N zugleich auch zusammenhängend ist, muß N𝑁N einelementig sein, das heißt f|BUevaluated-at𝑓𝐵𝑈f|_{B\cap U} ist konstant. Also ist B𝐵B eine Integralvarietät.  \square

5.14 Definition

Sei {\cal F} eine p𝑝p-dimensionale holomorphe Blätterung. Ein {\cal F}-Blatt heißt stark, wenn für jedes lokale {\cal F}-Blatt A0Asubscript𝐴0𝐴A_{0}\subset A gilt:

Ist B𝐵B eine lokal-analytische Teilmenge von X𝑋X und eine {\cal F}-Integralvarietät, so ist Bx(A0)xsubscript𝐵𝑥subscriptsubscript𝐴0𝑥B_{x}\subset(A_{0})_{x} für alle xA0B𝑥subscript𝐴0𝐵x\in A_{0}\cap B (beachte, daß hier im Vergleich zu 5.11.(2) die Forderung dim¯Bp¯dim𝐵𝑝\mathop{\underline{\rm dim}}\nolimits B\geq p weggelassen wurde).

Die Blätterung {\cal F} heißt stark, wenn {\cal F} überall starke Blätter besitzt.

5.15 Satz

Sei {\cal F} eine starke p𝑝p-dimensionale Blätterung. Dann ist 𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}} schwach-analytisch von der Feinheit 00. Zu jedem A𝒟𝐴superscriptsubscript𝒟A\in{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime} gibt es ein B𝒟𝐵subscript𝒟B\in{\cal D}_{{\cal F}} mit AB𝐴𝐵A\subset B.

Beweis: Der erste Teil der Aussage folgt mit einer leichten Modifikation des Beweises von 5.13. Sei A𝒟𝐴superscriptsubscript𝒟A\in{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime}. Wir betrachten ein 𝒟superscriptsubscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime}-Plättchen A0subscript𝐴0A_{0} von A𝐴A. Sei x0A0subscript𝑥0subscript𝐴0x_{0}\in A_{0} und B𝒟𝐵subscript𝒟B\in{\cal D}_{{\cal F}} mit x0Bsubscript𝑥0𝐵x_{0}\in B. Sei B0subscript𝐵0B_{0} ein lokales {\cal F}-Blatt mit x0B0Bsubscript𝑥0subscript𝐵0𝐵x_{0}\in B_{0}\subset B. Wegen 5.10 dürfen wir A0B0subscript𝐴0subscript𝐵0A_{0}\subset B_{0} annehmen. Also muß AB𝐴𝐵A\cap B eine 𝒟superscriptsubscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime}-offene Teilmenge von A𝐴A sein. Wir nehmen an daß ABA𝐴𝐵𝐴A\cap B\neq A. Sei x1Asubscript𝑥1𝐴x_{1}\in A ein 𝒟superscriptsubscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime}-Randpunkt von AB𝐴𝐵A\cap B. Wir betrachten ein 𝒟superscriptsubscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime}-Plättchen A1Asubscript𝐴1𝐴A_{1}\subset A mit x1A1subscript𝑥1subscript𝐴1x_{1}\in A_{1} sowie ein C𝒟𝐶subscript𝒟C\in{\cal D}_{{\cal F}} mit x1Csubscript𝑥1𝐶x_{1}\in C. Mit obigem Argument gibt es ein lokales {\cal F}-Blatt C1subscript𝐶1C_{1} mit A1C1Csubscript𝐴1subscript𝐶1𝐶A_{1}\subset C_{1}\subset C. In A1subscript𝐴1A_{1} liegen Punkte aus AB𝐴𝐵A\cap B. Es folgt: BC𝐵𝐶B\cap C\neq\emptyset, B=C𝐵𝐶B=C, x1Bsubscript𝑥1𝐵x_{1}\in B. Widerspruch! Also muß AB𝐴𝐵A\subset B gelten.  \square

Wir können die zweite Aussage in 5.15 auch so formulieren:

5.16 Satz

Sei {\cal F} eine starke p𝑝p-dimensionale Blätterung. Dann definiert 𝒟superscriptsubscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime} auf jedem B𝒟𝐵subscript𝒟B\in{\cal D}_{{\cal F}} eine Schichtung.

Ist {\cal F} eine 1-dimensionale Blätterung mit Blättern überall, so ist {\cal F} offenbar automatisch stark. Das gilt insbesondere für unser Beispiel 5.12.

Für quasi-analytische Zerlegungen von X𝑋X sind zwei Begriffe von Stammfunktion sinnvoll:

5.17 Definition

Sei 𝒟𝒟{\cal D} eine quasi-analytische Zerlegung von X𝑋X, UoX𝑈absento𝑋U{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X und f𝒪(U)𝑓𝒪𝑈f\in{\cal O}(U). Dann heißt f𝑓f eine 𝓓𝓓{\cal D}-Stammfunktion, wenn für jede X𝑋X-Zusammenhangskomponente Usuperscript𝑈U^{\prime} von U𝑈U die Einschränkung f|Uevaluated-at𝑓superscript𝑈f|_{U^{\prime}} auf den Blättern von 𝒟|Uevaluated-at𝒟superscript𝑈{\cal D}|_{U^{\prime}} konstant ist, oder anders formuliert, wenn f𝑓f bezüglich der 𝒟𝒟{\cal D}-Topologie lokal konstant ist. f𝑓f heißt eine differentielle 𝒟𝒟{\cal D}-Stammfunktion, wenn df((Θ𝒟)x)=0𝑑𝑓subscriptsuperscriptΘ𝒟𝑥0df\big{(}(\Theta^{{\cal D}})_{x}\big{)}=0 für alle xU𝑥𝑈x\in U. Die 𝒟𝒟{\cal D}-Stammfunktionen bilden die Garbe 𝒪𝒟superscript𝒪𝒟{\cal O}^{{\cal D}}, die differentiellen 𝒟𝒟{\cal D}-Stammfunktionen die Garbe 𝒪d𝒟subscriptsuperscript𝒪𝒟𝑑{\cal O}^{{\cal D}}_{d}.

5.18

Sei 𝒟𝒟{\cal D} eine quasi-analytische Zerlegung von X𝑋X. Dann ist 𝒪𝒟𝒪d𝒟superscript𝒪𝒟subscriptsuperscript𝒪𝒟𝑑{\cal O}^{{\cal D}}\subset{\cal O}^{{\cal D}}_{d}.

Beweis: Sei UoX𝑈absento𝑋U{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X, f𝒪(U)𝑓𝒪𝑈f\in{\cal O}(U) eine 𝒟𝒟{\cal D}-Stammfunktion und xU𝑥𝑈x\in U. Sei B𝐵B ein 𝒟𝒟{\cal D}-Plättchen mit xBU𝑥𝐵𝑈x\in B\subset U. Wir betrachten g:=ff(x)assign𝑔𝑓𝑓𝑥g:=f-f(x). Dann ist g𝑔g eine auf B𝐵B verschwindende holomorphe Funktion. Deshalb gilt: dg=df𝑑𝑔𝑑𝑓dg=df annulliert alle Tangentialvektorräume T(B,y)T𝐵𝑦{\rm T}(B,y), yB𝑦𝐵y\in B. Daraus folgt unsere Aussage.  \square

Da allgemeine quasi-analytische Zerlegungen sehr chaotisch sein können, ist in 5.18 die Gleichheit im Allgemeinen nicht gegeben:

5.19 Beispiel

Sei X=2=z×w𝑋superscript2subscript𝑧subscript𝑤X={\mathbb{C}}^{2}={\mathbb{C}}_{z}\times{\mathbb{C}}_{w}. Für x=(z,w)X𝑥𝑧𝑤𝑋x=(z,w)\in X sei das Blatt 𝒟(x)𝒟𝑥{\cal D}(x) wie folgt definiert:

𝒟(x):={{x}wenn z rational ist, d.h. z2,{z}×wsonst.assign𝒟𝑥cases𝑥wenn z rational ist, d.h. z2,𝑧subscript𝑤sonst.{\cal D}(x):=\cases{\{x\}&wenn $z$ rational ist, d.h.\leavevmode\nobreak\ $z\in{\mathbb{Q}}^{2}$,\cr\{z\}\times{\mathbb{C}}_{w}&sonst.}

Das System der 𝒟(x)𝒟𝑥{\cal D}(x), xX𝑥𝑋x\in X, definiert eine quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} auf X𝑋X. Dabei ist Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{{\cal D}} die Nullgarbe. Sei D1subscript𝐷1D_{1} ein Gebiet in zsubscript𝑧{\mathbb{C}}_{z}, D2subscript𝐷2D_{2} ein Gebiet in wsubscript𝑤{\mathbb{C}}_{w} und D:=D1×D2assign𝐷subscript𝐷1subscript𝐷2D:=D_{1}\times D_{2}. Dann ist

𝒪𝒟(D)={f𝒪(D):fw=0}=𝒪(D1),𝒪d𝒟(D)=𝒪(D).formulae-sequencesuperscript𝒪𝒟𝐷conditional-set𝑓𝒪𝐷𝑓𝑤0𝒪subscript𝐷1subscriptsuperscript𝒪𝒟𝑑𝐷𝒪𝐷{\cal O}^{{\cal D}}(D)=\{f\in{\cal O}(D):\frac{\partial f}{\partial w}=0\}={\cal O}(D_{1}),\quad{\cal O}^{{\cal D}}_{d}(D)={\cal O}(D).
5.20

Sei ΘsuperscriptΘ\Theta^{\prime} eine involutive kohärente 𝒪𝒪{\cal O}-Untergarbe von ΘΘ\Theta und 𝒟superscript𝒟{\cal D}^{\prime} die zu ΘsuperscriptΘ\Theta^{\prime} gehörige Spallek-Zerlegung. Dann ist 𝒪𝒟=𝒪d𝒟superscript𝒪superscript𝒟subscriptsuperscript𝒪superscript𝒟𝑑{\cal O}^{{\cal D}^{\prime}}={\cal O}^{{\cal D}^{\prime}}_{d}.

Beweis: Zunächst ist ΘΘ𝒟superscriptΘsuperscriptΘsuperscript𝒟\Theta^{\prime}\subset\Theta^{{\cal D}^{\prime}}. Nun sei UoX𝑈absento𝑋U{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X und f𝒪d𝒟(U)𝑓subscriptsuperscript𝒪superscript𝒟𝑑𝑈f\in{\cal O}^{{\cal D}^{\prime}}_{d}(U). Dann gilt insbesondere: df(Θx)=0𝑑𝑓subscriptsuperscriptΘ𝑥0df(\Theta^{\prime}_{x})=0 für alle xU𝑥𝑈x\in U. Dann muß f𝑓f auf den in U𝑈U liegenden 𝒟superscript𝒟{\cal D}^{\prime}-Plättchen konstant sein.  \square

5.21

Sei {\cal F} eine p𝑝p-dimensionale holomorphe Blätterung mit Blättern überall und 𝒟:=𝒟assign𝒟subscript𝒟{\cal D}:={\cal D}_{{\cal F}}, 𝒟:=𝒟assignsuperscript𝒟superscriptsubscript𝒟{\cal D}^{\prime}:={\cal D}_{{\cal F}}^{\prime}. Dann gilt:

𝒪𝒟=𝒪=𝒪d𝒟=𝒪𝒟=𝒪d𝒟.superscript𝒪𝒟subscript𝒪subscriptsuperscript𝒪𝒟𝑑superscript𝒪superscript𝒟subscriptsuperscript𝒪superscript𝒟𝑑{\cal O}^{{\cal D}}={\cal O}_{{\cal F}}={\cal O}^{{\cal D}}_{d}={\cal O}^{{\cal D}^{\prime}}={\cal O}^{{\cal D}^{\prime}}_{d}.

Beweis: Weil jedes {\cal F}-Blatt eine {\cal F}-Integralvarietät ist, gilt: 𝒪𝒪𝒟subscript𝒪superscript𝒪𝒟{\cal O}_{{\cal F}}\subset{\cal O}^{{\cal D}}. Sei UoX𝑈absento𝑋U{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X und f𝒪d𝒟(U)𝑓subscriptsuperscript𝒪𝒟𝑑𝑈f\in{\cal O}^{{\cal D}}_{d}(U). Auf U:=USingassignsuperscript𝑈𝑈SingU^{*}:=U\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal F} gilt dann (weil ΩsubscriptΩ\Omega_{{\cal F}} und ΘsubscriptΘ\Theta_{{\cal F}} zueinander dual sind): df|UΩ(U)evaluated-at𝑑𝑓superscript𝑈subscriptΩsuperscript𝑈df|_{U^{*}}\in\Omega_{{\cal F}}(U^{*}). Weil ΩsubscriptΩ\Omega_{{\cal F}} vollständig ist, folgt: dfΩ(U)𝑑𝑓subscriptΩ𝑈df\in\Omega_{{\cal F}}(U), also f𝒪(U)𝑓subscript𝒪𝑈f\in{\cal O}_{{\cal F}}(U). Also gilt auch 𝒪d𝒟𝒪subscriptsuperscript𝒪𝒟𝑑subscript𝒪{\cal O}^{{\cal D}}_{d}\subset{\cal O}_{{\cal F}}. Weil jedes A𝒟𝐴superscript𝒟A\in{\cal D}^{\prime} eine {\cal F}-Integralvarietät ist, gilt: 𝒪𝒪𝒟subscript𝒪superscript𝒪superscript𝒟{\cal O}_{{\cal F}}\subset{\cal O}^{{\cal D}^{\prime}}. Sei UoX𝑈absento𝑋U{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X und f𝒪d𝒟(U)𝑓subscriptsuperscript𝒪superscript𝒟𝑑𝑈f\in{\cal O}^{{\cal D}^{\prime}}_{d}(U). Dann schließt man wie oben, daß f𝒪(U)𝑓subscript𝒪𝑈f\in{\cal O}_{{\cal F}}(U). Also gilt auch 𝒪d𝒟𝒪subscriptsuperscript𝒪superscript𝒟𝑑subscript𝒪{\cal O}^{{\cal D}^{\prime}}_{d}\subset{\cal O}_{{\cal F}}.  \square

6 Durch Abbildungen definierte quasi-analytische Zerlegungen und holomorphe Blätterungen

Wir beginnen mit einigen allgemeinen Betrachtungen, die an unser Beispiel 5.6 anknüpfen.

Sei f:XW:𝑓𝑋𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak X\nobreak\longrightarrow\nobreak W} eine holomorphe Abbildung in den komplexen Raum W𝑊W. Dann bezeichnen wir mit 𝒟fsubscript𝒟𝑓{\cal D}_{f} die durch f𝑓f auf X𝑋X definierte quasi-analytische Zerlegung, also das System der Niveaumengen von f𝑓f. Sei Ωf:=f(ΩW)assignsubscriptsuperscriptΩ𝑓superscript𝑓subscriptΩ𝑊\Omega^{\prime}_{f}:=f^{*}(\Omega_{W}). Ist W𝑊W eine lokal-analytische Teilmenge eines Nsuperscript𝑁{\mathbb{C}}^{N} (bei einer lokalen Betrachtung kann man davon stets ausgehen) und f=(f1,,fN)𝑓subscript𝑓1subscript𝑓𝑁f=(f_{1},\ldots,f_{N}), so ist Ωf=j=1N𝒪dfjsubscriptsuperscriptΩ𝑓superscriptsubscript𝑗1𝑁𝒪𝑑subscript𝑓𝑗\Omega^{\prime}_{f}=\sum_{j=1}^{N}{\cal O}\,df_{j}. Wir nennen Singf:=SingΩfassignSing𝑓SingsubscriptΩ𝑓\mathop{\rm Sing}\nolimits f:=\mathop{\rm Sing}\nolimits\Omega_{f} die Singularitätenmenge von f𝑓f. Sie ist eine niederdimensionale analytische Teilmenge von X𝑋X. Sei Ωf:=Ωf~assignsubscriptΩ𝑓~subscriptsuperscriptΩ𝑓\Omega_{f}:=\widetilde{\Omega^{\prime}_{f}} die Vervollständigung von ΩfsubscriptsuperscriptΩ𝑓\Omega^{\prime}_{f} und Θf:=Ωf0assignsubscriptΘ𝑓subscriptsuperscriptΩ0𝑓\Theta_{f}:=\Omega^{0}_{f} die Annullatorgarbe von ΩfsubscriptΩ𝑓\Omega_{f}. Dann definieren ΩfsubscriptΩ𝑓\Omega_{f} und ΘfsubscriptΘ𝑓\Theta_{f} dieselbe holomorphe Blätterung fsubscript𝑓{\cal F}_{f} auf X𝑋X; diese hat die Dimension p=nq𝑝𝑛𝑞p=n-q, dabei ist q=RangΩf=RangΩf𝑞RangsubscriptΩ𝑓RangsuperscriptsubscriptΩ𝑓q=\mathop{\rm Rang}\nolimits\Omega_{f}=\mathop{\rm Rang}\nolimits\Omega_{f}^{\prime}, p=RangΘf𝑝RangsubscriptΘ𝑓p=\mathop{\rm Rang}\nolimits\Theta_{f}. In [R-1] wird f𝑓f ein schwaches Integral von fsubscript𝑓{\cal F}_{f} genannt.

Sei x0XSingfsubscript𝑥0𝑋Sing𝑓x_{0}\in X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f. Wir betrachten eine zusammenhängende offene X𝑋X-Umgebung U𝑈U von x0subscript𝑥0x_{0}, UXSingf𝑈𝑋Sing𝑓U\subset X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f, sowie f:UW:𝑓𝑈𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak U\nobreak\longrightarrow\nobreak W}. Wir dürfen annehmen, daß W𝑊W eine lokal-analytische Teilmenge eines Nsuperscript𝑁{\mathbb{C}}^{N} ist. Dann hat die Abbildung f=(f1,,fN):UN:𝑓subscript𝑓1subscript𝑓𝑁𝑈superscript𝑁{f=(f_{1},\ldots,f_{N})\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak U\nobreak\longrightarrow\nobreak{\mathbb{C}}^{N}} überall den konstanten Rang q𝑞q. Aufgrund des Rangtheorems (vgl. etwa [ReTr, Seite 313] oder [N, Seite 18]) dürfen wir sogar von der Situation 5.5 ausgehen, d.h. U𝑈U ist ein Gebiet im nsuperscript𝑛{\mathbb{C}}^{n} von der Form U=D1×D2𝑈subscript𝐷1subscript𝐷2U=D_{1}\times D_{2}, wobei D1zpsubscript𝐷1subscriptsuperscript𝑝𝑧D_{1}\subset{\mathbb{C}}^{p}_{z}, D2wqsubscript𝐷2subscriptsuperscript𝑞𝑤D_{2}\subset{\mathbb{C}}^{q}_{w} Gebiete sind, und es ist W=D2𝑊subscript𝐷2W=D_{2}, f(z,w)=w𝑓𝑧𝑤𝑤f(z,w)=w.

6.1 Satz

In der oben beschriebenen Situation gilt auf XSingf𝑋Sing𝑓X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f: fsubscript𝑓{\cal F}_{f} ist eine reguläre holomorphe Blätterung, deren zugehörige quasi-analytische Zerlegung dort mit 𝒟fsubscript𝒟𝑓{\cal D}_{f} übereinstimmt.

Aus 6.1 und der Vollständigkeit der Garbe ΩfsubscriptΩ𝑓\Omega_{f} bzw. ΘfsubscriptΘ𝑓\Theta_{f} folgt:

6.2

Ist f:XW:subscript𝑓𝑋subscript𝑊{f_{\bullet}\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak X\nobreak\longrightarrow\nobreak W_{\bullet}} eine weitere holomorphe Abbildung und gilt 𝒟f=𝒟fsubscript𝒟𝑓subscript𝒟subscript𝑓{\cal D}_{f}={\cal D}_{f_{\bullet}}, so ist f=fsubscript𝑓subscriptsubscript𝑓{\cal F}_{f}={\cal F}_{f_{\bullet}}.

6.3 Definition

Seien 𝒟𝒟{\cal D} eine quasi-analytische Zerlegung und {\cal F} eine holomorphe Blätterung von X𝑋X. Unter einer lokalen Beschreibung von 𝒟𝒟{\cal D} bzw. {\cal F} verstehen wir eine holomorphe Abbildung f:UW:𝑓𝑈𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak U\nobreak\longrightarrow\nobreak W} einer zusammenhängenden X𝑋X-offenen Teilmenge von X𝑋X in einen komplexen Raum W𝑊W derart, daß 𝒟|U=𝒟fevaluated-at𝒟𝑈subscript𝒟𝑓{\cal D}|_{U}={\cal D}_{f} bzw. |U=fevaluated-at𝑈subscript𝑓{\cal F}|_{U}={\cal F}_{f} ist. 𝒟𝒟{\cal D} bzw. {\cal F} heißt abbildungsdefiniert, wenn es zu jedem Punkt xX𝑥𝑋x\in X eine lokale Beschreibung f:UW:𝑓𝑈𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak U\nobreak\longrightarrow\nobreak W} von 𝒟𝒟{\cal D} bzw. {\cal F} gibt mit xU𝑥𝑈x\in U.

6.4 Satz

Sei 𝒟𝒟{\cal D} eine abbildungsdefinierte quasi-analytische Zerlegung von X𝑋X. Dann definiert 𝒟𝒟{\cal D} in natürlicher Weise eine abbildungsdefinierte holomorphe Blätterung auf X𝑋X.

Beweis: Seien f:UW:𝑓𝑈𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak U\nobreak\longrightarrow\nobreak W} und f:UW:subscript𝑓subscript𝑈subscript𝑊{f_{\bullet}\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak U_{\bullet}\nobreak\longrightarrow\nobreak W_{\bullet}} lokale Beschreibungen von 𝒟𝒟{\cal D}. Wegen 6.2 gilt auf UU𝑈subscript𝑈U\cap U_{\bullet}: f|UU=f|UUevaluated-atsubscript𝑓𝑈subscript𝑈evaluated-atsubscriptsubscript𝑓𝑈subscript𝑈{\cal F}_{f}|_{U\cap U_{\bullet}}={\cal F}_{f_{\bullet}}|_{U\cap U_{\bullet}}. Deshalb können die lokal definierten Blätterungen fsubscript𝑓{\cal F}_{f} zu einer holomorphen Blätterung {\cal F} auf X𝑋X verklebt werden. {\cal F} ist nach Konstruktion abbildungsdefiniert.  \square

6.5 Definition

Eine quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} von X𝑋X heißt im Punkte xX𝑥𝑋x\in X regulär, wenn es eine lokale Beschreibung f:Uq:𝑓𝑈superscript𝑞{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak U\nobreak\longrightarrow\nobreak{\mathbb{C}}^{q}} von 𝒟𝒟{\cal D} mit xU𝑥𝑈x\in U gibt, bei der f𝑓f eine holomorphe Submersion ist. Die X𝑋X-offene Menge

Reg𝒟:={xX:𝒟 ist in x regulär }assignReg𝒟conditional-set𝑥𝑋𝒟 ist in 𝑥 regulär \mathop{\rm Reg}\nolimits{\cal D}:=\{x\in X:{\cal D}\hbox{\ ist in\ }x\hbox{\ regul\"{a}r\ }\kern-3.0pt\}

heißt die reguläre Menge von 𝒟𝒟{\cal D} und Sing𝒟:=XReg𝒟assignSing𝒟𝑋Reg𝒟\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}:=X\smallsetminus\mathop{\rm Reg}\nolimits{\cal D} die Singularitätenmenge von 𝒟𝒟{\cal D}. Wenn Reg𝒟=XReg𝒟𝑋\mathop{\rm Reg}\nolimits{\cal D}=X ist, heißt 𝒟𝒟{\cal D} regulär.

Die regulären Zerlegungen entsprechen offensichtlich genau den regulären Blätterungen.

Eine Teilmenge M𝑀M von X𝑋X heißt bekanntlich analytisch dünn, wenn es zu jedem Punkt xM𝑥𝑀x\in M eine offene X𝑋X-Umgebung U𝑈U von x𝑥x und eine niederdimensionale analytische Menge A𝐴A in U𝑈U gibt mit MUA𝑀𝑈𝐴M\cap U\subset A. Aus 6.1 folgt:

6.6 Satz

Die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} von X𝑋X sei abbildungsdefiniert. Dann ist Sing𝒟Sing𝒟\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D} analytisch dünn.

6.7 Satz

Die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} von X𝑋X sei rein p𝑝p-dimensional und Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{{\cal D}} sei regulär vom Rang p𝑝p. Dann ist 𝒟𝒟{\cal D} regulär.

Zum Beweis vgl. [H/K/R, Satz 6]

6.8 Definition

Eine holomorphe Abbildung f:XW:𝑓𝑋𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak X\nobreak\longrightarrow\nobreak W} von X𝑋X in einen komplexen Raum W𝑊W heißt fasertreu, wenn für alle Gebiete UoX𝑈absento𝑋U{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X und alle g𝒪(U)𝑔𝒪𝑈g\in{\cal O}(U) gilt:
ist g|USingfevaluated-at𝑔𝑈Sing𝑓g|_{U\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f} eine Stammfunktion von 𝒟f|USingfevaluated-atsubscript𝒟𝑓𝑈Sing𝑓{\cal D}_{f}|_{U\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f}, so ist g𝑔g bereits eine Stammfunktion von 𝒟f|Uevaluated-atsubscript𝒟𝑓𝑈{\cal D}_{f}|_{U}.

Wir wollen die Eigenschaft, daß g|USingfevaluated-at𝑔𝑈Sing𝑓g|_{U\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f} eine Stammfunktion von 𝒟f|USingfevaluated-atsubscript𝒟𝑓𝑈Sing𝑓{\cal D}_{f}|_{U\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f} ist, näher untersuchen. Dazu sei Θf:=Θ𝒟fassignsubscriptsuperscriptΘ𝑓superscriptΘsubscript𝒟𝑓\Theta^{\prime}_{f}:=\Theta^{{\cal D}_{f}}.

Es ist Θf|XSingf=Θf|XSingfevaluated-atsubscriptsuperscriptΘ𝑓𝑋Sing𝑓evaluated-atsubscriptΘ𝑓𝑋Sing𝑓\Theta^{\prime}_{f}|_{X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f}=\Theta_{f}|_{X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f} und dann ΘfΘfsubscriptsuperscriptΘ𝑓subscriptΘ𝑓\Theta^{\prime}_{f}\subset\Theta_{f}, weil ΘfsubscriptΘ𝑓\Theta_{f} vollständig ist.

Sei ωΩ(U)𝜔Ω𝑈\omega\in\Omega(U). Dann gilt

ω((Θf)x)=0xUω((Θf)x)=0xUωΩf(U).iff𝜔subscriptsubscriptsuperscriptΘ𝑓𝑥0for-all𝑥𝑈𝜔subscriptsubscriptΘ𝑓𝑥0for-all𝑥𝑈iff𝜔subscriptΩ𝑓𝑈\omega\big{(}(\Theta^{\prime}_{f})_{x}\big{)}=0\ \forall x\in U\ \iff\ \omega\big{(}(\Theta_{f})_{x}\big{)}=0\ \forall x\in U\ \iff\ \omega\in\Omega_{f}(U).

Für g𝒪(U)𝑔𝒪𝑈g\in{\cal O}(U) gilt:

g|USingf𝒪𝒟f(USingf)evaluated-at𝑔𝑈Sing𝑓superscript𝒪subscript𝒟𝑓𝑈Sing𝑓\displaystyle g|_{U\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f}\in{\cal O}^{{\cal D}_{f}}(U\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f) iff\displaystyle\iff g|USingf𝒪d𝒟f(USingf) (vgl. 6.1)evaluated-at𝑔𝑈Sing𝑓subscriptsuperscript𝒪subscript𝒟𝑓𝑑𝑈Sing𝑓 (vgl. 6.1)\displaystyle g|_{U\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f}\in{\cal O}^{{\cal D}_{f}}_{d}(U\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f)\hbox{\ \quad(vgl. \ref{5.1})\ }
iff\displaystyle\iff dgΩf(USingf)𝑑𝑔subscriptΩ𝑓𝑈Sing𝑓\displaystyle dg\in\Omega_{f}(U\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f)
iff\displaystyle\iff dgΩf(U) (weil Ωf vollständig ist)𝑑𝑔subscriptΩ𝑓𝑈 (weil Ωf vollständig ist)\displaystyle dg\in\Omega_{f}(U)\hbox{\ \quad(weil $\Omega_{f}$ vollst\"{a}ndig ist)\ }
iff\displaystyle\iff g𝒪f(U)𝑔subscript𝒪subscript𝑓𝑈\displaystyle g\in{\cal O}_{{\cal F}_{f}}(U)
iff\displaystyle\iff g𝒪d𝒟f(U).𝑔subscriptsuperscript𝒪subscript𝒟𝑓𝑑𝑈\displaystyle g\in{\cal O}^{{\cal D}_{f}}_{d}(U).

Damit haben wir bewiesen:

6.9 Satz

Für die holomorphe Abbildung f:XW:𝑓𝑋𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak X\nobreak\longrightarrow\nobreak W} sind folgende Aussagen äquivalent:

  1. (1)

    f𝑓f ist fasertreu,

  2. (2)

    𝒪𝒟f=𝒪d𝒟fsuperscript𝒪subscript𝒟𝑓subscriptsuperscript𝒪subscript𝒟𝑓𝑑{\cal O}^{{\cal D}_{f}}={\cal O}^{{\cal D}_{f}}_{d},

  3. (3)

    𝒪𝒟f=𝒪fsuperscript𝒪subscript𝒟𝑓subscript𝒪subscript𝑓{\cal O}^{{\cal D}_{f}}={\cal O}_{{\cal F}_{f}}.

In [R-1] findet man Beispiele für fasertreue Abbildungen.

6.10 Satz

Für die holomorphe Abbildung f:XW:𝑓𝑋𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak X\nobreak\longrightarrow\nobreak W} sei 𝒟fsubscript𝒟𝑓{\cal D}_{f} reindimensional. Dann ist f𝑓f fasertreu.

Zum Beweis vgl. [R-1, 5.4]. Jede offene holomorphe Abbildung f:XW:𝑓𝑋𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak X\nobreak\longrightarrow\nobreak W} erfüllt die Vorraussetzungen von 6.10 und ist daher fasertreu (vgl. 5.6 ff).

Die holomorphe Abbildung f:XW:𝑓𝑋𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak X\nobreak\longrightarrow\nobreak W} heißt überall faktorisierend, wenn gilt: für alle xX𝑥𝑋x\in X und alle g(𝒪f)x𝑔subscriptsubscript𝒪subscript𝑓𝑥g\in({\cal O}_{{\cal F}_{f}})_{x} gibt es ein h(𝒪W)f(x)subscriptsubscript𝒪𝑊𝑓𝑥h\in({\cal O}_{W})_{f(x)} mit g=hf𝑔𝑓g=h\circ f.

6.11 Satz

Die holomorphe Abbildung f:XW:𝑓𝑋𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak X\nobreak\longrightarrow\nobreak W} sei überall faktorisierend, Dann ist f𝑓f fasertreu.

Beweis: Es ist immer 𝒪𝒟f𝒪fsuperscript𝒪subscript𝒟𝑓subscript𝒪subscript𝑓{\cal O}^{{\cal D}_{f}}\subset{\cal O}_{{\cal F}_{f}}. Sei x0Xsubscript𝑥0𝑋x_{0}\in X, g(𝒪f)x0𝑔subscriptsubscript𝒪subscript𝑓subscript𝑥0g\in({\cal O}_{{\cal F}_{f}})_{x_{0}} und dazu h(𝒪W)f(x0)subscriptsubscript𝒪𝑊𝑓subscript𝑥0h\in({\cal O}_{W})_{f(x_{0})} mit g=hf𝑔𝑓g=h\circ f. Wir betrachten Repräsentanten g:U:𝑔𝑈{g\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak U\nobreak\longrightarrow\nobreak{\mathbb{C}}} und h:V:𝑉{h\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak V\nobreak\longrightarrow\nobreak{\mathbb{C}}} der Keime g,h𝑔g,h auf zusammenhängenden offenen Umgebungen U𝑈U bzw. V𝑉V von x0subscript𝑥0x_{0} bzw. f(x0)𝑓subscript𝑥0f(x_{0}) mit f(U)V𝑓𝑈𝑉f(U)\subset V und g=hf𝑔𝑓g=h\circ f auf U𝑈U. Dann gilt offensichtlich g𝒪𝒟f(U)𝑔superscript𝒪subscript𝒟𝑓𝑈g\in{\cal O}^{{\cal D}_{f}}(U).  \square

Der folgende Satz stammt von Malgrange (vgl. 5.21 und 5.22 in [R-1]):

6.12 Satz

Für die holomorphe Abbildung f:XW:𝑓𝑋𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak X\nobreak\longrightarrow\nobreak W} gelte: W𝑊W ist eine Mannigfaltigkeit der Dimension q=RangΩf𝑞RangsubscriptΩ𝑓q=\mathop{\rm Rang}\nolimits\Omega_{f} und codimSingf2codimSing𝑓2\mathop{\rm codim}\nolimits\mathop{\rm Sing}\nolimits f\geq 2. Dann ist f𝑓f überall faktorisierend, insbesondere fasertreu.

Daß nicht jede holomorphe Abbildung f:XW:𝑓𝑋𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak X\nobreak\longrightarrow\nobreak W} fasertreu ist, zeigt das folgende Beispiel:

6.13 Beispiel

Sei X=z,w,u3𝑋subscriptsuperscript3𝑧𝑤𝑢X={\mathbb{C}}^{3}_{z,w,u}, W=s,t2𝑊subscriptsuperscript2𝑠𝑡W={\mathbb{C}}^{2}_{s,t} und f:XW:𝑓𝑋𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak X\nobreak\longrightarrow\nobreak W} definiert durch
(z,w,u)(z,zwu)maps-to𝑧𝑤𝑢𝑧𝑧𝑤𝑢(z,w,u)\mapsto(z,z\cdot w\cdot u). Die Funktionalmatrix Df𝐷𝑓Df von f𝑓f ist

Df=(100wuzuzw)𝐷𝑓matrix100𝑤𝑢𝑧𝑢𝑧𝑤Df=\pmatrix{1&0&0\cr w\cdot u&z\cdot u&z\cdot w}

also ist Singf=({0}×2)(×{(0,0)})Sing𝑓0superscript20.0\mathop{\rm Sing}\nolimits f=\big{(}\{0\}\times{\mathbb{C}}^{2}\big{)}\cup\big{(}{\mathbb{C}}\times\{(0,0)\}\big{)}. Für (s,t)2𝑠𝑡superscript2(s,t)\in{\mathbb{C}}^{2} gilt:

f1(s,t)={{s}×{(w,u)2:wu=ts}falls s0,{0}×2falls s=0.superscript𝑓1𝑠𝑡cases𝑠conditional-set𝑤𝑢superscript2𝑤𝑢𝑡𝑠falls s0,otherwiseotherwise0superscript2falls s=0.f^{-1}(s,t)=\cases{\{s\}\times\big{\{}(w,u)\in{\mathbb{C}}^{2}:w\cdot u=\frac{t}{s}\big{\}}&falls $s\neq 0$,\cr\cr\{0\}\times{\mathbb{C}}^{2}&falls $s=0$.}

Die Funktion g:3:𝑔superscript3{g\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak{\mathbb{C}}^{3}\nobreak\longrightarrow\nobreak{\mathbb{C}}}, g(z,w,u):=wuassign𝑔𝑧𝑤𝑢𝑤𝑢g(z,w,u):=w\cdot u, ist auf 3({0}×2)superscript30superscript2{\mathbb{C}}^{3}\smallsetminus\big{(}\{0\}\times{\mathbb{C}}^{2}\big{)} eine 𝒟fsubscript𝒟𝑓{\cal D}_{f}-Stammfunktion, nicht aber auf 3superscript3{\mathbb{C}}^{3}.

Gemäß 6.4 induziert eine abbildungsdefinierte quasi-analytische Zerlegung eine abbildungsdefinierte holomorphe Blätterung. Im Fall von fasertreuen lokalen Beschreibungen gilt die Umkehrung.

6.14 Satz

Die p𝑝p-dimensionale holomorphe Blätterung {\cal F} sei abbildungsdefiniert mit fasertreuen lokalen Beschreibungen. Dann gilt:

  1. (1)

    {\cal F} ist eine starke Blätterung.

  2. (2)

    𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}} ist abbildungsdefiniert mit den fasertreuen lokalen Beschreibungen von {\cal F} als lokale Beschreibungen.

Beweis: Sei UX𝑈𝑋U\subset X ein Gebiet und f:UW:𝑓𝑈𝑊{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak U\nobreak\longrightarrow\nobreak W} eine fasertreue lokale Beschreibung von {\cal F}. Es genügt zu zeigen, daß die Elemente von 𝒟fsubscript𝒟𝑓{\cal D}_{f} starke lokale {\cal F}-Blätter sind: daraus folgt dann sofort (1) und (2).

Sei dazu A𝒟f𝐴subscript𝒟𝑓A\in{\cal D}_{f}. Wir betrachten einen Punkt xA𝑥𝐴x\in A. Dann gilt für alle Punkte y𝑦y einer X𝑋X-offenen Umgebung UUsuperscript𝑈𝑈U^{\prime}\subset U von x𝑥x, daß dimyf1(f(y))dimxAsubscriptdimension𝑦superscript𝑓1𝑓𝑦subscriptdimension𝑥𝐴\dim_{y}f^{-1}\big{(}f(y)\big{)}\leq\dim_{x}A (vgl. [K/K]). Also ist dimxApsubscriptdimension𝑥𝐴𝑝\dim_{x}A\geq p. Sei wieder xA𝑥𝐴x\in A und g(𝒪)x𝑔subscriptsubscript𝒪𝑥g\in({\cal O}_{{\cal F}})_{x}. Dann ist g|Aevaluated-at𝑔𝐴g|_{A} konstant wegen 6.9. Also ist A𝐴A eine {\cal F}-Integralvarietät mit dim¯Ap¯dim𝐴𝑝\mathop{\underline{\rm dim}}\nolimits A\geq p.

Nun sei BU𝐵𝑈B\subset U eine lokal-analytische Menge und eine {\cal F}-Integralvarietät. Sei xAB𝑥𝐴𝐵x\in A\cap B. Weil wir uns W𝑊W als lokal-analytische Teilmenge von Nsuperscript𝑁{\mathbb{C}}^{N} vorstellen dürfen, ist f|Bxevaluated-at𝑓subscript𝐵𝑥f|_{B_{x}} konstant, also BxAxsubscript𝐵𝑥subscript𝐴𝑥B_{x}\subset A_{x}.  \square

Die abbildungsdefinierten quasi-analytischen Zerlegungen mit fasertreuen lokalen Beschreibungen entsprechen also genau den abbildungsdefinierten holomorphen Blätterungen mit fasertreuen lokalen Beschreibungen.

6.15 Satz

Die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} von X𝑋X sei reindimensional. Ist 𝒟𝒟{\cal D} abbildungsdefiniert, so ist 𝒟𝒟{\cal D} abbildungsdefiniert mit fasertreuen lokalen Beschreibungen, wird also insbesondere durch eine starke holomorphe Blätterung induziert.

Zum Beweis siehe 6.10.

6.16 Beispiel

Die quasi-analytische Zerlegung 𝒟=𝒟f𝒟subscript𝒟𝑓{\cal D}={\cal D}_{f} aus Beispiel 6.13 kann nicht durch fasertreue lokale Beschreibungen definiert werden.

Nehmen wir an, daß dieses doch möglich sei, so betrachten wir die zugehörige holomorphe Blätterung {\cal F}. Weil {\cal F} und fsubscript𝑓{\cal F}_{f} auf XSingf𝑋Sing𝑓X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f übereinstimmen, muß =fsubscript𝑓{\cal F}={\cal F}_{f} sein. Es ist g𝒪(X)𝑔subscript𝒪𝑋g\in{\cal O}_{{\cal F}}(X), aber g𝑔g ist auf dem Blatt {0}×20superscript2\{0\}\times{\mathbb{C}}^{2} von 𝒟𝒟{\cal D} nicht konstant; Widerspruch!

6.17 Beispiel

Wir fahren fort mit Beispiel 6.13 und betrachten zum Vergleich die folgende Abbildung f:XW:subscript𝑓𝑋𝑊{f_{\bullet}\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak X\nobreak\longrightarrow\nobreak W}, (z,w,u)(z,wu)maps-to𝑧𝑤𝑢𝑧𝑤𝑢(z,w,u)\mapsto(z,w\cdot u). Sie hat die Funktionalmatrix

Df=(1000uw),𝐷subscript𝑓matrix1000𝑢𝑤Df_{\bullet}=\pmatrix{1&0&0\cr 0&u&w},

also ist Singf=×{(0,0)}Singsubscript𝑓0.0\mathop{\rm Sing}\nolimits f_{\bullet}={\mathbb{C}}\times\{(0,0)\}. Für (s,t)2𝑠𝑡superscript2(s,t)\in{\mathbb{C}}^{2} gilt:

f1(s,t)={s}×{(w,u)2:wu=t}.subscriptsuperscript𝑓1𝑠𝑡𝑠conditional-set𝑤𝑢superscript2𝑤𝑢𝑡f^{-1}_{\bullet}(s,t)=\{s\}\times\big{\{}(w,u)\in{\mathbb{C}}^{2}:w\cdot u=t\big{\}}.

Wir stellen fest:

𝒟fsubscript𝒟𝑓{\cal D}_{f} besteht aus den Blättern {0}×20superscript2\{0\}\times{\mathbb{C}}^{2}  und  As,c:={s}×{(w,u)2:wu=c},s,cformulae-sequenceassignsubscript𝐴𝑠𝑐𝑠conditional-set𝑤𝑢superscript2𝑤𝑢𝑐formulae-sequence𝑠superscript𝑐A_{s,c}:=\{s\}\times\big{\{}(w,u)\in{\mathbb{C}}^{2}:w\cdot u=c\big{\}},s\in{\mathbb{C}}^{*},c\in{\mathbb{C}}

𝒟fsubscript𝒟subscript𝑓{\cal D}_{f_{\bullet}} besteht aus den Blättern As,c,s,cformulae-sequencesubscript𝐴𝑠𝑐𝑠𝑐A_{s,c},s\in{\mathbb{C}},c\in{\mathbb{C}}

Außerdem ist 𝒟fsubscript𝒟subscript𝑓{\cal D}_{f_{\bullet}} reindimensional, also ist fsubscript𝑓f_{\bullet} fasertreu und 𝒟f|XSingf=𝒟f|XSingfevaluated-atsubscript𝒟subscript𝑓𝑋Sing𝑓evaluated-atsubscript𝒟𝑓𝑋Sing𝑓{\cal D}_{f_{\bullet}}|_{X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f}={\cal D}_{f}|_{X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits f}. Deshalb ist f=f=:{\cal F}_{f}={\cal F}_{f_{\bullet}}=:{\cal F}, insbesondere 𝒟=𝒟fsubscript𝒟subscript𝒟subscript𝑓{\cal D}_{{\cal F}}={\cal D}_{f_{\bullet}}. Es ist 𝒟f𝒟fsubscript𝒟𝑓subscript𝒟subscript𝑓{\cal D}_{f}\neq{\cal D}_{f_{\bullet}}; 𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}} kann nicht direkt aus f𝑓f berechnet werden.

Wir schließen mit einem fundamentalen Ergebnis von Malgrange (vgl. Satz von Malgrange in [R-1])

6.18 Satz

Die Garbe ΩsubscriptΩ\Omega_{{\cal F}} der p𝑝p-dimensionalen holomorphen Blätterung {\cal F} sei lokal frei und es gelte codimSing3codimSing3\mathop{\rm codim}\nolimits\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal F}\geq 3. Dann ist {\cal F} abbildungsdefiniert mit fasertreuen lokalen Beschreibungen.

7 Kohärente, vollständige und perfekte quasi-analytische Zerlegungen

Weil quasi-analytische Zerlegungen sehr chaotisch sein können, ist es gewiß angebracht, an die Zerlegungen Forderungen zu stellen, die aus komplex-analytischer Sicht sinnvoll sind. Am Ende dieses Paragraphen findet man Beispiele, die unsere Begriffsbildungen motivieren und die Grenzen unserer Ergebnisse zeigen.

7.1 Satz

Sei 𝒟𝒟{\cal D} eine rein p𝑝p-dimensionale quasi-analytische Zerlegung von X𝑋X. Ist Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{{\cal D}} eine kohärente Untergarbe von ΘΘ\Theta, so sind folgende Aussagen äquivalent:

  1. (1)

    Sing𝒟XSing𝒟𝑋\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}\neq X,

  2. (2)

    RangΘ𝒟=pRangsuperscriptΘ𝒟𝑝\mathop{\rm Rang}\nolimits\Theta^{{\cal D}}=p.

Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, dann ist Sing𝒟=SingΘ𝒟Sing𝒟SingsuperscriptΘ𝒟\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}=\mathop{\rm Sing}\nolimits\Theta^{{\cal D}}.

Zum Beweis vgl. [H/K/R], Satz 7.

Wir verallgemeinern die in 7.1 beschriebene Situation:

7.2 Definition

Die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} von X𝑋X heißt kohärent, wenn gilt:

  1. (1)

    Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{{\cal D}} ist kohärent

  2. (2)

    𝒟|XSingΘ𝒟evaluated-at𝒟𝑋SingsuperscriptΘ𝒟{\cal D}|_{X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits\Theta^{{\cal D}}} ist rein p𝑝p-dimensional, wobei p=RangΘ𝒟𝑝RangsuperscriptΘ𝒟p=\mathop{\rm Rang}\nolimits\Theta^{{\cal D}} sei.

Dann sei p𝑝p der Rang von 𝒟𝒟{\cal D}; wir schreiben Rang𝒟=pRang𝒟𝑝\mathop{\rm Rang}\nolimits{\cal D}=p.

7.3 Satz

Die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} sei kohärent. Dann ist Sing𝒟=SingΘ𝒟Sing𝒟SingsuperscriptΘ𝒟\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}=\mathop{\rm Sing}\nolimits\Theta^{{\cal D}}.

Beweis: Wegen 6.7 ist 𝒟|XSingΘ𝒟evaluated-at𝒟𝑋SingsuperscriptΘ𝒟{\cal D}|_{X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits\Theta^{{\cal D}}} regulär, also gilt Sing𝒟SingΘ𝒟Sing𝒟SingsuperscriptΘ𝒟\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}\subset\mathop{\rm Sing}\nolimits\Theta^{{\cal D}}. Sei xXSing𝒟𝑥𝑋Sing𝒟x\in X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}. Dann ist 𝒟𝒟{\cal D} in einer X𝑋X-Umgebung von x𝑥x reindimensional, also rein p𝑝p-dimensional, p=RangΘ𝒟𝑝RangsuperscriptΘ𝒟p=\mathop{\rm Rang}\nolimits\Theta^{{\cal D}}. Also muß xXSingΘ𝒟𝑥𝑋SingsuperscriptΘ𝒟x\in X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits\Theta^{{\cal D}} und damit SingΘ𝒟Sing𝒟SingsuperscriptΘ𝒟Sing𝒟\mathop{\rm Sing}\nolimits\Theta^{{\cal D}}\subset\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D} gelten.  \square

Insbesondere gilt:

7.4

Ist 𝒟𝒟{\cal D} eine kohärente quasi-analytische Zerlegung vom Rang p𝑝p, so ist Sing𝒟Sing𝒟\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D} eine niederdimensionale analytische Teilmenge von X𝑋X und 𝒟|XSing𝒟evaluated-at𝒟𝑋Sing𝒟{\cal D}|_{X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}} eine reguläre p𝑝p-dimensionale quasi-analytische Zerlegung von XSing𝒟𝑋Sing𝒟X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}.

7.5 Definition

Sei 𝒟𝒟{\cal D} eine kohärente quasi-analytische Zerlegung vom Rang p𝑝p. Die durch die Komplettierung Θ𝒟~~superscriptΘ𝒟\widetilde{\Theta^{{\cal D}}} von Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{{\cal D}} definierte p𝑝p-dimensionale holomorphe Blätterung 𝒟superscript𝒟{\cal F}^{{\cal D}} auf X𝑋X heiße die durch 𝒟𝒟{\cal D} definierte Blätterung.

In der Situation von 7.5 ist 𝒟|XSing𝒟evaluated-at𝒟𝑋Sing𝒟{\cal D}|_{X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}} die zur regulären Blätterung 𝒟|XSing𝒟evaluated-atsubscript𝒟𝑋Sing𝒟{\cal F}_{{\cal D}}|_{X\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}} gehörige Zerlegung.

7.6

Sei 𝒟𝒟{\cal D} eine kohärente quasi-analytische Zerlegung. Dann gilt Θ𝒟Θ𝒟superscriptΘ𝒟subscriptΘsuperscript𝒟\Theta^{{\cal D}}\subset\Theta_{{\cal F}^{{\cal D}}}.

Beweis: Es ist Θ𝒟=Θ𝒟~subscriptΘsuperscript𝒟~superscriptΘ𝒟\Theta_{{\cal F}^{{\cal D}}}=\widetilde{\Theta^{{\cal D}}}.

7.7 Definition und Bemerkung

Die kohärente quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} von X𝑋X heißt vollständig, wenn Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{{\cal D}} vollständig ist, d.h. Θ𝒟=Θ𝒟superscriptΘ𝒟subscriptΘsuperscript𝒟\Theta^{{\cal D}}=\Theta_{{\cal F}^{{\cal D}}}. In diesem Fall ist

  1. (1)

    Sing𝒟=Sing𝒟Sing𝒟Singsuperscript𝒟\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}=\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal F}^{{\cal D}},

  2. (2)

    codimSing𝒟2codimSing𝒟2\mathop{\rm codim}\nolimits\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}\geq 2.

Wegen (2) vgl. (1).

7.8 Satz

Sei 𝒟𝒟{\cal D} eine kohärente quasi-analytische Zerlegung von X𝑋X, :=𝒟assignsuperscript𝒟{\cal F}:={\cal F}^{{\cal D}}. Dann sind folgende Aussagen äquivalent:

  1. (1)

    𝒟𝒟{\cal D} ist vollständig.

  2. (2)

    (X,𝒟)𝑋superscriptsubscript𝒟(X,{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime}) ist eine quasi-analytische Teilmenge von (X,𝒟)𝑋𝒟(X,{\cal D}).

(2) bedeutet, daß 𝒟superscriptsubscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime} auf jedem B𝒟𝐵𝒟B\in{\cal D} eine quasi-analytische Zerlegung definiert.

Beweis: (2) \ \Longrightarrow\ (1) : Es ist Θ𝒟ΘsuperscriptΘ𝒟subscriptΘ\Theta^{{\cal D}}\subset\Theta_{{\cal F}}. Sei UoX𝑈absento𝑋U{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X ein Gebiet und ϑΘ(U)italic-ϑsubscriptΘ𝑈\vartheta\in\Theta_{{\cal F}}(U). Wir betrachten ein Blatt B𝐵B von 𝒟|Uevaluated-at𝒟𝑈{\cal D}|_{U}. Sei xB𝑥𝐵x\in B und A𝐴A das Blatt von 𝒟|Uevaluated-atsuperscriptsubscript𝒟𝑈{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime}|_{U} mit xA𝑥𝐴x\in A. Wegen (2) ist A𝐴A eine quasi-analytische Teilmenge von B𝐵B. Dann folgt ϑ|xT(A,x)T(B,x)evaluated-atitalic-ϑ𝑥T𝐴𝑥T𝐵𝑥\vartheta|_{x}\in{\rm T}(A,x)\subset{\rm T}(B,x). Also ist ϑΘ𝒟(U)italic-ϑsuperscriptΘ𝒟𝑈\vartheta\in\Theta^{{\cal D}}(U) und ΘΘ𝒟subscriptΘsuperscriptΘ𝒟\Theta_{{\cal F}}\subset\Theta^{{\cal D}}.

(1) \ \Longrightarrow\ (2) : Sei x0Xsubscript𝑥0𝑋x_{0}\in X und x0ABsubscript𝑥0𝐴𝐵x_{0}\in A\cap B, A𝒟𝐴superscriptsubscript𝒟A\in{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime}, B𝒟𝐵𝒟B\in{\cal D}. Wir gehen von der im Beweis von 5.9 für 𝒟=𝒟superscript𝒟superscriptsubscript𝒟{\cal D}^{\prime}={\cal D}_{{\cal F}}^{\prime} dargestellten Situation aus. Dabei dürfen wir annehmen, daß ein 𝒟𝒟{\cal D}-Plättchen B0subscript𝐵0B_{0} von B𝐵B existiert mit

  • x0B0subscript𝑥0subscript𝐵0x_{0}\in B_{0},

  • B0subscript𝐵0B_{0} ist eine analytische Teilmenge von X0subscript𝑋0X_{0}.

Sei ζA0zp𝜁subscript𝐴0subscriptsuperscript𝑝𝑧\zeta\in A_{0}\subset{\mathbb{C}}^{p}_{z}, ζ0𝜁0\zeta\neq 0 und ϑ:=ν=1pζνϑ(ν)assignitalic-ϑsuperscriptsubscript𝜈1𝑝subscript𝜁𝜈superscriptitalic-ϑ𝜈\vartheta:=\sum_{\nu=1}^{p}\zeta_{\nu}\vartheta^{(\nu)}. Dann gilt:

  • ϑΘ(X0)=Θ𝒟(X0)italic-ϑsubscriptΘsubscript𝑋0superscriptΘ𝒟subscript𝑋0\vartheta\in\Theta_{{\cal F}}(X_{0})=\Theta^{{\cal D}}(X_{0}),

  • γ:[0,1]A0:𝛾delimited-[]0.1subscript𝐴0{\gamma\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak\thinspace[{0},{1}]\thinspace\nobreak\longrightarrow\nobreak A_{0}}, γ(t):=ζtassign𝛾𝑡𝜁𝑡\gamma(t):=\zeta t, ist eine Integralkurve zu ϑitalic-ϑ\vartheta mit γ(0)=0=x0𝛾00subscript𝑥0\gamma(0)=0=x_{0}, γ(1)=ζ𝛾1𝜁\gamma(1)=\zeta.

Weil ϑB0conditionalitalic-ϑsubscript𝐵0\vartheta\|B_{0}, folgt Im γB0𝛾subscript𝐵0\gamma\subset B_{0}, ζ=γ(1)B0𝜁𝛾1subscript𝐵0\zeta=\gamma(1)\in B_{0}. Also ist A0B0subscript𝐴0subscript𝐵0A_{0}\subset B_{0}.  \square

7.9 Definition

Die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} von X𝑋X heiße fast-regulär, wenn 𝒟𝒟{\cal D} kohärent ist und keine (bzgl. der 𝒟𝒟{\cal D}-Struktur) irreduzible Komponente eines Blattes in Sing𝒟Sing𝒟\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D} enthalten ist.

7.10 Satz

Jede fast-reguläre quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} von X𝑋X ist reindimensional und vollständig.

Beweis: Die Aussage über die Reindimensionalität ist klar. Sei UoX𝑈absento𝑋U{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X, ϑΘ𝒟(U)italic-ϑsubscriptΘsuperscript𝒟𝑈\vartheta\in\Theta_{{\cal F}^{{\cal D}}}(U), A𝒟𝐴𝒟A\in{\cal D}, AU𝐴𝑈A\cap U\neq\emptyset. Dann ist ϑitalic-ϑ\vartheta auf USing𝒟𝑈Sing𝒟U\smallsetminus\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D} parallel zu A𝐴A. Wegen 2.15 gilt dies auf ganz U𝑈U.  \square

7.11 Satz

Für die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} von X𝑋X gelte:

  1. (1)

    Sing𝒟Sing𝒟\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D} ist eine analytische Teilmenge von X𝑋X mit codimSing𝒟2codimSing𝒟2\mathop{\rm codim}\nolimits\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}\geq 2.

  2. (2)

    Keine (bezgl. der 𝒟𝒟{\cal D}-Struktur) irreduzible Komponente eines Blattes ist in Sing𝒟Sing𝒟\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D} enthalten.

Dann ist 𝒟𝒟{\cal D} fast-regulär, insbesondere vollständig.

Beweis: Sei S:=Sing𝒟assign𝑆Sing𝒟S:=\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}. Θ𝒟|XSevaluated-atsuperscriptΘ𝒟𝑋𝑆\Theta^{{\cal D}}|_{X\smallsetminus S} ist eine reguläre Untergarbe von Θ|XSevaluated-atΘ𝑋𝑆\Theta|_{X\smallsetminus S}. Aufgrund eines Satzes von Siu-Trautmann (vgl. [R-1, Prop. 1.21]) gibt es eine kohärente Untergarbe ΘsuperscriptΘ\Theta^{\prime} von ΘΘ\Theta mit Θ|XS=Θ𝒟|XSevaluated-atsuperscriptΘ𝑋𝑆evaluated-atsuperscriptΘ𝒟𝑋𝑆\Theta^{\prime}|_{X\smallsetminus S}=\Theta^{{\cal D}}|_{X\smallsetminus S}. Weil Θ𝒟|XSevaluated-atsuperscriptΘ𝒟𝑋𝑆\Theta^{{\cal D}}|_{X\smallsetminus S} regulär ist, dürfen wir ΘsuperscriptΘ\Theta^{\prime} sofort als vollständig voraussetzen. Dann ist Θ𝒟ΘsuperscriptΘ𝒟superscriptΘ\Theta^{{\cal D}}\subset\Theta^{\prime}. Mit der Argumentation im Beweis von 7.10 folgt Θ𝒟=ΘsuperscriptΘ𝒟superscriptΘ\Theta^{{\cal D}}=\Theta^{\prime}.  \square

Aus 7.11 folgt:

7.12 Korollar

Die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} von X𝑋X sei rein 1-codimensional und Sing𝒟Sing𝒟\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D} sei eine analytische Teilmenge von X𝑋X der Codimension 2absent2\geq 2. Dann ist 𝒟𝒟{\cal D} fast-regulär, insbesondere vollständig.

7.13 Satz

Sei {\cal F} eine starke holomorphe Blätterung. Dann gilt:

  1. (1)

    𝒟:=𝒟assign𝒟subscript𝒟{\cal D}:={\cal D}_{{\cal F}} ist vollständig,

  2. (2)

    𝒟=superscript𝒟{\cal F}^{{\cal D}}={\cal F}.

Beweis ad (1): Wegen 5.16 ist (X,𝒟)𝑋superscriptsubscript𝒟(X,{\cal D}_{{\cal F}}^{\prime}) eine quasi-analytische Teilmenge von (X,𝒟)𝑋subscript𝒟(X,{\cal D}_{{\cal F}}). Weil ΘsubscriptΘ\Theta_{{\cal F}} vollständig ist, folgt: Θ𝒟ΘsuperscriptΘ𝒟subscriptΘ\Theta^{{\cal D}}\subset\Theta_{{\cal F}}. Mit dem Schluß (2) \ \Longrightarrow\ (1) im Beweis von 7.8 folgt: Θ𝒟=ΘsuperscriptΘ𝒟subscriptΘ\Theta^{{\cal D}}=\Theta_{{\cal F}}. (2) ist wegen (1) klar.  \square

Ist {\cal F} eine starke holomorphe Blätterung, so ist 𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}} insbesondere kohärent. Wir wissen nicht, ob dies für beliebige holomorphe Blätterungen mit Blättern überall gilt.

7.14

Sei {\cal F} eine holomorphe Blätterung mit Blättern überall und 𝒟:=𝒟assign𝒟subscript𝒟{\cal D}:={\cal D}_{{\cal F}} sei kohärent. Dann gilt 𝒟=superscript𝒟{\cal F}^{{\cal D}}={\cal F}.

Beweis: Es gilt mit bekannten Argumenten Θ𝒟~=Θ~superscriptΘ𝒟subscriptΘ\widetilde{\Theta^{{\cal D}}}=\Theta_{{\cal F}}.

7.15 Definition

Die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} von X𝑋X heißt perfekt, wenn gilt:

  1. (1)

    𝒟𝒟{\cal D} ist kohärent.

  2. (2)

    Es gibt eine holomorphe Blätterung {\cal F} mit Blättern überall derart, daß 𝒟=𝒟𝒟subscript𝒟{\cal D}={\cal D}_{{\cal F}} ist.

Die perfekten quasi-analytischen Zerlegungen sind also genau die kohärenten Blätterräume der Blätterungen mit Blättern überall.

Aus 7.14 folgt:

7.16

Die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} sei perfekt und sei {\cal F} wie in 7.15. Dann ist =𝒟superscript𝒟{\cal F}={\cal F}^{{\cal D}}. Insbesondere ist {\cal F} eindeutig bestimmt.

Eine alternative Definition der Perfektheit lautet:

7.17

Die kohärente quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} ist genau dann perfekt, wenn gilt: :=𝒟assignsuperscript𝒟{\cal F}:={\cal F}^{{\cal D}} hat Blätter überall, 𝒟subscript𝒟{\cal D}_{{\cal F}} ist kohärent und 𝒟=𝒟subscript𝒟𝒟{\cal D}_{{\cal F}}={\cal D}.

Aus 6.4, 6.14 und 7.13 folgt:

7.18 Satz

Die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} sei abbildungsdefiniert mit fasertreuen lokalen Beschreibungen. Dann ist 𝒟𝒟{\cal D} vollständig und perfekt.

7.19 Satz

Für die kohärente quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} gelte:

  1. (1)

    𝒟𝒟{\cal D} ist rein p𝑝p-dimensional und dimSing𝒟<pdimensionSing𝒟𝑝\dim\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}<p,

  2. (2)

    𝒟𝒟{\cal D} ist lokal eigentlich.

Dann ist 𝒟𝒟{\cal D} vollständig und perfekt.

Beweis: Wegen (1) ist 𝒟𝒟{\cal D} fast-regulär und wegen 7.10 dann vollständig. Wegen 7.7 ist Sing𝒟=Sing𝒟Sing𝒟Singsubscript𝒟\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}=\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal F}_{{\cal D}}. Sei :=𝒟assignsuperscript𝒟{\cal F}:={\cal F}^{{\cal D}}, S:=Singassign𝑆SingS:=\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal F}. Wir dürfen annehmen, daß 𝒟𝒟{\cal D} eine analytische Zerlegung von X𝑋X ist. Auf X:=XSassignsuperscript𝑋𝑋𝑆X^{*}:=X\smallsetminus S stimmt 𝒟𝒟{\cal D} mit dem Blätterraum 𝒟subscript𝒟superscript{\cal D}_{{\cal F}^{*}} der regulären Blätterung :=|Xassignsuperscriptevaluated-atsuperscript𝑋{\cal F}^{*}:={\cal F}|_{X^{*}} überein. Ist Asuperscript𝐴A^{\prime} eine irreduzible Komponente eines Blattes A𝐴A von 𝒟𝒟{\cal D}, so ist ASsuperscript𝐴𝑆A^{\prime}\smallsetminus S ein Blatt von superscript{\cal F}^{*}. Ist umgekehrt Asuperscript𝐴A^{*} ein Blatt von superscript{\cal F}^{*}, so ist die X𝑋X-abgeschlossenen Hülle Asuperscript𝐴A^{\prime} von Asuperscript𝐴A^{*} eine irreduzible Komponente eines Blattes A𝐴A von 𝒟𝒟{\cal D}.

Sei A𝐴A ein Blatt von 𝒟𝒟{\cal D}. Dann ist A𝐴A eine Integralvarietät von {\cal F} und dim¯Ap¯dim𝐴𝑝\mathop{\underline{\rm dim}}\nolimits A\geq p. Sei BX𝐵𝑋B\subset X eine irreduzible lokal-analytische Menge, Integralvarietät von {\cal F}, dim¯Bp¯dim𝐵𝑝\mathop{\underline{\rm dim}}\nolimits B\geq p und xAB𝑥𝐴𝐵x\in A\cap B. Wir wollen zeigen: BxAxsubscript𝐵𝑥subscript𝐴𝑥B_{x}\subset A_{x}. Indem wir uns eventuell auf eine Umgebung von x𝑥x zurückziehen, dürfen wir annehmen, daß B𝐵B eine analytische Teilmenge von X𝑋X ist. Dann ist BS𝐵𝑆B\smallsetminus S ein Blatt von superscript{\cal F}^{*}, also ist B𝐵B eine irreduzible Komponente eines Blattes von 𝒟𝒟{\cal D}. Es folgt: BA𝐵𝐴B\subset A. Also ist 𝒟=𝒟𝒟subscript𝒟{\cal D}={\cal D}_{{\cal F}} perfekt.  \square

7.19 kann auch folgendermaßen formuliert werden:

7.19 Satz

Für die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} gelte:

  1. (1)

    Sing𝒟Sing𝒟\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D} ist eine analytische Teilmenge von X𝑋X, 𝒟𝒟{\cal D} ist rein p𝑝p-dimensional und dimSing𝒟<pdimensionSing𝒟𝑝\dim\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}<p,

  2. (2)

    𝒟𝒟{\cal D} ist lokal eigentlich.

Dann ist 𝒟𝒟{\cal D} vollständig und perfekt.

Beweis: Wir dürfen pn1𝑝𝑛1p\leq n-1 und dann codimSing𝒟2codimSing𝒟2\mathop{\rm codim}\nolimits\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}\geq 2 voraussetzen. Wegen 7.11 ist 𝒟𝒟{\cal D} dann insbesondere kohärent, so daß die Voraussetzungen von 7.19 erfüllt sind.

Für die Dimension p=n1𝑝𝑛1p=n-1 gibt es eine über 7.19 bzw. 7.19 hinausgehende Aussage:

7.20 Satz

Für die kohärente quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} gelte:

  1. (1)

    𝒟𝒟{\cal D} ist rein 1-codimensional,

  2. (2)

    𝒟𝒟{\cal D} ist lokal eigentlich.

Dann ist 𝒟𝒟{\cal D} vollständig und perfekt.

Beweis: Wir werden zeigen, daß in diesem Fall automatisch codimSing𝒟2codimSing𝒟2\mathop{\rm codim}\nolimits\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}\geq 2 ist; dann folgt 7.20 aus 7.19.

Wir dürfen voraussetzen, daß 𝒟𝒟{\cal D} analytisch ist. Sei :=𝒟assignsuperscript𝒟{\cal F}:={\cal F}^{{\cal D}}, S:=Sing𝒟assign𝑆Sing𝒟S:=\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}, X:=XSassignsuperscript𝑋𝑋𝑆X^{*}:=X\smallsetminus S und S:=Singassignsuperscript𝑆SingS^{\prime}:=\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal F}. Es ist codimS2codimsuperscript𝑆2\mathop{\rm codim}\nolimits S^{\prime}\geq 2.

Wir gehen indirekt vor und nehmen an, daß ein x0Ssubscript𝑥0𝑆x_{0}\in S mit dimx0S=n1subscriptdimensionsubscript𝑥0𝑆𝑛1\dim_{x_{0}}S=n-1 existiert. Weil codimS2codimsuperscript𝑆2\mathop{\rm codim}\nolimits S^{\prime}\geq 2 und codimSingS2codimSing𝑆2\mathop{\rm codim}\nolimits\mathop{\rm Sing}\nolimits S\geq 2 ist, dürfen wir annehmen, daß x0S(SSingS)subscript𝑥0𝑆superscript𝑆Sing𝑆x_{0}\in S\smallsetminus(S^{\prime}\cup\mathop{\rm Sing}\nolimits S) ist. Deshalb können wir von der folgenden Situation ausgehen:

  • X𝑋X ist ein Gebiet im nsuperscript𝑛{\mathbb{C}}^{n} von der Form X=D1×D2𝑋subscript𝐷1subscript𝐷2X=D_{1}\times D_{2}, wobei D1subscript𝐷1D_{1} ein Gebiet im zn1subscriptsuperscript𝑛1𝑧{\mathbb{C}}^{n-1}_{z} und D2subscript𝐷2D_{2} ein Gebiet in wsubscript𝑤{\mathbb{C}}_{w} ist, es ist x0=0subscript𝑥00x_{0}=0.

  • {\cal F} ist eine reguläre Blätterung mit dem Blätteraum 𝒟={D1×{w}:wD2}superscript𝒟conditional-setsubscript𝐷1𝑤𝑤subscript𝐷2{\cal D}^{*}=\big{\{}D_{1}\times\{w\}:w\in D_{2}\big{\}}

  • S𝑆S ist eine zusammenhängende 111-codimensionale Untermannigfaltigkeit von X𝑋X.

Wir produzieren den gewünschten Widerspruch, indem wir zeigen: 𝒟=𝒟superscript𝒟𝒟{\cal D}^{*}={\cal D}. Dazu unterscheiden wir zwei alternative Fälle:

1. Fall: Die Blätter von 𝒟superscript𝒟{\cal D}^{*} schneiden S𝑆S alle niederdimensional.
Weil 𝒟|X=𝒟|Xevaluated-atsuperscript𝒟superscript𝑋evaluated-at𝒟superscript𝑋{\cal D}^{*}|_{X^{*}}={\cal D}|_{X^{*}} ist, muß dann 𝒟=𝒟superscript𝒟𝒟{\cal D}^{*}={\cal D} sein.

2. Fall: Es gibt ein Blatt von 𝒟superscript𝒟{\cal D}^{*}, welches S𝑆S volldimensional schneidet.
Dann muß dieses Blatt gleich S𝑆S sein, d.h. es ist S=D2×{c0}𝑆subscript𝐷2subscript𝑐0S=D_{2}\times\{c_{0}\} für ein c0wsubscript𝑐0subscript𝑤c_{0}\in{\mathbb{C}}_{w}. Weil 0S0𝑆0\in S gilt, ist dann c0=0subscript𝑐00c_{0}=0. Sei A𝐴A das Blatt von 𝒟𝒟{\cal D} mit 0A0𝐴0\in A. Weil A𝐴A nicht in Xsuperscript𝑋X^{*} eindringen kann, muß A=S𝐴𝑆A=S sein. Also ist auch in diesem Fall 𝒟=𝒟superscript𝒟𝒟{\cal D}^{*}={\cal D}.  \square

7.21 Satz

Die quasi-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} sei rein 1-codimensional und lokal eigentlich. Dann sind folgende Aussagen äquivalent:

  1. (1)

    𝒟𝒟{\cal D} ist kohärent.

  2. (2)

    𝒟𝒟{\cal D} ist vollständig.

  3. (3)

    𝒟𝒟{\cal D} ist perfekt.

  4. (4)

    𝒟𝒟{\cal D} ist abbildungsdefiniert.

Wegen 6.10 ist 𝒟𝒟{\cal D} dann abbildungsdefiniert mit fasertreuen lokalen Beschreibungen.

Beweis: Trivialerweise gilt (2) \ \Longrightarrow\ (1) und (3) \ \Longrightarrow\ (1); wegen 7.20 gilt (1) \ \Longrightarrow\ (2), (1) \ \Longrightarrow\ (3). Also sind (1), (2) und (3) äquivalent.

Wegen 7.18 gilt (4) \ \Longrightarrow\ (3). Es bleibt (3) \ \Longrightarrow\ (4) zu zeigen. Sei dazu :=𝒟assignsuperscript𝒟{\cal F}:={\cal F}^{{\cal D}}. Wegen (2) ist S:=Sing𝒟=Singassign𝑆Sing𝒟SingS:=\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}=\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal F}. Dann sind die Voraussetzungen des Satzes von Mattei-Moussu (vgl. 3.29 in [R-1]) für {\cal F} erfüllt. Deshalb ist {\cal F} abbildungsdefiniert mit holomorphen Funktionen (die sind stets offene Abbildungen) als lokalen Beschreibungen. Insbesondere ist {\cal F} eine starke Blätterung.

Sei f:U:𝑓𝑈{f\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak U\nobreak\longrightarrow\nobreak{\mathbb{C}}} eine lokale Beschreibung von {\cal F}. Dann ist 𝒟f=𝒟|Usubscript𝒟𝑓evaluated-atsubscript𝒟𝑈{\cal D}_{f}={\cal D}_{{\cal F}}|_{U} (vgl. 6.14). Wir dürfen 𝒟|Uevaluated-at𝒟𝑈{\cal D}|_{U} als analytisch voraussetzen. Auf US𝑈𝑆U\smallsetminus S ist 𝒟=𝒟𝒟subscript𝒟{\cal D}={\cal D}_{{\cal F}}. Weil codimS2codim𝑆2\mathop{\rm codim}\nolimits S\geq 2 ist, muß f𝑓f auf den Blättern von 𝒟|Uevaluated-at𝒟𝑈{\cal D}|_{U} konstant sein. Dann ist aber 𝒟|U=𝒟fevaluated-at𝒟𝑈subscript𝒟𝑓{\cal D}|_{U}={\cal D}_{f}.  \square

Für perfekte quasi-analytische Zerlegungen gilt ein Identitätssatz:

7.22 Satz

Seien 𝒟,𝒟𝒟subscript𝒟{\cal D},{\cal D}_{\bullet} perfekte quasi-analytische Zerlegungen von X𝑋X. Gibt es ein nichtleeres Gebiet UoX𝑈absento𝑋U{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}X mit 𝒟|U=𝒟|Uevaluated-at𝒟𝑈evaluated-atsubscript𝒟𝑈{\cal D}|_{U}={\cal D}_{\bullet}|_{U}, so ist 𝒟=𝒟𝒟subscript𝒟{\cal D}={\cal D}_{\bullet}.

Klar! Es ist 𝒟=𝒟superscript𝒟superscriptsubscript𝒟{\cal F}^{{\cal D}}={\cal F}^{{\cal D}_{\bullet}}.

Es folgen einige Beispiele:

7.23 Beispiel

(vgl. [H/K/R, Beispiel 15]) Es seien Y𝑌Y und Z𝑍Z komplexe zusammenhängende Mannigfaltigkeiten mit abzählbarer Topologie von der gleichen Dimension m𝑚m, es sei X:=Y×Zassign𝑋𝑌𝑍X:=Y\times Z. Ferner sei UoY𝑈absento𝑌U{\kern 1.3pt\raise 1.0pt\hbox{$\subset\kern-10.0pt\raise 0.2pt\hbox{\rm o}\kern 4.2pt$}}Y nicht leer, offen und zusammenhängend, es sei A:=Y\Uassign𝐴\𝑌𝑈A:=Y\backslash U. Dann wird durch

𝒟(y,z):={U×{z} wenn yU,{y}×Z wenn yU für (y,z)Xassign𝒟𝑦𝑧cases𝑈𝑧 wenn 𝑦𝑈𝑦𝑍 wenn 𝑦𝑈 für 𝑦𝑧𝑋{\cal D}(y,z):=\left\{\begin{array}[]{ll}U\times\{z\}&\hbox{ wenn }y\in U,\\ \{y\}\times Z&\hbox{ wenn }y\notin U\end{array}\right.\hbox{ f\"{u}r }(y,z)\in X

eine rein m𝑚m-dimensionale lokal-analytische Zerlegung 𝒟𝒟{\cal D} auf X𝑋X definiert. Es ist Sing𝒟=U×ZSing𝒟𝑈𝑍\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}=\partial U\times Z; die Garbe Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{\cal D} ist genau dann kohärent, wenn A𝐴A analytisch in Y𝑌Y ist (dann ist A=U𝐴𝑈A=\partial U): wenn Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{{\cal D}} kohärent ist, dann ist Sing𝒟=U×ZSing𝒟𝑈𝑍\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}=\partial U\times Z sowie auch A=U𝐴𝑈A=\partial U analytisch; wenn umgekehrt A𝐴A analytisch ist, dann ist mit der Idealgarbe von A𝐴A auch Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{{\cal D}} kohärent.

Wenn Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{\cal D} kohärent und A𝐴A\neq\emptyset ist, dann ist Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{\cal D} sicher nicht vollständig, denn die Komplettierung :=Θ𝒟~assign~superscriptΘ𝒟{\cal F}:=\widetilde{\Theta^{\cal D}} ist diejenige reguläre holomorphe Blätterung von X𝑋X, deren Blätter genau die Y×{z},zZ𝑌𝑧𝑧𝑍Y\times\{z\},\,z\in Z, sind (vgl. Identitätssatz für singuläre Blätterungen). Folglich ist Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{\cal D} genau dann vollständig, wenn A=𝐴A=\emptyset ist. Wenn A𝐴A innere Punkte hat, ist Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{\cal D} nicht kohärent. Ist A𝐴A\neq\emptyset, so ist 𝒟𝒟{\cal D} nicht eigentlich.

Ist z.B. Y=Z=𝑌𝑍Y=Z={\mathbb{C}} und U=𝑈superscriptU={\mathbb{C}}^{\ast}, dann ist 𝒟𝒟{\cal D} rein 1-codimensional, Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{\cal D} wird erzeugt vom Vektorfeld yy𝑦𝑦y\frac{\partial}{\partial y}, ist also kohärent, aber nicht vollständig: Θ𝒟~~superscriptΘ𝒟\widetilde{\Theta^{\cal D}} wird erzeugt von y𝑦\frac{\partial}{\partial y}; es ist dimSing𝒟=1=dim𝒟dimensionSing𝒟1dimension𝒟\dim\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}=1=\dim{\cal D}.

7.24 Beispiel

(vgl. [H/K/R, Beispiel 17]) Es sei X:=3assign𝑋superscript3X:={\mathbb{C}}^{3}, dann wird durch

𝒟(z):={×{z2}×{z3} wenn z3 rationalen Real- und Imaginärteil hat{z1}××{z3} sonst assign𝒟𝑧casessubscript𝑧2subscript𝑧3 wenn z3 rationalen Real- und Imaginärteil hatsubscript𝑧1subscript𝑧3 sonst {\cal D}(z):=\left\{\begin{array}[]{ll}{\mathbb{C}}\times\{z_{2}\}\times\{z_{3}\}&\hbox{ wenn $z_{3}$ rationalen Real- und Imagin\"{a}rteil hat}\\ \{z_{1}\}\times{\mathbb{C}}\times\{z_{3}\}&\hbox{ sonst }\end{array}\right.

eine rein 1-dimensionale analytische Zerlegung von X𝑋X definiert; die Garbe Θ𝒟=0ΘsuperscriptΘ𝒟0Θ\Theta^{\cal D}=0\subset\Theta definiert eine reguläre Blätterung mit dem einzigen Blatt X𝑋X, es ist X=Sing𝒟SingΘ𝒟=𝑋Sing𝒟SingsuperscriptΘ𝒟X=\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}\neq\mathop{\rm Sing}\nolimits\Theta^{\cal D}=\emptyset. 𝒟𝒟{\cal D} ist eigentlich.

7.25 Beispiel

(vgl. [H/K/R, Beispiel 16])

Für die durch

𝒟(y,z):={{(z1,z2)}× wenn z1,{0}××{z3} wenn z1=0assign𝒟𝑦𝑧casessubscript𝑧1subscript𝑧2 wenn subscript𝑧1superscript0subscript𝑧3 wenn subscript𝑧10{\cal D}(y,z):=\left\{\begin{array}[]{ll}\{(z_{1},z_{2})\}\times{\mathbb{C}}&\hbox{ wenn }z_{1}\in{\mathbb{C}}^{\ast},\\ \{0\}\times{\mathbb{C}}\times\{z_{3}\}&\hbox{ wenn }z_{1}=0\end{array}\right.

auf 3superscript3{\mathbb{C}}^{3} definierte rein 1-dimensionale analytische Zerlegung wird Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{\cal D} erzeugt vom globalen Vektorfeld z1z3subscript𝑧1subscript𝑧3z_{1}\frac{\partial}{\partial z_{3}}, ist also kohärent; die zugehörige Blätterung {\cal F} wird erzeugt vom globalen Vektorfeld z3subscript𝑧3\frac{\partial}{\partial z_{3}}; die Blätter von {\cal F} sind also genau die Mengen {(z1,z2)}×subscript𝑧1subscript𝑧2\{(z_{1},z_{2})\}\times{\mathbb{C}}, wobei (z1,z2)2subscript𝑧1subscript𝑧2superscript2(z_{1},z_{2})\in{\mathbb{C}}^{2}. Es ist

Sing𝒟={z3:z1=0}=SingΘ𝒟,Sing=.formulae-sequenceSing𝒟conditional-set𝑧superscript3subscript𝑧10SingsuperscriptΘ𝒟Sing\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}=\{z\in{\mathbb{C}}^{3}:z_{1}=0\}=\mathop{\rm Sing}\nolimits\Theta^{\cal D},\quad\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal F}=\emptyset.

𝒟𝒟{\cal D} ist eigentlich.

7.26 Beispiel

Sei X=z,w2𝑋subscriptsuperscript2𝑧𝑤X={\mathbb{C}}^{2}_{z,w} und 𝒟𝒟{\cal D} bestehe aus den Mengen

A={0}×w,Aa={(z,w):w=az,z0},a.formulae-sequence𝐴0subscript𝑤formulae-sequencesubscript𝐴𝑎conditional-set𝑧𝑤formulae-sequence𝑤𝑎𝑧𝑧0𝑎A=\{0\}\times{\mathbb{C}}_{w},\qquad A_{a}=\{(z,w):w=az,z\neq 0\},\ a\in{\mathbb{C}}.

𝒟𝒟{\cal D} ist eine rein 1-codimensionale lokal-analytische Zerlegung von X𝑋X. Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{{\cal D}} wird erzeugt von ϑ:=zz+wwassignitalic-ϑ𝑧𝑧𝑤𝑤\vartheta:=z\,\frac{\partial}{\partial z}+w\,\frac{\partial}{\partial w}, folglich ist Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{{\cal D}} kohärent. Weil Sing𝒟={0}Sing𝒟0\mathop{\rm Sing}\nolimits{\cal D}=\{0\} 2-codimensional ist, ist Θ𝒟superscriptΘ𝒟\Theta^{{\cal D}} vollständig. Die Blätterung :=𝒟assignsuperscript𝒟{\cal F}:={\cal F}^{{\cal D}} besitzt kein durch 0 verlaufendes Blatt. 𝒟𝒟{\cal D} ist nicht lokal eigentlich.

8 Anhang

8.1 Definition

Ein topologischer Raum X𝑋X heißt (abgeschlossen) zerlegbar, wenn X𝑋X eine Darstellung

X=νNAν𝑋subscript𝜈𝑁subscript𝐴𝜈X=\bigcup_{\nu\in N}A_{\nu} ()

besitzt, wobei N𝑁N eine Teilmenge von {\mathbb{N}} mit Anz N2𝑁2N\geq 2 ist und die Aνsubscript𝐴𝜈A_{\nu} nichtleere paarweise disjunkte abgeschlossene Teilmengen von X𝑋X sind. Das System {Aν:νN}conditional-setsubscript𝐴𝜈𝜈𝑁\{A_{\nu}:\nu\in N\} heißt dann eine (abgeschlossene) Zerlegung von X𝑋X. Wenn man die Menge N𝑁N endlich wählen kann, dann heißt X𝑋X endlich (abgeschlossen) zerlegbar.

Wenn X𝑋X hausdorffsch ist, dann nennen wir X𝑋X kompakt zerlegbar bzw. endlich kompakt zerlegbar, wenn alle Aνsubscript𝐴𝜈A_{\nu} kompakt gewählt werden können. In dem Fall nennen wir die zugehörige Zerlegung eine kompakte Zerlegung.

  • Ein topologischer Raum ist genau dann endlich zerlegbar, wenn er nicht zusammenhängend ist.

  • Ein kompakter Raum ist genau dann kompakt zerlegbar, wenn er zerlegbar ist.

Uns ist nicht bekannt, ob ein beliebiger zusammenhängender Raum nicht zerlegbar ist.

Allerdings können wir zeigen:

8.2 Satz

Ein wegzusammenhängender topologischer Raum ist nicht zerlegbar.

Beweis: Wir überlegen uns zunächst, daß es genügt, den Spezialfall X=[0,1]𝑋delimited-[]0.1X=\thinspace[{0},{1}]\thinspace zu behandeln: angenommen, es gibt eine Zerlegung {Aν:νN}conditional-setsubscript𝐴𝜈𝜈𝑁\{A_{\nu}:\nu\in N\} von X𝑋X. Wähle νμ𝜈𝜇\nu\neq\mu aus N𝑁N, aAν𝑎subscript𝐴𝜈a\in A_{\nu}, bAμ𝑏subscript𝐴𝜇b\in A_{\mu} und einen Weg γ:[0,1]X:𝛾delimited-[]0.1𝑋{\gamma\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak\thinspace[{0},{1}]\thinspace\nobreak\longrightarrow\nobreak X} von a𝑎a nach b𝑏b. Dann kann man aus den kompakten Mengen γ1(Aλ)[0,1]superscript𝛾1subscript𝐴𝜆delimited-[]0.1\gamma^{-1}(A_{\lambda})\subset\thinspace[{0},{1}]\thinspace, λN𝜆𝑁\lambda\in N, eine kompakte Zerlegung von [0,1]delimited-[]0.1\thinspace[{0},{1}]\thinspace konstruieren.

Angenommen, es gibt eine kompakte Zerlegung {Aν:ν}conditional-setsubscript𝐴𝜈𝜈\{A_{\nu}:\nu\in{\mathbb{N}}\} von [0,1]delimited-[]0.1\thinspace[{0},{1}]\thinspace. Wir dürfen annehmen, dass 0A00subscript𝐴00\in A_{0} und 1A11subscript𝐴11\in A_{1}. Es sei a:=maxA0assign𝑎subscript𝐴0a:=\max A_{0} und b:=min(A1]a,1])b:=\min\big{(}A_{1}\cap\enspace]{a},{1}]\thinspace\big{)}. Man überlegt sich, daß man a<b𝑎𝑏a<b annehmen darf. Dann ist I:=]a,b[I:=\enspace]{a},{b}[\enspace ein offenes Intervall und {AνI:ν2}conditional-setsubscript𝐴𝜈𝐼𝜈2\{A_{\nu}\cap I:\nu\geq 2\} eine kompakte Zerlegung von I𝐼I. Wegen Lemma 8.3 dürfen wir annehmen, daß alle Kν:=Aνassignsubscript𝐾𝜈subscript𝐴𝜈K_{\nu}:=A_{\nu} kompakte Intervalle in I𝐼I sind (dabei sind entartete Intervalle, die nur aus einem Punkt bestehen, zugelassen). Es sei Mνsubscript𝑀𝜈M_{\nu} das Innere von Kνsubscript𝐾𝜈K_{\nu}; dann ist Mνsubscript𝑀𝜈M_{\nu} genau dann leer, wenn Kνsubscript𝐾𝜈K_{\nu} nur aus einem Punkt besteht. Die Menge M:=ν2Mνassign𝑀subscript𝜈2subscript𝑀𝜈M:=\bigcup_{\nu\geq 2}M_{\nu} ist offen, also ist D:=[a,b]Massign𝐷𝑎𝑏𝑀D:=\thinspace[{a},{b}]\thinspace\smallsetminus M kompakt. Da Kνsubscript𝐾𝜈\partial K_{\nu}, ν2𝜈2\nu\geq 2, jeweils aus höchstens zwei Punkten besteht, ist D𝐷D abzählbar. Es ist dist(Kν,Kμ)>0distsubscript𝐾𝜈subscript𝐾𝜇0\mathop{\rm dist}\nolimits(K_{\nu},K_{\mu})>0 für νμ𝜈𝜇\nu\not=\mu, ν,μ2𝜈𝜇2\nu,\mu\geq 2. Daraus folgert man: D𝐷D ist perfekt, d.h. jeder Punkt von D𝐷D ist Häufungspunkt von D𝐷D, und D𝐷D ist total unzusammenhängend. Deshalb ist D𝐷D homöomorph zur Cantormenge (vgl. Abschnitt 30 in [Wil]), insbesondere überabzählbar. Widerspruch!  \square

8.3 Lemma

Es sei (Aν)νsubscriptsubscript𝐴𝜈𝜈(A_{\nu})_{\nu\in{\mathbb{N}}} eine Folge paarweise disjunkter kompakter Teilmengen eines offenen Intervalles I𝐼I\subset{\mathbb{R}}. Dann gibt es eine Folge (Lν)νsubscriptsubscript𝐿𝜈𝜈(L_{\nu})_{\nu\in{\mathbb{N}}} paarweise disjunkter (möglicherweise leerer) kompakter Teilmengen von I𝐼I derart, dass für alle n𝑛n\in{\mathbb{N}} gilt:

  1. (1)

    Lnsubscript𝐿𝑛L_{n} ist endliche Vereinigung von paarweise disjunkten kompakten Intervallen.

  2. (2)

    νnAν=:𝐀n𝐋n:=νnLν\bigcup_{\nu\leq n}A_{\nu}=:{\bf A}_{n}\subset{\bf L}_{n}:=\bigcup_{\nu\leq n}L_{\nu}

  3. (3)

    𝐋n𝐀nsubscript𝐋𝑛subscript𝐀𝑛\partial{\bf L}_{n}\subset{\bf A}_{n}

Beweis durch Induktion über n𝑛n: Setze L0:=[minA0,maxA0]assignsubscript𝐿0subscript𝐴0subscript𝐴0{L}_{0}:=\thinspace[{\min A_{0}},{\max A_{0}}]\thinspace. Wenn L0,,Lnsubscript𝐿0subscript𝐿𝑛L_{0},\ldots,L_{n} mit den obigen Eigenschaften schon definiert sind, dann konstruieren wir Ln+1subscript𝐿𝑛1L_{n+1} folgendermassen: die offene Menge I𝐋n𝐼subscript𝐋𝑛I\smallsetminus{\bf L}_{n} ist endliche Vereinigung von paarweise disjunkten offenen Intervallen Jν(n)superscriptsubscript𝐽𝜈𝑛J_{\nu}^{(n)}, 1νjn1𝜈subscript𝑗𝑛1\leq\nu\leq j_{n}. Die Mengen Aν(n+1):=An+1Jν(n)assignsubscriptsuperscript𝐴𝑛1𝜈subscript𝐴𝑛1superscriptsubscript𝐽𝜈𝑛A^{(n+1)}_{\nu}:=A_{n+1}\cap J_{\nu}^{(n)}, 1νjn1𝜈subscript𝑗𝑛1\leq\nu\leq j_{n}, sind kompakt wegen (3), und

Ln+1:=1νjn,Aν(n+1)[minAν(n+1),maxAν(n+1)]assignsubscript𝐿𝑛1subscriptformulae-sequence1𝜈subscript𝑗𝑛subscriptsuperscript𝐴𝑛1𝜈subscriptsuperscript𝐴𝑛1𝜈subscriptsuperscript𝐴𝑛1𝜈L_{n+1}:=\bigcup_{1\leq\nu\leq j_{n},\ A^{(n+1)}_{\nu}\not=\emptyset}\thinspace[{\min A^{(n+1)}_{\nu}},{\max A^{(n+1)}_{\nu}}]\thinspace

ist endliche Vereinigung paarweise disjunkter kompakter Intervalle. Da An+1𝐋nLn+1=𝐋n+1subscript𝐴𝑛1subscript𝐋𝑛subscript𝐿𝑛1subscript𝐋𝑛1A_{n+1}\subset{\bf L}_{n}\cup L_{n+1}={\bf L}_{n+1}, folgt 𝐀n+1𝐋n+1subscript𝐀𝑛1subscript𝐋𝑛1{\bf A}_{n+1}\subset{\bf L}_{n+1}. Nach Konstruktion ist Ln+1An+1subscript𝐿𝑛1subscript𝐴𝑛1\partial L_{n+1}\subset A_{n+1}, also auch 𝐋n+1𝐀n+1subscript𝐋𝑛1subscript𝐀𝑛1\partial{\bf L}_{n+1}\subset{\bf A}_{n+1}.  \square

Bei den nun folgenden Überlegungen sei a𝑎a\in{\mathbb{R}} irrational und

𝐀:={ak+l:k,l}.assign𝐀conditional-set𝑎𝑘𝑙𝑘𝑙{\bf A}:=\{ak+l:k,l\in{\mathbb{Z}}\}.

Es gilt:

8.4 Satz

𝐀𝐀{\bf A} ist dicht in {\mathbb{R}}.

Der Beweis ist eine einfache Aufgabe für einen Anfängerkurs in Analysis.

Der Torus T:=/2assign𝑇superscript2T:={\mathbb{C}}/{\mathbb{Z}}^{2} (mit (x+iy)(x+iy)(xx,yy)2iffsimilar-to𝑥𝑖𝑦superscript𝑥𝑖superscript𝑦𝑥superscript𝑥𝑦superscript𝑦superscript2(x+iy)\sim(x^{\prime}+iy^{\prime})\iff(x-x^{\prime},y-y^{\prime})\in{\mathbb{Z}}^{2}) ist in natürlicher Weise eine kompakte Riemannsche Fläche, die kanonische Projektion π:T:𝜋𝑇{\pi\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak{\mathbb{C}}\nobreak\longrightarrow\nobreak T} ist lokal biholomorph. Wir betrachten die Gerade γ:T:𝛾𝑇{\gamma\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak{\mathbb{R}}\nobreak\longrightarrow\nobreak T}, γ(t):=t+iatassign𝛾𝑡𝑡𝑖𝑎𝑡\gamma(t):=t+iat. Bei der folgenden reellen Betrachtung sehen wir {\mathbb{C}} als 2superscript2{\mathbb{R}}^{2} an.

8.5 Satz

Es sei ξT𝜉𝑇\xi\in T und ε𝜀\varepsilon\in{\mathbb{R}} mit ε>0𝜀0\varepsilon>0. Dann gibt es (x,y)2𝑥𝑦superscript2(x,y)\in{\mathbb{R}}^{2} mit π(x,y)=ξ𝜋𝑥𝑦𝜉\pi(x,y)=\xi und |axy|<ε𝑎𝑥𝑦𝜀|ax-y|<\varepsilon.

Beweis: Es sei (u,v)2𝑢𝑣superscript2(u,v)\in{\mathbb{R}}^{2} mit π(u,v)=ξ𝜋𝑢𝑣𝜉\pi(u,v)=\xi. Wegen 8.4 gibt es k,l𝑘𝑙k,l\in{\mathbb{Z}} mit |(auv)(ak+l)|<ε𝑎𝑢𝑣𝑎𝑘𝑙𝜀|(au-v)-(ak+l)|<\varepsilon. Dann haben x:=ukassign𝑥𝑢𝑘x:=u-k und y:=v+lassign𝑦𝑣𝑙y:=v+l die geforderten Eigenschaften.

8.6 Satz

Die Menge π({t+iat:t})𝜋conditional-set𝑡𝑖𝑎𝑡𝑡\pi\big{(}\{t+i\,at:t\in{\mathbb{R}}\}\big{)} ist dicht in T𝑇T.

Beweis: Zu gegebenem ξT𝜉𝑇\xi\in T und n𝑛n\in{\mathbb{N}} mit n>0𝑛0n>0 gibt es wegen 8.5 Zahlen tnsubscript𝑡𝑛t_{n} und ynsubscript𝑦𝑛y_{n}\in{\mathbb{R}} derart, dass ξ=π(tn,yn)𝜉𝜋subscript𝑡𝑛subscript𝑦𝑛\xi=\pi(t_{n},y_{n}) und |atnyn|<1/n𝑎subscript𝑡𝑛subscript𝑦𝑛1𝑛|at_{n}-y_{n}|<1/n für alle n𝑛n. Dann ist ξ=limnπ(tn+iatn)𝜉subscript𝑛𝜋subscript𝑡𝑛𝑖𝑎subscript𝑡𝑛\xi=\lim\limits_{n\to\infty}\pi(t_{n}+i\,at_{n}).  \square

Der Beweis der folgenden Aussage ist eine Übungsaufgabe für einen Kurs in Funktionentheorie:

8.7 Satz

Die Funktionen sin::{\sin\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak{\mathbb{C}}\nobreak\longrightarrow\nobreak{\mathbb{C}}} und cos::{\cos\nobreak\!\nobreak:\nobreak\!\nobreak{\mathbb{C}}\nobreak\longrightarrow\nobreak{\mathbb{C}}} sind surjektiv.

Literatur

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    www.unifr.ch/math/reports.html
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  • [Wil] Willard, St.: General Topology. Addison-Wesley, Reading (1970).

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